
Glaube * Foto: Michel Bertolotti, via Pixabay
Für die Wortverkündigung am Mittwoch dieser Woche wurde ein Vers aus dem 5. Psalm gewählt. Zum besseren Verständnis betrachten wir diesen Vers im Zusammenhang des gesamten Psalms:
“Dem Vorsänger, zu Nechilot. Ein Psalm von David.
Nimm zu Ohren, HERR, meine Worte, merke auf mein Seufzen! Horche auf die Stimme meines Schreiens, mein König und mein Gott! Denn zu dir bete ich.
Früh wirst du, HERR, meine Stimme hören, früh werde ich dir mein Anliegen vorstellen und harren. Denn nicht ein Gott bist du, der an Gottlosigkeit Gefallen hat; bei dir wird das Böse nicht weilen. Nicht werden die Toren bestehen vor deinen Augen; du hasst alle, die Frevel tun. Du wirst die Lügenredner vertilgen; den Mann des Blutes und des Truges verabscheut der HERR. Ich aber, ich werde in der Größe deiner Güte eingehen in dein Haus, ich werde anbeten in deiner Furcht gegen deinen heiligen Tempel. Leite mich, HERR, in deiner Gerechtigkeit um meiner Feinde willen; ebne vor mir deinen Weg. Denn in ihrem Mund ist nichts Zuverlässiges; ihr Inneres ist Verderben, ein offenes Grab ihr Schlund; ihre Zunge glätten sie. Lass sie büßen, o Gott; mögen sie fallen durch ihre Pläne! Stoße sie weg wegen der Menge ihrer Übertretungen, denn sie sind widerspenstig gegen dich gewesen. So werden sich freuen alle, die zu dir Zuflucht nehmen: Ewig werden sie jubeln, und du wirst sie beschirmen; und in dir werden frohlocken, die deinen Namen lieben. Denn du wirst den Gerechten segnen; HERR, mit Gunst wirst du ihn umgeben wie mit einem Schild.“(Psalm 5, 1 – 13 ÜELBEDHÜ, z. Vgl. Luther’84)
Zum Hintergrund: Das 1. Buch des Psalters
Wie ich bereits in den Anmerkungen zu anderen Psalmen geschrieben habe, ist es auch an dieser Stelle nicht möglich, den Hintergrund des großen und umfangreichen biblischen Buches der Psalmen in seinen Einzelheiten zu betrachten. Aus diesem Grund folgen auch hier nur einige grundlegende Informationen zum Buch der Psalmen, insbesondere zum 1. Buch des Psalters, in dem wir den heute zu betrachtende Psalm finden:
Das Buch der Psalmen (תְּהִלִּים bzw. תהילים, “Tehillim“ = die Preisungen/Lobpreisungen) ist das erste Buch der “Ketuvim“, d.h. der “Schriften“, also des dritten und letzten Abschnitts der jüdischen Heiligen Schrift. Der Begriff “Preisungen“ bzw. “Lobpreisungen“ ist sehr treffend gewählt für dieses biblische Buch, da jeder der 150 Psalmen, mit Ausnahme von Psalm 88, Lobpreisungen Gottes enthält.
Unser deutsches Wort “Psalm“ ist die eingedeutschte Form des griechischen Wortes “ψαλμός“ (“psalmos“) bzw. der ψαλμοί“ (“psalmoi“), womit “Worte bzw. Lieder mit instrumentaler Begleitung“ bezeichnet wurden (vgl. Lukas 20, 42; Apostelgeschichte 1, 20). Das gesamten Buches der Psalmen wurde in der griechischen Übersetzung des Alten Testaments, der Septuaginta (LXX), als “ψαλτήριον“ (“psalterion“) bezeichnet. Darauf zurückgehend entwickelte sich unser Begriff “Psalter“, mit dem auch heute noch das ganze Buch bzw. die Gesamtheit der 150 Psalmen bezeichnet wird.
