[Repost] Orientierung – Anmerkungen zu Matthäus 2, 1 – 12

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Als Grundlage der Wortverkündigung am morgigen Mittwoch sollen Verse aus dem Matthäusevangelium (zum Hintergrund des Matthäusevangeliums siehe: Klick!) dienen. Wir betrachten diese Verse in ihrem Kontext:

“Als aber Jesus in Bethlehem in Judäa geboren war, in den Tagen des Königs Herodes, siehe, da kamen Magier vom Morgenland nach Jerusalem und sprachen: Wo ist der König der Juden, der geboren worden ist? Denn wir haben seinen Stern im Morgenland gesehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen. Als aber der König Herodes es hörte, wurde er bestürzt und ganz Jerusalem mit ihm; und er versammelte alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes und erkundigte sich bei ihnen, wo der Christus geboren werden sollte. Sie aber sagten ihm: In Bethlehem in Judäa; denn so steht durch den Propheten geschrieben:
Und du, Bethlehem, Land Juda, bist keineswegs die Geringste unter den Fürsten Judas; denn aus dir wird ein Führer hervorkommen, der mein Volk Israel weiden wird.“
Dann rief Herodes die Magier heimlich zu sich und erfragte von ihnen genau die Zeit der Erscheinung des Sternes; und er sandte sie nach Bethlehem und sprach: Zieht hin und forscht genau nach dem Kind; wenn ihr es aber gefunden habt, so berichtet es mir, damit auch ich komme und ihm huldige. Sie aber zogen hin, als sie den König gehört hatten. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er kam und oben über dem Ort stehen blieb, wo das Kind war.
Als sie aber den Stern sahen, freuten sie sich mit sehr großer Freude. Und als sie in das Haus gekommen waren, sahen sie das Kind mit Maria, seiner Mutter, und sie fielen nieder und huldigten ihm; und sie taten ihre Schätze auf und brachten ihm Gaben dar: Gold und Weihrauch und Myrrhe. Und als sie im Traum eine göttliche Weisung empfangen hatten, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg
hin in ihr Land.

(Matthäus 2, 1 – 12 ELBEDHÜ; z. Vgl. LUTH’84)


Die nicht-heiligen, nicht-drei, nicht-Könige

In Bayern und Baden-Württemberg gibt es in dieser Woche wieder einen arbeitsfreien Feiertag, den so genannte “Dreikönigstag“ bzw. das so genannte “Dreikönigsfest“. Zuerst die schlechte Nachricht: Dieser Feiertag ist weder biblisch begründbar, noch können sich die mit ihm zusammenhängenden Rituale auf biblische Aussagen beziehen. Nirgendwo in der Heiligen Schrift ist die Rede davon, dass die aus dem Morgenland nach Bethlehem reisenden Männer “Könige“ waren. Auch ihre Zahl wird nirgendwo in der Bibel genannt. Die Zahl “3″  hat man einfach aus der Anzahl der Gaben, die sie mitbrachten (“Gold und Weihrauch und Myrrhe„; Matthäus 2, 11), geschlussfolgert. Ebenso sind die Namen dieser angeblichen 3, angeblichen Könige – Caspar, Melchior und Balthasar -, die von den bekannten Sternsingern jedes Jahr (durch Kreuze getrennt) an Hauseingänge geschrieben werden¹, eine menschliche Erfindung. Erst ab dem 6./7. Jahrhundert n. Chr. tauchen diese Namen auf. Und schließlich finden wir nirgendwo im Neuen Testament einen Hinweis darauf, dass diese Männer “heilig“ im biblische Sinne gewesen wären. Soviel also zum Wahrheitsgehalt bzw. besser gesagt Nicht-Wahrheitsgehalt dieses Feiertags und seiner Rituale. Doch es gibt auch eine gute Nachricht: Wenn wir uns die Mühe machen und den biblischen Bericht über jene Männer, die sich – durch Gott angeleitet – aus dem Morgenland auf den weiten Weg nach Bethlehem machten, einmal völlig frei von den in späteren Jahrhunderten dazu erfundenen Märchen betrachten, dann können wir daraus sehr viel Ermutigung und Wegweisung für unser persönliches Glaubensleben mitnehmen.

