Die sieben Demütigungen Jesu Christi – Anmerkungen zu Matthäus 27, 27 – 31

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„Dornenkrone bildet ein Herz in aufgeschlagener Bibel“ * Foto: By jclk8888 [CC0], via Wikimedia Commons

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Der Wortverkündigung am Mittwoch dieser Woche soll ein Vers aus dem 27. Kapitel des Matthäusevangeliums (zum Hintergrund des Matthäusevangeliums: Klick!) zu Grunde liegen:

Dann nahmen die Soldaten des Statthalters Jesus mit in das Prätorium und versammelten um ihn die ganze Schar. Und sie zogen ihn aus und legten ihm einen scharlachroten Mantel um. Und sie flochten eine Krone aus Dornen und setzten sie ihm auf das Haupt und gaben ihm einen Rohrstab in die Rechte; und sie fielen vor ihm auf die Knie und verspotteten ihn und sagten: Sei gegrüßt, König der Juden! Und sie spien ihn an, nahmen den Rohrstab und schlugen ihm auf das Haupt. Und als sie ihn verspottet hatten, zogen sie ihm den Mantel aus und zogen ihm seine Kleider an; und sie führten ihn weg, um ihn zu kreuzigen.“

(Matthäus 27, 27 – 31  ELBEDHÜ; z. Vgl. LUTH’84)

 


Zum Hintergrund von Matthäus 27, 27 – 31

Der heute von uns zu betrachtende Abschnitt aus dem Matthäusevangelium ist Teil eines größeren Blocks (Matthäus 26Matthäus 27),  in dem Matthäus in fünf großen Abschnitten die Geschehnisse, die zur Kreuzigung Jesu Christi führen, schildert: die Vorbereitungen für die Kreuzigung Jesu, Seine Gefangennahme, der religiöse und der juristisch-politische Prozess Jesu, Seine Kreuzigung und Seine Grablegung. In dem Abschnitt, in dem es um die Kreuzigung Jesu geht (Matthäus 27, 27 – 56) finden wir auch unseren heutigen Text (Matthäus 27, 27 – 31), der wiederum genauer auf die sieben Demütigungen eingeht, den der Herr durch die römischen Soldaten erleiden musste.

Anmerkungen zu Matthäus 27, 27 – 31

* “Dann nahmen die Soldaten des Statthalters Jesus mit in das Prätorium und versammelten um ihn die ganze Schar.“Matthäus 27, 27   – Bei den Soldaten des Statthalters handelt es sich natürlich um die Soldaten des römischen Statthalters Pilatus, dessen Prozess der Herr Jesus Christus kurz zuvor über sich ergehen lassen musste. Ein Prätorium war ursprünglich das Zelt des Befehlshabers im Lager einer römischen Legion. Hier bezieht sich der Begriff auf den Sitz des Befehlshabers der römischen Truppen in Jerusalem. Dieser befand sich entweder im Palast des Herodes, nahe dem Jaffa-Tor, oder in der Burg Antonia, die an das Tempelareal anschloss. Der Ausdruck “die ganze Schar“ kann sich auf die bzw. eine ganze Kohorte, also 600 Mann, beziehen.

* “Und sie zogen ihn aus und legten ihm einen scharlachroten Mantel um. Und sie flochten eine Krone aus Dornen und setzten sie ihm auf das Haupt und gaben ihm einen Rohrstab in die Rechte; und sie fielen vor ihm auf die Knie und verspotteten ihn und sagten: Sei gegrüßt, König der Juden! Und sie spien ihn an, nahmen den Rohrstab und schlugen ihm auf das Haupt. Und als sie ihn verspottet hatten, zogen sie ihm den Mantel aus und zogen ihm seine Kleider an; und sie führten ihn weg, um ihn zu kreuzigen.“Matthäus 27, 28 – 31 – Was sich nun inmitten dieser Schar römischen Soldaten abspielt, ist die siebenfache Demütigung Christi.
Wie wir aus den vorausgegangenen Abschnitten wissen, befasste sich der jüdische Sanhedrin in einem religiösen Prozess mit dem Anspruch Jesu, der verheißene Messias-Erlöser zu sein und lehnte Ihn ab (vgl. Matthäus 26, 67 – 68). Im Anschluss daran hatte Pilatus in einem juristisch-politischen Prozess den Anspruch Jesu, der König der Juden zu sein, verurteilt und abgelehnt (vgl. Matthäus 27, 11 – 26).
Nun griffen die römischen Soldaten diese Verurteilung auf und machten sich einen Spaß daraus, Christus als König zu verhöhnen. Die römischen Soldaten

  • zogen Ihm die Kleider aus
  • legten Christus einen scharlachroten Mantel um
  • setzten eine Dornenkrone auf Sein Haupt
  • gaben Ihm einen Rohrstab in die Rechte
  • fielen vor Ihm auf die Knie und verspotteten Ihn
  • spuckten Ihn an
  • schlugen Ihn mit dem Rohrstab auf das Haupt

