Der dreifache Dienst des Heiligen Geistes – Anmerkungen zu Johannes 16, 5 – 15

Tim Tebow Tebowing

Wenn der Heilige Geist im Leben eines Gläubigen wirkt, wird dieser Jesus Christus auch vor  der Welt bekennen und verherrlichen * Tim Tebow beim Gebet auf dem Spielfeld, dem so genannten „tebowing“,hier  untypischerweise ohne seinen Kopf mit der geballten Faust zu stützen * By Ed Clemente Photography (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)%5D, via Wikimedia Commons

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Der dreifache Dienst des Heiligen Geistes im Leben des Gläubigen – Anmerkungen zu Johannes 16, 5 – 15

Der Bibeltext, der für die Wortverkündigung am Sonntag dieser Woche ausgewählt wurde, entstammt dem 16. Kapitel des Johannesevangeliums  (zum Hintergrund des Johannesevangeliums siehe: Klick!). Wir betrachten ihn in seinem Zusammenhang:

“Jetzt aber gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat, und niemand von euch fragt mich: Wohin gehst du? Doch weil ich dies zu euch geredet habe, hat Traurigkeit euer Herz erfüllt. Doch ich sage euch die Wahrheit: Es ist euch nützlich, dass ich weggehe, denn wenn ich nicht weggehe, wird der Sachwalter nicht zu euch kommen; wenn ich aber hingehe, werde ich ihn zu euch senden. Und wenn er gekommen ist, wird er die Welt überführen von Sünde und von Gerechtigkeit und von Gericht.  Von Sünde, weil sie nicht an mich glauben; von Gerechtigkeit aber, weil ich zum Vater hingehe und ihr mich nicht mehr seht; von Gericht aber, weil der Fürst dieser Welt gerichtet ist. Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er wird nicht von sich selbst aus reden, sondern was er hören wird, wird er reden, und das Kommende wird er euch verkündigen. Er wird mich verherrlichen, denn von dem Meinen wird er empfangen und euch verkündigen.  Alles, was der Vater hat, ist mein; darum sagte ich, dass er von dem Meinen empfängt und euch verkündigen wird.“

(Johannes 16, 5 – 15 ELBEDHÜ; z. Vgl.  LUTH’84)

Einige grundsätzliche Gedanken zum Hintergrund der so genannten Abschiedsreden Jesu in  Johannes 13 – 16