Einige grundlegende Hinweise zu Matthäus 1 & 2

Wenn wir das gesamte 2. Kapitel des Matthäusevangeliums lesen, dann stellen wir fest, dass wir darin nur sehr wenige Aussagen über den Herrn Jesus Christus finden. Ganz offensichtlich war es nicht das Anliegen des Geistes Gottes, die Kindheit und Jugend des Herrn in unseren Fokus zu rücken. Vielmehr liegt das Augenmerk auf  jenen Einzelheiten, die die Messianität des Herrn belegen: Jesus Christus ist der von Gott verheißene Erlöser. Davon legen alle alttestamentarischen Propheten Zeugnis ab und ihre prophetischen Aussagen erfüllten sich in Seiner Person. Das ist die Kernaussage des Matthäusevangeliums und sie scheint auch in diesem Kapitel auf (vgl. Matthäus 2, 5 – 6; Matthäus 2, 15; Matthäus 2, 17 – 18; Matthäus 2, 23). Im ersten Kapitel seines Evangeliums zeigt Matthäus, wie sich in der Abstammung, in der Empfängnis und in der Geburt des Herrn die biblischen Verheißungen, die sich auf den Erlöser beziehen, erfüllten. In Kapitel 2 geht der Evangelist dann zu jenen biblischen Prophetien über, die den geographischen Kontext der Geburt des Erlösers, zugleich aber auch Seine universale Bedeutung betreffen.

Anmerkungen zu Matthäus 2, 1 – 12

* “Als aber Jesus in Bethlehem in Judäa geboren war, in den Tagen des Königs Herodes, siehe, da kamen Magier vom Morgenland nach Jerusalem und sprachen: Wo ist der König der Juden, der geboren worden ist? Denn wir haben seinen Stern im Morgenland gesehen und sind gekommen, um ihm zu huldigen.“Matthäus 2, 1 – 2 – Zuerst erläutert Matthäus, wo der verheißene Erlöser geboren wurde – in “Bethlehem in Judäa“. Diese genaue Ortsangabe ist von großer Wichtigkeit. Es gab noch einen weiteren Ort namens “Bethlehem“, doch dieser namensgleiche Ort lag nicht nur im Gebiet des Stammes Sebulon (vgl. Josua 19, 15), er hatte – im Gegensatz zu “Bethlehem in Judäa“ keine prophetische Bedeutung bzgl. des Kommens des Erlösers (vgl. Micha 5, 1).

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Luftaufnahme des Herodions * Foto: Asaf T. via Wikimedia Commons

