
Treffen auf der Straße nach Emmaus * Foto: Master of the Prodigal Son (fl. circa 1530–1560) [Public domain], via Wikimedia Commons
Der Wortverkündigung am Mittwoch dieser Woche liegt ein Vers aus dem 24. Kapitel des Lukasevangeliums (zum Hintergrund des Lukasevangeliums siehe: Klick! und Klick!) zugrunde. Wie immer betrachten wir diesen Vers in seinem Kontext:
“Und siehe, zwei von ihnen gingen an demselben Tag in ein Dorf, mit Namen Emmaus, sechzig Stadien von Jerusalem entfernt. Und sie unterhielten sich miteinander über dies alles, was sich zugetragen hatte. Und es geschah, während sie sich unterhielten und sich miteinander besprachen, dass Jesus selbst sich näherte und mit ihnen ging; aber ihre Augen wurden gehalten, so dass sie ihn nicht erkannten. Er sprach aber zu ihnen: Was sind das für Reden, die ihr im Gehen miteinander wechselt? Und sie blieben niedergeschlagen stehen. Einer aber, mit Namen Kleopas, antwortete und sprach zu ihm: Bist du der Einzige, der in Jerusalem weilt und nicht erfahren hat, was in ihr geschehen ist in diesen Tagen? Und er sprach zu ihnen: Was denn? Sie aber sprachen zu ihm: Das von Jesus, dem Nazarener, der ein Prophet war, mächtig in Werk und Wort vor Gott und dem ganzen Volk; und wie ihn die Hohenpriester und unsere Obersten zur Verurteilung zum Tod überlieferten und ihn kreuzigten. Wir aber hofften, dass er der sei, der Israel erlösen solle. Doch auch bei all dem ist dies [heute] der dritte Tag, seitdem dies geschehen ist. Aber auch einige Frauen von uns haben uns außer uns gebracht: Am frühen Morgen sind sie bei der Gruft gewesen, und als sie seinen Leib nicht fanden, kamen sie und sagten, dass sie auch eine Erscheinung von Engeln gesehen hätten, die sagen, dass er lebe. Und einige von denen, die mit uns sind, gingen zu der Gruft und fanden es so, wie auch die Frauen gesagt hatten; ihn aber sahen sie nicht. Und er sprach zu ihnen: O ihr Unverständigen und trägen Herzens, an alles zu glauben, was die Propheten geredet haben! Musste nicht der Christus dies leiden und in seine Herrlichkeit eingehen? Und von Mose und von allen Propheten anfangend, erklärte er ihnen in allen Schriften das, was ihn selbst betraf. Und sie näherten sich dem Dorf, wohin sie gingen; und er stellte sich, als wolle er weitergehen. Und sie nötigten ihn und sagten: Bleibe bei uns, denn es ist gegen Abend, und der Tag hat sich schon geneigt. Und er ging hinein, um bei ihnen zu bleiben. Und es geschah, als er mit ihnen zu Tisch lag, dass er das Brot nahm und segnete; und als er es gebrochen hatte, reichte er es ihnen.
Ihre Augen aber wurden aufgetan, und sie erkannten ihn; und er wurde ihnen unsichtbar. Und sie sprachen zueinander: Brannte nicht unser Herz in uns, als er auf dem Weg zu uns redete und als er uns die Schriften öffnete? Und sie standen zu derselben Stunde auf und kehrten nach Jerusalem zurück. Und sie fanden die Elf und die, die mit ihnen waren, versammelt, welche sagten: Der Herr ist wirklich auferweckt worden und dem Simon erschienen. „(Lukas 24, 13 – 34 ELBEDHÜ; z. Vgl. LUTH’84)
Zum Hintergrund von Lukas 24, 13 – 34
Unser heutiger Predigttext ist Teil eines größeren Abschnittes, in dem uns der Evangelist Lukas von zwei Begegnungen des Auferstandenen mit Seinen Jüngern berichtet (Lukas 24, 13 – 49). Im ersten Abschnitt (Lukas 24, 13 – 35) finden wir die Begegnung Jesu mit den beiden so genannten “Emmaus-Jüngern“. Im zweiten Abschnitt geht es um die Begegnung des Herrn mit Seinen Jüngern in Jerusalem. Kommentatoren weisen darauf hin, dass in beiden Begegnungen die Kenntnis und das Verständnis der Schriften des Alten Testaments eine entscheidende Rolle spielten.
