Zum Hintergrund der so genannten Abschiedsreden Jesu in Johannes 13 – 16
In den synoptischen Evangelien (Matthäus, Markus und Lukas) finden wir die Berichte über den Umgang des Herrn mit Seinen Jüngern und Ihre Belehrung durch Ihn inmitten der Berichte über Seinen Dienst für die manchmal sehr großen Menschenmengen. Im Johannesevangelium hingegen sehen wir eine stärkere Trennung dieser beiden Bereiche des Dienstes Jesu (auch wenn es zeitweise Überschneidungen gibt). Besonders deutlich wird dies in den Kapiteln 13 – 16, die sich ganz auf den letzten Dienst des Herrn an Seinen Jüngern konzentrieren.
Während Johannes den Herrn Jesus Christus im ersten großen Abschnitt seines Evangeliums als einen Lehrer zeigt, der zuerst ein Wunder tat und die Bedeutung dieses Wunders anschließend Seinen Zuhörern erklärte, ist dies im zweiten großen Abschnitt genau umgekehrt: Der Herr belehrte Seine Jünger zuerst über die Bedeutung Seines Todes, bevor Er zum Kreuz ging und anschließend von den Toten auferstand.
Der Zeitpunkt, an dem der Herr diese Belehrungen gab, ist heilsgeschichtlich bedeutsam: Kurz zuvor hatten die religiösen Führer Israels den Herrn als den verheißenen Messias Gottes endgültig verworfen (Matthäus 12, 23 – 43). Das aber führte dazu, dass das Reich Gottes von ihnen genommen und seine Aufrichtung auf dieser Erde zeitlich verschoben wurde (vgl. Matthäus 8, 12; Matthäus 21, 43; Apostelgeschichte 1, 6 – 7). Anstelle der Aufrichtung Seines Reiches führt Gott nun die Versammlung (= Gemeinde/Kirche) ein (vgl. Epheser 3, 1 – 10; Römer 16, 25; Kolosser 1, 26; Kolosser 4, 3; Epheser 5, 32; Offenbarung 1, 20).
Mit den in Johannes 13 – 16 niedergelegten Belehrungen, das wird bei ihrer Lektüre deutlich, wollte der Herr die Zwölf auch auf ihre zukünftige Hirtenaufgabe innerhalb der Versammlung (= Gemeinde/Kirche) vorbereiten. Aus diesem Grund gehen die in diesen Kapiteln niedergelegten Belehrungen auch weit über die Erläuterung des Sterbens und der Auferstehung des Herrn hinaus: Kapitel 13 enthält – neben der Ankündigung des Verrats durch Judas und der Ankündigung der Verleugnung des Petrus – die Belehrung über die Notwendigkeit der gegenseitigen Vergebung der Gläubigen und der täglich Vergebung durch Gott, sowie das Gebot der Gottes- und Nächstenliebe. In Johannes 14 finden wir die Verheißung des Herrn bzgl. Seines Kommens für die Gläubigen, gefolgt von der Belehrung über den einzigen Heilsweg zu Gott, dem Vater, der Verheißung des Heiligen Geistes und der Verheißung des Friedens Christi. Nachdem Kapitel 14 den Blick der Zuhörer/Leser mehr auf himmlische Dinge richtete, geht es in Kapitel 15 noch einmal um Dinge, die mit der Erde in Verbindung stehen: Christus tritt als der wahre Weinstock an die Stelle des Weinstocks Israel (vgl. Psalm 80, 8; Jesaja 5, 4). Er belehrt die Jünger über die Bedeutung der Liebe zu Gott und bereitet sie auf den Hass der Welt vor. Angesichts der Leiden, die Seinen Jüngern in dieser Welt bevorstehen würden, führte der Herr Jesus Christus Seine Belehrungen über den Heiligen Geist in Kapitel 16 weiter aus: Der Heilige Geist, die dritte Person der Gottheit, wird nicht nur ihr Tröster, sondern auch ihr Lehrer, Sachwalter und Beistand sein. Er wird der vollkommene und einzige Stellvertreter des Herrn Jesus Christus auf Erden und für die Gläubigen sein. Den Abschluss dieses Kapitels bilden Ausführungen des Herrn bzgl. Seiner Auferstehung und der Freude, die damit verbunden sein wird, sowie Ausführungen über das Gebet in Seinem Namen.