
Zwei goldene Eheringe (als Zeichen der Treue) * Foto: Rgaudin (Eigenes Werk) [CC0], via Wikimedia Commons
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Anmerkungen zu 2. Timotheus 2, 11 – 13
Ein Vers aus dem 2. Kapitel des 2. Timotheusbriefes (zum Hintergrund des 2. Timotheusbriefes siehe: Klick!) wurde als Grundlage der Wortverkündigung am morgigen Mittwoch ausgewählt. Wir betrachten diesen Vers in seinem Kontext:
“Das Wort ist gewiss; denn wenn wir mitgestorben sind, so werden wir auch mitleben; wenn wir ausharren, so werden wir auch mitherrschen; wenn wir verleugnen werden, so wird auch er uns verleugnen; wenn wir untreu sind er bleibt treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen.„
(2. Timotheus 2, 11 – 13 ELBEDHÜ; z. Vgl. Luther’84)
Einige Gedanken zum Hintergrund des 2. Timotheusbriefes
Der 2. Timotheusbrief, dem unser heutiger Predigttext entnommen wurde, entstand in einer sehr schwierigen Zeit: Nachdem der Apostel Paulus im Jahr 62 n. Chr. aus seiner ersten römischen Gefangenschaft entlassen worden war, setzte er seinen Dienst im kleinasiatischen Raum für eine kurze Zeit – man schätzt drei bis vier Jahre – fort, ehe er erneut gefangen genommen und inhaftiert wurde. Sein Mitarbeiter Timotheus wirkte während dieser Zeit in Ephesus (1. Timotheus 3, 14; 2. Timotheus 1, 16 – 18; 2. Timotheus 4, 14 vgl. mit. 1. Timotheus 1, 20; 2. Timotheus 4, 19). Im Zusammenhang mit dem Brand von Rom im Jahr 64 n. Chr. kam es unter Kaiser Nero zu einer Welle von Christenverfolgungen. Der Glaube an Jesus Christus wurde zu einer gefährlichen Überzeugung und viele Gläubige mussten dafür mit ihrem Leben bezahlen. Auch die Beziehung zu einem christlichen Verkündiger wie dem Apostel Paulus war in dieser Zeit nicht ungefährlich. Manche Christen mieden darum den Kontakt zu ihm und versuchten im Alltag als Christen nicht weiter aufzufallen (vgl. 2. Timotheus 1, 15; 2. Timotheus 4, 16). Auch Timotheus war angesichts der lebensbedrohlichen Lage von Furcht erfasst worden. In dieser Situation schreibt ihm der Apostel Paulus jenen Brief, den wir als 2. Timotheusbrief kennen. Er ermutigt seinen Mitarbeiter darin, dem Glauben an Jesus Christus treu zu bleiben und auch die Beziehung zu seinem geistlichen Vater nicht aufzugeben. In diesem Zusammenhang stehen jene Verse, die wir heute betrachten wollen.
Kommentatoren gehen davon aus, dass der 2. Timotheusbrief im Herbst des Jahres 67 n. Chr. geschrieben wurde. Zwei Gründe werden für diese zeitliche Einordnung angeführt: Zum einen spricht die traditionelle Überlieferung dafür, dass Paulus kurze Zeit vor dem Selbstmord des Nero im Juni des Jahres 68 n. Chr. hingerichtet wurde¹. Zum anderen wissen wir, dass Paulus seinen Brief vor dem Winter schrieb und auch die Ankunft des Timotheus vor dem Winter erwartete (vgl. 2. Timotheus 4, 21). Der Apostel befindet sich zu diesem Zeitpunkt wieder im Rom in Gefangenschaft (2. Timotheus 2, 9), wo er kurze Zeit später den Märtyrertod erleiden sollte (vgl. 2. Timotheus 4, 6). Dieser Brief des Apostels Paulus ist somit der letzte Brief, den er geschrieben hat. Aus diesem Grund wurde er auch als das ”Testament des Paulus” bezeichnet.
Anmerkungen zu 2. Timotheus 2, 11 – 13
* “Das Wort ist gewiss; denn wenn wir mitgestorben sind, (…)“ – 2. Timotheus 2, 11a – Nachdem Paulus seinen Mitarbeiter Timotheus an dessen Pflichten erinnert (2. Timotheus 2, 1 – 7) und ihm den Herrn Jesus Christus sowie sich selbst als Vorbilder im Leiden vorgestellt hat (2. Timotheus 2, 8 – 10), folgen nun einige sehr prägnante Aussagen, mit denen der Apostel seinen geistlichen Sohn Timotheus ermutigen möchte, damit dieser seinem Herrn und Erlöser treu bleibt.
