[Repost/Update] Mit weitem Herzen auf schmalem Pfad – Anmerkungen zu 2. Korinther 6, 11 – 7, 5

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Schmaler Pfad * Foto: kladu / pixelio.de

Der Bibelvers, der für die Wortverkündigung am Sonntag dieser Woche zur Betrachtung ausgewählt wurde, stammt aus dem 2. Korintherbrief (zum Hintergrund des 2. Korintherbriefes siehe: Klick!). Wir betrachten diesen Vers in seinem Kontext:

„Unser Mund ist zu euch aufgetan, ihr Korinther; unser Herz ist weit geworden. Ihr seid nicht verengt in uns, sondern ihr seid verengt in eurem Innern. Zur gleichen Vergeltung aber (ich rede als zu Kindern) werdet auch ihr weit! Seid nicht in einem ungleichen Joch mit Ungläubigen. Denn welche Genossenschaft haben Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit? Oder welche Gemeinschaft Licht mit Finsternis? Und welche Übereinstimmung Christus mit Belial? Oder welches Teil ein Gläubiger mit einem Ungläubigen? Und welchen Zusammenhang der Tempel Gottes mit Götzenbildern? Denn ihr seid der Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott gesagt hat: „Ich will unter ihnen wohnen und wandeln, und ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein.“ Darum geht aus ihrer Mitte hinaus und sondert euch ab, spricht der Herr, und rührt Unreines nicht an, und ich werde euch aufnehmen; und ich werde euch zum Vater sein, und ihr werdet mir zu Söhnen und Töchtern sein, spricht der Herr, der Allmächtige. Da wir nun diese Verheißungen haben, Geliebte, so lasst uns uns selbst reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes, indem wir die Heiligkeit vollenden in der Furcht Gottes. Nehmt uns auf; wir haben niemand unrecht getan, wir haben niemand zugrunde gerichtet, wir haben niemand übervorteilt. Nicht zur Verurteilung rede ich; denn ich habe vorhin gesagt, dass ihr in unseren Herzen seid, um mit zu sterben und mit zu leben. Groß ist meine Freimütigkeit euch gegenüber, groß mein Rühmen euretwegen; ich bin mit Trost erfüllt, ich bin ganz überströmend in der Freude bei all unserer Bedrängnis. Denn auch als wir nach Mazedonien kamen, hatte unser Fleisch keine Ruhe, sondern in allem waren wir bedrängt; von außen Kämpfe, von innen Befürchtungen.

(2. Korinther 6, 11 – 7, 5  ELBEDHÜ; z. Vgl. LUTH’84)

 

