Geld oder (ewiges) Leben? – Anmerkungen zu Lukas 18, 18 – 23

Whydah-gold

Piratenschatz, ausgestellt im Whydah-Museum Houston/Texas * Foto: By Theodore Scott (Flickr: Look At That Booty) [CC BY 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)%5D, via Wikimedia Commons

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Für die Wortverkündigung am morgigen Sonntag wurde ein Vers aus dem 18. Kapitel des Lukasevangeliums (zum Hintergrund des Lukasevangeliums siehe: Klick! und Klick!) gewählt. Wir betrachten diesen Vers in seinem Kontext:

“Und ein gewisser Oberster fragte ihn und sprach: Guter Lehrer, was muss ich tun, um ewiges Leben zu erben? Jesus aber sprach zu ihm: Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als nur einer, Gott. Die Gebote kennst du: „Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst kein falsches Zeugnis ablegen; ehre deinen Vater und deine Mutter.“ Er aber sprach: Dies alles habe ich beachtet von [meiner] Jugend an. Als aber Jesus es hörte, sprach er zu ihm: Noch eins fehlt dir: Verkaufe alles, was du hast, und verteile es an die Armen, und du wirst einen Schatz in den Himmeln haben; und komm, folge mir nach! Als er aber dies hörte, wurde er sehr betrübt, denn er war sehr reich.

(Lukas 18, 18 – 23 ELBEDHÜ; z. Vgl. LUTH’84)

Anmerkungen zu Lukas 18, 18 – 23

Unser heutiger Predigttext¹ ist Teil eines großen Themenkomplexes (Lukas 18, 9Lukas 19, 27), in dem uns Lukas Menschen vorstellt, denen die Erlösung angeboten wird. Innerhalb dieses großen Themenkomplexes zeigt der Evangelist in einem längeren Abschnitt (Lukas 18, 18 – 30), wie Reichtum zu einem Hindernis auf dem Weg der Nachfolge Jesu werden kann. In diesem Abschnitt findet sich der Text, den wir heute betrachten wollen. Schon in früheren Kapiteln seines Evangeliums hat Lukas Aussagen zum Thema “Reichtum“ (Lukas 6, 24; Lukas 8, 14; Lukas 11, 41; Lukas 12, 13 – 34 und – sehr ausführlich – in Lukas 16, 1 – 31) aufgezeichnet. Aber nur hier in Lukas 18, 18 – 23 wird gezeigt, wie Reichtum einen Menschen davon abhalten kann, die ihm von Gott angebotene Erlösung anzunehmen.

* “Und ein gewisser Oberster fragte ihn und sprach: Guter Lehrer, was muss ich tun, um ewiges Leben zu erben?“: – Lukas 18, 18 – Hier haben wir den Prototypen eines religiösen Menschen vor uns. Dieser hochgestellte, junge und reiche Mann dachte, er könne etwas dazu tun, um das ewige Leben zu erlangen. Genau das ist der Irrglaube religiöser Menschen. Sie haben nie erkannt, dass der von Gott getrennte Mensch völlig unfähig ist, Gott in irgendeiner Weise gerecht zu werden (vgl. Psalm 53, 1 – 3; Römer 3, 10 – 12; Lukas 10, 25). Glaube ist nach biblischem Verständnis eine vertrauensvolle Lebensbeziehung zu Gott. Sie wird dadurch begründet, dass der Mensch vor Gott sein völliges Unvermögen, sich selbst zu erlösen zugibt und das Geschenk Gottes – die Erlösung aus Gnade – annimmt. Religion hingegen, versucht immer noch “etwas Gutes“ im Menschen zu finden, dass man Gott anbieten könnte. Damit stellt Religion den von vorn herein zum Scheitern verurteilten Versuch des Menschen dar, sich mittels eigener Taten das Wohlgefallen Gottes bzw. die Erlösung zu sichern.
Dieser junge und reiche Mann war durch und durch religiös. Aber hier fällt ein weiterer große Unterschied zwischen lebendigem Glauben und menschlicher Religion auf: der junge Mann war unsicher. Während die Annahme der göttlichen Gnade dem Gläubigen Frieden schenkt (Römer 5, 1), kann Religion dem Menschen nie Gewissheit und Sicherheit schenken. Der religiöse Mensch weiß darum nie, wann er genug “gute Werke“ getan hat, um nun bei Gott angenommen zu sein. So wollte auch dieser junge Mann sicher gehen, dass er bei allen seinen “guten Taten“ nichts vergaß. Dabei übersah er jedoch, dass schon der Prophet Jesaja darauf hingewiesen hatte, dass keines unserer menschlichen Werke jemals eine ausreichende Qualität vor Gott besitzt, um uns vor Ihm gerecht zu machen:

“Wir alle sind wie ein Unreiner geworden und all unsere Gerechtigkeiten wie ein beflecktes Kleid. Wir alle sind verwelkt, wie das Laub welkt, und unsere Sünden trugen uns davon wie der Wind. Und da war niemand, der deinen Namen anrief, der sich aufraffte, an dir festzuhalten. Denn du hast dein Angesicht vor uns verborgen und uns preisgegeben wegen unserer Sünden.“

(Jesaja 64, 5 – 6)

Ohne einen Eingriff von Gottes Seite ist der Mensch verloren. Nur wenn das Problem der Sünde im Leben des Menschen gelöst wird, kann es wieder eine Beziehung zwischen ihm und Gott geben. Das ist der Grund, warum wir einen Erlöser brauchen und genau diesen sandte Gott in der Person Seines Sohnes (Johannes 5, 24).
Gemäß Johannes 3, 1 – 6 beinhaltet das ewige Leben auch den Eingang in das Reich Gottes. Sich diesen Eingang in das Reich Gottes zu sichern, war der Wunsch des jungen, reichen Mannes. Aufgrund seiner Abstammung von Abraham meinte er, dass dies sein “verbrieftes Recht“ sei. Er fragte nämlich danach, was er tun müsse, um dieses Reich zu “ererben“. Als ein “Sohn des Reiches“ (Matthäus 8, 12) war er überzeugt, einen Anspruch darauf zu haben. Dabei übersah er aber gänzlich, dass sein Stammvater Abraham nicht aus eigenen Werken, sondern aufgrund des Glaubens von Gott gerecht gesprochen wurde:

“Und er glaubte dem HERRN; und er rechnete es ihm als Gerechtigkeit an.“

(1. Mose 15, 6)

“Denn was sagt die Schrift? „Abraham aber glaubte Gott, und es wurde ihm zur Gerechtigkeit gerechnet.“

(Römer 4, 3)

* “Jesus aber sprach zu ihm: Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als nur einer, Gott.“: – Lukas 18, 19 – Zweierlei verband der Herr Jesus Christus in dieser Frage: Zum einen legte Er ganz klar Seinen Maßstab von “gut“ dar (und dieser Maßstab unterschied sich gewaltig von dem der Pharisäer und damit von der allgemein verbreiteten Ansicht über “gut“ in jener Zeit, vgl. Lukas 18, 11), zum anderen stellte er den jungen Mann vor eine Entscheidung. Wenn dieser der Meinung war, Er sei “gut“, dann musste er Ihn auch als Gott anerkennen. Wie wir aus der Entscheidung, die dieser Mann wenig später traf, noch sehen werden, wollte er diesen Glaubensschritt nicht tun.

* “Die Gebote kennst du: „Du sollst nicht ehebrechen; du sollst nicht töten; du sollst nicht stehlen; du sollst kein falsches Zeugnis ablegen; ehre deinen Vater und deine Mutter.“ Er aber sprach: Dies alles habe ich beachtet von [meiner] Jugend an.“: Lukas 18, 20 – 21 – Der Herr antwortete dem jungen Mann ganz in dessen Sinn: Wenn er das ewige Leben durch eigene Taten ererben wollte, dann sollte er das Gesetz halten. Dass der Mensch das ganze Gesetz halten könnte, lehrten (in menschlicher Selbstüberschätzung) auch die Pharisäer. Der Herr fuhr fort, indem Er aus den Zehn Geboten die Gebote vier bis neun zitierte (2. Mose 20, 12 – 16), in denen es um die Verantwortung des Menschen gegenüber seinem Nächsten geht. Der junge Mann antwortete darauf, dass er alle diese Gebote gehalten habe. Ob er das auch hätte sagen können, wenn der Herr ihn nach der Einhaltung der Gebote eins bis drei, also nach jenen Geboten, die die Beziehung des Menschen zu Gott betreffen, gefragt hätte? Und was wäre wohl erst seine Antwort gewesen, hätte der Herr ihn danach gefragt, ob er das zehnte Gebot gehalten hätte, in dem es um die Frage des inneren Verlangens geht? Zu den Geboten vier bis neun konnte er antworten, dass er sie gehalten habe. War er also vor Gott gerechtfertigt? Spätestens seit Paulus wissen wir, dass man “unsträflich im Gesetz“ und doch gleichzeitig ein durch und durch gottloser Menschen sein kann (vgl. Apostelgeschichte 8, 3; Philipper 3, 6). Ein Mensch mag sich lange Zeit über seinen inneren Zustand selbst belügen, doch wenn es zu einer wirklichen Begegnung mit dem Herrn Jesus Christus kommt, dann ist die Konfrontation mit der Wahrheit unausweichlich.

