Als Grundlage für die Wortverkündigung am Mittwoch dieser Woche soll ein Vers aus dem 6. Kapitel des Galaterbriefes (zum Hintergrund des Galaterbriefes siehe: Klick!) dienen, den wir in seinem Sinnzusammenhang betrachten werden:
“Brüder, wenn auch ein Mensch von einem Fehltritt übereilt würde, so bringt ihr, die Geistlichen, einen solchen wieder zurecht im Geist der Sanftmut, wobei du auf dich selbst siehst, dass nicht auch du versucht werdest. Einer trage des anderen Lasten, und so erfüllt das Gesetz des Christus. Denn wenn jemand meint, etwas zu sein, da er doch nichts ist, so betrügt er sich selbst. Jeder aber prüfe sein eigenes Werk, und dann wird er an sich selbst allein und nicht an dem anderen Ruhm haben; denn jeder wird seine eigene Last tragen.
Wer in dem Wort unterwiesen wird, teile aber von allem Guten dem mit, der ihn unterweist. Irrt euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten! Denn was irgend ein Mensch sät, das wird er auch ernten. Denn wer für sein eigenes Fleisch sät, wird von dem Fleisch Verderben ernten; wer aber für den Geist sät, wird von dem Geist ewiges Leben ernten. Lasst uns aber nicht müde werden, Gutes zu tun, denn zu seiner Zeit werden wir ernten, wenn wir nicht ermatten.
Also nun, wie wir Gelegenheit haben, lasst uns das Gute wirken gegenüber allen, am meisten aber gegenüber den Hausgenossen des Glaubens.„(Galater 6, 1 – 10 ELBEDHÜ; z. Vgl. LUTH’84)
Einige Anmerkungen zum Hintergrund von Galater 6, 1 – 10
Der Auslöser für den Brief des Paulus an die Galater war, wie bei vielen anderen seiner Briefe auch, eine problematische Situation unter den Gläubigen dieser Region: In Galatien waren “Gesetzeslehrer“ aufgetreten, die die dort lebenden Gläubigen von dem Evangelium, das Paulus ihnen verkündet hatte, abbringen wollten. Diese Männer leugneten nicht den Herrn Jesus Christus und Sein Werk. Aber sie lehrten, dass der Glaube an den Sohn Gottes allein nicht ausreiche, um Erlösung zu erfahren und um in eine Lebensbeziehung zu Gott zu treten. Neben dem Glauben an Jesus Christus, so betonten sie, müsse der aus dem Heidentum stammende Gläubige auch noch zusätzlich die mosaischen Gesetze einhalten. Nur dadurch, dass ein Nichtjude, erst durch die Beschneidung zu Judentum konvertiere, die mosaischen Gebote einhalte und dann auch an Jesus Christus glaube, könne Erlösung geschehen. Außerdem sei es von entscheidender Bedeutung für den Gläubigen, dass er die jüdischen Feste und “heiligen Tage“ einhalte (vgl. Galater 4, 8 – 11). Jesus Christus, der Heiland der Welt, so ihre Behauptung, sei nicht genug. Das “Evangelium“, das diese Irrlehrer verbreiteten, war ein “Jesus und das Gesetz – Evangelium“ und darum, wie Paulus in Galater 1, 6 – 9 betont, ein “anderes“, ein falsches Evangelium, eine blasphemische Irrlehre. Jeder Leser seines Briefes sollte erkennen: Hier stehen wir in einer Auseinandersetzung um den Kern des christlichen Glaubens. Wer hinter die Gnade, die Gott ihm in Jesus Christus gewährt, also zum Gesetz, zurückkehrt, der kehrt zu dem zurück, was ihm den geistlichen Tod brachte:
“Denn als unser Leben noch von unserer eigenen Natur bestimmt war, wirkten sich in allem, was wir taten, die sündigen Leidenschaften aus, die vom Gesetz geweckt wurden. Und die einzige Frucht, die das brachte, war der Tod.“
Zu den Folgen, die der Glaube an ein “anderes“, d.h. ein falsches Evangelium für den Christen in seinem praktischen Glaubensleben haben kann, siehe auch: “Glaube – Kraftquelle der Liebe“ (Galater 5, 6).