Mit der ersten Aussage (“Das Wort ist gewiss; denn wenn wir mitgestorben sind, …“) erinnert Paulus Timotheus an seine Taufe. Das Neue Testament lehrt, dass die Taufe eines Gläubigen durch Untertauchen des ganzen Menschen vollzogen werden soll, da sie ein Symbol (im Sinne eines Grabes) dafür ist, dass der Gläubige fortan seinem alten – gottlosen – Leben gestorben ist:
“Was sollen wir nun sagen? Sollten wir in der Sünde verharren, damit die Gnade überströme? Das sei ferne! Wir, die wir der Sünde gestorben sind, wie sollten wir noch darin leben? Oder wisst ihr nicht, dass wir, so viele auf Christus Jesus getauft worden sind, auf seinen Tod getauft worden sind? So sind wir nun mit ihm begraben worden durch die Taufe auf den Tod, damit, so wie Christus aus den Toten auferweckt worden ist durch die Herrlichkeit des Vaters, so auch wir in Neuheit des Lebens wandeln. Denn wenn wir mit ihm einsgemacht worden sind in der Gleichheit seines Todes, so werden wir es auch in der seiner Auferstehung sein, da wir dieses wissen, dass unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde abgetan sei, dass wir der Sünde nicht mehr dienen. Denn wer gestorben ist, ist freigesprochen von der Sünde. Wenn wir aber mit Christus gestorben sind, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden, da wir wissen, dass Christus, aus den Toten auferweckt, nicht mehr stirbt; der Tod herrscht nicht mehr über ihn. Denn was er gestorben ist, ist er ein für alle Mal der Sünde gestorben; was er aber lebt, lebt er Gott. So auch ihr, haltet dafür, dass ihr der Sünde tot seid, Gott aber lebend in Christus Jesus.“
(Römer 6, 1 – 11 ELBEDHÜ; z. Vgl. LUTH’84)
Aus diesem Grund finden wir bis ins 3. nachchristliche Jahrhundert auch an vielen Orten, an denen Christen lebten, große Taufbecken, in denen entsprechende Taufen vorgenommen wurden².

Frühchristliches Baptisterium (Taufbecken) östlich des Kölner Domchors * Foto: Hans Peter Schaefer via Wikimedia Commons
Auch viele andere Stellen im Neuen Testament bestätigen, dass der Gläubige, der diesen Schritt vollzogen hat, “mit Christus gestorben ist“ (vgl. z.B. Kolosser 2, 12; Kolosser 2, 20). Ihm gilt die Verheißung, die Paulus im nächsten Halbsatz ausspricht:
* “(…) so werden wir auch mitleben; (…)“ – 2. Timotheus 2, 11b – Wer seinem gottlosen Leben abgestorben ist und von dem Herrn Jesus Christus, der unser Leben ist (Kolosser 3, 4), ewiges Leben empfangen hat (Johannes 5, 24; Römer 6, 23), dem gilt auch die Verheißung der Auferstehung und des ewigen Lebens bei Gott:
“Sind wir aber mit Christus gestorben, so glauben wir, dass wir auch mit ihm leben werden, (…)“
* “wenn wir ausharren, so werden wir auch mitherrschen;“ – 2. Timotheus 2, 12a – Auch die nächste Aussage ist eine Ermutigung. Der Gläubige, der trotz aller Bedrängnisse bei seinem Herrn und Erlöser ausharrt, wird eines Tages mit Christus herrschen (vgl. Offenbarung 3, 21; Offenbarung 5, 10). Obwohl alle Gläubigen jetzt schon “Könige und Priester“ Christi sind (1. Petrus 2, 5 + 9) und als solche auch (alle) mit Christus eines Tages herrschen werden, zeigt uns das Neue Testament doch, dass es unterschiedliche Grade der Mitherrschaft geben wird, so wie es auch unterschiedlichen Lohn geben wird (vgl. 1. Korinther 3, 11 – 15; Lukas 19, 11 – 27; Offenbarung 2, 26 – 27; Offenbarung 3, 21). Einige Kommentatoren weisen darauf hin, dass es sich bei der Mitherrschaft jener Gläubigen, die in den Bedrängnissen für Christus ausgeharrt haben, um eine Mitherrschaft mit größerer Verantwortung handeln könnte (vgl. Lukas 19, 17 + 19).
