Erfüllte Hoffnung – Anmerkungen zu Maleachi 3, 1

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„Propheten“ – Foto: © Dieter Schütz/www.pixelio.de

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Zum Hintergrund des Propheten Maleachi: Seine Person und seine Zeit

Von diesem Propheten ist uns nur wenig bekannt. Sein Name “Maleachi“ bezeichnet gleichzeitig auch seine Berufung: “Bote“. Es kann sich dabei um eine Kurzform des hebräischen “Malachiyyah“, also “Bote Jahwes“, handeln. Manche Kommentatoren vertreten die Ansicht, dass es sich bei dem Namen Maleachi nicht um den Namen einer Person, sondern nur um den Titel des Buches an sich handeln würde. Angesichts der Tatsache, dass es im gesamten Alten Testament kein einziges Buch eines anonymen Propheten gibt, ist dies jedoch unwahrscheinlich. Maleachi gehört zu den so genannten “kleinen Propheten“, d.h. zu den zwölf Propheten (Hosea, Joel, Amos, Obadja, Jona, Micha, Nahum, Habakuk, Zephania, Haggai, Sacharja und Maleachi), deren Bücher auf die der “großen Propheten“ (Jesaja, Jeremia, Hesekiel und Daniel) folgen. Er ist der letzte Prophet des Alten Testaments.
Die Datierung des Buches ist nicht einfach. Maleachi hat in seinem Buch keine Zeitangaben gemacht und erwähnt weder namentlich  Personen, noch nimmt er Bezug auf Geschehnisse, die uns aus anderen historischen Zusammenhängen bekannt sind. Aber aus verschiedenen Aussagen lassen sich doch Hinweise auf den Zeitraum gewinnen, in dem er wirkte: So erwähnt der Prophet einen “Statthalter“ (Maleachi 1, 8 ) und das deutet darauf hin, dass die angesprochenen Geschehnisse in der Zeit nach 538 v. Chr. liegen müssen. Denn zu diesem Zeitpunkt erhielten die im babylonischen Exil lebenden Juden die Erlaubnis des Königs Kyrus, nach Israel zurückzukehren. Das Land jedoch blieb unter persischer Kontrolle durch einen Statthalter. Im Buch Maleachi ist ferner die Rede davon, dass im Tempel ein Gottesdienst stattfindet, der nicht Gottes Gesetzen entspricht und deswegen auch nicht Gottes Zustimmung findet (Maleachi 1, 6 – 14; Maleachi 2, 7 – 9 + 13; Maleachi 3, 7 – 10). Dadurch können wir den Zeitraum  des Wirkens des Propheten auf die Zeit nach 515 v. Chr. eingrenzen. Denn erst ab diesem Zeitpunkt war der Wiederaufbau des Tempels abgeschlossen. Da Maleachi in vielen Punkten Probleme im Volk Israel anspricht, mit denen sich auch Nehemia auseinandersetzen musste (z.B. der Abfall der Priester [vgl. Maleachi 1, 6 mit Nehemia 13, 4 – 9], der Verschwägerung der Israeliten mit heidnischen Völkern [vgl. Maleachi 2, 10 – 16 mit Nehemia 13, 23 – 28] und dem Zehntengeben [vgl. Maleachi 3, 7 – 12 mit Nehemia 13, 10 – 13], so kann man annehmen, dass der Prophet in der Zeit nach 444/445 v. Chr. auftrat, denn zu diesem Zeitpunkt wurde Nehemia Statthalter in Jerusalem.