Traditionell wird das Buch der Psalmen in fünf große Abschnitte bzw. Bücher unterteilt:
Buch III (Psalm 73 – Psalm 89)
Buch IV (Psalm 90 – Psalm 106)
Buch V (Psalm 107 – Psalm 150)
Auf wen diese Unterteilung zurückzuführen ist, ist genauso unbekannt, wie die Kriterien, nach denen die einzelnen Psalmen dem jeweiligen Buch zugeordnet wurden. Manche Kommentatoren sehen in dieser Aufteilung eine Parallele zu den fünf Büchern Mose, d.h. der Torah.
Im 1. Buch des Psalters, das die Psalmen 1 bis 41 umfasst, befindet sich jener Psalm, den wir heute betrachten wollen. Die überwiegende Anzahl der Psalmen in diesem Buch wurden von David verfasst. Nur vier Psalmen stammen nicht von dem bekanntesten König Israels: Psalm 1, Psalm 2, Psalm 10 und Psalm 33 enthalten keine Angaben zu ihrem jeweiligen Verfasser. Die in diesem Buch enthaltenen Psalmen spiegeln eine enge Gottesbeziehung wieder. Das wird u.a. daran deutlich, dass sie nicht primär das allgemeinere hebräische Wort für Gott (“Elohim“; 15 Vorkommen), sondern den Namen des Bundesgottes Israels (“Jahwe“; 273 Vorkommen) benutzen. Kommentatoren haben dieses Buch des Psalters auch als “Buch der Erfahrungen“ bezeichnet, da es uns von vielen persönlichen Erfahrungen, die David mit Gott machen durfte, berichtet.
Es gibt einen Grundton, der sich ab Psalm 1 durch dieses ganze erste Psalmbuch zieht. Es ist die Trennung der Gerechten von den Gottlosen. Bei diesen Gottlosen handelt es sich nicht um Menschen aus dem Heidentum, die Gott nicht kennen, sondern um Menschen, die zum irdischen Volk Gottes – Israel – gehören, Gott jedoch nicht anerkennen. Kommentatoren führen diesen Schwerpunkt darauf zurück, dass die hier zusammengefassten Psalmen in jener Zeit entstanden, in der Konflikt zwischen Saul, dem vom Volk erwählten und von Gott verworfenen König Israels, und David, dem von Gott erwählten, aber noch nicht bestätigten König, ihren Höhepunkt erreichten.
Psalm 5 ist – wie die Psalmen 3 und 4 – ein Gebet Davids, das aus einer Zeit stammt, in der er von Feinden bedrängt wurde. Alle drei Psalmen ist gleich, dass es sich bei ihnen um individuelle Gebete handelt, die auch Klagen einschließen. In Psalm 5 finden sich jedoch auch Zeiten gemeinschaftlicher Klage (vgl. Verse 11 – 13).
Anmerkungen zu Psalm 5, 1 – 13
* “Dem Vorsänger, zu Nechilot. Ein Psalm von David. Nimm zu Ohren, HERR, meine Worte, merke auf mein Seufzen! Horche auf die Stimme meines Schreiens, mein König und mein Gott! Denn zu dir bete ich.“ – Psalm 5, 1 – 3 – Der erste Sinnabschnitt dieses Psalms kann als Bitte um Erhörung bezeichnet werden. Aus großer Not und Bedrängnis schreit David zu Gott um Erhörung seiner dann folgenden Bitten.
“Schreien“ wird als “Ausdruck großer Schmerzen, eines großen Schreckens oder plötzlich auftretender Angst“ verstanden. Es “kann … auch die Form sprachlicher Äußerungen annehmen, etwa durch laute nachdrucksvolle Äußerungen von Worten oder Lauten“ und Schreien “kann eine intensive Aufforderung zum Handeln“¹ sein. Um Letzteres handelt es sich hier bei David. Sein Schreien ist eine intensive Aufforderung an Gott, seine Bitten zu erhören und ihm zu helfen.
