Herz ist Trumpf – Anmerkungen zu Johannes 21, 15 – 23

Ein Vers aus dem 21. Kapitel des Johannesevangeliums (zum Hintergrund des Johannesevangeliums siehe: Klick!) steht im Fokus der Wortverkündigung am Mittwoch dieser Woche. Er soll nachfolgend in seinem Zusammenhang betrachtet werden:

“Als sie nun gefrühstückt hatten, spricht Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn Jonas, liebst du mich mehr als diese? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Er spricht zu ihm: Weide meine Lämmer! Wieder spricht er zum zweiten Mal zu ihm: Simon, Sohn Jonas, liebst du mich? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Er spricht zu ihm: Hüte meine Schafe!
Er spricht zum dritten Mal zu ihm: Simon, Sohn Jonas, hast du mich lieb? Petrus wurde traurig, dass er zum dritten Mal zu ihm sagte: Hast du mich lieb?, und spricht zu ihm: Herr, du weißt alles; du erkennst, dass ich dich lieb habe. Jesus spricht zu ihm: Weide meine Schafe! Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und gingst, wohin du wolltest; wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und hinbringen, wohin du nicht willst. Dies aber sagte er, andeutend, mit welchem Tod er Gott verherrlichen sollte. Und als er dies gesagt hatte, spricht er zu ihm: Folge mir nach! Petrus wandte sich um und sieht den Jünger nachfolgen, den Jesus liebte, der sich auch bei dem Abendessen an seine Brust gelehnt und gesagt hatte: Herr, wer ist es, der dich überliefert? Als nun Petrus diesen sah, spricht er zu Jesus: Herr, was wird aber mit diesem?
Jesus spricht zu ihm: Wenn ich will, dass er bleibe, bis ich komme, was geht es dich an? 7  Folge du mir nach!
Es ging nun dieses Wort unter die Brüder aus: Jener Jünger stirbt nicht. Aber Jesus sprach nicht zu ihm, dass er nicht sterbe, sondern: Wenn ich will, dass er bleibe, bis ich komme, was geht es dich an?“

(Johannes 21, 15 – 23 ELBEDHÜ; z. Vgl. LUTH’84)

Zum Hintergrund von Johannes 21, 15 – 23

Die 25 Verse des 21. Kapitels des Johannesevangeliums bilden den fünften und letzten Block dieses Buches. Es handelt sich dabei um eine Art Epilog, also ein Schlusswort, dieses Evangeliums. Drei Abschnitte können wir in diesem Kapitel unterscheiden: a) Das Zusammentreffen des Herrn Jesus Christus mit sieben Jüngern in Galiläa (Johannes 21, 1 – 14), b) die Wiederherstellung des Petrus und c) das Schlusswort des Verfassers.
Wir finden in dieser Abfolge die Struktur wieder, die Johannes oft benutzt: Er berichtet von einem Ereignis, an das er die diesbezügliche Lehre des Herrn anschließt. Der Evangelist schließt das Kapitel und damit das Evangelium mit einigen persönlichen Bemerkungen ab.
Die in diesem Kapitel geschilderten Ereignisse (Verse 1 – 14) gehören zu den Berichten über die Begegnungen des Auferstandenen mit Seinen Jüngern und anderen Gläubigen. Die Evangelien berichten uns von verschiedenen Begegnungen des auferstandenen Herrn Jesus Christus mit Seinen Jüngern. Das Neue Testament erwähnt insgesamt sieben solcher Begegnungen (vgl.  Matthäus 28, 8 – 10; Matthäus 28, 16 – 20; 1. Korinther 15, 5; Lukas 24, 13 – 32; Johannes 20, 11 – 18; Johannes 20, 19 – 23; Johannes 20, 26 – 29). Allein drei dieser Begegnungen werden uns im Johannesevangelium geschildert.
Im 21. Kapitel seines Evangeliums berichtet uns Johannes zuerst von der Begegnung des auferstandenen Herrn Jesus Christus mit sieben Jüngern in Galiläa (Johannes 21, 1 – 12). Im Zusammenhang mit dieser Begegnung tut der Herr ein Wunder: Die Jünger, die die ganze Nacht gefischt haben ohne etwas zu fangen, werfen auf Sein Geheiß erneut die Netze aus und ziehen diese nun mit einem sehr großen Fang wieder ein.  Auf dem Hintergrund dieses Wunders erfolgt dann das Gespräch, um das es in den heute von uns zu betrachtenden Versen geht. Darin stellt der Herr Jesus Christus die Beziehung Seines Jüngers Simon Petrus zu sich wieder her, der Ihn kurz zuvor verleugnet hatte (Markus 14, 66 – 72).
Johannes ist der einzige Evangelist, ja der einzige Autor des Neuen Testaments, der den Namen “See von Tiberias“ für  den See von Galiläa, der auch als Galiläisches Meer bezeichnet wurde, gebraucht.  Immer wieder weist Johannes in seinem Evangelium und in seinen Briefen darauf hin, dass der Herr Jesus Christus sich Menschen gegenüber offenbarte (vgl. Johannes 1, 31; Johannes 2, 11; Johannes 9, 3; Johannes 17, 6; Johannes 21, 14; 1.  Johannes 1, 2; 1. Johannes 2, 28; 1. Johannes 3, 2 + 5 + 8; 1. Johannes 4, 9). In seinem Evangelium stellt die in Kapitel 21 berichtete Offenbarung Jesu die letzte Offenbarung gegenüber Seinen Jüngern dar. Doch selbst durch diese letzte Offenbarung sollten die Jünger des Herrn noch etwas ganz Neues lernen.