Die Botschaft des Propheten Maleachi

Liest man das Buch des Propheten zum ersten Mal, so kann der Eindruck entstehen, dass es sich bei diesem Buch um eine einzige Gerichtsbotschaft Gottes handelt. Doch das ist nicht ganz richtig: Die Botschaft, die Maleachi auszurichten hat, ist zwar ein Aufruf an das Volk, Buße zu tun, doch dieser Aufruf ist getragen von der Liebe Gottes. Angesichts der vielfältigen Sünden, derer sich die Israeliten gegen Gott, gegen ihren Nächsten und gegen die Fremdlinge schuldig gemacht hatten, hätte Gott alles Recht gehabt, das Volk sofort zu richten. Doch Gott schenkte Seinem irdischen Volk immer wieder Gnade und Gelegenheit zur Umkehr. Denn Gott will nicht das Verderben des Sünders, sondern seine Umkehr und sein Leben:

“So wahr  ich lebe, spricht der HERR HERR, ich habe keinen Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern daß sich der Gottlose bekehre von seinem Wege und lebe. So bekehret euch doch nun von euren bösen Wegen. Warum wollt ihr sterben, ihr vom Hause Israel?“

(Hesekiel 33, 11)

Wenn man die alttestamentarischen Propheten liest, dann wir auch deutlich, dass dem Zerbruch der Beziehung zu Gott immer der Zerbruch der Beziehung zum Nächsten und daraus resultierend der Zerbruch der ganzen Gesellschaft folgt. Diese weitreichenden Konsequenzen sind den zur Buße Gerufenen oftmals gar nicht bewusst. Sie leben, als gäbe es kein Morgen und als seien ihre Taten folgenlose Privatsachen. Aber Gott weiß um die Konsequenzen und in Seiner Liebe will Er Sein Volk davor bewahren. Das ist der Grund, warum das Buch Maleachi mit folgender Aussage beginnt:

“Ich habe euch lieb, spricht der HERR. Ihr aber sprecht: »Woran sehen wir, dass du uns lieb hast?« Ist nicht Esau Jakobs Bruder?, spricht der HERR; und doch hab ich Jakob lieb und hasse Esau und habe sein Gebirge öde gemacht und sein Erbe den Schakalen zur Wüste.“

(Maleachi 1, 1 – 3)

Wenn hier die Rede davon ist, dass Gott “Edom gehasst“ habe, dann ist darunter kein absoluter Hass zu verstehen, sondern eine Ablehnung des Verhaltens Esaus, des Stammvaters Edoms. Es begann damit, dass Esau sein Erstgeburtsrecht für ein Linsengericht verkaufte (vgl. 1. Mose 25, 33). Dadurch wurde offenbar, wie geringschätzig er mit dieser einzigartigen Gabe Gottes umging. Denn mit seinem Erstgeburtsrecht verwarf Esau seine Zugehörigkeit, ja seine Beziehung zu Gott (2. Mose 13, 2). Seine Nachkommen wurden zu erbitterten Feinden der Israeliten (vgl. 4. Mose 20, 14 ff.; 1. Samuel 14, 47; 2. Könige 3, 4 – 27; Psalm 137, 7). Aber erst in diesem letzten Buch des Alten Testaments spricht Gott ein solches Urteil über Esau bzw. Edom. Dabei unterscheidet Gott genau. Bereits bei dem Propheten Jeremia (49, 7 – 22) finden wir eine Gerichtsankündigung über Edom, jedoch mit einer bemerkenswerten Ausnahme. In Vers 11 erklärt Gott sich zum Beschützer der Waisen und Witwen in Edom, denn Er weiß wohl zu unterscheiden zwischen den Schuldigen und den Unschuldigen. Auch im Gericht ist Er gerecht. – Wenn Gott also hier davon spricht, dass er Esau gehasst hat, dann unterstreicht Er damit Seine Liebe für die Israeliten. Deren Stammvater Jakob tat alles, um die Gabe des  Erstgeburtsrechts und um damit auch den Segen Gottes zu erhalten. Gott sagt also quasi zu den Israeliten: Ich stehe Euch zur Seite, ich helfe Euch gegen Euren ärgsten Feind. Aber wie reagiert das Volk? Es hinterfragt Gottes Liebe.