Zur Situation der Christen in Korinth

Um den gelesenen Text besser verstehen zu können, rufen wir uns die Situation der Christen in Korinth, an die der Apostel Paulus diese Zeilen schrieb, ins Gedächtnis. Die Geschichte der Christen in Korinth ist auch eine Geschichte von Problemen unterschiedlichster Art:
Die Versammlung (= Gemeinde) in Korinth war im Rahmen der Missionstätigkeit des Apostels Paulus entstanden und die Anfänge dieser Arbeit in Korinth waren ermutigend gewesen. Später traten jedoch zahlreiche Probleme auf. An anderer Stelle habe ich diese Entwicklung bereits kurz skizziert: Während sich der Apostel Paulus im Rahmen seiner dritten Missionsreise in Ephesus aufhielt, erreichten ihn beunruhigende Nachrichten. Jene Streitfragen in Korinth, von denen ihm Gläubige berichtet hatten und die er durch seinen zweiten Brief (unseren 1. Korintherbrief) zu lösen versucht hatte, waren noch immer nicht beigelegt. Daraufhin besuchte er die Gläubigen in Korinth erneut (2. Korinther 2, 1; 2. Korinther 12, 14; 2. Korinther 13, 1 – 2). Diesen Besuch bezeichnet er als “schmerzhaft”, denn selbst durch seine Anwesenheit konnten nicht alle Konflikte geschlichtet werden (2. Korinther 2, 5 – 8; 2. Korinther 7, 12).
Nach Ephesus zurückgekehrt, schrieb Paulus dann einen weiteren, sehr ernsten Brief, den er den Korinthern durch Titus und einen weiteren Bruder überbringen ließ (2. Korinther 2, 3 – 4; 2. Korinther 7, 8 – 12; 2. Korinther 12, 18). Dieser Brief ist uns nicht überliefert worden. Mit großer Spannung erwartete der Apostel dann die Rückkehr seines Mitarbeiters und dessen Bericht. Doch aufgrund von Verfolgung musste Paulus Ephesus verlassen (Apostelgeschichte 20, 1) und einige Zeit in Troas Station machen. Anschließend reiste er dann Richtung Mazedonien, um auf diesem Weg Titus zu treffen (2. Korinther 2, 12 – 13). Dieser überbrachte dem Apostel positive Nachrichten: Die Mehrheit der Gläubigen in Korinth war von ihren falschen Wegen umgekehrt (2. Korinther 7, 6 – 16; 2. Korinther 2, 5 – 11). Nur wenige in Korinth lehnten den Dienst und die Hilfe durch Paulus noch immer ab (2. Korinther 10, 12. Korinther 13, 10). Daraufhin schrieb der Apostel den Gläubigen in Korinth einen weiteren Brief und dies ist der Brief, den wir als 2. Korintherbrief kennen. In diesem Brief geht Paulus auf die – restlichen – noch bestehenden Probleme in Korinth ein. Eines dieser Probleme war die Ansicht der Korinther über den Dienst des Paulus. Sie stellten diesen Dienst in Frage, weil der Apostel durch viel Leiden und Bedrängnis gehen musste. Konnte es sein, dass ein wirklich von Gott berufener Mensch unter solchen Bedingungen leben musste? Wenn Paulus wirklich ein Gesandter Gottes war, sollte sich das nicht auch in einem besonders gesegneten Leben ohne jegliche Probleme ausdrücken? Daraus entwickelten einige Korinther dann auch eine ganz spezielle “Dienstphilosophie“ für sich selbst: dienen ja, aber bitte ohne zu leiden! Aus diesem Grund widmete Paulus einen großen Abschnitt seines Briefes (2. Korinther 2, 142. Korinther 6, 10) diesem Thema, wobei der Schwerpunkt auf 2. Korinther 5, 112. Korinther 6, 10 liegt. Hier legt der Apostel  dar, was christlicher Dienst ist und wie sich dieser praktisch ausdrückt. Aber noch in einer anderen Hinsicht lagen die Korinther mit ihrer speziellen “Dienstphilosophie“ falsch: Während sie gegenüber Paulus – einem Diener des Herrn – die beschriebenen Vorbehalte hatten, ließen sie es gleichzeitig an der gebotenen Zurückhaltung gegenüber dem Götzendienst und den damit einhergehenden Verwicklungen fehlen. Diese schwerwiegende Abweichung von dem schmalen Pfad der Nachfolge Christi greift Paulus in 2. Korinther 6, 11 ff. auf, um sie anschließend (2. Korinther 7, 1 – 4) zu korrigieren.

Anmerkungen zu 2. Korinther 6, 11 – 7, 4

* “Unser Mund ist zu euch aufgetan, ihr Korinther; unser Herz ist weit geworden. Ihr seid nicht verengt in uns, sondern ihr seid verengt in eurem Innern. Zur gleichen Vergeltung aber (ich rede als zu Kindern) werdet auch ihr weit!“2. Korinther 6, 11 – 13 –  “Unser Mund ist zu euch weit aufgetan, ihr Korinther“ – Paulus hatte immer offen und ehrlich zu den Gläubigen in Korinth gesprochen, so auch in diesem Brief. Er hatte nichts zurückgehalten. Der Grund für seine Offenheit war sein “weites Herz“. Paulus liebte die Christen in Korinth, darum hatte er sie trotz all‘ ihrer Probleme nicht aufgegeben. Doch die Gläubigen in Korinth hatten kein weites Herz mehr für Paulus. Was war der Grund dafür? Nun, etliche der Gläubigen in Korinth hatten sich erneut mit Dingen eingelassen, die mit dem heidnischen Götzendienst in Verbindung standen. Ganz offensichtlich vertrug sich ein solches Verhalten mit ihrer pseudochristlichen “Dienstphilosophie“. Ihr Herz war bestimmten Sünden gegenüber “weit“, d.h. “tolerant“ geworden. Darum war es gegenüber dem Apostel, der sie mit der Wahrheit Gottes über ihren Zustand konfrontieren musste, “verengt“. Ein englischer Bibelkommentator hat diesbezüglich treffend beobachtet:

