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… sondern aus Liebe

Zum Hintergrund

Den Brief des Apostels Paulus an die Galater, d.h. an die Christen, die in der römischen Provinz Galatia, lebten, kann in drei große Blöcke aufgeteilt werden:

Kapitel 1 + 2 handeln von persönlichen Erfahrungen und Aktivitäten des Apostels, die z. T. im Zusammenhang mit den Galatern stehen. Kapitel 3 + 4 behandeln lehrmäßige Themen, insbesondere den Unterschied zwischen Gesetz und Gnade. In den Kapiteln 5 + 6 geht es um Fragen, die die Praxis des christlichen Glaubenslebens betreffen.

Auch das 5. Kapitel des Galaterbriefes kann man in drei Abschnitte unterteilen, wir wollen die beiden ersten Abschnitte näher betrachten:

Die Verse 1 – 12 belehren uns darüber, was es bedeutet, frei vom Gesetz zu sein. Galater 5, 1:

“Für die Freiheit hat uns Christus befreit; so stehet nun fest und lasset euch nicht wieder in ein Joch der Knechtschaft spannen!“

Das Joch, von dem Paulus hier und in anderen Stellen dieses Briefes spricht, ist das mosaische Gesetz. In der Provinz Galatia gab es “falsche Brüder“ (Galater 2, 4), die in die Versammlungen (= Gemeinden) kamen und die die jungen Christen erneut auf das mosaische Gesetz verpflichten wollten. Diese Männer lehrten, dass alle, die nicht aus dem Judentum stammten und sich zu Jesus Christus bekehrt hatten, zusätzlich zu dem Glauben an Ihn das mosaische Gesetz halten müssten. Wir haben es hier mit der ersten „Jesus und …“-Religion zu tun. Nach dieser Lehre reichte es nicht aus, an Jesus Christus zu glauben. Man musste noch etwas dazu tun – in diesem Fall das Gesetz des Mose halten -, um der Erlösung sicher zu sein. Solche “Jesus und ….“-Religionen hat es in der Kirchengeschichte immer wieder gegeben und es gibt sie bis heute: “Jesus und … Maria“, “Jesus und … die ABC-Kirche“, “Jesus und …. gute Werke“, “Jesus und der Prophet/der Kirchenführer XYZ“. Das apostolische Urteil, das damals für die “Jesus und das mosaische Gesetz“-Religion und ihre Verkünder galt, gilt auch für alle anderen „Jesus und …“-Lehren: es sind falsche, unchristliche Lehren und die, die solches verkünden sind eindeutig falsche Lehrer. Wer behauptet, man brauche über den Herrn Jesus hinaus noch irgendetwas, um erlöst zu werden, der widerspricht damit eindeutig den Worten des Herrn selbst:

“Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer an mich glaubt, hat ewiges Leben.“

(Johannes 6, 47)

“Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wer mein Wort hört und glaubt dem, der mich gesandt hat, hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist aus dem Tode in das Leben übergegangen.“

(Johannes 5, 24)


Weder Gesetz noch Gesetzlosigkeit

In den Versen 1 – 12 dieses Kapitels macht Paulus also deutlich, dass Christen nicht mehr unter dem Gesetz stehen. Im zweiten Abschnitt dieses Kapitels, ab Vers 13 (und damit wenden wir uns dem heutigen Textwort zu), widmet er sich dem anderen Extrem: einem Leben ohne moralische Grenzen. Einige Christen in Galatien dachten, dass sie, da nun frei vom mosaischen Gesetz, gar kein Gesetz mehr anerkennen müssten, ja frei wären zu tun und zu lassen, was sie wollten. Aber das hatte Paulus nie gelehrt. Darum macht er deutlich, dass die christliche Freiheit uns nicht zu einem Leben in Sünde oder nach eigenem Gutdünken berechtigt:

“Denn ihr, meine Brüder, seid zur Freiheit berufen; nur machet die Freiheit nicht zu einem Vorwand für das Fleisch, sondern durch die Liebe dienet einander.“

(Galater 5, 13)

Christen sind zu einem Leben in Freiheit berufen: Freiheit von der Sünde, Freiheit von der Macht der Sünde, Freiheit vom Gericht über die Sünde. Christen sind auch frei von dem Gesetz des Mose, unter dem die Gläubigen des Alten Testaments lebten. Wie gesagt, einige Galater zogen daraus den falschen Schluss, dass sie nun leben konnten, wie sie wollten. Paulus korrigiert diese Ansicht in den Versen 13 – 15. Ich denke in diesem Zusammenhang an meine Großmutter. Nachdem ihre drei Kinder ihre Ausbildung abgeschlossen und eigene Familien gegründet hatten, wäre sie als Witwe frei gewesen, zu tun und zu lassen, was sie wollte. Sie hatte ihre Aufgaben als Ehefrau und Mutter erfüllt, ihre Rente reichte für sie aus. Sie hätte nun die Putzstelle, die sie lange Jahre neben ihrer eigentlichen Berufstätigkeit inne gehabt hatte, aufgeben können. Sie benötigte kein zusätzliches Einkommen mehr, um ihre Kinder zu unterstützen. Aber das war der Zeitpunkt, an dem ich zu studieren begann und anstatt ihren Putzjob aufzugeben, führte sie ihn fort, um nun mich unterstützen zu können. Es gab kein Gesetz, das sie dazu verpflichtet hätte. Niemand in unserer Familie wäre auch nur auf die Idee gekommen, sie darum zu bitten. Aber es gab ein Gesetz in ihrem Herzen, ein Gesetz der Liebe und dieses Gesetz ließ sie tätig werden. Zu einem solchen Dienst ermutigt der Apostel die Galater und uns: Nachdem ihr nun frei seid vom Gesetz des Mose und von der Sünde, dient einander! Christus hat uns nicht befreit, damit wir egoistisch und selbstbezogen werden, sondern damit wir einander dienen. Paulus leitet die Galater auch nicht an, das Alte Testament zu verwerfen. Vielmehr weist er darauf hin, dass das Alte Testament in diesem Dienst der Liebe seine Erfüllung findet:

“Denn das ganze Gesetz wird in einem Worte erfüllt, in dem: ‚Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst.“‘

(Galater 5, 14; vgl. dazu: 3. Mose 19, 18)

Das war und ist auch die Lehre des Herrn Jesus selbst (vgl. Markus 12, 28 – 31). Die Galater hatten diese Korrektur dringend nötig. Aufgrund ihres falschen Verständnisses von christlicher Freiheit verhielten sie sich egoistisch, ja bekämpften einander sogar:

“Wenn ihr jedoch wie wilde Tiere aufeinander losgeht, einander beißt und zerfleischt, dann passt nur auf! Sonst werdet ihr am Ende noch einer vom anderen aufgefressen. „

(Galater 5, 15 NGÜ)

Die Liebe, die Gott durch den Heiligen Geist in das Herz des Gläubigen ausgegossen hat (Römer 5, 5) wirkt, wenn wir dem Geist Gottes folgen, wie ein Gesetz: Christen sind der Liebe zu Gott und der Liebe zueinander verpflichtet. Dieses Gesetz der Liebe ist aber keine Voraussetzung für unsere Erlösung. Sie ist ein Ausfluss der Liebe Gottes, die uns in Seinem Sohn die Erlösung geschenkt und uns frei gemacht hat:

“Darin besteht die Liebe, nicht daß wir Gott geliebt haben, sondern daß Er uns geliebt und seinen Sohn gesandt hat als Sühnopfer für unsre Sünden. (…) Wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.“

(1. Johannes 4, 10 + 19)

Dienst aus Liebe durch den Wandel im Geist

Das christliche Leben muss weder die mosaischen Gesetze halten (Verse 1 – 12), noch ist es frei, zu tun und zu lassen, was es will (Verse 13 – 15). Es liegt zwischen diesen Extremen. Dieses Leben kann der Christ nicht aus sich heraus führen. Genauso, wie Gott Seine Liebe durch den Heiligen Geist in unsere Herzen ausgegossen hat (Römer 5, 5), genauso müssen wir nun, Tag für Tag, in der Kraft des Heiligen Geistes leben und uns Seiner Führung anvertrauen:

“Ich sage aber: Wandelt im Geist, so werdet ihr die Lüste des Fleisches nicht vollbringen.“

(Galater 5, 16)

Im Geist zu wandeln, ist für den Christen keine Option neben anderen. Es ist ein Gebot. Dieser Wandel im Geist in ein andauernder Prozess. Aber er funktioniert nicht automatisch. Es ist unsere Verantwortung als Christen im Geist zu wandeln.

Was bedeutet es “im Geist“ zu wandeln? Darunter ist keine mystische Verhaltensweise zu verstehen. Der Heilige Geist leitet uns durch das Wort Gottes, die Heilige Schrift. In ihr hat Gott Seinen Willen niedergelegt, für jeden von uns nachlesbar. Wenn wir in Gottes Wort z.B. lesen, dass wir unseren Nächsten lieben sollen, wie uns selbst, dann wissen wir, dass wir es bei diesem Gebot mit dem geoffenbarten Willen Gottes zu tun haben. Wenn wir nun den Heiligen Geist bitten, uns zu zeigen, wie dies praktisch geschehen kann, dann wird Er uns zum einen aus Gottes Wort weitere Anleitung geben und zum anderen wird Er uns in unserem Alltagsleben Möglichkeiten dazu aufzeigen. Doch hier dürfen wir nicht stehen bleiben. Wir müssen Gott auch um Seine Kraft, die Kraft des Heiligen Geistes, bitten, damit wir diese Möglichkeiten in der rechten Art und Weise nutzen können.

Der „Wandel im Geist“ bedeutet, ein Leben in Abhängigkeit von Gott, nicht ein Leben in eigener Regie, zu führen. Mancher mag nun denken, dass dieser „Wandel im Geist“ unser Leben einschränkt, das uns ein solches Leben vieles vorenthält, ja vielleicht unser Leben sogar arm macht. Doch genau das Gegenteil ist aber der Fall: Ein Leben in enger Gemeinschaft mit Gott, nach Seinem Wort und unter der Führung Seines Geistes wird uns nicht nur die Augen für die vielfältigen Möglichkeiten öffnen, die Gott für uns bereit hält. Er will uns auch die Kraft schenken, diese Möglichkeiten auszuschöpfen. Gottes Möglichkeiten gehen weit über unsere eigenen hinaus. Mehr noch: Ein solcher Wandel intensiviert unsere Beziehung zu Gott. Wurde das Leben des Menschen im Alten Testament durch ein äußerliches, unpersönliches Regelwerk bestimmt, so wird der Christ nun durch die innewohnende Person des Heiligen Geistes geleitet. Auf diese Weise werden wir auch Christus ähnlich (Markus 3, 35; Römer 8, 29). Zu diesem “Wandel im Geist“ müssen wir uns täglich neu entscheiden. Wir werden dabei auch Fehler machen. Aber wenn wir diesen Wandel Tag für Tag neu einüben, werden wir erleben, wie wir verändert werden und wie unser Dienst Schritt für Schritt ein Dienst aus Liebe zu Gott und dem Nächsten wird. Sind Sie schon auf diesem Weg?

Quellenhinweis zur Landkarte:
Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Galatien#Die_r.C3.B6mische_Provinz_Galatia

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