Anmerkungen zu Johannes 21, 15 – 23

* “Als sie nun gefrühstückt hatten, spricht Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn Jonas, liebst du mich mehr als diese? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Er spricht zu ihm: Weide meine Lämmer!“ – Johannes 21, 15 – Wie bei den Abschiedsreden Jesu in Johannes 13 – 16 (Klick!, Klick!) findet auch hier die Belehrung nach dem Essen, einem Zeichen der Gemeinschaft, statt. Der Bericht des Johannes über die Einzelheiten dieses Gesprächs enthält alle Kennzeichen eines Augen- und Ohrenzeugen. Doch beachten wir zuerst einmal, wie der Herr Jesus Christus Seinen Jünger anspricht. Er sagt “Simon, Sohn (des) Jona“! Er spricht nicht von “Simon Petrus“. Wie ich andernorts ausgeführt habe (Klick!) bedeutet “Petrus“ Stein (nicht, wie fälschlich immer wieder behauptet “Fels“). Doch in den Geschehnissen, die diesem Gespräch mit dem Herrn Jesus Christus vorausgingen, hatte Simon noch nicht einmal die Festigkeit eines Steins gezeigt! Dennoch liegt in der andersartigen Anrede des Herrn keine Abwertung oder Bestrafung. Denn die Bezeichnung “Simon, Sohn des Jonas“ wurde von Ihm nur bei ganz besonderen Gelegenheiten benutzt: 1) Als der Herr ihn in Seine Nachfolge berief (vgl. Johannes 1, 42), 2) im Zusammenhang mit dem Bekenntnis des Simon zu Jesus Christus als dem Sohn des lebendigen Gottes (vgl. Matthäus 16, 17) und 3) als die Jünger im Garten Gethsemane eingeschlafen waren (vgl. Markus 14, 37). Wenn der Herr Seinen Jünger also auch bei dieser Gelegenheit mit genau dieser Namensbezeichnung ansprach, dann deshalb, damit der Jünger erkannte, dass das, was Sein Herr ihm nun zu sagen hatte, von größter Wichtigkeit war. Gleichzeitig führte diese Namensbezeichnung “Simon Sohn des Jonas“ den so angesprochenen zu Seinen Wurzeln zurück. Er sollte bei allen Wundern, machtvollen Zeichen, seiner Berufung und der ihm geschenkten Offenbarung niemals vergessen “woher er kam“.
Dann fragt der Herr ihn, ob er Ihn liebe. Es ist in der Kirchengeschichte viel über die griechische Wortwahl diskutiert worden. Der Evangelist Johannes benutzt an dieser Stelle das griechische Wort “ἀγαπάω“ (“agapao“), das eine besondere Stärke von Liebe ausdrückt und auch für die Liebe Gottes gebraucht wird. Im Gegensatz dazu steht das griechische Wort “φιλέω“ (“phileo“), welches der Herr bei Seiner dritten Frage (Vers 17) benutzt und das die freundschaftliche bzw. brüderliche Liebe bezeichnet. Der australische Neutestamentler Leon Morris vertritt in seinem Kommentar “The Gospel According to John“¹ die Meinung, dass der Fokus nicht auf diese sprachlichen Unterschiede gelegt werden sollte. Nach Morris hat die Verleugnung des Petrus gezeigt, dass dieser keinen gekreuzigten Erlöser wünschte bzw. sich mit einem solchen nicht identifizieren wollte. Die Kernfrage des Geschehens, das uns hier von Johannes überliefert wird, sei, so Morris, also die Frage, wie es nun, nach der Kreuzigung, um die Nachfolge