In den synoptischen Evangelien (Matthäus, Markus und Lukas) finden wir die Berichte über den Umgang des Herrn mit Seinen Jüngern und Ihre Belehrung durch Ihn inmitten der Berichte über Seinen Dienst für die manchmal sehr großen Menschenmengen. Im Johannesevangelium hingegen sehen wir eine stärkere Trennung dieser beiden Bereiche des Dienstes Jesu (auch wenn es zeitweise Überschneidungen gibt). Besonders deutlich wird dies in den Kapiteln 1316, die sich ganz auf den letzten Dienst des Herrn an Seinen Jüngern konzentrieren.
Während Johannes den Herrn Jesus Christus im ersten großen Abschnitt seines Evangeliums als einen Lehrer zeigt, der zuerst ein Wunder tut und die Bedeutung dieses Wunders anschließend Seinen Zuhörern erklärt, ist dies im zweiten großen Abschnitt genau umgekehrt: Der Herr belehrte Seine Jünger zuerst über die Bedeutung Seines Todes, bevor Er zum Kreuz ging und anschließend von den Toten auferstand.
Der Zeitpunkt, an dem der Herr diese Belehrungen gab, ist heilsgeschichtlich bedeutsam: Kurz zuvor hatten die religiösen Führer Israels den Herrn als den verheißenen Messias Gottes endgültig verworfen (Matthäus 12, 23 – 43). Das aber führte dazu, dass das Reich Gottes von ihnen genommen und seine Aufrichtung auf dieser Erde zeitlich verschoben wurde (vgl. Matthäus 8, 12; Matthäus 21, 43; Apostelgeschichte 1, 6 – 7). Anstelle der Aufrichtung Seines Reiches führt Gott nun die Versammlung (= Gemeinde/Kirche) ein (vgl. Epheser 3, 1 – 10; Römer 16, 25; Kolosser 1, 26; Kolosser 4, 3; Epheser 5, 32; Offenbarung 1, 20).
Mit den in Johannes 1316 niedergelegten Belehrungen, das wird bei ihrer Lektüre deutlich, wollte der Herr die Zwölf auch auf ihre Hirtenaufgabe innerhalb der Versammlung (= Gemeinde/Kirche) vorbereiten. Aus diesem Grund gehen die in diesen Kapiteln niedergelegten Belehrungen auch über die Erläuterung des Sterbens und der Auferstehung des Herrn hinaus. Kapitel 13 enthält – neben der Ankündigung des Verrats durch Judas und der Ankündigung der Verleugnung des Petrus – die Belehrung über die Notwendigkeit der gegenseitigen Vergebung der Gläubigen und der täglich Vergebung durch Gott, sowie das Gebot der Gottes- und Nächstenliebe.  In Johannes 14 finden wir die Verheißung des Herrn bzgl. Seines Kommens für die Gläubigen, gefolgt von der Belehrung über den einzigen Heilsweg zu Gott, dem Vater, der Verheißung des Heiligen Geistes und der Verheißung des Friedens Christi. Nachdem Kapitel 14 den Blick der Zuhörer/Leser mehr auf himmlische Dinge richtete, geht es in Kapitel 15 um Dinge, die mit der Erde in Verbindung stehen: Christus tritt als der wahre Weinstock an die Stelle des Weinstocks Israel (vgl. Psalm 80, 8; Jesaja 5, 4). Er belehrt die Jünger über die Bedeutung der Liebe zu Gott und bereitet sie auf den Hass der Welt vor. Angesichts der Leiden, die Seinen Jüngern in dieser Welt bevorstehen werden, führt der Herr Jesus Christus Seine Belehrungen über den Heiligen Geist in Kapitel 16 weiter aus. Der Geist Gottes, die dritte Person der Gottheit, wird nicht nur ihr Tröster, sondern auch ihr Lehrer, Sachwalter und Beistand sein. Er wird der vollkommene und einzige Stellvertreter des Herrn Jesus Christus auf Erden und  für die Gläubigen sein. Den Abschluss dieses Kapitels bilden Ausführungen des Herrn bzgl. Seiner Auferstehung und der Freude, die damit verbunden sein wird, sowie Ausführungen über das Gebet in Seinem Namen.

Anmerkungen zu Johannes 16, 5  – 15

* “Jetzt aber gehe ich hin zu dem, der mich gesandt hat, und niemand von euch fragt mich: Wohin gehst du?“: – Johannes 16, 5 – Mit diesen Worten des Herrn beginnt ein größerer Abschnitt, in dem Er Seine Jünger über den dreifachen Dienst des Heiligen Geistes in ihrem Leben belehrt. Er leitet diese Belehrung mit dem Hinweis ein, dass Er sie in Kürze verlassen würde. Dies hatte Er schon zweimal zuvor getan (vgl. Johannes 13, 36; Johannes 14, 5). Bei beiden vorausgegangenen Gelegenheiten hatten Ihn Jünger (Petrus, Thomas) danach gefragt, wohin Er gehen würde. Doch dieser Frage lag weniger das Interesse an einer konkreten Antwort zu Grunde – diese Antwort hatte der Herr bereits in Johannes 14, 1 – 3 gegeben – sie war vielmehr ein Ausdruck ihrer Traurigkeit darüber, dass Er sie verlassen würde. Johannes 16, 5 finden wir nun fast schon gegen Ende der so genannten Abschiedsreden Jesu, doch  trotz aller Unterweisung in den vorausgegangenen Kapiteln werden die Seelen der Jünger immer noch von dieser Trauer dominiert. Das aber zeigt, dass die Jünger wenig Interesse an dem hatten, was der Herr ihnen in dieser Zeit offenbarte. Sie waren vielmehr mit sich selbst beschäftigt.