Um die Galater von diesem verderblichen Weg abzubringen, entfaltet Paulus in seinem Brief noch einmal die grundlegenden Fakten des Evangeliums und grenzt es damit gegen das falsche “Jesus und …“-Evangelium ab:
Den ersten Abschnitt bilden der kurze Gruß (Galater 1, 1 – 5) und die Verfluchung des falschen Evangeliums bzw. der Irrlehrer (Galater 1, 6 – 10).
Im zweite Abschnitt (Galater 1, 11 – 2, 21) verteidigt Paulus das von ihm verkündete Evangelium. Dabei verweist er zuerst auf die Quelle seines Evangeliums (Galater 1, 11 – 17) und auf Erfahrungen in der Frühzeit seines geistlichen Dienstes (Galater 1, 18 – 24). Dann erläutert er seine Unabhängigkeit von den anderen Aposteln (Galater 2, 1 – 10) und berichtet davon, wie er selbst (andere) Apostel korrigieren musste (Galater 2, 11 – 21).
Der dritte Abschnitt (Galater 3, 1 – 4, 31) führt die Verteidigung des von Paulus verkündeten Evangeliums fort, in dem er in einem ersten Teil Argumente aus der Erfahrung (Galater 3, 1 – 5), der Heiligen Schrift des Alten Testaments (Galater 3, 6 – 14) und der Logik (Galater 3, 15 – 29) darlegt. Der zweite Teil dieses Abschnitts verdeutlicht das Evangelium anhand von Illustrationen aus dem Alltag (Galater 4, 1 – 11), der Geschichte (Galater 4, 12 – 20) und dem Alten Testament (Galater 4, 21 – 31).
Auch der vierte Abschnitt (Galater 5, 1 – 6, 10) enthält zwei Teile: Kapitel 5 beschreibt das ausgewogene christliche Leben, indem es das Leben ohne das Gesetz (Galater 5, 1- 12), das Leben in falsch verstandenen Freiheit (Galater 5, 13 – 15) und das Leben unter der Leitung des Heiligen Geistes (Galater 5, 16 – 26) darstellt. Kapitel 6 zeigt auf, wo der Christ Verantwortung trägt: gegenüber Mitgläubigen, die sündigen (Galater 6, 1), gegenüber Christen, die besondere Lasten tragen müssen (Galater 6, 2 – 5), gegenüber Lehrern, die ihnen das Wort Gottes bringen (Galater 6, 6 – 9) und gegenüber allen Menschen (Galater 6, 10)
Dieser letzte Abschnitt, dem wir heute unsere besondere Beachtung schenken wollen, geht noch einmal konkret auf den wichtigen Gedanken ein, dass die Freiheit vom mosaischen Gesetz nicht zu einem Zustand führt, den man als “christliche Gesetzlosigkeit“ bezeichnen könnte. Wie an vielen anderen Stellen in den paulinischen Briefen, so setzt der Apostel auch hier einem Begriff nicht ein Antonym, sondern einen ganz anderen Begriff gegenüber (1. Korinther 14, 33: unordnung / Friede; Galater 6: mosaisches Gesetz / Verantwoirtung). Er macht damit deutlich, dass der christliche Glaube nicht eine Fortsetzung oder ein Ersatz des Judentums, sondern etwas völlig Neues ist. In Galater 6 stellt Paulus daher dem Halten des mosaischen Gesetzes die christliche Verantwortung vor Gott gegenüber. Diese christliche Verantwortung ist in allen Bereichen unseres Lebens gefragt. Dies will Paulus anhand verschiedener Beispiele verdeutlichen. Wir können diese Beispiele auch als Belehrung darüber verstehen, wie sich die Frucht des Geistes (vgl. Galater 5, 22) ganz praktisch in unserem Alltag manifestieren soll.