* “Als aber Jesus es hörte, sprach er zu ihm: Noch eins fehlt dir: Verkaufe alles, was du hast, und verteile es an die Armen, und du wirst einen Schatz in den Himmeln haben; und komm, folge mir nach!“:Lukas 18, 22 – Genau das geschah nun: Nachdem der junge Mann zu jenen Geboten (die sich mehr auf den äußeren Umgang als auf die innere Einstellung des Herzens beziehen) sagen konnte, er habe sie gehalten, stellte der Herr Jesus Christus ihm noch eine letzte Frage und damit stellte Er den jungen Mann in das Licht des zehnten Gebotes. Darin geht es um das innere Verlangen, die Lust, die tief im Herzen eines Menschen verborgen ist. Und wenn hier von “Lust“ die Rede ist, dann sollten wir nicht den Fehler machen und darunter nur sexuelle Lust verstehen. Vieles anderes kann die Lust des Menschen entfachen: Macht über andere Menschen, Reichtum, Ansehen usw. usf. Diese Lust im Herzen eines von Gott getrennten Menschen ist die Kraft, die ihn immer wieder dazu führt, das – gute – Gesetz Gottes zu übertreten. Der Apostel Paulus erklärt diesen Mechanismus in Römer 7, 7 – 8:

“Behaupte ich damit, dass Gesetz und Sünde dasselbe sind? Das ganz gewiss nicht! Aber ohne das Gesetz hätten wir Menschen die Sünde nie kennen gelernt. Die Begehrlichkeit wäre nicht in uns erwacht, wenn das Gesetz nicht gesagt hätte: »Du sollst nicht begehren!« Die Sünde machte sich das Gebot zunutze und stachelte mit seiner Hilfe alle Begierden in uns an. Ohne das Gesetz ist die Sünde tot.“

Indem der Herr Jesus Christus das Herz dieses jungen, reichen Mannes in das Licht des zehnten Gebotes stellte, offenbarte Er damit die Habsucht im Herzen dieses Mannes. Er zeigte ihm damit, wie weit entfernt sein Herz von dem Gott war, dem er durch das Halten der Gebote vier bis neun zu dienen vorgab. Äußerlich mochte er sich einen Anschein von Gottseligkeit, von wahrer Frömmigkeit, geben, doch in Wirklichkeit diente er innerlich schon längst einem ganz anderen “Gott“:

“So tötet nun die Glieder, die auf Erden sind, Unzucht, Unreinheit, schändliche Leidenschaft, böse Begierde und die Habsucht, die Götzendienst ist.

(Kolosser 3, 5)

Durch diesen Götzendienst aber wurden alle anderen “guten Taten“ dieses Mannes hinfällig. Denn das Gesetz fordert, dass der Mensch es vollkommen einhalten muss:

“Verflucht sei, wer nicht alle Worte dieses Gesetzes erfüllt, dass er danach tue! Und alles Volk soll sagen: Amen.“

(5. Mose 27, 26)

Dementsprechend sagte auch der Apostel Jakobus jenen Christen, die meinten, sie könnten durch das Halten des Gesetzes vor Gott Vergebung erlangen:

“Denn wenn jemand das ganze Gesetz hält und sündigt gegen ein einziges Gebot, der ist am ganzen Gesetz schuldig.