* “Doch weil ich dies zu euch geredet habe, hat Traurigkeit euer Herz erfüllt. Doch ich sage euch die Wahrheit: Es ist euch nützlich, dass ich weggehe, denn wenn ich nicht weggehe, wird der Sachwalter nicht zu euch kommen; wenn ich aber hingehe, werde ich ihn zu euch senden.Johannes 16, 6 – 7  – Der Herr erkennt den inneren Zustand der Jünger an. Er macht ihnen mit diesen Worten jedoch zugleich deutlich, dass sie mit ihren Gedanken und Gefühlen der Trauer falsch liegen: „Doch ich sage euch die Wahrheit: Es ist euch nützlich, dass ich weggehe, denn wenn ich nicht weggehe, wird der Sachwalter nicht zu euch kommen; wenn ich aber hingehe, werde ich ihn zu euch senden.“ – Immer wieder begegne ich Gläubigen, die mir früher oder später sagen: „Ach, wenn der Herr Jesus noch auf der Erde wäre, dann wäre vieles einfacher!“ So oder so ähnlich scheinen auch die Jünger gedacht zu haben. Es ist ein Kennzeichen des natürlichen (fleischlichen) und des seelischen Menschen, dass er Dinge/Ereignisse/Personen sehen muss (1. Samuel 16, 71. Korinther 2, 14; 1. Korinther 3, 1). Dann ist er beruhigt, dann geht es ihm gut.  Dabei ist doch alles Sichtbare vergänglich, das Unsichtbare hingegen aber ewig (2. Korinther 4, 18), denn alles Sichtbare ist begrenzt, nur das Unsichtbare vermag alle Grenzen zu überwinden. Im Gegensatz zum fleischlichen bzw. seelischen Menschen, der auf das Sichtbare schaut, beurteilt der geistliche Mensch alles auf geistliche Weise  (2. Korinther 2, 15; Johannes 8, 47). Doch soweit waren die Jünger noch nicht. Erst später sollten sie erkennen und erfahren, welcher Segen durch diesem Handeln ihres Herrn freigesetzt wurde: Während Seines irdischen Dienstes konnte  der Herr Jesus Christus immer nur an einem Ort gegenwärtig sein. Er konnte auf diese Weise zwar großen, aber doch immer noch begrenzten Menschenmengen dienen. Mit Seinem Weggang zum Vater, Seiner Verherrlichung durch den Vater und der Sendung des Heiligen Geistes wurde dieser Zustand aufgehoben. Seit dem Kommen des Heiligen Geistes lebt Christus in den Gläubigen und ist durch sie überall auf der Erde gegenwärtig und tätig (vgl. Apostelgeschichte 2, 1 ff.; Kolosser 1, 27). Eine so enge, untrennbare Beziehung zu dem Sohn Gottes war während Seines irdischen Dienstes nicht möglich. Doch diese neue Dimension ihres geistlichen Lebens konnten die Jünger noch nicht erkennen, zu sehr waren sie mit sich selbst und ihren Gefühlen beschäftigt.

Aufgabe Nr. 1: Überführen

* “Und wenn er gekommen ist, wird er die Welt überführen von Sünde und von Gerechtigkeit und von Gericht.“ Johannes 16, 8 – Nachdem der Herr das Kommen des Heiligen Geistes angekündigt hat, beginnt er nun, den Dienst des Geistes Gottes zu erläutern. Seine erste Aufgabe würde darin bestehen, die Welt von  der Sünde, der Gerechtigkeit und dem Gericht zu überführen. Das Wort “überführen“, griech. “ἐλέγχω“ (“elegcho“) kommt im Neuen Testament an 18 Stellen vor (Matthäus 18, 15; Lukas 3, 19; Johannes 3, 20; Johannes 8, 46; Johannes 16, 8; 1. Korinther 14, 24; Epheser 5, 11; Epheser 5, 13; 1. Timotheus 5, 20; 2. Timotheus 4, 2; Titus 1, 9; Titus 1, 13; Titus 2, 15; Hebräer 12, 5; Jakobus 2, 9; Judas 15, Judas 22; Offenbarung 3, 19.  In allen diesen Stellen bedeutet “ἐλέγχω“, dass einem Menschen seine/ihre Sünde, gleichzeitig aber auch die rettende Möglichkeit der Buße vor Augen gestellt wird¹. Die Überführung von der Sünde bewirkt in dem Menschen Sündenerkenntnis (vgl. Apostelgeschichte 2, 37 – 38) ohne die wahre Buße und damit auch Erlösung nicht möglich ist.
Der Herr Jesus Christus bezeichnet den kommenden Heiligen Geist  hier als “Sachwalter“ (Luther übersetzt “Tröster“), griech. “παράκλητος“ („parakletos“). Genau dieses Wort wird in 1. Johannes 2, 1 benutzt, um den Herrn Jesus Christus zu beschreiben. Damit wird die vollkommene Stellvertretung des Herrn Jesus Christus durch den Heiligen Geist, sowie Seine Gottheit zum Ausdruck gebracht.