Betrachten wir diese Demütigungen nun im Einzelnen: Der Herr Jesus Christus wurde all‘ dessen angeklagt, wegen all‘ dessen verurteilt und wegen all‘ dessen verspottet, was bzw. wer Er wirklich war:
In Vers 28 wird uns gesagt, dass die Soldaten Ihm einen scharlachroten Mantel umlegten. Dabei handelte es sich vermutlich um den alten, abgelegten Mantel eines höheren römischen Militärs. Was für eine Demütigung! Von Ihm, dem Fürsten des Friedens sagt der Prophet Jesaja:

“Denn jeder Stiefel, der mit Gedröhn dahergeht, und jeder Mantel, durch Blut geschleift, wird verbrannt und vom Feuer verzehrt. Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ruht auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst; auf dass seine Herrschaft groß werde und des Friedens kein Ende auf dem Thron Davids und in seinem Königreich, dass er’s stärke und stütze durch Recht und Gerechtigkeit von nun an bis in Ewigkeit. Solches wird tun der Eifer des HERRN Zebaoth.“

(Jesaja 9, 4 – 6 LUTH’84)

Ihm, dem Friedefürsten, legten sie den Mantel eines militärischen Befehlshabers um einen Mantel also, der “durch Blut geschleift worden war“.
In Vers 29 wird uns gesagt, dass sie dem Herrn Jesus Christus eine Dornenkrone auf das Haupt setzen und Ihm einen Rohrstab in die rechte Hand gaben. Indem sie Ihn so mit einer “Krone“ und einem “Zepter“ ausstatteten, verspotteten sie Seinen königlichen Anspruch. Dann knieten sie nieder und verspottet Ihn, indem sie sagten: “Sei gegrüßt, König der Juden!“
Dann taten sie, was niemals ein römischer Untertan getan hätte: Sie spuckten Ihm in das Angesicht und sie schlugen Ihm mit dem Rohrstab auf das Haupt! Der griechische Grundtext macht deutlich, dass es sich dabei um ein mehrfaches Schlagen handelte. Die römischen Soldaten taten dies, nicht ahnend, dass sie damit eine weitere alttestamentarische Prophetie bzgl. des Messias erfüllten. In Jesaja 50, 6 heißt es von dem Erlöser:

“Ich bot meinen Rücken dar denen, die mich schlugen, und meine Wangen denen, die mich rauften. Mein Angesicht verbarg ich nicht vor Schmach und Speichel.“

Nachdem die Soldaten den Herrn Jesus Christus auf diese Weise verspottet hatten, zogen sie Ihm wieder Seine Kleider an und führten Ihn zur Kreuzigung. Der Herr Jesus Christus ließ alle diese Demütigungen über sich ergehen. Das war kein Zeichen von Schwäche. Es war, wie der Apostel Petrus erklärt, Teil Seines Gehorsams gegenüber Gott, dem Vater:

“(…) denn auch Christus hat für euch gelitten, euch ein Beispiel hinterlassend, damit ihr seinen Fußstapfen nachfolgt; der keine Sünde tat, noch wurde Trug in seinem Mund gefunden, der, gescholten, nicht wiederschalt, leidend, nicht drohte, sondern sich dem übergab, der gerecht richtet; der selbst unsere Sünden an seinem Leib auf dem Holz getragen hat, damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben, durch dessen Striemen ihr heil geworden seid.“

(1. Petrus 2, 21 – 24 ELBEDHÜ)

Ein Kommentator fasst dieses Geschehen so zusammen:

“Jesus erträgt alles. Es war die Stunde Seiner Unterwerfung unter die ganze Macht des Bösen. Das Ausharren musste sein vollkommenes Werk haben, damit Sein Gehorsam nach jeder Seite hin völlig wäre. Er ertrug lieber alles ohne Erleichterung, als dass Er im Gehorsam gegen Seinen Vater gefehlt hätte. Welch ein Unterschied zwischen diesem Betragen und dem Verhalten des mit Segnungen umgebenen ersten Adam!“¹

Dass es sich bei den Demütigungen Christi um sieben Demütigungen handelte, ist kein Zufall. Die Zahl “sieben“ steht im biblischen Kontext immer für Vollkommenheit. Mit den sieben Demütigungen Christi wird uns der vollkommene Gehorsam des Sohnes Gottes Seinem Vater gegenüber vor Augen geführt. Dieser Gehorsam Gott, dem Vater gegenüber, führt zu Seiner Verherrlichung und Erhöhung:

“[Denn] diese Gesinnung sei in euch, die auch in Christus Jesus war, der, da er in Gestalt Gottes war, es nicht für einen Raub achtete, Gott gleich zu sein, sondern sich selbst zu nichts machte und Knechtsgestalt annahm, indem er in Gleichheit der Menschen geworden ist, und, in seiner Gestalt wie ein Mensch erfunden, sich selbst erniedrigte, indem er gehorsam wurde bis zum Tod, ja, zum Tod am Kreuz. Darum hat Gott ihn auch hoch erhoben und ihm den Namen gegeben, der über jeden Namen ist, damit in dem Namen Jesu jedes Knie sich beuge, der Himmlischen und Irdischen und Unterirdischen, und jede Zunge bekenne, dass Jesus Christus Herr ist, zur Verherrlichung Gottes, des Vaters.“