Anmerkungen zu Lukas 24, 13 – 34
* “Und siehe, zwei von ihnen gingen an demselben Tag in ein Dorf, mit Namen Emmaus, sechzig Stadien von Jerusalem entfernt. Und sie unterhielten sich miteinander über dies alles, was sich zugetragen hatte.“ – Lukas 24, 13 – 14 – Mit der Aussage “zwei von ihnen“ schließt Lukas an den vorausgehenden Bericht an, in dem von den Jüngern in Jerusalem die Rede ist. Zwei von diesen “gingen an demselben Tag in ein Dorf, mit Namen Emmaus, sechzig Stadien von Jerusalem entfernt“. Es wird uns nicht gesagt, wer diese zwei Personen waren. Erst später im Text erfahren wir den Namen von einem dieser Menschen: Kleopas (Vers 18).
Der Tag, an dem “zwei von ihnen“ diesen Weg auf sich nahmen, war der “erste Tag der Woche“, d.h. Sonntag, der Tag der Auferstehung. Dies war auch der erste Arbeitstag nach dem Passahfest und zugleich der Tag an dem die Erstlingsfrüchte im Tempel dargebracht wurden (vgl. 4. Mose 18, 12; 4 Mose 28, 26). Aus diesem Grund bezeichnet der Apostel Paulus den auferstandenen Herrn Jesus Christus als den “Erstling der Entschlafenen“ (vgl. 1. Korinther 15, 20 + 23).
Der Name “Emmaus“ bedeutet “warme Quelle“. Es gab in Israel verschiedene Orte mit diesem Namen bzw. Orte die diesen “Emmaus“ als Namenszusatz führten. Es herrscht unter den Archäologen keine Einigkeit darüber, wo genau das in diesem Vers erwähnte Emmaus zu lokalisieren ist. Es befand sich 60 Stadien, also etwas mehr als 11 Kilometer, von Jerusalem entfernt. Der deutsche Literaturwissenschaftler, Historiker und Papyrologe Dr. Carsten Peter Thiede war nach Ausgrabungen in Motza (auf der Strecke zwischen Tel Aviv und Jerusalem) überzeugt, dass die meisten Belege für diesen Ort sprechen würden.¹
* “Und es geschah, während sie sich unterhielten und sich miteinander besprachen, dass Jesus selbst sich näherte und mit ihnen ging; aber ihre Augen wurden gehalten, so dass sie ihn nicht erkannten.“ – Lukas 24, 15 – 16 – Die zwei Personen, die sich auf dem Weg nach Emmaus befinden, bekommen plötzlich Begleitung. Sie sind in ein Gespräch vertieft als der Herr Jesus Christus sich ihnen nähert und anschließt. Doch sie erkennen Ihn nicht, denn “ihre Augen wurden gehalten“, d.h, Gott hinderte sie daran, den Herrn zu erkennen (vgl. Lukas 9, 45; Lukas 18, 34).
* “Er sprach aber zu ihnen: Was sind das für Reden, die ihr im Gehen miteinander wechselt? Und sie blieben niedergeschlagen stehen. Einer aber, mit Namen Kleopas, antwortete und sprach zu ihm: Bist du der Einzige, der in Jerusalem weilt und nicht erfahren hat, was in ihr geschehen ist in diesen Tagen?“ – Lukas 24, 17 – 18 – Die Frage des Herrn unterbricht den Gang der beiden Jünger. Sie blieben “niedergeschlagen“ stehen.
Aus der Antwort des Kleopas wird deutlich, dass die Geschehnisse um den Herrn Jesus Christus (Sein Einzug in Jerusalem, Seine Prozesse, Seine Demütigungen und Seine Kreuzigung) in der vergangenen Tage, das Gespräch in Jerusalem gewesen sein müssen. Sowohl die Einwohner Jerusalems als auch die Passahfest-Besucher hatten zumindest davon gehört.
Kleopas betrachtete den Herrn Jesus Christus augenscheinlich als einen jener Passahfest-Besucher (“der Einzige, der in Jerusalem weilt“) und war dementsprechend überrascht, dass Er überhaupt eine solche Frage stellte.