Dann gibt der Evangelist den Zeitraum an, in dem diese Geburt stattfand: Es geschah “in den Tagen des Königs Herodes“. Dieser wurde im Jahr 73 v. Chr. geboren und im Jahr 47 v. Chr. als Statthalter seines Vaters in Galliläa eingesetzt. Nach dem Tod seines Vaters fielen die Parther unter dem Hasmonäer Antigonos in Jerusalem ein. Herodes floh nach Rom, wo er zum herrschenden Triumvirat Beziehungen aufnahm. Mit Unterstützung aus Rom führte er von 39 v. Chr. bis 37 v. Chr. Krieg gegen Antigonos und wurde nach seinem Sieg von den Römern als König in Jerusalem eingesetzt. Seine Regierungszeit wird durch zwei Dinge charakterisiert: Zum einen durch seine umfangreiche Bautätigkeit, zum anderen durch seine rücksichtslose Brutalität, mit der er jeden verfolgte und zu Tode brachte, der seine Herrschaft auch nur andeutungsweise zu bedrohen schien. Unter den unzähligen Opfern seiner Willkürherrschaft befinden sich auch drei seiner leiblichen Söhne und seine Frau Mariamne (I.), die erste seiner insgesamt zehn Ehefrauen. Herodes starb im Frühjahr des Jahres 4. v. Chr.  und wurde im “Herodion“, einer von ihm geplanten und gebauten großen Palast- und Grabanlage beigesetzt.² Doch bevor Herodes verstarb, wurde jener König geboren, der der wahre “König der Juden“ bzw. der wahre “König Israels“ ist. Die Evangelien nennen uns bzgl. des Geburtsjahres Christi keine konkrete Jahreszahl. Die neuere Forschung geht von dem Zeitraum zwischen 6./7. – 4. v. Chr. aus. In diesem Zusammenhang sollten wir auch beachten, dass Matthäus nicht davon spricht, dass der Herr gerade geboren worden war als die Reisenden aus dem Morgenland in Jerusalem vorstellig wurden. Während Lukas davon berichtet, dass die Hirten das Kind kurz nach seiner Geburt in der Krippe fanden (Lukas 2, 1 – 20), ist in Matthäus 2 weder von der Geburt an sich noch von der Krippe die Rede. Wir werden auf diesen bedeutenden Unterschied später genauer eingehen.
Über den “Stern“, den diese Männer in ihrem Heimatland erblickt hatten, ist viel spekuliert worden. Manche sahen darin eine Supernova, andere eine bestimmte Sternenkonstellation. Doch keine dieser bisher vorgetragenen Annahmen befriedigt wirklich. Louis A. Barbieri Jr. stellt in seinem Kommentar zum Matthäusevangelium eine Überlegung an, die mir in diesem Zusammenhang wesentlich plausibler erscheint. Er fragt, ob der ‚Stern‘, den die Magier gesehen hatten und der sie später von Jerusalem nach Bethlehem geleitete, nicht die Herrlichkeitswolke Gottes, die Schechina, gewesen sein könnte. Vielleicht war es die Wolke der Gegenwart Gottes, die die Israeliten 40 Jahre durch die Wüste begleitet hatte (am Tag als Wolkensäule, in der Nacht als Feuersäule) und die von den Weisen – weil sie es nicht besser wussten – als ‚Stern‘ bezeichnet wurde³.
Nachdem Matthäus auf den Ort und den Zeitraum der Geburt des Messias eingegangen ist, berichtet er von einer Gruppe von Männern, die aus dem Morgenland nach Jerusalem kam und am dortigen Königshof Auskunft über den “neugeborenen König“ verlangte. Diese Männer gehörten einer besonderen Berufssparte an. Im griechischen Text des Neuen Testaments werden sie als “μάγοι“(“magoi“), also als “Magier“ bezeichnet. Dieses Wort dürfen wir nicht falsch verstehen. Es bezeichnet in der Heiligen Schrift zwar auch Zauberer und Okkultisten (z. B. in Apostelgeschichte 8, 9; Apostelgeschichte 13, 6 + 8), bezieht sich in diesem Zusammenhang jedoch auf Männer (insbesondere aus dem Gebiet persischen Reiches), die mehr als Astronomen und Wissenschaftler, denn als Astrologen und Wahrsager tätig waren (vgl. dazu Daniel 1, 20; Daniel 2, 2 + 48; Daniel 4, 7; Daniel 5, 7). Aus dem Alten Testament ist uns bekannt, dass der jüdische Prophet Daniel auf Befehl des Königs von Babel zum Obersten der Weisen seines Reiches eingesetzt wurde (Daniel 2, 48). Verschiedene Ausleger gehen davon aus, dass die Aussagen des Propheten über den kommenden Messias (z. B. Daniel 9, 24 – 27) durch die Jahrhunderte hindurch auch in Babylon bzw. in jenen babylonischen Provinzen, in denen Juden ansässig waren, schriftlich niedergelegt bzw. aufbewahrt wurden und so die in Matthäus 2 genannten Männer von dieser Überlieferung Kenntnis erhielten. Vielleicht war diesen Männern auch die Weissagung Bileams (4. Mose 24, 17), die von den Juden als Hinweis auf den Messias gedeutet wurde, bekannt. Denn aus 4. Mose 22, 5 (vgl. auch 4. Mose 23, 7) geht hervor, dass Bileam aus dem Ort Petor (auch: Pitru) am Euphrat (nahe der Stadt Karkemisch) kam. Dieses Gebiet war seit der Schlacht bei Karkemisch im Jahr 605/606 v. Chr. ebenfalls babylonisches Herrschaftsgebiet
4.
Auf zwei Dinge, die Matthäus erwähnt, möchte ich abschließend noch hinweisen: Zum einen teilt uns der Evangelist mit, dass die Weisen nach dem “neugeborenen König“ fragten. Diese Frage ist ungewöhnlich. Normalerweise wird niemand als König geboren, sondern als Thronfolger, der dazu bestimmt ist, irgendwann einmal König zu werden. Doch die Weisen fragen nicht: “Wo ist das Kind, das einmal König werden soll?“ sondern: “Wo ist der König der Juden, der geboren worden ist?“ Hier wird nach einer außerordentlichen Tatsache gefragt. Eine Tatsache, die, wie wir noch sehen werden, ganz Jerusalem in Aufruhr versetzte.
Dann sollten wir auch beachten, dass die Weisen in Vers 2 nicht behaupten, dass der Stern sie nach Israel bzw. Jerusalem geführt habe. Sie sagen nur, dass sie seinen – des neugeborenen Königs der Juden – Stern gesehen haben. Wo vermutet man die Geburt eines Königs? In der Regel wohl in der Hauptstadt seines Landes. Das wird auch der Grund dafür gewesen sein, dass die Weisen zuerst Jerusalem ansteuerten und sich am dortigen Königshof erkundigten. Hätte der Stern sie hingegen von ihrem Heimatland aus die ganze Zeit über geführt, dann wären sie wohl nicht zuerst nach Jerusalem, sondern gleich nach Bethlehem gegangen. Doch der “Zwischenstopp“ in Jerusalem war, wie wir noch sehen werden, wichtig.