Anmerkungen zu Galater 6, 1 – 10
* “Brüder, wenn auch ein Mensch von einem Fehltritt übereilt würde, so bringt ihr, die Geistlichen, einen solchen wieder zurecht im Geist der Sanftmut, wobei du auf dich selbst siehst, dass nicht auch du versucht werdest.“ – Galater 6, 1 – Paulus denkt hier an einen Gläubigen, der gesündigt hat. Hier geht es nicht um eine Sünde, die zur Gewohnheit geworden ist oder die mit Vorsatz begangen wurde, sondern um einen “Fehltritt“. Es ist die Aufgabe “geistlicher“ Gläubiger, diesen Mitgläubigen wieder zurecht zu bringen. Beim Lesen dieser apostolischen Aufforderung mag der eine oder andere sich verwundert fragen: Sind denn nicht alle Gläubigen “geistlich“? Die Antwort des Neuen Testaments auf diese Frage ist ein eindeutiges Nein. Zwar haben alle Gläubigen den Heiligen Geist empfangen, als sie zum Glauben an den Herrn Jesus Christus fanden, aber leider leben nicht alle Gläubigen entsprechend. Paulus unterscheidet im 1. Korintherbrief drei Arten von Menschen:
1) Der natürliche Mensch (1. Korinther 2, 14), der, da er nicht von neuem geboren ist und den Geist Gottes nicht empfangen hat, auch nicht in der Lage ist, die Dinge Gottes zu verstehen.
2) Fleischliche, unmündige Christen, die sich von weltlichen Denkmustern (Römer 12, 2) oder seelischen Stimmungen (Kolosser 2, 18), jedoch nicht von dem Wort Gottes und dem Geist Gottes bestimmen lassen. Sie sind daher nicht in der Lage, geistliche Nahrung (Belehrung) aufzunehmen, zu verstehen, geschweigedenn umzusetzen (vgl. 1. Korinther 3, 1 – 4; Hebräer 5, 12).
3) Geistliche Gläubige. Das Leben eines solchen Menschen wird dadurch gekennzeichnet, dass er
- sein Denken beständig durch das Wort und den Geist Gottes erneuern lässt (Römer 12, 2),
- sich nicht von weltlichem denken, fleischlichen Begierden oder seelischen Empfindungen, sondern von dem Wort Gottes und dem Geist Gottes leiten lässt (Römer 12, 2 u.a.m.),
- “die Dinge, die ihm von Gott geschenkt sind“ erkennt (1. Korinther 2, 12),
- “geistliche Dinge durch geistliche Mittel“ zu vermitteln vermag (1. Korinther 2, 13),
- geistliches Unterscheidungsvermögen besitzt (1. Korinther 2, 15) und deshalb alle Dinge geistlich richtig beurteilen kann.
Solche Gläubigen, so Paulus werden auch in der Lage sein, einen anderen Gläubigen, der von einem Fehltritt übereilt wurde, wieder zurecht zu bringen. Der Apostel gebraucht in diesem Zusammenhang das griechische Wort “καταρτίζω“ (“katartizoe“). Dieses Wort wird im Neuen Testament auch benutzt, wenn es um das Flicken von Netzen oder das Richten eines gebrochenen Knochens geht (vgl. Matthäus 4, 21; Markus 1, 19). So, wie das Richten eines Knochenbruchs oder das Einrenken eines Gelenks schmerzhaft sein kann, jedoch zur Gesundung führt, so kann auch der Prozess, den der Sünder zu seiner Wiederherstellung durchläuft (Matthäus 18, 15 – 18), schmerzhaft sein. Letztlich dient er jedoch seiner vollkommenen Wiederherstellung und führt – um das Bild des Netzes aufzugreifen – auch dazu, dass er wieder zum Dienst für Gott befähigt wird.
Wenn der geistliche Gläubige einem Mitgläubigen dient, der von einem Fehltritt übereilt wurde, dann wird dies in Liebe, mit Geduld und Freundlichkeit, Gütigkeit und im Glauben daran geschehen, dass Gott es ist, der dieses Werk der Zurechtbringung durch ihn vollbringt (vgl. Galater 5, 22).