* “Und er sprach zu ihnen: Was denn? Sie aber sprachen zu ihm: Das von Jesus, dem Nazarener, der ein Prophet war, mächtig in Werk und Wort vor Gott und dem ganzen Volk; und wie ihn die Hohenpriester und unsere Obersten zur Verurteilung zum Tod überlieferten und ihn kreuzigten.“ – Lukas 24, 19 – 20 – Der Herr Jesus Christus fragt nach. Damit fordert Er sie heraus, Ihm zu sagen, was sie bewegt und was ihnen wichtig ist. Was ist das Ergebnis dieser “Befragung“? Sie sahen in Jesus Christus einen “Propheten mächtig in Werk und Wort“, doch sie hatten nicht erkannt, dass Er der Prophet war (vgl. 5. Mose 18, 15 + 18) und der verheißene Messias-Erlöser war.
* “Wir aber hofften, dass er der sei, der Israel erlösen solle. Doch auch bei all dem ist dies [heute] der dritte Tag, seitdem dies geschehen ist.“ – Lukas 24, 21 – Im Gegensatz zu jenen jüdischen Autoritäten, die den Herrn abgelehnt, verurteilt und den Römern zur Kreuzigung übergeben hatten, hatten diese (jüdischen!) Jünger die Hoffnung, “dass er der sei, der Israel erlösen solle“. Diese Hoffnung war im jüdischen Volk (vgl. Lukas 24, 19 – 20) weit verbreitet (vgl. Lukas 1, 68; Lukas 2, 30 + 38; Lukas 21, 28). Allerdings sahen die meisten den Messias als einen politischen Befreier, von dem sie sich ein Ende der Besetzung durch die Römer erhofften. Die Hoffnung auf die geistliche Befreiung, die der Messias-Erlöser Seinem Volk bringen sollte, war in den Hintergrund getreten.
Ähnlich wie Johannes der Täufer bei einer anderen Gelegenheit (vgl. Lukas 7, 19), waren auch diese beiden Jünger von einem Gefühl der Entmutigung erfasst worden.
Die Aussage “bei all dem ist dies [heute] der dritte Tag, seitdem dies geschehen ist“ wird von einigen Kommentatoren als Anspielung auf eine rabbinische (biblisch nicht belegbare!) Lehre gedeutet, nach der man glaubte, dass die Seele noch drei Tage nach dem Tod in den Körper des zurückkehren könnte.² Obwohl die frühesten bekannten schriftlichen Belege für diese rabbinische Lehre aus dem dritten Jahrhundert nach Christus datieren, halten es Ausleger für möglich, dass dieses Gedankengut bereits zur Zeit Jesu in Israel verbreitet war. (Auch die Aussage der Martha in Johannes 11, 39 kann auf diesem Hintergrund betrachtet werden.)
Ob die nach Emmaus wandernden Jünger von besagtem rabbinischen Gedankengut beeinflusst waren oder nicht – eines steht fest: sie hatten alle früheren Hoffnungen aufgegeben.
* “Aber auch einige Frauen von uns haben uns außer uns gebracht: Am frühen Morgen sind sie bei der Gruft gewesen, und als sie seinen Leib nicht fanden, kamen sie und sagten, dass sie auch eine Erscheinung von Engeln gesehen hätten, die sagen, dass er lebe. Und einige von denen, die mit uns sind, gingen zu der Gruft und fanden es so, wie auch die Frauen gesagt hatten; ihn aber sahen sie nicht.“ – Lukas 24, 22 – 24 – Die Auferstehung des Herrn war den Jüngern auf dreifache Weise bezeugt worden: durch die Engel, durch die Frauen und durch das leere Grab (Lukas 23, 56 – Lukas 24, 12). Doch diese Beweise hatten sie nicht überzeugt. Ihr Problem war, wie wir noch sehen werden, auch nicht die verstandesmäßige Annahme dieser Beweise.