Dass Menschen – wie David – diese Not auf ähnliche Weise empfunden und zu Gott geschrien haben, schildert uns die Heilige Schrift an verschiedenen Stellen:
“Und es geschah während jener vielen Tage, da starb der König von Ägypten; und die Kinder Israel seufzten wegen des Dienstes und schrien; und ihr Schreien wegen des Dienstes stieg hinauf zu Gott.“
(2. Mose 2, 23 ELBEDHÜ)
“Und du hast das Elend unserer Väter in Ägypten angesehen und hast ihr Schreien am Schilfmeer gehört.“
(Nehemia 9, 9 ELBEDHÜ)
“Du hast meine Stimme gehört; verbirg dein Ohr nicht vor meinem Seufzen, meinem Schreien!“
(Klagelieder 3, 56 ELBEDHÜ)
Insbesondere in den Psalmen finden wir das Schreien zu Gott an zahlreichen Stellen (vgl. Psalm 9, 13; Psalm 17, 1; Psalm 18, 7; Psalm 28, 2; Psalm 34, 16 + 18; Psalm 40, 2; Psalm 77, 2; Psalm 88, 3 + 14; Psalm 106, 44; Psalm 142, 7; Psalm 145, 19 – um nur einige Stellen zu nennen).
Doch diese Art des intensiven Flehens um die Erhörung von Gebet ist nicht auf das Alte Testament beschränkt. Im Neuen Testament finden sich zwar diesbezüglich nur wenige Hinweise, diese sind jedoch umso bedeutsamer:
In Markus 10, 47 (ELBEDHÜ) wird uns von dem Blinden namens Bartimäus berichtet:
“Und als er hörte, dass es Jesus, der Nazarener, sei, fing er an zu schreien und zu sagen: Sohn Davids, Jesus, erbarme dich meiner!“
Viele Menschen versuchten, den Blinden zum Verstummen zu bringen. Doch Bartimäus ließ sich nicht einschüchtern und schrie umso lauter. Und der Herr Jesus Christus erhörte ihn und ging an dieser flehentlich vorgetragenen Bitte nicht vorbei:
“Und Jesus blieb stehen und sprach: Ruft ihn! Und sie rufen den Blinden und sagen zu ihm: Sei guten Mutes; steh auf, er ruft dich! Er aber warf sein Oberkleid ab, sprang auf und kam zu Jesus. Und Jesus hob an und sprach zu ihm: Was willst du, dass ich dir tun soll? Der Blinde aber sprach zu ihm: Rabbuni, dass ich wieder sehend werde. Und Jesus sprach zu ihm: Geh hin, dein Glaube hat dich geheilt. Und sogleich wurde er wieder sehend und folgte ihm nach auf dem Weg.“
(Markus 10, 49 – 52 ELBEDHÜ)
In vollkommener Übereinstimmung mit diesem “göttlichen Praxisbeispiel“ sagt der Herr Jesus Christus darum auch in seiner Belehrung über das Gebet in Lukas 18, 1 – 8:
“Gott aber, sollte er das Recht seiner Auserwählten nicht ausführen, die Tag und Nacht zu ihm schreien, und ist er in Bezug auf sie langsam?“
(Lukas 18, 7 ELBEDHÜ)
Wir tun gut daran, Ihm, dem Sohn Gottes, diesbezüglich zu vertrauen und Seiner Belehrung zu folgen. Denn der Hebräerbrief bezeugt uns, dass Er selbst während Seines irdischen Dienstes so zu Gott gebetet hat:
“Der in den Tagen seines Fleisches, da er sowohl Bitten als Flehen dem, der ihn aus dem Tod zu erretten vermochte, mit starkem Schreien und Tränen dargebracht hat (und wegen seiner Frömmigkeit erhört worden ist), (..)“
(Hebräer 5, 7 ELBEDHÜ)
* “Früh wirst du, HERR, meine Stimme hören, früh werde ich dir mein Anliegen vorstellen und harren. Denn nicht ein Gott bist du, der an Gottlosigkeit Gefallen hat; bei dir wird das Böse nicht weilen. Nicht werden die Toren bestehen vor deinen Augen; du hasst alle, die Frevel tun.“ – Psalm 5, 4 – 6 – Einige Kommentatoren merken im Zusammenhang mit diesem Vers an, dass “früh“ sich nicht auf den Morgen beziehen würde, da im Judentum der Tag mit dem Sonnenuntergang beginnt. Letzteres ist zwar richtig, jedoch ist das an dieser Stelle gebrauchte hebräische Wort “בּקר“ (“boqer“), womit der Anbruch des Morgens bezeichnet wird. Dieser Hinweis Davids zeigt nicht nur die drängende Not, in der er sich befand, sondern auch die Ernsthaftigkeit, mit der er sein Anliegen verfolgte. Gleich zu Beginn des Tages betete der König Israels zu Gott. Ihm war bewusst, dass er in seinen drängenden Nöten unbedingt der Hilfe und des Beistandes Gottes bedurfte. Darum richtete er seine Gedanken am frühen Morgen auf Gott aus, ehe die Aufgaben des Tages ihn ablenken und seine Gedanken füllen konnten. Ehe er anderen Menschen begegnete oder sein Tagewerk in Angriff nahm, suchte er zu allererst die Gemeinschaft mit dem allmächtigen Gott. Zum Ihm richtete er seine Gedanken und seine Worte aus.