Paulus ermahnt jene, die ihren Mitgläubigen diesen Dienst erweisen jedoch zugleich, dass sie auf sich selbst achten, damit sie nicht selbst versucht werden. Denn der geistliche Christ trägt zwar die Verantwortung seinen Mitgläubigen beizustehen, wenn sie von einem Fehltritt übereilt wurden, darf aber gleichzeitig die Verantwortung für sein eigenes Leben nicht vernachlässigen.
* “Einer trage des anderen Lasten, und so erfüllt das Gesetz des Christus.“ – Galater 6, 2 – Mit diesem Vers beginnt Paulus einen weiteren Gedankengang, in dem er sich mit den Lasten befasst, die Christen tragen. Er konkretisiert diese Lasten nicht, so dass wir das, was nun folgt auf alles beziehen können, was einen Gläubigen zu belasten vermag.
Es ist die Verantwortung aller Gläubigen, diese Lasten gemeinsam zu tragen. Das geschieht in erster Linie durch das Gebet füreinander und durch den vertrauensvollen Austausch. Das kann und soll aber auch durch praktische Unterstützung und Hilfe geschehen.
Was bedeutet es, wenn Paulus hier von dem “Gesetz des Christus“ spricht? Heißt es, dass wir doch wieder eine Anzahl von besonderen Geboten unterworfen sind? M. E. hat uns der niederländische Ausleger Hermanus Cornelis Voorhoeve in seinem Kommentar zum Galaterbrief eine sehr gute Definition dieses Begriffs gegeben. Er schreibt: “Der Apostel ermahnt uns nun weiter: ‚Einer trage des andern Lasten, und also erfüllet das Gesetz des Christus‘ (Vers 2). Wenn man ein Gesetz verlangte, hier war eins, das Gesetz des Christus, das heißt die Regel Seines Lebens hienieden. Er war stets für andere tätig. Er tat in keiner einzigen Handlung Seines Lebens Seinen eigenen Willen. Er opferte in allem sich selber und stellte sich zu allen Zeiten in den Dienst anderer. Er war heilig, gehorsam und treu in Liebe. Welch ein herrliches Vorrecht, Ihm hierin nachzufolgen! Sicherlich, die vielen Schwierigkeiten, Übungen und Versuchungen, die mancherlei Schwachheiten, welche die Kinder Gottes niederbeugen, geben uns Gelegenheit genug, unser Mitgefühl für die Heiligen an den Tag zu legen. Andere zu trösten und ihnen zu helfen, die Lasten, unter denen ein Bruder seufzt, auf sich zu nehmen, das heißt das Gesetz des Christus erfüllen. Wenn wir für all die Bedürfnisse und Schwierigkeiten der Heiligen wahres Mitgefühl zeigen, wenn wir dem schuldigen Bruder im Geist der Sanftmut zurechthelfen und ihn zu Gott zurückführen, dann wandeln wir im Geiste des Christus und erfüllen das Gesetz Seines Herzens. “¹
* “Denn wenn jemand meint, etwas zu sein, da er doch nichts ist, so betrügt er sich selbst. Jeder aber prüfe sein eigenes Werk, und dann wird er an sich selbst allein und nicht an dem anderen Ruhm haben; (…)“ – Galater 6, 3 – 4 – Wie wir gesehen haben, warnt Paulus in Vers 1 solche Gläubigen, die ihren Mitgläubigen helfen, wenn diese von einem Fehltritt übereilt wurden, davor, ebenfalls in Versuchungen zu fallen und ermahnt sie, auf sich selbst zu achten.
Eine Versuchung im Zusammenhang mit dem Fokus dieses Kapitels kann der Hochmut sein. Dieser kann uns auf zwei unterschiedliche Weisen von dem Tun des Willens Gottes abhalten:
1) Wenn wir von uns in einer Weise denken, die uns über unsere Mitgläubigen stellt. Jemand der so von sich denkt, denkt dann auch, dass er “zu gut“ dafür ist, anderen beim Tragen ihrer Lasten zu helfen oder bei der Aufarbeitung ihres Fehltritts behilflich zu sein.