* “(…) wenn wir verleugnen werden, so wird auch er uns verleugnen; (…)“ – 2. Timotheus 2, 12b – Nach den bisherigen ermutigenden Aussagen folgt nun eine Warnung, die direkt auf die Aussagen des Herrn Jesus Christus zurückzuführen ist (vgl. Matthäus 10, 33; Markus 8, 38; Lukas 12, 9). Der untreue Gläubige wird nicht seine Erlösung verlieren (vorausgesetzt, er ist wahrhaft wiedergeboren, 1. Johannes 5, 13), noch seinen gesamten Lohn (vgl. 1. Petrus 1, 4), aber zumindest einen Teil seines Lohnes (1. Korinther 3, 11 – 15; Lukas 19, 24 – 26). Unter jenen, die Christus verleugnen, sind solche Menschen zu verstehen, die Christus dauerhaft verleugnen, entweder durch Worte oder durch Taten (Offenbarung 2, 13; Offenbarung 3, 8; 1. Johannes 2, 22 – 23; Titus 1, 16; 1. Timotheus 5, 8).
* “(…) wenn wir untreu sind er bleibt treu, denn er kann sich selbst nicht verleugnen.“ – 2. Timotheus 2, 13 – Die letzte Aussage ist wiederum eine Ermutigung. Paulus möchte damit deutlich machen, dass Gott, selbst wenn der Gläubige versagt, trotzdem treu bleibt. Das hier gebrauchte griechische Wort “ἀπιστέω“ (“apisteo“) kann beides bedeuten – “Unglaube“, aber auch “Ungehorsam“. Aus dem Kontext wird deutlich, dass es hier um Ungehorsam geht. Der Herr Jesus Christus wird Sein Wort uns gegenüber nicht brechen. Das widerspräche Seinem Wesen, Seinem Charakter. Er wird es selbst dann nicht tun, wenn wir in unserer Hingabe an Ihn schwach werden (1. Korinther 1, 9; 1. Korinther 10, 13; 2. Korinther 1, 18 – 20; 1. Thessalonicher 5, 24; 2. Thessalonicher 3, 3; Hebräer 6, 17 – 18; 1. Johannes 5, 13). Diese unwandelbare Treue unseres Herrn sehen wir schon im Handeln Gottes mit dem Volk Israel vorgeschattet. Trotz immer wieder vorkommenden Ungehorsams verwarf Gott Sein Volk nicht (Maleachi 3, 6; 5. Mose 7, 9; Jesaja 49, 7; Psalm 36, 5; Psalm 40, 10; Psalm 89, 1 – 2; Psalm 89, 5 + 8; Psalm 92, 2; Psalm 119, 90). Denn Gottes Wesen ist Treue. Und wenn eines Seiner Kinder fällt, weiß Er es wieder aufzurichten. Im Leben des Apostels Petrus hat Gott dies besonders eindrucksvoll unter Beweis gestellt (vgl. Lukas 22, 31 – 32, Johannes 21, 15 – 22). Wer dieses Beispiel der Treue Gottes verinnerlicht hat, den verwundert es nicht, dass das Neue Testament an drei Stellen ausdrücklich bestätigt: “Gott ist treu!“ (1. Korinther 1, 9; 1. Korinther 10, 13; 2. Korinther 1, 18).
Diese Treue Gottes, des Vaters und des Sohnes, unseres Herrn und Erlösers Jesus Christus, soll uns ermutigen und motivieren, dass auch wir Ihm treu und gehorsam bleiben, und zwar selbst dann, wenn dies bedeutet, in schweren Umständen ausharren zu müssen.
In diesem zweiten Brief an Timotheus gibt es verschiedene Verweise auf den Richterstuhl Christi und damit verbunden auf den Lohn der Gläubigen (vgl. 2. Timotheus 1, 12 + 18; 2. Timotheus 4, 8). Dadurch und durch das in 2. Timotheus 2, 11 – 13 Gesagte, zielt der gesamte 2. Timotheusbrief darauf ab, die Gläubigen im Hinblick auf dieses kommende Ereignis zu einem Leben in der Treue gegenüber Gott und Seinem Sohn zu ermutigen. Das Ausharren der Gläubigen um Christi willen wird nicht unbelohnt bleiben.
Fußnoten:
¹= vgl. dazu Eusebius von Caesarea: “Kirchengeschichte”, herausgegeben und eingeleitet von Heinrich Kraft, Kösel-Verlag München, 3., unveränderte Auflage 1989, Seite 146 – 147 (Buch II, 25, 5 ff.), vgl. Seite 151 (Buch III, 1, 3)
²= vgl. Frédéric M. Buhler: “Beitrag der Archäologie zur Frage der Taufe. Die Entwicklung der Taufe und der Taufeinrichtungen „, Fundamentum – Zeitschrift der Staatsunabhängigen Theologischen Hochschule Basel, Band 1/1987, Seite 48 ff., Immanuel-Verlag, Riehen/Basel