* “Von Sünde, weil sie nicht an mich glauben; (…) Johannes 16, 9 – Drei Dinge nennt der Herr in unserem Bibelabschnitt, von denen der Heilige Geist die Welt überführen wird. Die Heilige Schrift unterscheidet zwischen “der Sünde“ und “den Sünden“. Alle Sünden haben ihre Wurzel in der einen Sünde des Unglaubens. Seit der Sendung und dem Kommen Jesu ist die Sünde der Unglaube dem Erlöser gegenüber (Johannes 3, 18 + 36; Johannes 8, 24). Wenn der  Heilige Geist Menschen von diesem Unglauben überführt, dann stellt Er ihnen gleichzeitig auch die rettende Möglichkeit der Buße und die Erlösung in Jesus Christus vor Augen. Wenn Menschen an den Herrn Jesus Christus glauben,  dann werden sie auch annehmen, was der Heilige Geist ihnen über ihre Sünde deutlich macht.

* “(…) von Gerechtigkeit aber, weil ich zum Vater hingehe und ihr mich nicht mehr seht; (…)“ Johannes 16, 10 – Der Heilige Geist wird also die Welt von der  Sünde des Unglaubens an den Erlöser überführen. Dann ist es aber auch Seine Aufgabe, die Welt von der Gerechtigkeit zu überführen. Normalerweise wird im Neuen Testament mit dem Begriff “Gerechtigkeit“, griech “δικαιοσύνη“ („dikaiosune), der richtige Stand und das richtige Verhalten des Menschen vor Gott bezeichnet. Er wird aber auch benutzt, um Selbstgerechtigkeit zu beschreiben (vgl. Matthäus 5, 20; Römer 10, 3; Philipper 3, 9). Die Aufgabe des Heiligen Geistes ist es, die Welt von der Unzulänglichkeit ihrer eigenen Gerechtigkeit zu überführen und ihr gleichzeitig die Gerechtigkeit Gottes, die allein durch Jesus Christus erlangt werden kann, vor Augen zu stellen. Während Seines irdischen Dienstes hatte der Herr Jesus Christus den Menschen diese Tatsache vor Augen geführt. Nach Seinem Weggang zum Vater, Seiner Verherrlichung durch den Vater und der Sendung des Heiligen Geistes, wird dieser Dienst nun durch den Geist Gottes  fortgeführt.

* “(…) von Gericht aber, weil der Fürst dieser Welt gerichtet ist.“ Johannes 16, 11 – Die dritte Tatsache, von der der Heilige Geist die Welt überführen sollte, ist das Gericht. Dabei handelt es sich um das Gericht, das wegen der Sünde des Unglaubens, die sich in der Ablehnung des von Gott gesandten Erlösers ausdrückte,  über die Welt kommen sollte. Die Ergebnisse dieses Dienstes des Heiligen Geistes können wir schon kurz nach Seinem Kommen auf diese Erde beobachten (vgl. Apostelgeschichte 2, 37 – 38). Ein Grund für dieses Wirken des Heiligen Geistes lag darin, dass Gott in dem Tod Christi am Kreuz das Gericht über die  Sünde und den Satan bereits vollzogen hatte (Johannes 12, 31; Kolosser 2, 15; Hebräer 2, 14). Da “der Fürst dieser Welt“ bereits gerichtet ist, kann eine Welt, die ihm folgt, nur dasselbe Gericht erwarten. Der einzige Weg, diesem  Gericht Gottes zu entgehen, ist die Erlösung, die Gott der Welt in Seinem Sohn Jesus Christus anbietet (Johannes 3, 16). Aus diesem Grund überführt der Heilige Geist die Welt von dem Gericht und macht sie gleichzeitig mit der Erlösung bekannt, die allein durch Jesus Christus erlangt werden kann (Johannes 14, 6).