2) Gläubige, die nicht so denken, sondern anderen helfen, können jedoch auch in die Versuchung des Hochmuts geraten. Wer anderen hilft, sei es in der Wiederherstellung nach einen Fehltritt (Vers 1) oder beim Tragen seiner Lasten (Vers 2) kann schnell dahin kommen, dass er sich selbst als eine besonders starke Person zu betrachtet. Er oder sie ist ja schließlich in der Lage anderen zu helfen. Bedeutet das nicht, dass er oder sie schon viel weiter ist? Genau hier liegt die Gefahr: Wer so denkt und nicht in der Abhängigkeit von Christus bleibt, der wird angreifbar und zwar durch alle möglichen Versuchungen.
Bereits in Sprüche 16, 18 warnt Salomo: “Stolz geht dem Sturz, und Hochmut dem Fall voraus.“ Diese Wahrheit hat sich so deutlich in der Lebenswirklichkeit des Menschen bewiesen, dass sie zu einem Sprichwort geworden ist: “Hochmut kommt vor dem Fall.“
Wer von sich selbst denkt, er sei “zu gut“, um anderen zu helfen oder aber sich als jemand besseres betrachtet, weil er anderen hilft, hat vergessen, dass alles, was ein Gläubiger tun kann, er / sie nur aufgrund der Gnade Gottes tun kann. Paulus hat dies bereits in 1. Korinther 15, 10 deutlich gemacht:
“Aber durch Gottes Gnade bin ich, was ich bin; und seine Gnade gegen mich ist nicht vergeblich gewesen, sondern ich habe viel mehr gearbeitet als sie alle; nicht aber ich, sondern die Gnade Gottes, die mit mir war.“
Wer als Gläubiger denkt, unabhängig von dem Herrn Jesus Christus und Seiner Gnade etwas zu sein oder tun zu können, betrügt sich selbst. Darum ist es wichtig, das eigene Werk immer wieder am Wort Gottes zu überprüfen. Wenn das, was wir tun, in Übereinstimmung mit dem Wort Gottes steht, werden wir dafür auch Lohn empfangen. Paulus selbst hat auch so gehandelt (vgl. 1. Thessalonicher 2, 19; 2. Thessalonicher 1, 4; 2. Korinther 1, 14; Philipper 2, 16 u.a.m.)
Wenn das Werk des Gläubigen dem Wort Gottes entspricht, dann kann der Gläubige sich freuen. Es bedarf zu seiner Freude nicht des Vergleichs mit anderen Gläubigen.
* “(…) denn jeder wird seine eigene Last tragen.“ – Galater 6, 5 – Hier benutzt Paulus ein anderes griechisches Wort für unser deutsches Wort “Last“ als in Vers 2. In Vers 2 ist es “βάρος“ (“baros“), was mit Schwere, Gewicht, Last, Mühen oder Schwierigkeiten übersetzt werden kann. Hier in Vers 5 findet sich das griechische Wort “φορτίον“ (“phortion“), womit die Verpflichtungen gemeint sind, die Christus uns auferlegt. Diese Last erläutert uns der Herr in Matthäus 11, 28 – 30:
“Kommt her zu mir, alle ihr Mühseligen und Beladenen, und ich werde euch Ruhe geben. Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir, denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig, und ihr werdet Ruhe finden für eure Seelen; denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.“
* “Wer in dem Wort unterwiesen wird, teile aber von allem Guten dem mit, der ihn unterweist.“ – Galater 6, 6 – Hier geht Paulus zu der Verantwortung über, die die Gläubigen gegenüber denen haben, die ihnen mit dem Wort der Wahrheit dienen. Im Judentum war es so, dass alle Bewohner des Landes eine Steuer zahlten (den Zehnten) und die Lehrer dann durch die Regierung entlohnt wurden. Ein solches Entlohnungssystem gab es in der christlichen Gemeinschaft nicht. Vielmehr unterstützten die Gläubigen jene, die ihnen dienten auf freiwilliger Basis. Dabei war es dem Lehrer freigestellt, ob er die Gaben der Gläubigen annahm. Paulus selbst arbeitete zeitweise und verzichtete auf die Unterstützung durch die Gläubigen (vgl. 1. Korinther 9, 1 ff.). Aber die Gläubigen sollten, so Paulus, die Bereitschaft dazu haben, ihre Lehrer zu unterstützen.