Die Fragen im Buch Maleachi

Den größten Teil des Buches Maleachi nehmen acht Fragen des Volkes an Gott ein:

1) Woran sehen wir, dass du uns geliebt hast? (Maleachi 1, 2)
2) Wodurch verachten wir denn deinen Namen? (Maleachi 1, 6)
3) Wodurch erregen wir deinen Ekel? (Maleachi 1, 7)
4) Womit haben wir ihn ermüdet? (Maleachi 2, 17)
5) Wo ist der Gott des Gerichts? (Maleachi 2, 17)
6) Wieso sollen wir umkehren? (Maleachi 3, 7)
7) Worin haben wir dich beraubt? (Maleachi 3, 8 )
8 ) Was bereden wir gegen dich? (Maleachi 3, 13)

Gott liebt Menschen, die nachfragen. Aber die Fragen, die die Israeliten hier stellen, sind keine Fragen, durch die sie wirklich etwas ergründen, etwas besser verstehen wollen. Es sind in Frageform gekleidete böswillige Anklagen, ja es sind in Frageform gekleidete Abweisungen der Liebe Gottes. Buße? Umkehr? Nein, da sind sich die Israeliten sicher: Das haben wir nicht nötig! Wir gehören zu Gottes auserwähltem Volk! Wir pflegen eine wunderbare, äußerliche Religiosität! Wir opfern (zwar nicht das Beste für Gott, aber immerhin opfern wir!), wir haben eine ehrwürdige Priesterschaft (wenn auch keine heilige!), wir verschwägern uns mit den heidnischen Nationen (aber immerhin leben wir nicht ohne ‚Trauschein‘!), wir haben einen funktionierenden Gottesdienst im Tempel (wenn auch nicht nach den Vorstellungen Gottes!). Wir pflegen eine wunderbare, äußerliche Religiosität und „wie’s da drinnen“ – also im Herzen – aussieht, nun, wie sagte schon der “alte chinesische Dichter!? Genau: “Wie’s da drinnen  aussieht, geht niemand ‚ was an!“ Auch dich nicht, Gott. Also lass‘ uns in Ruhe.

Wäre es wirklich nicht nachvollziehbar, wenn Gott hier einen Schlusspunkt setzen und dem Gericht freien Lauf lassen würde? Aber Gott tut es nicht. In Seiner Liebe geht Er sogar auf diese bösartigen “Anfragen“ ein. Gott bricht die Kommunikation nicht ab. Er tat dies bei seinem irdischen Volk nicht und Er tut es auch heute nicht bei uns. Er lässt uns so lange wie möglich Seine Gnade zuteil werden, um uns zu sich zurück zu ziehen (Römer 2, 4; Titus 2, 11). Wie gehen wir damit um? Wenn Gott unsere Herzen durch Sein Wort, durch Seinen Geist anspricht, verachten wir dann Seine Gnade? Sind wir mit einer äußerlichen Religiosität zufrieden? Oder wenden wir Ihm unser Herz wieder zu? Stellen wir Ihm im Gebet die Fragen, die unser Herz bewegen oder schleudern wir Ihm unsere Anklagen in Frageform entgegen? Sind wir bereit, Gottes Antwort auf unsere Fragen zu hören, auch wenn sie uns vielleicht nicht immer gefällt? Oder wollen wir die sanfte, leise Stimme in unserem Herzen lieber zum Verstummen bringen, weil wir uns dann wieder ungestört “unserer Religion“ widmen können?

Gottes Verheißung

Mitten in diese Abfolge von Fragen und Antworten stellt Gott eine Verheißung hinein: Er würde Seinen Boten senden und wenn dieser den Weg bereitet hätte, würde der Herr Selbst erscheinen:

“Siehe, ich sende meinen Boten, daß er den Weg bereite vor mir her. Und plötzlich wird zu seinem Tempel kommen der Herr, den ihr suchet; und der Engel des Bundes, den ihr begehret: siehe, er kommt, spricht Jahwe der Heerscharen.“

(Maleachi 3, 1)