* “Als aber der König Herodes es hörte, wurde er bestürzt und ganz Jerusalem mit ihm; und er versammelte alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes und erkundigte sich bei ihnen, wo der Christus geboren werden sollte. Sie aber sagten ihm: In Bethlehem in Judäa; denn so steht durch den Propheten geschrieben: Und du, Bethlehem, Land Juda, bist keineswegs die Geringste unter den Fürsten Judas; denn aus dir wird ein Führer hervorkommen, der mein Volk Israel weiden wird.“Matthäus 2, 3 – 6 – “Herodes war ein geborener Idumäer, ein Nachfahre Esaus bzw. Edoms, kein Nachfahre Jakobs und damit also auch kein geborener Jude. Er hatte lediglich die Religion des Judentums angenommen. Damit aber war er nicht qualifiziert, der legitime König Israels zu sein. Denn zum einen gibt das “Königsgesetz“ in 5. Mose 17, 14 – 15 die klare Anweisung, dass ein Ausländer, wie Herodes es war, nach Gottes Gebot nicht König Israels werden durfte:

“Wenn du in das Land kommst, das dir der HERR, dein Gott, geben wird, und es einnimmst und darin wohnst und dann sagst: Ich will einen König über mich setzen, wie ihn alle Völker um mich her haben, so sollst du den zum König über dich setzen, den der HERR, dein Gott, erwählen wird. Du sollst aber einen aus deinen Brüdern zum König über dich setzen. Du darfst nicht irgendeinen Ausländer, der nicht dein Bruder ist, über dich setzen.