(Philipper 2, 5 – 11 ELBEDHÜ)

Weil Christus in allen Demütigungen den Gehorsam gegenüber Seinem Vater wählte, wurde Er von Ihm erhöht. Diese Tatsache ist dem Gläubigen, der Jesus Christus als den auferstandenen Erlöser erlebt hat, heute schon offenbar. Die von Gott losgelöste Welt wird diese Erhöhung erkennen und anerkennen, wenn Christus zum Gericht über sie wiederkommt. Dann wird Er nicht in Niedrigkeit – auf einem Eselsfüllen – erscheinen. Dann wird man Ihn nicht wieder verspotten und eine Maskerade mit Ihm veranstalten. Im Gegenteil, dann wird Er alle Insignien Seiner Macht als König der Könige und Herr aller Herren tragen:

“Und ich sah den Himmel geöffnet, und siehe, ein weißes Pferd, und der darauf saß, genannt „Treu und Wahrhaftig“, und er richtet und führt Krieg in Gerechtigkeit. Seine Augen aber sind eine Feuerflamme, und auf seinem Haupt sind viele Diademe, und er trägt einen Namen geschrieben, den niemand kennt als nur er selbst; und er ist bekleidet mit einem in Blut getauchten Gewand, und sein Name heißt: das Wort Gottes. Und die Kriegsheere, die in dem Himmel sind, folgten ihm auf weißen Pferden, angetan mit feiner Leinwand, weiß und rein. Und aus seinem Mund geht hervor ein scharfes [zweischneidiges] Schwert, damit er die Nationen damit schlage; und er wird sie weiden mit eiserner Rute, und er tritt die Kelter des Weines des Grimmes des Zornes Gottes, des Allmächtigen.
Und er trägt auf seinem Gewand und auf seiner Hüfte einen Namen geschrieben: König der Könige und Herr der Herren.

(Offenbarung 19, 11 – 16 ELBEDHÜ)

Welche Bedeutung hat die siebenfache Demütigung Christi für uns?

Erinnern wir uns noch einmal an die Worte des Apostels Petrus:

“(…) denn auch Christus hat für euch gelitten, euch ein Beispiel hinterlassend, damit ihr seinen Fußstapfen nachfolgt; der keine Sünde tat, noch wurde Trug in seinem Mund gefunden, der, gescholten, nicht wiederschalt, leidend, nicht drohte, sondern sich dem übergab, der gerecht richtet; der selbst unsere Sünden an seinem Leib auf dem Holz getragen hat, damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben, durch dessen Striemen ihr heil geworden seid.“

(1. Petrus 2, 21 – 24 ELBEDHÜ)

Christus hat uns ein Vorbild hinterlassen, dass wir Seinen Fußstapfen nachfolgen sollen. Wie können wir das tun? Der bereits zitierte Kommentator schreibt: “Jesus erträgt alles. Es war die Stunde Seiner Unterwerfung unter die ganze Macht des Bösen. Das Ausharren musste sein vollkommenes Werk haben, damit Sein Gehorsam nach jeder Seite hin völlig wäre. Er ertrug lieber alles ohne Erleichterung, als dass Er im Gehorsam gegen Seinen Vater gefehlt hätte. Welch ein Unterschied zwischen diesem Betragen und dem Verhalten des mit Segnungen umgebenen ersten Adam!“¹ und fügt dann hinzu: “Jeder muss in dieser feierlichen Stunde, wo alles auf die Probe gestellt wird, entweder ein Knecht der Sünde sein oder unter der Tyrannei der Bosheit stehen.“² Jeder Gläubige wird Prüfungen erleben. Durch die Kraft des neuen Lebens und durch die Kraft der Gnade, die uns der Auferstandene Herr Jesus Christus schenkt, ist es möglich in solchen Situationen zu überwinden (vgl. “Glaubensprüfung & Glaubensbewährung“). Auch Sein Vorbild  soll und kann uns zu einem solchen Leben in Seiner Nachfolge ermutigen. 

 

Fußnoten:

¹= “Betrachtungen über das Wort Gottes” (Synopsis) J.N. Darby, Band 4, Seite 222 – 223, Ernst-Paulus-Verlag Neustadt/Wstr.

²= ebenda

 


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2 Antworten zu Die sieben Demütigungen Jesu Christi – Anmerkungen zu Matthäus 27, 27 – 31

  1. Jörg schreibt:

    Klasse Ausführungen, danke und gesegnete Feiertage, Jörg aus Berlin

  2. JNj. schreibt:

    Vielen Dank & ebenfalls gesegnete Feiertage, lieber Jörg 🙂

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