des Petrus stand? War Petrus bereit Seinen Erlöser als den zu lieben, der Er war und nicht als jenen Erlöser, den er, Petrus, sich gewünscht hatte? Ich stimme Morris in diesem Punkt vollkommen zu, denn ich denke, dass wir es hier mit einem Konflikt zu tun haben, der jedem Gläubigen während seiner gesamten Nachfolge immer wieder begegnet: Lieben und folgen wir Gott, so wie Er sich uns in Seinem Wort offenbart und zwar auch in all jenen Bereichen, Erscheinungsweisen und Forderungen die wir nicht sofort verstehen? Oder lieben und folgen wir nur einem Abziehbild dieses Gottes, unserer Vorstellung von dem “lieben Gott“ (eine Bezeichnung bzw. Benennung Gottes, die sich übrigens nirgendwo in der Heiligen Schrift findet!)? Bedenken wir: Wir müssen gar nicht “laustartk“ den Herrn mit Worten verleugnen, wie es Petrus tat. Wir müssen “nur“ leben und handeln, als ob es diesen Gott gar nicht gibt.
Wenn der Herr hier Simon fragt, ob er Ihn mehr liebe “als diese“ (griech.: “πλεον τουτων“; “pleon touton“), so kann sich dies entweder auf Sachen oder auf Personen beziehen. Es kann sich dabei um den Beruf des Petrus als Fischer und die Dinge, die damit verbunden waren (Fischerboote, Netze, die vertraute Arbeit am See etc.) gehandelt haben. Doch es scheint hier mehr ein Vergleich zwischen der Liebe der anderen Jünger zu ihrem Herrn und der Liebe des Petrus zu Jesus Christus vorzuliegen. Denn es war ja Petrus, der während des letzten Mahls im Oberssaal und auch danach sehr deutlich verkündet hatte, dass er seinem Meister auch dann noch folgen würde, wenn alle anderen Jünger Ihn verlassen würden (vgl. Johannes 13, 37; Johannes 18, 10; Matthäus 26, 33; Markus 14, 29; Lukas 22, 33). “Große Klappe, nichts dahinter!“ möchte man mit dem bekannten Sprichwort sagen. Wenn es ein Geschehen im Neuen Testament gibt, dass uns vor schnellen und “großartigen“ Versprechungen Gott gegenüber warnt, dann ist es sicherlich die Verleugnung des Herrn Jesus durch Petrus. Dreimal verleugnet dieser Jünger Seinen Herrn bis dahin, dass er sogar leugnet Ihn je gekannt zu haben! Auf diesem Hintergrund war die (dreifache) Frage des Herrn nur verständlich.
Petrus antwortet und gebraucht dabei das Wort griechische Wort “φιλέω“ (“phileo“). Er weiß, dass er gefehlt hat und dass seine ach so laut verkündete “Nachfolge bis zuletzt“, “Nachfolge unter allen Umständen“ den Test nicht bestanden hat. Er hat sich selbst besser kennengelernt und dementsprechend fällt seine Antwort aus. Was folgt ist eine neue Beauftragung: “Weide meine Lämmer!“ Hätten wir das erwartet? Muss man bei einem solchen Versagen nicht viel rigoroser vorgehen? Weg mit diesem Sprücheklopfer, diesem Versager!  Doch wer so denkt, der fällt genau in jenes Verhaltensmuster, das schon Petrus zum Verhängnis geworden ist. Gott ist kein Gott, der nach unseren Vorstellungen oder Wünschen zu handeln hat. Wer einen solchen “Gott“ wünscht, muss ihn sich außerhalb der Heiligen Schrift suchen.