“Der Apostel Paulus war ein Mensch mit einem weiten Herzen. Die Korinther waren Gläubige mit engherzigen Zuneigungen, verengt in ihrem Innern. (…) nicht wenige Christen (…) würden den abgesonderten Christen als ‚engstirnigen Menschen‘ einstufen und den leichtlebigen, weltlich gesinnten Christen als weitherzigen Menschen preisen. Tatsache ist aber, daß der abgesonderte Gläubige seinen Mittelpunkt in Christus findet und damit in die Weite Seiner Interessen eingeht. Der weltliche Gläubige ist durch diese kleine Welt begrenzt und auf selbstsüchtige Interessen eingeengt. Paulus ermahnte die Korinther, durch Absonderung von der Welt weit zu werden.“¹

Diese Korinther hatten sich also von dem schmalen Pfad der Nachfolge Christi (Matthäus 7, 14; Epheser 4, 17 – 23) wegbewegt. Das hatte ihre Herzen, die einstmals für die Wahrheit Gottes weit geöffnet gewesen waren, für das Wort Gottes und den Überbringer desselben, verengt. Gleichzeitig war das Herz dieser Korinther jedoch “weit“ geöffnet für alle möglichen Sünden und Verbindungen des heidnischen Götzendienstes. Und mit diesem “weiten Herzen“ wanderten sie nun auf einem “breiten Pfad“ (Matthäus 7, 13).  In dieser Situation ruft ihnen der Apostel zu, dass sie wieder zur richtigen “Herzensweite“ und damit auf den schmalen Pfad der Nachfolge Christi zurückkehren sollen. 

* “Seid nicht in einem ungleichen Joch mit Ungläubigen. Denn welche Genossenschaft haben Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit? Oder welche Gemeinschaft Licht mit Finsternis? Und welche Übereinstimmung Christus mit Belial? Oder welches Teil ein Gläubiger mit einem Ungläubigen? Und welchen Zusammenhang der Tempel Gottes mit Götzenbildern? Denn ihr seid der Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott gesagt hat: „Ich will unter ihnen wohnen und wandeln, und ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein.““2. Korinther 6, 14 – 16 –  Der Apostel nimmt hier Bezug auf 5. Mose 22, 10, wo Gott dem Volk Israel jegliche Vermischung untersagt (3. Mose 19, 19).  Bei den Beziehungen, die Paulus hier anspricht, geht es nicht um Alltagsbegegnungen, z.B. die Zusammenarbeit an einem Arbeitsplatz, sondern um bewusst eingegangene Verbindungen, die zu einer “Jochgemeinschaft“ führen. Dies kann eine Ehebeziehung,  eine Geschäftsbeziehung oder jegliche Art von Beziehung sein, durch die ein Gläubiger bindende Verpflichtungen gegenüber einem Ungläubigen eingeht, die über die normalen Alltagsbeziehungen hinausgehen. Aus der Sicht der Paulus lassen sich Gläubige, die solche tiefen, bindenden Beziehungen zu Nichtgläubigen eingehen, auf eine “ungleiche Jochgemeinschaft“ ein. Solche ungleichen “Jochgemeinschaften“ sind gemäß dem Wort Gottes von dem Gläubigen jedoch abzulehnen, da sie ihn von einem beständigen Leben im Gehorsam gegenüber Gott abhalten bzw. in der Nachfolge Christi einschränken oder sogar daran hindern können. Der Wille Gottes muss jedoch immer die erste Priorität im Leben des Gläubigen haben. Die Lehre des Paulus ist hier ganz in Übereinstimmung mit dem, was Gott diesbezüglich bereits im Alten Testament (5. Mose 7, 3) und neben Paulus auch anderen Aposteln (z. B. 1. Johannes 2, 15 – 17) geoffenbart hatte. Um den Korinthern die Problematik des “ungleichen Jochs“ deutlich vor Augen zu führen, zeigt Paulus nachfolgend dann fünf Gegensätze auf:

  • Denn welche Genossenschaft haben Gerechtigkeit und Gesetzlosigkeit? Christen, die dem Willen Gottes folgen, zeigen dies in einem Verhalten, dass der Gerechtigkeit Gottes entspricht. Von Nichtgläubigen kann ein solches Verhalten nicht erwartet werden.
  • Oder welche Gemeinschaft Licht mit Finsternis? Christen sind durch die Gnade Gottes zu “Kindern des Licht“ geworden, Nichtgläubige verharren hingegen immer noch in der geistlichen Finsternis (Kolosser 1, 13).
  • Und welche Übereinstimmung Christus mit Belial? Belial ist hier ein Synonym für das Böse, den Satan  (5. Mose 13, 13; 2. Samuel 22, 5 – 6). Einige Kommentatoren gehen davon aus, dass das Wort “Belial“ auf eine Kombination des Namens des heidnischen Gottes “Baal“ und des hebräischen Wortes für “wertlos“ (“בְּלִיַעַל“ / „bliya`al“) zurückgeht. Die Loyalität des Christen kann nur dem Einen, dem Herrn Jesus Christus gelten. Jeder Christ, der sich auf Verbindungen oder Praktiken einlässt, die mit anderen Göttern in Verbindung stehen, begeht Götzendienst.
  • Oder welches Teil ein Gläubiger mit einem Ungläubigen? Gläubige und Ungläubige teilen zahllose Dinge des alltäglichen Lebens. Doch wenn es um das Wichtigste in unserem Leben – unsere Beziehung zu Gott – geht, hören die Gemeinsamkeiten auf, denn:
  • Und welchen Zusammenhang der Tempel Gottes mit Götzenbildern? Denn ihr seid der Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott gesagt hat: „Ich will unter ihnen wohnen und wandeln, und ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein.“  Durch den Empfang des ewigen Lebens, des Lebens aus Gott, ist jeder wahrhaft Gläubige zu einem Tempel des lebendigen Gottes geworden (2. Petrus 1, 4!). Der Heilige Geist erfüllt diesen Gläubigen (1. Korinther 3, 16; 1. Korinther 6, 19), ja Christus selbst hat in dem Gläubigen Wohnung gemacht (Kolosser 1, 27). Wenn sich ein Christ also erneut auf den breiten Weg des Heidentums einlässt und bindende Verbindungen zu Dingen, Praktiken oder Personen eingeht, die in irgendeiner Weise einem Götzen dienen, dann entweiht er gleichsam den Tempel, den Christus für Sich geheiligt hat. Und vergessen wir nicht: Ein Götze ist alles, was wir über Christus stellen.

Der Grund, warum Gläubige solche “fremden Jochgemeinschaften“ nicht eingehen sollen, liegt also für Paulus darin, dass Gläubige bereits in einer Jochgemeinschaft mit ihrem Herrn Jesus Christus (vgl. Matthäus 11, 25 – 30; siehe Artikel “Ruhe für die Seele“: Klick!) verbunden sind. Dieser “Jochgemeinschaft“ werden wir untreu, wenn wir “fremde Jochgemeinschaften“ eingehen.
Wenn Paulus die Korinther daran erinnert: “Denn ihr seid der Tempel des lebendigen Gottes, wie Gott gesagt hat: „Ich will unter ihnen wohnen und wandeln, und ich werde ihr Gott sein, und sie werden mein Volk sein.““ – dann greift er hier eine Verheißung aus dem Alten Testament auf. Die erste Gnadenverheißung Gottes an Sein irdisches Volk während der Wüstenwanderung lautete:

“Und ich will euch mir zum Volk annehmen und will euer Gott sein; daß ihr erfahren sollt, daß ich, der HERR, euer Gott bin, der euch aus den Lasten Ägyptens herausführt.“

(2. Mose 6, 7)

“Und ich will mitten unter den Kindern Israel wohnen und ihr Gott sein. „

(2. Mose 29, 45)

Wann empfingen die Israeliten diese Gnadenverheißungen? Nachdem sie durch den Auszug aus Ägypten von allen ägyptischen Götzen und dem “fremden Joch“ der dort herrschenden Sklaverei befreit worden waren. Als Christen wurden wir durch die Erlösung in Christus Jesus von der Herrschaft der Finsternis und allen ihren Auswirkungen befreit (1. Petrus 2, 9). Auch wir befinden uns auf einer Art “Wüstenwanderung“ (Hebräer 13, 14). Aber auch uns hat Gott verheißen, dass Er unter uns wohnen will und diese Verheißung hat Gott auch erfüllt (1. Korinther 3, 16; 1. Korinther 6, 19Kolosser 1, 27). Darum ist es nur folgerichtig, dass Gläubige ein Leben in der Absonderung für den Gott führen, dessen Tempel sie geworden sind.