Zusammenfassend können wir sagen: Ein Mensch, der sich dem überführenden  Wirken des Heiligen Geistes in seinem Leben nicht verschließt, wird dreierlei erkennen:

  • die Sünde des Unglaubens an den Erlöser Jesus Christus,
  • die Unvollkommenheit seiner eigenen Gerechtigkeit und
  • dass er deswegen unter dem gerechten Gericht Gottes steht

Gleichzeitig wird ein solcher Mensch aber auch erkennen, dass Erlösung von der Sünde, Befreiung vom Gericht Gottes und eine vollkommene Gerechtigkeit allein in Jesus Christus gefunden werden kann, wie es Paulus in 1. Korinther 1, 30 sagt:

“(…) durch ihn aber seid ihr in Christus Jesus, welcher uns von Gott gemacht worden ist zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung und zur Erlösung, (…)“

Ohne Überführung durch den Heiligen Geist, kann also kein Mensch zu einer wirklichen Bekehrung und damit auch zu einer wahren Wiedergeburt aus dem Heiligen Geist (Johannes 3, 1 – 6) finden. Die Mittel, die der Heilige Geist benutzt, um einen Menschen zu überführen, sind das Wort Gottes und das Zeugnis des Christen. Die christliche Existenz beginnt also mit dem überführenden Wirken des Heiligen Geistes, das zur Sündenerkenntnis, Buße und Wiedergeburt führt. Aus einem von Gott losgelösten Menschen wird ein Kind Gottes.

Aufgabe Nr. 2: In alle Wahrheit leiten

* “Noch vieles habe ich euch zu sagen, aber ihr könnt es jetzt nicht tragen. Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er wird nicht von sich selbst aus reden, sondern was er hören wird, wird er reden, und das Kommende wird er euch verkündigen.“ Johannes 16, 12 – 13 – Die zweite Aufgabe des Heiligen Geistes besteht darin, die Gläubigen “in alle Wahrheit zu leiten“. Bereits in Johannes 14, 26 hatte der Herr den Jüngern versprochen, dass der kommende Heilige Geist einen solchen Dienst tun würde:

“Der Sachwalter aber, der Heilige Geist, welchen der Vater senden wird in meinem Namen, jener wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“

Diese Verheißung erfüllte sich zum einen, als die Evangelisten Seine Worte und Taten in den Evangelien und der Apostelgeschichte niederschrieben (”an alles erinnern”). Zum anderen dann, als die Apostel in ihren Briefen die ”Lehre des Christus” (2. Johannes 9) niederlegten. Die zweite diesbezügliche Verheißung finden wir in Johannes 16, 13:

”Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, gekommen ist, wird er euch in die ganze Wahrheit leiten; denn er wird nicht von sich selbst aus reden, sondern was er hören wird, wird er reden, und das Kommende wird er euch verkündigen.”

Diese Verheißung erfüllte sich in den prophetischen Aussagen der Evangelien, der apostolischen Briefe und insbesondere im Buch der Offenbarung. Daraus schließen wir, dass das gesamte Neue Testament das vom Geist Gottes eingegebene Wort Gottes ist. Dabei fiel es dem Apostel Paulus zu, das Wort Gottes in Bezug auf die Lehre zu vollenden (Kolosser 1, 25), wohin gegen es die Aufgabe des Apostels Johannes war, mit dem von ihm empfangenen prophetischen Buch den biblischen Kanon abzuschließen (Offenbarung 22, 18 – 19).
Darüber hinausführende Offenbarungen oder so genanntes ”neues Licht”, sind uns nicht verheißen. Ganz im Gegenteil, wir werden ausdrücklich davor gewarnt, irgendeiner Lehre oder Verkündigung zu folgen, die über die (in der Heiligen Schrift niedergelegten) Lehre des Christus hinausgeht:

”Jeder, der weitergeht und nicht in der Lehre des Christus bleibt, hat Gott nicht; wer in der Lehre bleibt, dieser hat sowohl den Vater als auch den Sohn. Wenn jemand zu euch kommt und diese Lehre nicht bringt, so nehmt ihn nicht ins Haus auf und grüßt ihn nicht. Denn wer ihn grüßt, nimmt teil an seinen bösen Werken.”