* “Wieder spricht er zum zweiten Mal zu ihm: Simon, Sohn Jonas, liebst du mich? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Er spricht zu ihm: Hüte meine Schafe! Er spricht zum dritten Mal zu ihm: Simon, Sohn Jonas, hast du mich lieb? Petrus wurde traurig, dass er zum dritten Mal zu ihm sagte: Hast du mich lieb?, und spricht zu ihm: Herr, du weißt alles; du erkennst, dass ich dich lieb habe. Jesus spricht zu ihm: Weide meine Schafe!“ – Johannes 21, 16 – 17 – Viele Kommentatoren gehen davon aus, dass der Herr Jesus Christus mit seinen drei Frage nach der Liebe des Petrus auf die dreifache Verleugnung dieses Jüngers abzielte und sie auf diese Weise umkehren wollte. Dreimal hatte Petrus den Herrn verleugnet (Johannes 18, 17 + 25 + 27) und zwar jedesmal vor Zeugen und dabei stand Petrus auch an einem Kohlenfeuer, um sich zu wärmen (Johannes 18, 18). Nun hatte der Herr selbst ein Kohlenfeuer entzündet, an dem die vom Fischfang zurückgekehrten Jünger sich nicht nur gewärmt hatten, sondern auf dem Er ihnen auch ein Essen zubereitet hatte (vgl. Johannes 21, 9). Vor diesen Zeugen und an diesem Kohlenfeuer hatte Petrus nun die Chance, sich neu zu Seinem Herrn zu bekennen. Nur der gute Hirte vermochte ein abgeirrtes Schaf auf diese Weise zu sich zurück zu bringen.
Es ist in diesem Zusammenhang bemerkenswert, das die Frage des Herrn auf das Herz abzielt. Es geht im Dienst für Ihn um die Stellung unseres Herzens. Nicht große Worte, Versprechungen, Schwüre wünscht Er, sondern einen Glauben “der durch Liebe tätig ist“ (Galater 5, 6). Man könnte auch sagen, unser Herr sucht einen Glauben bzw. Dienst, dessen Motor die Liebe zu Ihm ist (Klick!). Denn wo die Liebe fehlt … bleibt nur tönendes Erz oder die klingende Schelle (1. Korinther 13, 1 – 3) – ein hohler Nachklang allzu großer Worte.
Diese Lektion hat Petrus gelernt und so vergleicht er seine Liebe nicht mehr mit der Liebe der anderen Jünger zu Jesus Christus. Schon gar nicht behauptet er, dass seine Liebe größer sei. Alles, was er tut, ist darauf zu verweisen, dass der Erlöser sein Herz kennt.
Zwei weitere Male beauftragt der Herr den Jünger, Seine Schafe zu weiden. Dabei wird deutlich, die Schafe, die dem Jünger hier anvertraut werden sind und bleiben die Schafe des Herr (“meine Schafe“). Sie gehen nicht in den Besitz des Jüngers über. Diese Schafe des Herrn sind zu weiden, nicht zu beherrschen, zu gängeln, zu manipulieren, zu … Petrus war sich dessen bewusst, denn später gibt er genau diese Weisungen an jene weiter, die denselben Dienst wie er versehen:

“Die Ältesten unter euch ermahne ich, der Mitälteste und Zeuge der Leiden Christi, der ich auch teilhabe an der Herrlichkeit, die offenbart werden soll: Weidet die Herde Gottes, die euch anbefohlen ist; achtet auf sie, nicht gezwungen, sondern freiwillig, wie es Gott gefällt; nicht um schändlichen Gewinns willen, sondern von Herzensgrund; nicht als Herren über die Gemeinde, sondern als Vorbilder der Herde. So werdet ihr, wenn erscheinen wird der Erzhirte, die unvergängliche Krone der Herrlichkeit empfangen.“

(1. Petrus 5, 1 – 4 LUTH’84)

 

* “Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und gingst, wohin du wolltest; wenn du aber alt geworden bist, wirst du deine Hände ausstrecken, und ein anderer wird dich gürten und hinbringen, wohin du nicht willst. Dies aber sagte er, andeutend, mit welchem Tod er Gott verherrlichen sollte. Und als er dies gesagt hatte, spricht er zu ihm: Folge mir nach! „ – Johannes 21, 18 – 19 – In diesen Versen finden wir nun den ultimativen Widerspruch zu den Wünschen des Petrus. Seine nun erneut bekannte Liebe zu seinem Erlöser würde ein weiteres mal geprüft werden. Der hier gebrauchte Ausdruck “wirst du deine Hände ausstrecken“ war in der römischen Welt ein Synonym für den Kreuzestod, bei dem die Arme des Delinquenten rechts und links an das Kreuz genagelt wurden. Wäre Petrus bereit, seinem Erlöser auf diese Weise nachzufolgen oder würde er erneut einen Weg wählen, der seinen Wünschen entsprach? Die Briefe des Petrus bezeugen uns an vielen Stellen, dass er sich von seinen eigenen Vorstellungen über Gott abgewandt hatte (vgl. z.B. 1. Petrus 4, 14 – 16 u.a.m.) Und die Kirchengeschichte bezeugt uns, dass er Seinem Erlöser auch auf dem Weg und in der Form Seines Todes nachfolgte.
Der auferstandene Herr schließt seine Ansprache an Petrus mit den Worten “Folge mir nach!“ Aus dem griechischen Text wird deutlich, dass es hier um ein andauerndes Geschehen geht. Nachfolge schließt jeden  Moment unseres Lebens ein. Will christliche Nachfolge echt sein, dann muss sie andauernd und beharrlich sein. Eine “Sonntagsnachfolge“ oder eine “Nachfolge in bestimmten Dingen“ kennt das Neue Testament nicht. Hier gilt der Grundsatz: Ganz oder gar nicht, Gott oder mein selbstgemachtes (Götzen-)Bild von Ihm. So, wie der Herr Jesus Christus in allem Seinem Vater folgte, so soll der Jünger seinem Meister ebenfalls in allen Dingen folgen – ganz gleich wohin der Herr uns führt. Für Petrus führte die Nachfolge Jesu an Kreuz, für viele Christen weltweit führt die Nachfolge Christi heute zu Verfolgung, Bedrängnis ja sogar zum Tod.  Dieses Bild eines christlichen Lebens mag uns nicht gefallen, dennoch entspricht es in vielen Teilen der Welt der Realität. Nehmen wir einmal für einen kurzen Augenblick an, unsere demokratischen Freiheitsrechte – und damit auch unsere Religionsfreiheit – würden über Nacht eingeschränkt werden. Wieviele Christen, die ihre Liebe zum Sohn Gottes mit vielen lauten Worten bekannt haben würden Ihm wohl dann noch folgen wollen? Wieviele würden wir am Kohlenfeuer der Welt sich wärmen sehen? Wieviele würden Ihm, wenn es sein muss, an Sein Kreuz folgen? Bedenken wir diese Fragen, ehe wir große Worte machen.