(Jakobus 2, 10)

Indem der Herr den jungen Reichen in das Licht des zehnten Gebotes stellte, offenbarte Er ihm, wie es wirklich um sein Herz bestellt war. Dieser Mann hatte ein Gebot – nämlich das erste Gebot! – übertreten und war damit auch aller anderen Gebote schuldig. Der einzige Weg, der aus dieser verfluchten Situation (5. Mose 27, 26!) heraus führte, bestand darin, Buße zu tun (Apostelgeschichte 3, 19). Das griechische Wort, das im Neuen Testament für das Wort “Buße” benutzt wird, ist “metanoia” und bedeutet “umdenken”. Der Mensch muss also umdenken und zwar von einem bisher ohne Gott gelebten Leben hin zu einem Leben mit Gott. Ein solches verändertes Denken drückt sich aber immer auch in einem veränderten Lebensstil aus: Hätte der junge, reiche Mann nun seinen inneren Götzendienst aufgegeben, indem er seine Habe den Armen gegeben hätte und wäre er in die Nachfolge des Herrn Jesus Christus getreten, dann hätte er damit nicht nur unter Beweis gestellt, dass er die Habsucht in seinem Herzen verurteilt und sich davon distanziert hätte, er hätte damit auch deutlich gemacht, dass er nicht mehr auf seine eigene Gerechtigkeit als Mittel zur Erlangung der Erlösung vertraut hätte. Auf diese Weise hätte der junge Mann “wahre Früchte der Buße“ gezeigt, wie der Herr Jesus Christus sie in Matthäus 12, 33 – 34 angesprochen hatte:

“Nehmt an, ein Baum ist gut, so wird auch seine Frucht gut sein; oder nehmt an, ein Baum ist faul, so wird auch seine Frucht faul sein. Denn an der Frucht erkennt man den Baum. Ihr Schlangenbrut, wie könnt ihr Gutes reden, die ihr böse seid? Wes das Herz voll ist, des geht der Mund über.“

. * “Als er aber dies hörte, wurde er sehr betrübt, denn er war sehr reich.“ Lukas 18, 23 – Der junge Mann wurde sehr betrübt, denn er war sehr reich. Kann man besser zum Ausdruck bringen, woran das Herz dieses Menschen wirklich hing? Und kann besser ausgedrückt werden, dass es diesem Menschen nie um eine wirkliche Lebensveränderung ging? Er hatte seine Entscheidung schon lange getroffen: die Liebe zum Reichtum würde auch weiterhin sein Herz erfüllen, nicht Gott. Das ewige Leben hätte er gern – quasi als eine Zugabe obendrauf – auch noch gehabt, aber nicht um den Preis all dessen, was er besaß und so sehr liebte. Dieser Mann hätte das ewige Leben und einen unvergänglichen “Schatz im Himmel“ (Lukas 12, 33; Lukas 18, 22) empfangen können, doch er war nicht willig, dem Götzen in seinem Herzen abzusagen.

Geld oder (ewiges) Leben?

Wir könnten nun, wie es in der Geschichte der Christenheit öfter der Fall gewesen ist, aus dem Bericht des Lukas die Schlussfolgerung ziehen, dass Christen besser arm als reich sein sollten. Aber ist es wirklich das, was uns der Herr Jesus Christus vermitteln möchte: Geld oder ewiges Leben? Ja, es ist wahr: Reichtum kann für einen Menschen ein großes Hindernis sein, wenn es darum geht, in die Nachfolge Jesu zu treten (vgl. Lukas 18, 24 – 27). Doch auch das Verlangen nach Macht, die Gier nach Anerkennung um jeden Preis usw. können zu einem solchen Hindernis werden. Die Frage, welches Verlangen, welche Lust im Herzen eines Menschen ihn davon abhält, die Erlösung anzunehmen und dem Erlöser zu folgen, kann nur jeder sich selbst beantworten. Wer sich dieser Frage stellt, sie ehrlich beantwortet und bereit ist, sich von dem, was ihn hindert zu trennen, der wird feststellen, dass die Nachfolge Jesu nicht Verzicht fordert, sondern zu einem Leben in Fülle (und damit zu einem Leben in wahrem Reichtum) befreit:

“Der Dieb kommt nur, um zu stehlen und zu schlachten und zu verderben. Ich bin gekommen, damit sie Leben haben und es in Überfluss haben.

(Johannes 10, 10)

Fußnoten:

¹= Die Parallelberichte finden sich in Matthäus 19, 16 – 22 und Markus 10, 17 – 22

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