(5. Mose 17, 14 – 15)

Herodes war also ein König von Roms Gnaden, nicht aufgrund der Erwählung Gottes. Zum anderen machten die Prophetien über den Messias deutlich, dass dieser ein Nachkomme Davids sein würde und daher aus dem Stamm Juda kommen musste. Das alles konnte Herodes nicht vorweisen. Durch die Frage nach dem neugeborenen König der Juden wurde nun nicht nur das Kommen des Messias neu in das Interesse der Menschen in Jerusalem gerückt, gleichzeitig wurde ihnen auch die illegitime Herrschaft des Herodes noch einmal deutlich vor Augen gestellt. Beides konnte dieser Gewaltherrscher nicht auf sich beruhen lassen. Hier war wie aus dem Nichts ein Konkurrent aufgetaucht und da im jüdischen Volk schon lange der Wunsch entbrannt war, das Joch der heidnischen Römer in der Person des Herodes abzuwerfen, musste etwas geschehen. Dieser Bedrohung seiner Herrschaft musste Herodes aktiv begegnen, sie konnte nicht “ausgesessen werden“.
Als erstes rief der König also die “Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes zusammen“ und fragt sie, wo der Messias geboren werden sollte. Es ist also offensichtlich, dass Herodes der Aussage der Weisen glaubte und das Kommen des Messias als Gefahr für seine eigene Herrschaft betrachtete. Beachten wir: Matthäus bezeichnet die von Herodes Befragten als die “Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes„. Sie dienten dem Volk. Es sind nicht die “Hohenpriester und Schriftgelehrten Gottes„. Denn Priester durften nach dem Gebot Gottes in 2. Mose 28, 1 nur aus dem Stamm Aarons kommen. Doch zur Zeit des Herodes wurde dieses Gebot Gottes schon lange nicht mehr befolgt. Rom, ja Herodes selbst, setzte nach eigenem Gutdünken Hohepriester ein bzw. ab.
Obwohl diese “Hohenpriester und Schriftgelehrten“ nicht wirklich Gott dienten, wussten sie doch um die messianische Prophetie in Micha 5, 1 und dies teilten sie auch dem König mit. An diesen “Hohenpriestern und Schriftgelehrten“ wird deutlich, dass Wissen allein nicht genügt. Das Wissen dieser Hohenpriester und Schriftgelehrten füllte nur ihr Hirn, aber es erfüllte nicht ihr Herz. Wäre es anders gewesen, dann hätten sie sich schon längst selbst auf den Weg nach Bethlehem gemacht. Was Gott sucht, ist Glaube, der nicht im Wissen stecken bleibt, sondern Glaube, der durch Liebe tätig wird (Galater 5, 6). Später sollte der Herr Jesus Christus diesen Menschen ein klares Zeugnis ausstellen: “Ihr erforschet die Schriften, weil ihr meinet, darin das ewige Leben zu haben; und sie sind es, die von mir zeugen. Und doch wollt ihr nicht zu mir kommen, um das Leben zu empfangen. Ich nehme nicht Ehre von Menschen, aber bei euch habe ich erkannt, daß ihr die Liebe Gottes nicht in euch habt. Ich bin im Namen meines Vaters gekommen, und ihr nehmet mich nicht an. Wenn ein anderer in seinem eigenen Namen kommt, den werdet ihr annehmen. Wie könnt ihr glauben, die ihr Ehre voneinander nehmet und die Ehre vom alleinigen Gott nicht suchet?“ (Johannes 5, 39 – 44) Ihre Ichbezogenheit und das Verlangen “vor den Menschen gut dazustehen“ verschloss das Herz dieser Männer für die Wahrheit Gottes (vgl. auch Matthäus 23, 13 – 33).