(2. Johannes 9 – 11)

Was uns jedoch verheißen ist, ist dass der Geist Gottes auch uns “in alle Wahrheit leiten“ will, d.h. dass Er uns das Verständnis all dessen schenken möchte, was Gott uns durch Sein Wort geoffenbart hat.  Der Heilige Geist benutzt dazu jede Gelegenheit, bei der wir uns mit dem Wort Gottes beschäftigen. Dies kann durch eine Predigt geschehen, aber auch in unserer persönlichen Stillen Zeit und bei unserem persönlichen Bibelstudium. Je mehr wir unser Herz dem Wort Gottes öffnen und das bereits Erkannte mit Gottes Hilfe in unserem Leben umsetzen, desto mehr Verständnis kann uns der Heilige Geist schenken. Dabei sollten wir jedoch einen wichtigen Punkt im Auge behalten:
So, wie der Herr Jesus Christus nie aus sich selbst heraus handelte, sondern nur das tat, was der Wille Seines Vaters im Himmel war (Johannes 5, 19; Johannes 5, 30; Johannes 12, 49), so wird auch der Heilige Geist nicht aus sich selbst reden. Dementsprechend wird der Heilige Geist auch nie etwas verkündigen oder als Wahrheit lehren, das im Widerspruch zu dem geoffenbarten Wort Gottes steht. Wenn das Wort Gottes etwas als Sünde bezeichnet und jemand behauptet, eine Offenbarung des Heiligen Geistes empfangen zu haben, mit der diese Sünde im Leben des Gläubigen legitimiert wird (vielleicht als “höhere Art der Offenbarung“), so entlarvt sich eine solche Person als Lügner und Irrlehrer. Genauso wird der Heilige Geist auch keinen Gläubigen zu einem Verhalten anleiten, dass dem Wort Gottes widerspricht.

Aufgabe Nr. 3: Verherrlichen

* “Er wird mich verherrlichen, denn von dem Meinen wird er empfangen und euch verkündigen. Alles, was der Vater hat, ist mein; darum sagte ich, dass er von dem Meinen empfängt und euch verkündigen wird.“ Johannes 16, 14 – 15 – Die dritte Aufgabe des Heiligen Geistes, die der Herr Jesus in unserem Bibelabschnitt erläutert, ist, dass der Geist Gottes Ihn verherrlichen wird. Der Heilige Geist verherrlicht den Sohn Gottes, indem Er das, was der Vater dem Sohn gegeben hat, nimmt und den Gläubigen verkündigt/offenbart/erklärt. Im Kolosserbrief spricht Paulus zweimal von dem Reichtum des Geheimnisses Gottes:
In Kolosser 1, 27 ist die Rede von dem “Reichtum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses„. Dieses Geheimnis Gottes ist Jesus Christus, der Sohn Gottes. Er ist das Zentrum aller Gedanken und Pläne Gottes, denn in Ihm sind alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis Gottes verborgen. In Kolosser 1, 27 geht es insbesondere um die wunderbare Beziehung, die Christus zu den Gläubigen Seines Leibes hat. Dieses Geheimnis hat Gott uns durch Sein Wort kundgemacht. Aber wir erkennen den großen Reichtum  dieses Geheimnisses nur schrittweise und zwar durch den Christus verherrlichenden Dienst des Heiligen Geistes.
In Kolosser 2, 2 – 3 spricht der Apostel von allem  “Reichtum der vollen Gewissheit des Verständnisses, zur Erkenntnis des Geheimnisses Gottes, in welchem verborgen sind alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis„.  Auch hier geht es um das “Geheimnis Gottes“, das Christus ist und das durch das Evangelium offenbart wurde. Wir können gar nicht ermessen, welcher geistliche Reichtum mit der Person des Erlösers verbunden ist, wenn dieser uns nicht durch den Dienst des Heiligen Geistes mittels des Wortes Gottes erklärt wird.
Der Heilige Geist wird also Christus verherrlichen, indem Er uns immer tiefer in all die geistlichen Reichtümer, die mit der Person unseres Erlösers verbunden sind, hineinführt. Der Heilige Geist wird Christus verherrlichen, indem Er uns eine Facette dieser wunderbaren Person nach der anderen zeigen und verstehen lassen wird. Je mehr wir von dem Reichtum des Geheimnisses Gottes in dem Sohn Gottes erkennen, desto mehr werden unser Herz und unser Mund überfließen von Dankbarkeit, Liebe und Anbetung Gott gegenüber. So wird das Werk der Verherrlichung, das der Heilige Geist  tut, in dem Leben der Gläubigen seine Fortsetzung finden.

Fußnoten:

¹= vgl. Gerhard Kittel/Otto Bauerfeind: Theologisches Wörterbuch zum Neuen Testament, Abschnitt “ἐλέγχω“,  W. Kohlhammer Verlag, Stuttgart 1979

 
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