* “Und er sprach zu ihnen: O ihr Unverständigen und trägen Herzens, an alles zu glauben, was die Propheten geredet haben! Musste nicht der Christus dies leiden und in seine Herrlichkeit eingehen?“ – Lukas 24, 25 – 26 – Anstatt “ihr Unverständigen“ übersetzen andere “ihre Toren“. Die alttestamentarische Definition eines Toren ist ein Mensch, der weder sein Denken noch sein Verhalten durch das Wort Gottes beeinflussen lässt. Genau das war bei den bzw. diesen Jüngern der Fall. Sie kannten die Schriften des Alten Testaments, einschließlich der Propheten, seit ihrer Kindheit. Doch sie hatten nicht verstanden, was die Propheten sagten. Sie hatten übersehen, dass die Propheten nicht nur von einem siegreichen, herrschenden Messias sprachen, sondern auch davon, dass dieser Messias zuvor leiden und für die Sünden der Welt sterben musste. Anstatt alles zu glauben, was die Propheten verkündet hatten, konzentrierten sie sich nur auf das, was ihnen wichtig war. Hätten die Jünger dem ganzen offenbarten Willen Gottes geglaubt, dann hätte es keinen Grund zur Entmutigung gegeben, sondern Grund zur Freude.
Die Frage Christi: “Musste nicht der Christus dies leiden und in seine Herrlichkeit eingehen?“ erinnert uns zum einen an die zahlreichen Gelegenheiten, bei denen der Herr den Jüngern Sein bevorstehendes Leiden ankündigte (vgl. Lukas 9, 22; Lukas 17, 25), zum anderen aber auch an die vielen alttestamentarischen Prophetien über das Leiden des verheißenen Messias (vgl. 1. Mose 3, 15; 5. Mose 18, 15 – 19; Psalm 2; Psalm 16; Psalm 22; Psalm 69; Psalm 118; Jesaja 53; Sacharja 10, 12 u.a.m.)
* “Und von Mose und von allen Propheten anfangend, erklärte er ihnen in allen Schriften das, was ihn selbst betraf.“ – Lukas 24, 27 – Nun beginnt der Herr diese Jünger selbst zu belehren. Er erklärte ihnen in allen alttestamentarischen Schriften (d.h. in dem Gesetz, den poetischen Büchern und den Propheten) das, was Ihn betraf. Der Herr gab diesen Jüngern also keine allgemeine Belehrung, sondern fokussierte sich auf das, was die (alttestamentarischen) Schriften über Ihn sagten. Er ist das Thema eines jeden biblischen Buches. In den fünf Büchern Mose wird Er auf vielfältige Weise vorgeschattet, in den poetischen Schriften und in den Propheten wird Er verheißen. Er ist das Zentrum der ganzen Heiligen Schrift.
* “Und sie näherten sich dem Dorf, wohin sie gingen; und er stellte sich, als wolle er weitergehen. Und sie nötigten ihn und sagten: Bleibe bei uns, denn es ist gegen Abend, und der Tag hat sich schon geneigt. Und er ging hinein, um bei ihnen zu bleiben.“ – Lukas 24, 28 – 29 – Es ist bemerkenswert, dass der Herr diese Jünger nicht drängte, Ihm zu glauben. Er drängte sich ihnen auch sonst nicht auf (“er stellte sich, als wolle er weitergehen“). Er stellte Ihnen die Wahrheit Gottes vor Augen und überließ ihnen dann die Entscheidung, wie sie darauf reagieren wollten. Der Geist Gottes wirkte an ihren Herzen und sie verschlossen sich Seinem Wirken nicht. Dementsprechend wünschten sie mehr zu hören und nötigten ihren unbekannten Begleiter, über Nacht zu bleiben.
* “Und es geschah, als er mit ihnen zu Tisch lag, dass er das Brot nahm und segnete; und als er es gebrochen hatte, reichte er es ihnen. Ihre Augen aber wurden aufgetan, und sie erkannten ihn; und er wurde ihnen unsichtbar.“ – Lukas 24, 30 – 31 – Bei diesem Mahl nun handelte es sich nicht um ein Abendmahl, wie der Herr es wenige Tage zuvor mit Seinen Jüngern gefeiert hatte. Denn Kleopas und der andere Jünger hatten daran ja nicht teilgenommen und deshalb können wir hier nicht von einem “Wiedererkennungseffekt“ ausgehen. Außerdem lesen wir hier nur, dass der Herr Brot brach und es segnete. Der zu einem Abendmahl gehörende Wein wird nicht erwähnt. Wir könnten höchstens davon ausgehen, dass Kleopas und der andere Jünger bei der Speisung der 5.000 (Lukas 9, 10 – 17) anwesend waren. Doch auch das wissen wir nicht mit Sicherheit. Es ist viel spekuliert worden, “woran“ die beiden Jünger den Herrn erkannten. Waren es Seine durchbohrten Hände? Auch diesbezüglich finden wir keinerlei Hinweis in der Heiligen Schrift. Im Gegenteil – der Evangelist sagt, dass die Augen der Jünger während dieser Handlung, nicht: durch diese Handlung (!), geöffnet wurden und sie den Herrn erkannten.