* “Dann rief Herodes die Magier heimlich zu sich und erfragte von ihnen genau die Zeit der Erscheinung des Sternes; und er sandte sie nach Bethlehem und sprach: Zieht hin und forscht genau nach dem Kind; wenn ihr es aber gefunden habt, so berichtet es mir, damit auch ich komme und ihm huldige.“Matthäus 2, 7 – 8 – Nachdem Herodes die gewünschten Informationen von seinen Hohenpriestern und Schriftgelehrten erhalten hatte, ließ er die Magier erneut zu sich kommen. Er tat dies heimlich. Offensichtlich wollte er weiteres, vor allem aber öffentliches Aufsehen in dieser Sache vermeiden. Von den Weisen erfragt er den Zeitpunkt des Erscheinens des Sternes, den sie gesehen hatten. Anschließend beauftragt er sie, nach Bethlehem zu ziehen und das Kind ausfindig zu machen, sowie ihm davon Bericht zu erstatten. Er versah diesen Auftrag an die Besucher aus dem Morgenland mit dem geheuchelten Hinweis, dass er, wenn das Kind gefunden sei, auch dorthin gehen und ihm huldigen würde. Denn er ging davon aus, dass diese Männer wenig bis nichts über seine mörderische Vergangenheit wussten. Hätte er einen der jüdischen Hohenpriester oder Schriftgelehrten mit dieser Aufgabe betraut, so hätte die Gefahr bestanden, dass sich bei einem solchen vielleicht doch noch das (durch die Heilige Schrift angesprochene) Gewissen geregt hätte. Die morgenländischen Weisen schienen Herodes hingegen leicht zu täuschende, weil unwissende Ausländer zu sein. Wie sehr sollte er sich irren.