* “Petrus wandte sich um und sieht den Jünger nachfolgen, den Jesus liebte, der sich auch bei dem Abendessen an seine Brust gelehnt und gesagt hatte: Herr, wer ist es, der dich überliefert? Als nun Petrus diesen sah, spricht er zu Jesus: Herr, was wird aber mit diesem?“ – Johannes 21, 20 – 21 – Bei dem betreffenden Jünger handelt es sich um Johannes, was auch ein weiterer Hinweis auf dessen Augenzeugenschaft ist. Petrus sieht ihn und erkundigt sich, was aus Johannes werden wird. Wir wissen nicht, aus welchen Beweggründen Petrus diese Frage stellte. Vielleicht wollte er erfahren, ob Johannes das ihm in den Versen zuvor angekündigte Lebensende teilen würde.

* “Jesus spricht zu ihm: Wenn ich will, dass er bleibe, bis ich komme, was geht es dich an? Folge du mir nach!“ – Johannes 21, 22  –  Was immer jedoch die Beweggründe des Petrus waren, er wird erneut von seinem Herrn zu Recht gewiesen. Es war nicht die Aufgabe des Petrus, sich um die Zukunft des Johannes zu sorgen. Anstatt sich über den Willen Gottes für andere Gedanken zu machen, sollte Petrus sich einzig und allein darauf konzentrieren, Jesus treu nachzufolgen: “Folge du mir nach!“ – Wie oft können wir ein solches Verhalten auch unter Gläubigen beobachten? Da kümmert man sich um “alles und jeden“ um nur nicht die Bereiche des eigenen Lebens in Angriff zu nehmen, die dringend einer Revision im Licht des Wortes Gottes bedürfen! Wieviel Probleme, mit denen Christen untereinander konfrontiert werden, würden erst gar nicht auftreten, wenn jede/r Gläubige sich zuerst auf die eigene Beziehung zu Gott und die Qualität der eigenen Nachfolge konzentrieren würde?

* “Es ging nun dieses Wort unter die Brüder aus: Jener Jünger stirbt nicht. Aber Jesus sprach nicht zu ihm, dass er nicht sterbe, sondern: Wenn ich will, dass er bleibe, bis ich komme, was geht es dich an? „ – Johannes 21, 23 – Die Worte Jesu: “Wenn ich will, dass er bleibe, bis ich komme, was geht es dich an?“ haben zu vielen Spekulationen geführt – nicht nur unter den Jüngern die direkt dabei waren, als der Herr diese Worte sprach. Bis in die Gegenwart hinein haben sich immer wieder Gläubige den Kopf zerbrochen und irrige Auslegungen in die Welt gesetzt. Doch genau damit gingen und gehen solche Menschen an der Intention des Herrn vorbei. Es ist eben genau nicht unsere Aufgabe, über das Handeln oder die Führung des Herrn mit anderen nachzudenken, sondern, wie der Herr im Vers zuvor betont hat, Ihm in Treue nachzufolgen.

Fußnoten:

¹= Leon Morris: “The Gospel According to John: Revised Edition. New International Commentary
on the New Testament series“,  Eerdmans Publishing Co., Grand Rapids, 1995, Seite 786.

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