Erinnern wir uns an die Belehrung, die der Herr Seinen Jüngern im Zusammenhang mit dem Mahl in Johannes 14 – Johannes 16 gab? Dort sprach er ausführlich über das Wort Gottes und den Dienst des Heiligen Geistes. Er wies darauf hin, dass die, die Ihn lieben würden, auch Sein Wort halten würden (Johannes 14, 23 – 24) und dass der Heilige Geist die Jünger Jesu an alles erinnern würde, was Er Ihnen gesagt hatte (Johannes 14, 26). Es ist also der Dienst des Heiligen Geistes, der die Jünger verstehen ließ. Dieser Gedanke wird auch vom griechischen Grundtext unterstützt. Die Augen der Emmaus-Jünger “wurden aufgetan“ bzw. “geöffnet“ – durch Gott – und “sie erkannten ihn“. Sie erkennen den Herrn nicht an irgendwelchen (Kenn-)Zeichen, sondern durch Gottes souveränes Eingreifen im Zusammenhang mit Seinem Wort.
Dieses Wirken Gottes steht auch in völliger Übereinstimmung mit der großen Veränderung, die die Auferstehung Jesu Christi bewirkt hatte. Gemäß 2. Korinther 5, 7 wandeln alle Gläubigen nun “im Glauben und nicht im Schauen“. Glaube aber, kommt gemäß Römer 10, 17 aus dem Wort Gottes. In völliger Übereinstimmung damit, stellt sich der Herr Jesus Christus den “Emmaus-Jüngern“ nicht persönlich als der Auferstandene vor, sondern “legte ihnen aus, was in der ganzen Schrift von ihm gesagt war“. Diese Verkündigung des Wortes Gottes war es, die unter dem Dienst des Heiligen Geistes Glauben in den Herzen der Jünger bewirkte.
Wir lesen dann, dass der Herr “verschwand“ bzw. “unsichtbar wurde“. Noch ehe sie Ihn weiter hätten fragen können, war Er – in dieser Form – nicht mehr da. Genauso war es übrigens bei der Begegnung des Herrn mit Maria (Johannes 20, 17). Er ließ nicht zu, dass diese Gläubigen sich an etwas anderem festhielten, als an Seinem Wort. (Hatte Er nicht zuvor gesagt: “Wenn sie auf Mose und die Propheten nicht hören, so würden sie sich auch nicht überzeugen lassen, wenn einer von den Toten auferstände.“ [Lukas 16, 31]? Nicht Zeichen und Wunder haben Kraft, die Herzen zu überführen, sondern allein das Wort Gottes [vgl. Hebräer 4, 12; Apostelgeschichte 20, 32; 2. Timotheus 3, 16 – 17].) Darum schreibt der Apostel Paulus später auch: “(…) wenn wir auch Christus nach dem Fleisch gekannt haben, so kennen wir ihn doch nicht mehr so“ (2. Korinther 5, 16b). Wir erkennen und kennen Ihn heute durch Sein Wort, die Heilige Schrift (vgl. auch 1. Petrus 1, 8).
* “Und sie sprachen zueinander: Brannte nicht unser Herz in uns, als er auf dem Weg zu uns redete und als er uns die Schriften öffnete?“ – Lukas 24, 32 – In Hebräer 12, 29 wird uns gesagt, dass “unser Gott ein verzehrendes Feuer ist“. Feuer ist im Neuen Testament ein Symbol für das Gericht Gottes. Die “Emmaus-Jünger“ waren nach den Worten des Herrn Jesus Christus Menschen mit einem “trägen Herzen“ (Vers 25). Sie glaubten nicht “alles, was die Propheten geredet hatten“. Dieser Zustand ihres Herzens musste gerichtet werden und genau das tat der Heilige Geist, während der Herr Jesus Christus ihnen den ganzen Ratschluss Gottes darlegte. Doch diese Überführung des Heiligen Geistes verbrennt ihre Herzen nicht, sie setzt sie neu in Brand für ihren Gott.