* ‚‚Sie aber zogen hin, als sie den König gehört hatten. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er kam und oben über dem Ort stehen blieb, wo das Kind war. Als sie aber den Stern sahen, freuten sie sich mit sehr großer Freude. Und als sie in das Haus gekommen waren, sahen sie das Kind mit Maria, seiner Mutter, und sie fielen nieder und huldigten ihm; und sie taten ihre Schätze auf und brachten ihm Gaben dar: Gold und Weihrauch und Myrrhe. Und als sie im Traum eine göttliche Weisung empfangen hatten, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg hin in ihr Land.“Matthäus 2, 9 – 12 – Die Weisen machen sich auf den Weg nach Bethlehem und erst jetzt heißt es, dass der Stern vor ihnen “her ging bis er über dem Ort stehen blieb, wo das Kind war. Als sie aber den Stern sahen, freuten sie sich mit sehr großer Freude.“ Täuschen wir uns nicht: Nicht der Stern war der Auslöser für die große Freude dieser Männer, sondern die Tatsache, dass der Stern ihnen anzeigte, dass sie nun das Ziel ihrer langen Reise, ja ihrer langen Suche,  erreicht hatten (vgl. Lukas 2, 10!) Auch in diesen Versen fallen einige Besonderheiten auf, die nicht unerwähnt bleiben sollen:
Matthäus spricht hier von einem “Haus“, in welchem die Weisen “das Kind mit Maria, seiner Mutter“ fanden. Von einem Stall und einer Krippe, wie bei Lukas, ist hier nicht die Rede. Ganz offensichtlich berichtet Matthäus von einem Geschehen, dass einige Zeit nach den in Lukas 2 geschilderten Ereignissen stattfand. Dies wird auch anderen Punkten deutlich: Während Lukas von einem “Säugling“, griech. “βρέφος“ (“brephos“) spricht (Lukas 2, 12 + 16), benutzt Matthäus den griechischen Ausdruck für Kind, nämlich “παιδίον“ (“paidion“). Diesen Ausdruck gebraucht Lukas erst, als “Maria die Tage ihrer Reinigung nach dem Gesetz des Mose vollendet hatte“ (also rund 40 Tage nach der Geburt des Herrn, vgl. 3. Mose 12, 1 – 5) und gemeinsam mit Joseph in den Tempel nach Jerusalem ging, um ihren Erstgeborenen gemäß 2. Mose 13, 2 dem Herrn zu weihen (Lukas 2, 21). Auch das Opfer, dass Maria und Joseph bei dieser Gelegenheit Gott darbringen, deutet darauf hin, dass wir es in Lukas 12 und Matthäus 2 mit zwei zeitlich auseinander liegenden Berichten zu tun haben. Maria und Joseph bringen nämlich ein sogenanntes “Armenopfer“ dar: ein Paar Turteltauben oder zwei junge Tauben (Lukas 2, 24). Diese Art des Opfers durfte nur gebracht werden, wenn sich der Opfernde das eigentlich vorgeschriebene Opfer – ein einjähriges Lamm – nicht leisten konnte. Wären Maria und Joseph zu diesem Zeitpunkt bereits im Besitz der reichen Gaben der morgenländischen Weisen gewesen, so hätten sie sicherlich das vorgeschriebene Opfer gebracht. Matthäus berichtet in Vers 16 außerdem: “Als Herodes merkte, dass ihn die Sterndeuter getäuscht hatten, wurde er sehr zornig und er ließ in Betlehem und der ganzen Umgebung alle Knaben bis zum Alter von zwei Jahren töten, genau der Zeit entsprechend, die er von den Sterndeutern erfahren hatte.“ (Matthäus 2, 16) Auch die hier genannte Zeitspanne deutet darauf hin, dass zwischen der Geburt des Herrn und dem Eintreffen der Besucher aus dem Morgenland einige Zeit vergangen ist. Wenn wir also “Weihnachtszenen“ sehen, in denen diese Männer vor dem Säugling in der Krippe stehen und ihre Gaben darbieten, dann handelt es sich ganz offensichtlich un eine nicht mit den biblischen Berichten übereinstimmende Darstellung. Als die Weisen in Bethlehem eintrafen, waren die Hirten schon längst wieder auf ihren Feldern und Joseph mit seiner Frau und ihrem Erstgeborenen aus dem Stall in ein richtiges Haus umgezogen.
In diesem Haus nun treffen die Weisen “das Kind und seine Mutter“ an “und sie fielen nieder und huldigten ihm.“ Beachten wir: Die Anbetung der Weisen gilt dem neugeborenen König, nicht Seiner Mutter und auch nicht dem Herrn durch Seine Mutter!  Solche blasphemischen Bräuche, zu denen sich noch nicht einmal diese Besucher aus einem heidnischen Land hinreißen ließen, drangen erst Jahrhunderte später in  das Christentum ein und machten aus Maria, der demütigen Magd Gottes, einen Götzen.
Wie es im Nahen Osten des Altertums üblich war (vgl. 1. Mose 43, 11; 1. Samuel 9, 7 – 8; 1. Könige 10, 2), wenn man einen Höhergestellten besuchte, so brachten auch die Weisen dem neugeborenen König der Juden ihre wertvollen Gaben: Gold, Weihrauch und Myrrhe. Über die drei Geschenke der Weisen und ihre Symbolik ist viel geschrieben worden. Ich möchte mich darauf beschränken anzumerken, dass in der Darbringung dieser Geschenke durch die aus einem heidnischen Land  stammenden Weisen die prophetisch verheißene Darbringung des Reichtums der Nationen vorschattet wird, die ihre vollkommene Erfüllung jedeoch erst dann finden wird, wenn der Messias und König Israels Sein Friedensreich auf dieser Erde aufgerichtet haben wird (Psalm 72, 10 – 11 + 15; Jesaja 60, 5 + 11; Jesaja 61, 6; Jesaja 66, 20).
Im letzten Vers dieses Textabschnittes (Matthäus 2, 12) erfahren wir dann, dass Gott die Weisen davor bewahrte, nach Jerusalem zurückzukehren. Diese Männer mochten, was die politischen und religiösen Zustände Israels betraf, sehr unwissend sein. Aber da sie ein offenes, nach Gott verlangendes Herz hatten, konnte Gott sie führen und davor bewahren, ungewollt die mörderischen Pläne des Herodes zu fördern.