“(…) und ich will unter euch wandeln und euer Gott sein, und ihr sollt mein Volk sein.“

(3. Mose 26, 12)

Jede Gabe Gottes ist auch mit einer Aufgabe verbunden. Die Verheißung Gottes an sein irdisches Volk,  dass Er unter ihnen wandeln und sie auf besondere Weise segnen wollte, verlangte nach einem Leben, das  in Übereinstimmung mit Gottes Willen war. Gott kann Seine Verheißungen und Seine Segnungen nur gegenüber einem Volk erfüllen, dass in Übereinstimmung mit Seinem Willen lebt. Alles andere würde bedeuten, dass Gott Ungehorsam und Sünde segnen würde. Dieses Prinzip gilt auch für die Gläubigen des Gnadenzeitalters, wie wir noch sehen werden.

* “Darum geht aus ihrer Mitte hinaus und sondert euch ab, spricht der Herr, und rührt Unreines nicht an, und ich werde euch aufnehmen; (…)“2. Korinther 6, 17 – Mit diesem Vers erinnert Paulus die Gläubigen in Korinth an eine Aussage im Buch des Propheten Jesaja:

“Weichet! Weichet! Ziehet aus von dannen! Rühret nichts Unreines an! Ziehet weg aus ihrer Mitte! Reiniget euch, die ihr des HERRN Geräte traget!“

(Jesaja 52, 11)

Diese Worte hatte Gott an Israel gerichtet, als Er es aufforderte aus Babylon, dem Zentrum des Götzendienstes, auszuziehen. In derselben Weise forderte Paulus die Christen in Korinth nun zu einer klaren Absonderung von jeder Verbindung zu dem in Korinth verbreiteten Götzendienst und seinen Protagonisten auf. Die Verheißung, dass auf eine solche Absonderung die volle und innige Gemeinschaft mit Gott folgt, sollte diese Christen (und uns!) dazu motivieren, Gottes Wunsch gegenüber gehorsam zu sein. Auch wenn der Götzendienst der Gegenwart in anderen Erscheinungsformen  auftritt als damals in Korinth.

* “(…) und ich werde euch zum Vater sein, und ihr werdet mir zu Söhnen und Töchtern sein, spricht der Herr, der Allmächtige.“2. Korinther 6, 18  – In diesem Vers führt Paulus verschiedene Verheißungen Gottes zu einer Aussage zusammen (2. Mose 4, 22; 2. Samuel 7, 14; Hosea 1, 10) und wendet sie auf das Leben der Christen an, um zu zeigen, dass Gott nicht nur unser Gott (Vers 16) bzw. ein heiliger Gott (Vers 17), sondern auch unser Vater ist. Auch diese besondere Beziehung, die wir zu Gott haben dürfen, verlangt nach einem entsprechenden Wandel als Angehöriger der Familie Gottes.

* “Da wir nun diese Verheißungen haben, Geliebte, so lasst uns uns selbst reinigen von jeder Befleckung des Fleisches und des Geistes, indem wir die Heiligkeit vollenden in der Furcht Gottes.“2. Korinther 7, 1Doch nicht nur die besondere Beziehung, in der wir zu Gott stehen dürfen, soll uns zu ganzer und alleiniger Hingabe an unseren Gott und Vater, den heiligen und allmächtigen Gott, motivieren. Die kostbaren Verheißungen, die Gott uns in Seiner Liebe zugesprochen hat, sollen in uns die freudige Bereitschaft erwecken, dass wir uns von allem fern halten, das unser Leben verunreinigen könnte (1. Thessalonicher 5, 22). Die kostbaren Verheißungen, die Gott uns in Seiner Liebe zugesprochen hat, sollen die Grundlage für ein beständiges Leben in der Heiligung sein.
Die Korinther, die sich wieder neu auf den breiten Weg des Heidentums begeben und Verbindungen mit dem Götzendienst eingegangen waren, sollten sich davon in einem klaren Akt der Abkehr reinigen, um auf diese Weise dann in einem Leben  der Heiligung und Ehrfurcht gegenüber Gott zu wachsen. Auch wenn Paulus hier von “wir“ spricht, so ist doch jeder einzelne Gläubige aufgefordert, diese konkrete Kehrtwende in seinem persönlichen Leben zu vollziehen. Wahrhaftige Nachfolger des Herrn Jesus Christus werden sich wohl kaum vor irgendeinem Götzen anbetend niederwerfen. Aber wie schnell können auch sie unmerklich in ungute, antigöttliche Verbindungen, Handlungen oder Denkstrukturen hineingezogen werden, die unsere Beziehung zu Gott beeinträchtigen. Mancher mag vielleicht denken: „Wenn ich mich nun so scharf davon trenne, dann werde ich vielleicht einen Verlust erleiden, Freunde  verlieren etc.“ Jedem, der so denkt, sei gesagt: Der Verlust, den man erleidet, wenn man in diesen unguten, antigöttlichen Verbindungen und Beziehungen verbleibt, wird ungemein größer sein als alles, was uns die Welt zu geben vermag. Gott stellt sich uns in 2. Korinther 6, 18  als unser Vater, aber auch als der Allmächtige vor. Glauben wir nicht, dass Er willens und in der Lage ist, jeden Verlust, den wir um Seines Namens willen erdulden, auszugleichen?

