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Im 14. und 15. Kapitel des Markusevangeliums werden uns die Geschehnisse geschildert, die sich vor der Kreuzigung Jesu abspielten. Ein Vers aus diesen Kapiteln hat in den vergangenen Tagen meine besondere Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Es ist Markus 15, 1:
„Und alsbald in der Frühe faßten die Hohenpriester mit den Ältesten und Schriftgelehrten und dem ganzen Hohen Rat einen Beschluß und führten Jesus gebunden hin und überantworteten ihn dem Pilatus.“
Die Elberfelder Übersetzung (Edition Hückeswagen, 2003) drückt das Geschehen noch etwas anders aus:
„Und sogleich frühmorgens hielten die Hohenpriester samt den Ältesten und Schriftgelehrten und das ganze Synedrium Rat, und sie banden Jesus und führten ihn weg und überlieferten ihn Pilatus.“
Die Hohenpriester, Ältesten und Schriftgelehrten berieten sich und am Ende ihrer Beratung fassten sie einen Beschluss: Sie würden Jesus vor dem römischen Statthalter Pilatus anklagen und Ihn von diesem zum Tode verurteilen lassen. Sie selbst konnten kein Todesurteil fällen und vollstrecken, da ihnen die Autorität dazu durch die Römer entzogen worden war. Ihr Vorgehen war gut geplant. Sie taten alles, um eine Verurteilung zur Todesstrafe zu erreichen. Markus berichtet uns, dass sie „viele Anklagen gegen ihn“ vorbrachten (Markus 15, 2). Der Evangelist Matthäus weist darauf hin, dass die Hohenpriester und Schriftgelehrten auch „viele falsche Zeugen“ angeheuert hatten, ja sogar aktiv nach „falschem Zeugnis wider Jesus“ suchten, „damit sie ihn zu Tode brächten“ (Matthäus 26, 59 – 60; vgl. auch Markus 14, 55). Als Pilatus versuchte, sie mit einem Handel von ihrem Vorhaben abzubringen und ihnen Jesus im Rahmen einer Feiertagsamnestie freigeben wollten, „wiegelten die Hohenpriester das Volk auf, damit er ihnen lieber Barabbas freiließe“ (Markus 15, 12). Am Ende beugte sich Pilatus ihrem Willen und ließ Jesus zur Kreuzigung bringen. Ganz offensichtlich hatten sie mit ihrem Vorhaben Erfolg. Ihr Beschluss war ausgeführt worden. Aber war dem wirklich so? In Apostelgeschichte 4 wird uns von einem Gebet berichtet, das die Gläubigen in Jerusalem unter der Leitung des Heiligen Geistes vor Gott brachten. Besonders beachtenswert sind dabei die Verse 27 – 28, denn sie beleuchten das Geschehen von Markus 15, 1 aus der Perspektive Gottes:
„Ja wahrlich, es haben sich versammelt in dieser Stadt wider deinen heiligen Sohn Jesus, welchen du gesalbt hast, Herodes und Pontius Pilatus mit den Heiden und dem Volke Israel, zu tun, was deine Hand und dein Rat zuvor beschlossen hatte, daß es geschehen sollte.„
Die Hohenpriester, Schriftgelehrten und Ältesten waren der Meinung, dass sie das Ruder in der Hand hatten, dass sie diejenigen waren, die das Geschehen kontrollierten. Doch nichts war weiter von der Wahrheit entfernt als die Überzeugung, ihre Pläne wären aufgegangen. Der Gedanke, ihre Ratschlüsse hätten Erfolg gehabt, war nichts anderes als eine große Selbsttäuschung. Denn der Heilige Geist offenbart in diesem Gebet der Gläubigen in Jerusalem, was wirklich geschehen ist: Nicht die Ratschlüsse von Menschen, sondern der ewige Ratschluss Gottes wurde erfüllt! Mit ihrem Handeln, so macht Gott hier deutlich, erfüllten die Hohenpriester und Schriftgelehrten die jahrhundertealten Prophezeiungen aus Psalm 2, 1 – 2. Sie meinten, sie hätten Jesus dem Tode am Kreuz ausgeliefert. Doch das Lamm Gottes war bereits „von Grundlegung der Welt an“ (Offenbarung 13, 8 ) geschlachtet. Sogar mit ihren bösen Plänen, ihren falschen Anklagen und ihren lügnerischen Zeugen mussten sie dem Ratschluss Gottes dienen. Mich erinnert dies an die Erlebnisse von Joseph, dessen Brüder ihn aus Neid misshandelten und in die Sklaverei verkauften. Als Gott ihn dann zum Wesir des ägyptischen Pharaos gemacht hatte und ihm eine neue Begegnung mit seinen Brüdern schenkte, konnte Joseph hinter all‘ dem, was er erlebt hatte, die Hand Gottes sehen. Darum sagte er zu seinen Brüdern (1. Mose 50, 20):
„Ihr zwar, ihr hattet Böses wider mich im Sinne; Gott aber hatte im Sinne, es gut zu machen, auf daß er täte, wie es an diesem Tage ist, um ein großes Volk am Leben zu erhalten.“
Und es erinnert mich, an die feste Zusage, die Gott uns gegeben hat. Menschen, die Jesus Christus angehören, dürfen diese feste Gewissheit mit in jeden neuen Tag nehmen: Was immer auch geschieht, nichts, absolut nichts entgleitet Gottes Hand. Selbst die schmerzlichsten Erfahrungen, die bösartigsten Anschläge, die dunkelsten Stunden meines Lebens müssen dazu beitragen, dass Gottes Plan in meinem Leben zur Erfüllung kommt. Gottes Zusage, die uns der Apostel Paulus in Römer 8, 28 – 39 überliefert, hat auch heute noch Gültigkeit:
„Wir wissen aber, daß denen, die Gott lieben, alles zum Besten mitwirkt, denen, die nach dem Vorsatz berufen sind. Denn welche er zuvor ersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dem Ebenbilde seines Sohnes gleichgestaltet zu werden, damit er der Erstgeborene sei unter vielen Brüdern. Welche er aber vorherbestimmt hat, die hat er auch berufen, welche er aber berufen hat, die hat er auch gerechtfertigt, welche er aber gerechtfertigt hat, die hat er auch verherrlicht. Was wollen wir nun hierzu sagen? Ist Gott für uns, wer mag wider uns sein? Welcher sogar seines eigenen Sohnes nicht verschont, sondern ihn für uns alle dahingegeben hat, wie sollte er uns mit ihm nicht auch alles schenken? Wer will gegen die Auserwählten Gottes Anklage erheben? Gott, der sie rechtfertigt? Wer will verdammen? Christus, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferweckt ist, der auch zur Rechten Gottes ist, der uns auch vertritt? Wer will uns scheiden von der Liebe Christi? Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert? Wie geschrieben steht: «Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag, wir sind geachtet wie Schlachtschafe!» Aber in dem allen überwinden wir weit durch den, der uns geliebt hat! Denn ich bin überzeugt, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes, noch irgend ein anderes Geschöpf uns zu scheiden vermag von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unsrem Herrn!“