Die deutlich erkennbare Botschaft in Matthäus 2

In diesem Kapitel des Matthäusevangeliums ist eine Botschaft deutlich erkennbar: Während die heidnischen Weisen eine lange Reise zurücklegen müssen, um den Herrn Jesus Christus sehen und anbeten zu können und sie die damit verbundenen Strapazen gern auf sich nehmen, war die nur 10 Kilometer lange Strecke zwischen Jerusalem und Bethlehem den “Hohenpriestern und Schriftgelehrten“ und dem König Herodes zu weit, als dass sie diesen Weg hätten auf sich nehmen wollen. Trotz ihres Wissens um die biblischen Prophetien verlangte ihr Herz im Gegensatz zu den heidnischen Männern aus dem Morgenland nicht nach dem Erlöser. Ihre Ichbezogenheit und ihr Stolz verblendeten sie, so dass sie die weltverändernden geistlichen Realitäten jener Tage nicht erkennen konnten.
Heute erwarten wir den Herrn Jesus Christus nicht erneut als Säugling in einer Krippe, sondern als den wiederkommenden Herrn und Richter (Apostelgeschichte 17, 31). Während unter den Christen der Gegenwart viel theoretisches Wissen zu diesem Thema vorhanden ist, muss jeder Gläubige sich selbst fragen, ob er/sie sich von Gott durch Sein Wort, die Heilige Schrift, die entsprechende Ausrichtung auf dieses Ereignis schenken lässt. Gott möchte uns nicht im Unklaren lassen. Wir brauchen weder nach besonderen Zeichen und Wundern Ausschau halten, noch Sterne oder Himmelserscheinungen befragen. In Seinem Wort, der Bibel, hat Gott uns alles mitteilen lassen, was wir brauchen, um Orientierung für unser tägliches Leben auf dem Weg zu diesem wunderbaren Ziel zu empfangen (2. Petrus 1, 3). Wenn wir dem zweiten Kommen unseres Herrn mit einem offenen und verlangenden Herzen entgegen sehen, dann kann Gott uns auch führen und uns die Orientierung schenken, die wir für unser Leben auf der noch ausstehenden Wegstrecke benötigen. Und dann wird unsere Freude auch groß sein, wenn wir Ihn sehen werden, wie Er ist:

“Meine Lieben, wir sind nun Gottes Kinder; und es ist noch nicht erschienen, was wir sein werden. Wir wissen aber, wenn es erscheinen wird, daß wir ihm gleich sein werden; denn wir werden ihn sehen, wie er ist. Und ein jeglicher, der solche Hoffnung hat zu ihm, der reinigt sich, gleichwie er auch rein ist.“

(1. Johannes 3, 2 – 3)

Fußnoten:

¹= Wikipedia (Fettung durch mich) führt dazu aus: “Die Bedeutung der Buchstaben C, M und B wird offiziell spätestens seit den 1950er Jahren als Abkürzung der lateinischen Worte “Christus mansionem benedicat“ (= “Christus segne dieses Haus“) gedeutet. Diese früher als Bannmittel, heute als Segensbitte geltende Formel soll den Segen Gottes auf das Haus und seine Bewohner herabrufen und sie vor Unglück schützen. Frühere Quellen dieser Deutung fehlen; in älteren volkskundlichen Abhandlungen herrscht die Deutung der Buchstaben als Initialen der drei Könige vor. Dies wird auch dadurch erhärtet, dass in manchen Regionen die Schreibweise “K+M+B“ üblich war und ist.[4] Bei Verwendung dieser Schreibweise wird das “K“ heute als Abkürzung für das griechische Wort für “Herr“ (Kyrios) interpretiert (“Kyrios mansionem benedicat“).“

²= Zu dem im Jahr 2007 entdeckten Herodes-Grab siehe auch Ulrich W. Sahms Artikel: „Das Herodes-Grab“: Klick!

³= vgl. Louis A., Barbieri Jr. in seinem Kommentar:  „Matthew“ in: “The Bible Knowledge Commentary: New Testament“, Seite 13 – 94; herausgegeben von John F. Walvoord & Roy B. Zuck. Wheaton: Scripture Press Publications, Victor Books, 1983.

4= Schon vor einigen Jahren hat sich das schweizerische Magazin Faktum intensiv mit den Fragen bzgl. der Weisen und des Sternes befasst, wie hier nachgelesen werden kann: Klick!

 
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