Dies war Gottes letztes Angebot an Sein Volk und damit fand die Offenbarung Gottes durch die Schriftpropheten des Alten Testaments ihren Abschluss. Vierhundert Jahre sollten vergehen, ehe diese Verheißung in Erfüllung ging. Vierhundert Jahre, in denen Gott nicht mittels eines Propheten zu Seinem Volk sprach und die deshalb auch die “400 stummen Jahre“ oder die “400 Jahre des Schweigens Gottes“ genannt werden.
Bereits durch den Propheten Jesaja hatte Gott das Kommen Seines Boten angekündigt (Jesaja 40, 3 – 5). Aus dem Neuen Testament wissen wir, dass dieser verheißene Bote Johannes der Täufer war (Matthäus 11, 10; Markus 1, 2; Lukas 7, 27; Johannes 1, 23). Er, der im Auftrag Gottes Buße predigte und jene taufte, die Buße getan hatten, bereitete auf diese Weise in den Herzen derer, die seiner Botschaft Folge leisteten, den Weg für Gott, den Sohn, den kommenden Erlöser.
Mit dem Kommen Seines Sohnes sprach Gott erneut zu Seinem Volk und zwar zum letzten Mal (Hebräer 1, 1 – 2). Doch auch dieses Mal gingen nur wenige auf die Einladung Gottes ein. Die Mehrheit des Volkes lehnte den Herrn Jesus Christus und Sein Evangelium ab. Der Herr kam zwar zu Seinem Tempel, aber Er konnte Ihn nicht in Besitz nehmen (Johannes 1, 11). Er kündigte das Kommen des Reiches Gottes an, das dem Volk Israel seit Jakob (1. Mose 49, 10) verheißen war. Untrennbar verbunden mit der Ankündigung dieses Reiches war Seine Aufforderung an das Volk, Buße zu tun. Denn ohne Herzensveränderung war das Volk nicht passend für dieses Reich, in dem Gottes moralische Maßstäbe gelten. Doch wie zur Zeit Maleachis lehnte die Mehrheit des Volkes den Boten und die Botschaft ab (Johannes 18, 1 ff.), ja überantwortete Ihn sogar dem Tod am Kreuz. Dabei bedienten sie sich eines Edomiters, des Königs Herodes, und eines Heiden, des römischen Statthalters Pontius Pilatus (Apostelgeschichte 4, 27 – 28). Als Folge wurde das Reich Gottes von ihnen genommen (Matthäus 21, 42). Dieses Reich wird nun in den Herzen all‘ jener aufgerichtet, die dem Evangelium glauben und zu Gott umkehren, unabhängig davon, ob sie aus der jüdischen oder einer nichtjüdischen Nation stammen (Epheser 2, 18).
Wenn der Herr Jesus Christus wiederkommen wird, um Sein Friedensreich auf dieser Erde aufzurichten, dann wird Er auch als der „Engel“ bzw. „Bote des Bundes“ erscheinen. Er wird Seine Beziehung zu dem (dann bußfertigen) Volk Israel (Sacharja 12, 10 – 14) wieder aufnehmen und den verheißenen neuen Bund mit ihnen schließen (Jeremia 31, 31 – 34; Hesekiel 36, 24 – 38).
Wir müssen jedoch nicht bis zu diesen zukünftigen Zeitpunkt warten. Schon heute können wir unsere Beziehung zu Gott in Ordnung zu bringen, indem wir Gottes Einladung in Jesus Christus annehmen, Vergebung unserer Sünde und neues, ewiges Leben empfangen (Johannes 5, 24; 1. Johannes 1, 7 – 9). Dann wird das Reich Gottes in unserem Leben schon jetzt Realität, dann empfangen wir den Geist Gottes und werden zu einem Tempel des Heiligen Geistes (1. Korinther 6, 19). Aber diese Segnungen kommen nicht ungebeten auf uns herab. Wir müssen eine Entscheidung treffen, ob wir Gottes Einladung annehmen. Wie entscheiden Sie sich?

“Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. Wenn jemand meine Stimme hört und die Tür öffnet, so werde ich zu ihm hineingehen und das Nachtmahl mit ihm einnehmen und er mit mir. „

(Offenbarung 3, 20)

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2 Antworten zu Erfüllte Hoffnung – Anmerkungen zu Maleachi 3, 1

  1. rehde schreibt:

    „Und bald wird kommen
    der Herr, den ihr sucht“

    Mögen wir ihn suchen!

  2. JNj. schreibt:

    Und freudig erwarten (2. Timotheus 4, 8) 🙂

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