Die Nöte, die David in dieser Zeit bedrängten, werden uns nicht im Detail geschildert. Aber ganz offensichtlich hatten Gottlosigkeit und Bosheit im Volk Israel, dem irdischen Volk Gottes, Raum gewonnen.
David war davon überzeugt, dass allein Gott diesen Zuständen ein Ende bereiten konnte und dass Er das auch tun würde. Denn David kannte “seinen Gott“ (vgl. Vers 3) und wusste, dass Gottlosigkeit und Böses dem Charakter Gottes vollkommen entgegen stehen.
* “Du wirst die Lügenredner vertilgen; den Mann des Blutes und des Truges verabscheut der HERR.“ – Psalm 5, 7 – In diesem Vers konkretisiert der Psalmist das, was er in den vorausgehenden Versen allgemein als Gottlosigkeit und Böses bezeichnet hat. Es geht um Lüge, Betrug und Gewalttätigkeit, Letzteres ganz offensichtlich bis zum Mord. Eine Gesellschaft, die sich in einem solchen Zustand befindet, kann einen Menschen Verzweifeln lassen. Doch auch in diesem Punkt zieht David seine Zuversicht aus der Kenntnis des Charakters seines Gottes. Er weiß, dass sein Gebet in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes ist, weil der Gott Israels Lüge, Betrug und Gewalttat (ebenfalls) ablehnt. Diese Übereinstimmung mit dem Willen Gottes ist eine Voraussetzung für die Erhörung von Gebet. Wo sie vorhanden ist, darf der Betende sich der Erhörung seines Gebets sicher sein.
* “Ich aber, ich werde in der Größe deiner Güte eingehen in dein Haus, ich werde anbeten in deiner Furcht gegen deinen heiligen Tempel.“ – Psalm 5, 8 – David nahm für sich nicht in Anspruch, aufgrund seiner eigenen Gerechtigkeit vor Gott stehen und Ihm seine Anliegen vortragen zu können (vgl. dazu Daniel 9, 18!). Er vertraute der Güte Gottes und den Verheißungen, die Gott ihm und seinem Haus gegeben hatte (2. Samuel 7, insbesondere Verse 9 – 10). Die demütige Haltung des Königs fand ihren Ausdruck insbesondere in der Anbetung Gottes und der Heiligung Seines Namens. Diese Demut und die Ehrfurcht vor Gott unterscheiden den gottesfürchtigen Menschen von jenen Menschen, deren Leben von Lüge, Betrug und Gewalttat gekennzeichnet sind.
* “Leite mich, HERR, in deiner Gerechtigkeit um meiner Feinde willen; ebne vor mir deinen Weg.“ – Psalm 5, 9 – Im Gegensatz zu den Gottlosen sucht der gottesfürchtige Mensch die Leitung und Wegweisung Gottes. Es reicht einem solchen Menschen nicht aus, den Weg der Gottlosen zu meiden (vgl. Psalm 1, 1) oder als Gerechter seinen Lebensweg zu gehen. Sein Wunsch ist es, unbedingt den Weg Gottes (“deinen Weg“) zu beschreiten. Es ist sein Wunsch, diesen Weg klar vor sich zu sehen, so dass er nicht mehr davon abweicht (vgl. Psalm 119, 105).