* “Irrt euch nicht, Gott lässt sich nicht spotten! Denn was irgend ein Mensch sät, das wird er auch ernten. Denn wer für sein eigenes Fleisch sät, wird von dem Fleisch Verderben ernten; wer aber für den Geist sät, wird von dem Geist ewiges Leben ernten. Lasst uns aber nicht müde werden, Gutes zu tun, denn zu seiner Zeit werden wir ernten, wenn wir nicht ermatten.“ – Galater 6, 7 – 9 – Wie kann Paulus sagen, dass der das ewige Leben erntet, der “auf den Geist sät“, wo doch alle Gläubigen das ewige Leben bereits besitzen (Johannes 5, 24; 1. Johannes 5, 11 + 13)? Was der Gläubige in Bezug auf das ewige Leben “erntet“ ist der Lohn, den er erhält (vgl. “Glaubensprüfung & Glaubensbewährung“: Klick!). Dieser Lohn ist abhängig von dem, was der Gläubige an Gutem “sät“. Gott möchte, dass wir reichen Lohn empfangen, doch dazu ist es notwendig, dass wir entsprechend “aussäen“. Der Lohn, den Gott uns schenken möchte, soll Ansporn dafür sein, dass wir nicht müde werden, sondern auch weiterhin gegenüber allen Menschen und besonders gegenüber den Mitgläubigen das Gute wirken. Es gibt viele Gründe, die uns dazu bringen können, darin nachzulassen. Nehmen wir an, wir helfen einem anderen Menschen in irgendeiner Weise, doch wir sehen keine Resultate dieser Hilfe. Vielmehr versiegt alles, was wir tun oder geben wie in einem schwarzen Loch. Wie viele sind in einer solchen Situation müde geworden und haben aufgegeben? Oder denken wir an Gläubige, die anderen Menschen geholfen haben und feststellen mussten, dass diese sie nur ausnutzten oder sie gar betrogen haben? Der größten Feinde guter Werke sind Enttäuschung und Entmutigung, denn sie führen zur Ermüdung. Dieser Gefahr stellt Gott den Hinweis gegenüber, dass wir alles, was wir tun, für Ihn tun (vgl. Kolosser 3, 17) und dass Er uns dafür belohnen wird (Hebräer 10, 35; Hebräer 11, 6; 2. Johannes 1, 8; Offenbarung 22, 12). Es ist also nichts, was wir tun, umsonst. Auch wenn wir in unserer Lebenszeit keine sichtbaren Resultate unserer Arbeit erkennen können.
* “Also nun, wie wir Gelegenheit haben, lasst uns das Gute wirken gegenüber allen, am meisten aber gegenüber den Hausgenossen des Glaubens.“ – Galater 6, 10 – Dieser Vers richtet unseren Blick auf die Verantwortung, die wir gegenüber allen Menschen und insbesondere gegenüber unseren Mitgläubigen haben. Er unterstreicht auch das zuvor Gesagte. unterstreicht das zuvor Gesagte. Wo immer wir die Möglichkeit dazu haben, sollten wir Gutes tun und auf diese Weise ein Zeugnis für die Liebe Gottes sein, die uns zu diesem Dienst befähigt.
Fußnoten:
¹= Hermanus Cornelis Voorhoeve: “Der Brief an die Galater“, Anmerkungen zu Kapitel 6, zitiert nach der Ausgabe im Software-Programm “The Word“