* “Nehmt uns auf; wir haben niemand unrecht getan, wir haben niemand zugrunde gerichtet, wir haben niemand übervorteilt.“ 2. Korinther 7, 2 – Nachdem der Apostel diese Zusammenhänge dargelegt hat, appelliert er noch einmal an die Herzen der Korinther, sich wieder für das Wort Gott und für ihn als Überbringer desselben zu öffnen. Er verweist dabei auf die Vergangenheit, in der er immer offen und gerecht gegenüber allen Gläubigen in Korinth war. Wenn die Korinther in der richtigen Weise auf die liebevolle Ermahnung des Paulus reagieren würden, dann würden sie zukünftig wieder mit einem weiten Herzen für die Interessen Gottes auf dem schmalen Pfad der Nachfolge Christi wandeln. Das war der Wunsch Gottes für diese Gläubigen in Korinth und das  ist auch Gottes Wunsch für alle Seine Kinder in der Gegenwart.

* “Nicht zur Verurteilung rede ich; denn ich habe vorhin gesagt, dass ihr in unseren Herzen seid, um mit zu sterben und mit zu leben.“ 2. Korinther 7, 3 – Paulus versichert die Gläubigen in Korinth erneut seiner vollkommenen, beständigen Liebe. An dieser Liebe hat sich nichts geändert, auch wenn die Korinther ihm in der Vergangenen viele Schwierigkeiten, ja sogar Tränen, bereitet haben. Es geht ihm nicht darum, sie zu verurteilen. Er möchte diese Gläubigen zurecht bringen, wieder auf den richtigen Pfad leiten, damit sie – und er – gemeinsam Gottes wunderbare Verheißungen genießen können.

* “Groß ist meine Freimütigkeit euch gegenüber, groß mein Rühmen euretwegen; ich bin mit Trost erfüllt, ich bin ganz überströmend in der Freude bei all unserer Bedrängnis.“2. Korinther 7, 4 – Dieser Abschnitt schließt mit dem Ausdruck des Vertrauens des Apostels in die Gläubigen in Korinth. Er traut ihnen zu, dass sie seine liebevollen Ermahnungen ernst nehmen und entsprechend handeln werden. Diese Zuversicht nimmt Paulus nicht aus seinen Erfahrungen. Es ist Gott, der ihn mit dieser Zuversicht, diesem Trost und dieser Freude – trotz aller Bedrängnis – erfüllt hat.

* “Denn auch als wir nach Mazedonien kamen, hatte unser Fleisch keine Ruhe, sondern in allem waren wir bedrängt; von außen Kämpfe, von innen Befürchtungen.“ 2. Korinther 7, 5 – Mit diesem Vers beginnt ein neuer Gedankenabschnitt  dieses Briefes, der sich von 2. Korinther 7, 5 bis 2. Korinther 7, 16 erstreckt. (Auf diesem gesamten Abschnitt soll zu einem späteren Zeitpunkt eingegangen werden.) Paulus kommt hier auf sein Zusammentreffen mit Titus in Mazedonien zurück.  Wie eingangs geschildert, konnte Paulus seinen Mitarbeiter Titus nicht gleich treffen, als er Mazedonien erreichte. Er erlebte in dieser Zeit auf zweifache Weise Bedrängnis (vgl. 2. Korinther 11, 28). Zum einen wurde der Apostel von außen bedrängt und zwar durch Verfolgung seitens Ungläubiger. Dann empfang Paulus aber auch eine innere Bedrängnis. Grund dafür war zum einen, dass er nicht wusste, wie es seinem langjährigen Mitarbeiter Titus ging. Außerdem hatte er bisher noch keine Mitteilung bekommen, wie die Gläubigen in Korinth auf seinen zurechtweisenden Brief (2. Korinther 2, 12 – 13) reagiert hatten. 

Fußnoten:

¹= Frank B. Hole, Grundzüge des Neuen Testaments, Band 3: “Römerbrief – Korintherbriefe“, Anmerkung zu 2. Korinther 6, 11, CSV-Verlag

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