* “Denn in ihrem Mund ist nichts Zuverlässiges; ihr Inneres ist Verderben, ein offenes Grab ihr Schlund; ihre Zunge glätten sie.“ – Das Bestreben, den Weg Gottes klar vor sich zu erkennen, ist dem Gottesfürchtigen wichtig, da er um den Einfluss des Bösen weiß. Dieser Einfluss, der oft seinen Ausdruck in entsprechenden Worten findet, hat niemals Klarheit, Gedeihen oder Auferbauung, sondern nur Verwirrung, Verderben und Zerstörung, zum Ziel.
* “Lass sie büßen, o Gott; mögen sie fallen durch ihre Pläne! Stoße sie weg wegen der Menge ihrer Übertretungen, denn sie sind widerspenstig gegen dich gewesen. So werden sich freuen alle, die zu dir Zuflucht nehmen: Ewig werden sie jubeln, und du wirst sie beschirmen; und in dir werden frohlocken, die deinen Namen lieben. Denn du wirst den Gerechten segnen; HERR, mit Gunst wirst du ihn umgeben wie mit einem Schild.“ – Psalm 5, 11- 13 – David bat Gott, diese Bösen zur Rechenschaft zu ziehen und zu richten. Aus alttestamentarischer Sicht war eine solche Bitte gerechtfertigt, da sich diese Menschen gegen ihren souveränen Schöpfer erhoben. Der Psalmist stellt dem Gericht Gottes über die Gottlosen den Segen und die Bewahrung gegenüber, die jene Menschen erfahren, die Gott lieben. Wenn der Psalmist hier davon spricht, dass die Gottesfürchtigen “deinen Namen“, d.h. den Namen Gottes, lieben, dann bezieht sich der Begriff “Name“ auf den gesamten Charakter und alle Eigenschaften Gottes.
Die Gottesfürchtigen werden in dem Handeln Gottes gegenüber ihren boshaften Bedrückern Seine Gerechtigkeit erkennen. Gottes fürsorgendes, gerechtes Eingreifen wird bei ihnen Freude, Jubel und Lobpreis Gottes hervorrufen. (Verschiedene Kommentatoren weißen darauf hin, dass wir an dieser Stelle den ersten Hinweis auf Gesang im Buch der Psalmen finden.)
Lehren, die wir aus Psalm 5, 1 – 13 ziehen können
Im 1. Korintherbrief 10, 11 (ELBEDHÜ) schreibt der Apostel Paulus mit Blick auf das Alte Testament:
“[Alle] diese Dinge aber widerfuhren jenen als Vorbilder und sind geschrieben worden zu unserer Ermahnung, auf die das Ende der Zeitalter gekommen ist.“
Welche Lehren und praktischen Anwendungen können wir aus diesem Psalm und der darin zum Ausdruck gebrachten Erfahrung Davids für unser Leben als Christen entnehmen?
Wie David können wir eine innere Haltung kultivieren, die in allen Dingen Gott an die erste Stelle setzt. Diese Haltung kann und soll inbesondere in unserem Gebetsleben zum Ausdruck kommen:
Sind wir – wie David – zu einer vollkommenen Hingabe bereit? Anders gesagt: Widmen wir uns unserem Gebetsleben – und damit unserer Beziehung zu Gott – mit aller Kraft? Sind wir bereit, unsere Anliegen intensiv und mit Nachdruck zu vertreten, d.h. zu Gott zu schreien? Sind wir uns unserer totalen Abhängigkeit von Gott bewusst? Sind wir uns bewusst, dass wir nicht auf der Grundlage unserer eigenen Gerechtigkeit (die wir gar nicht besitzen, vgl. Römer 3, 11 – 12) zu Gott kommen, sondern weil Er ein barmherziger Gott ist? Wissen wir um Seine liebevolle Fürsorge, die alle uns gegebenen Verheißungen erfüllen möchte? Suchen wir zuerst die Hilfe Gottes? Lassen wir unsere Gedanken zuerst von Ihm erfüllen? Ist es unser Herzensanliegen, nicht nur in Gottesfurcht “unseren“ Lebensweg, sondern den Weg Gottes für unser Leben zu gehen? Sind unsere Anliegen in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes (1. Johannes 5, 14)? Dann dürfen wir wie David darauf vertrauen, dass Gott unser Gebet hört und Seiner Zeit eingreifen wird.