* “Und sie standen zu derselben Stunde auf und kehrten nach Jerusalem zurück. Und sie fanden die Elf und die, die mit ihnen waren, versammelt, welche sagten: Der Herr ist wirklich auferweckt worden und dem Simon erschienen.“ – Lukas 24, 33 – 34 – Die Überführung von ihrem Unglauben führt im zweiten Schritt zum Glauben an den ganzen Ratschluss Gottes und damit auch zu neuer Kraft. So ausgerüstet können die beiden Jünger nicht in Emmaus bleiben. Obwohl es schon spät ist, machen sie sich wieder auf den Weg und kehren nach Jerusalem zurück, um den dort verbliebenen Jüngern mitzuteilen, was sie soeben erlebt haben. Als sie in Jerusalem ankamen, erfuhren sie, dass der Herr auch Simon, d.h. Petrus, erschienen war.
Lehren aus dem Emmaus-Geschehen
Wir wissen nicht, welche Gedanken die beiden Jünger bewogen haben, nach Emmaus zu gehen. Vielleicht hatte die Entmutigung, die in ihren Herzen Raum gewonnen hatte, sie dazu geführt, wieder in ihr Alltagsleben zurück zu kehren, wie es auch bei Petrus der Fall war (vgl. Johannes 21, 3). Was wir jedoch wissen, ist, dass der Herr Jesus Christus, der gute Hirte, ihnen auf diesem Weg nachgeht. Er überlässt diese Jünger (wie auch Petrus) nicht der Entmutigung. Als Er Ihnen begegnet, drängt Er sich Ihnen nicht auf. Er fragt danach, was sie bewegt und sie – unwissend mit wem sie es hier zu tun haben – schütten ihr ganzes Herz vor Ihm aus. Dabei wird offenbar, dass sie ein sehr eingeschränktes Verständnis von der Person des Messias haben. Sie erwarteten einen siegreichen Messias und hatten alle Prophetien über das Leiden des Erlösers ausgeblendet. Ihre eingeschränkte Kenntnis, ihr eingeschränktes Verständnis des Wortes Gottes ließ sie entmutigt und verwirrt zurück. Erst als sie ihrem Herzen “Luft gemacht“ haben, kann der Herr sie belehren. Anfangend von Mose führt Er sie durch das ganze Alte Testament und zeigt ihnen, was die Heilige Schrift wirklich über Ihn sagt. Er führt sie durch das ganze Alte Testament. Was sie nun zu hören bekommen, überführt sie von ihrem eingeschränkten Verständnis. Doch gleichzeitig wird ihre “Kleinsicht“ von Gott durch die Einsicht ersetzt, dass Er viel größer ist, als sie es sich vorstellen können und dass Er auch jetzt alles in der Hand hat. Ihm ist nichts unmöglich. Als dieser Glaube von ihrem Herzen Besitz ergreift, werden ihre Augen aufgetan und sie erkennen den Auferstandenen. Erfüllt mit neuer Freude und Kraft werden die noch kurz zuvor entmutigten Jünger zu mutigen Zeugen des Auferstandenen.
Eine eingeschränkte Kenntnis des Wortes Gottes kann auch bei uns zu Entmutigung und Verwirrung führen, z. B. wenn sich die Dinge in unserem Leben nicht so entwickeln, wie wir es von Gott erwarten. Wenn wir unser Glaubensleben als “Cafeteria-Christen“ führen, die sich aus den Büchern der Heiligen Schrift ein Menü zusammenstellen, das ihnen schmeckt, dann werden wir früher oder später Entmutigung und/oder Verwirrung erfahren. Das ist jedoch nicht in Gottes Sinn. Der Herr wünscht, dass wir den ganzen Ratschluss Gottes kennen, “damit der Mensch Gottes vollkommen sei, zu jedem guten Werke ausgerüstet.“ (2. Timotheus 3, 16 – 17). Dazu müssen wir das Wort Gottes mit dem Herzen erfassen, es in unserem Herzen bewegen, damit es in unserem Herzen Wurzeln schlagen kann. Wenn wir also feststellen, dass Entmutigung und/oder Verwirrung sich in unserem Leben ausbreiten wollen, dann sollte uns das zur intensiven Beschäftigung mit dem Wort Gottes, der Heiligen Schrift, motivieren. Durch Sein Wort wird uns der auferstandene Herr Jesus Christus überführen und neu ausrichten, uns mit neuer Freude und Kraft erfüllen, so dass wir mutige Zeugen für Ihn sein können.