Im Gegensatz zu David leben wir nicht mehr im Zeitalter des Gesetzes, sondern im Zeitalter der Gnade. Darum kann es in unseren Gebeten keine Bitten um Gottes Gericht über jene geben, die uns bedrängen oder Böses antun / angetan haben. Als Menschen, die Vergebung empfangen haben, hat Gott uns durch Seinen Geist und Seine Gnade auch mit der Kraft ausgestattet, anderen zu vergeben (Epheser 4, 32). Unser Gebet wird vielmehr sein, dass Gott diesen Menschen in Seiner Gnade begegnet, damit auch sie Frieden mit Gott (Römer 5, 1) und Vergebung ihrer Sünden (1. Johannes 1, 7 – 9) und damit neues, ewiges Leben empfangen (Johannes 3, 1 – 6). Denn nur Menschen, die mit Gott versöhnt wurden², sind auch in der Lage, sich mit anderen zu versöhnen und so zur Versöhnung unter den Menschen beizutragen³.
Fußnoten:
¹= alle Zitate nach: https://de.wikipedia.org/wiki/Schreien
²= vgl. “Biblische Begriffe (2): Versöhnung mit Gott“
³= vgl. “Versöhnte als Botschafter der Versöhnung – Anmerkungen zu 2.- Korinther 5, 11 – 21“
Psalmen in jener Zeit entstanden, in der Konflikt zwischen Saul, dem vom Volk erwählten und von Gott verworfenen König Israels, und David, dem von Gott erwählten, aber noch nicht bestätigten König, ihren Höhepunkt erreichten.
-Der Gedanke, dass Saul als König vom Volk erwählt wurde ist mir vollkommen neu. Mir ist nur in Erinnerung, dass Saul Eselinnen seines Vaters suchte und dabei dem Propheten Samuel begegnete, der ihm prophezeite, er würde König sein. Aber inwiefern ist Saul vom Volk erwählt worden? Freilich, sie waren zu Samuel gekommen und hatten gesagt, sie möchten einen König. Aber hat denn wirklich das Volk Saul als König ausgesucht?
Lieber christenfindenruhe,
ich glaube, die Wurzel der ganzen Begebenheit finden wir in 1. Samuel 8, wo uns davon berichtet wird, dass die Israeliten einen König begehrten. Die Konsequenz ihres Begehren ist, wie in den Versen 7 f. berichtet wird, dass sie Gott als König verwerfen. In der Folge davon gibt Gott ihnen den von ihnen begehrten Menschen. Es stimmt, dass Samuel Saul in 1. Samuel 10, 1 f. salbt, allerdings nur zum Fürsten (hebr. נָגִידּ oder נָגִד). Erst in 1. Samuel 11, 15 heißt es: „Da ging das ganze Volk nach Gilgal, und sie machten Saul daselbst zum König vor dem HERRN in Gilgal ….“ Hier wird das hebräische Wort für König (מָלַך) benutzt. M. E. gibt Gott dem Volk, was es will (erwählt). Trotzdm geschieht dies alles (noch) unter Seiner Zulassung, so wie wir in Daniel 2, 21 lesen. (Denn die Zeit der Nationen, d.h. der Augenblick, an dem Gott die Herrschaft über Sein Volk an die heidnischen Nationen überträgt, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht eingetreten. Dies sollte erst Jahrhunderte später geschehen und geschah dann auch mit der Einnahme Jerusalems durch die Babylonier und die Zerstörung des Tempels [586 v. Chr.])
Freundliche Grüße & einen gesegneten Sonntag,
JNj.