
Der Giebel des Risalits der Kirche „Zum Vaterhaus“ in Berlin, Baumschulweg, trägt als Inschrift den ersten Satz von Johannes 14, 2 * Foto: von Clemensfranz (Eigenes Werk) [CC BY-SA 4.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)%5D, via Wikimedia Commons
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Zwei Verse aus dem 14. Kapitel des Johannesevangeliums (zum Hintergrund des Johannesevangeliums siehe: Klick!) sind die Grundlage für die Wortverkündigung am kommenden Sonntag. Sie sollen nachfolgend in ihrem Zusammenhang betrachtet werden:
“Euer Herz werde nicht bestürzt. Ihr glaubt an Gott, glaubt auch an mich! In dem Haus meines Vaters sind viele Wohnungen; wenn es nicht so wäre, hätte ich es euch gesagt; denn ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit, wo ich bin, auch ihr seiet. Und wohin ich gehe, [wisst ihr, und] den Weg wisst ihr.“
(Johannes 14, 1 – 4 ELBEDHÜ; z. Vgl. LUTH’84)
Zum Verständnis dieser Verse ist es gut, den Hintergrund der so genannten Abschiedreden Jesu in Johannes 13 – 16 zu kennen (weitere Ausführungen dazu siehe hier: Klick!). Außerdem sollte man im Zusammenhang mit der in Johannes 14, 1 – 4 angesprochenen Entrückung der Gläubigen den Unterschied zwischen dieser und der Wiederkunft Jesu Christi zum Gericht über die Welt kennen und beachten.
Anmerkungen zu Johannes 14, 1 – 4
* “Euer Herz werde nicht bestürzt. Ihr glaubt an Gott, glaubt auch an mich!“ – Johannes 14, 1 – Den Hintergrund der Ausführungen des Herrn Jesus Christus ab Johannes 14, 1 ff. bildet das in Johannes 13, 31 – 38 (ELBEDHÜ) vorausgegangene Gespräch mit Simon Petrus:
“Als er nun hinausgegangen war, spricht Jesus: Jetzt ist der Sohn des Menschen verherrlicht, und Gott ist verherrlicht in ihm. Wenn Gott verherrlicht ist in ihm, wird auch Gott ihn verherrlichen in sich selbst, und sogleich wird er ihn verherrlichen. Kinder, noch eine kleine Zeit bin ich bei euch; ihr werdet mich suchen, und wie ich den Juden sagte: Wohin ich gehe, dahin könnt ihr nicht kommen, so sage ich jetzt auch euch. (…) Simon Petrus spricht zu ihm: Herr, wohin gehst du? Jesus antwortete ihm: Wohin ich gehe, dahin kannst du mir jetzt nicht folgen; du wirst [mir] aber später folgen. Petrus spricht zu ihm: Herr, warum kann ich dir jetzt nicht folgen? Mein Leben will ich für dich lassen. Jesus antwortet: Dein Leben willst du für mich lassen? Wahrlich, wahrlich, ich sage dir, der Hahn wird nicht krähen, bis du mich dreimal verleugnet hast.“
Wie Petrus, so quälten sich auch die anderen Jünger mit vielen Fragen im Zusammenhang mit dem angekündigten Abschied Ihres Herrn und Meisters. Das hier gebrauchte griechische Wort, das unsere deutschen Übersetzungen mit “bestürzt“ wiedergeben, ist “ταράσσω“ (“tarasso“) und kann mit unruhig, aufgewühlt, ruhelos, bestürzt übersetzt werden. Der Grund für die Unruhe der Jünger lag darin, dass sie nicht verstanden, was ihr Herr ihnen hier mitteilte. Der Herr hatte angekündigt, dass Er sie verlassen würde (Johannes 13, 33) und Er hatte Petrus gegenüber angekündigt, dass dieser Ihn verleugnen würde. Gerade die Ankündigung der Verleugnung durch Petrus ließ darauf schließen, dass den Jüngern eine große Bewährungsprobe, wenn nicht gar Zeiten großer Schwierigkeiten bevorstanden. Doch angesichts dieser schwierigen Zeiten wollte der Herr Jesus Christus Seine Jünger damals (wie heute) nicht ohne Hoffnung zurücklassen. Mit diesen Worten leitet der Sohn Gottes einen kurzen Abschnitt ein, in dem Er den Gläubigen aller Zeiten eine weitreichende und hoffnungsträchtige Verheißung schenkt. Zuerst weist Er darauf hin, wie die Gläubigen ihre beunruhigten Herzen zur Ruhe bringen können. Das zentrale Wort in diesem Zusammenhang ist “glauben“. Das griechische Wort “πιστεύω“ (“pisteuo“) kann mit glauben, vertrauen, von etwas überzeugt sein, sein Vertrauen in etwas setzen übersetzt werden. Genau zu diesem aktiven Verhalten fordert der Herr die Gläubigen nun auf und zwar in zweifacher Weise: “Ihr glaubt an Gott, glaubt auch an mich!“ Das bedeutet nichts anderes als: Hört auf, euch zu beunruhigen! Der Prozess der Beunruhigung soll gestoppt werden und das passiert, indem an seine Stelle der Glaube an Gott und an Seinen Sohn gesetzt wird. Um diesen Austausch vollziehen zu können, bedarf es einer eindeutigen Entscheidung jedes Gläubigen. Wir entscheiden uns, das, was uns beunruhigt, hinter uns zu lassen und unser Vertrauen ganz in die Person unseres Erlösers zu setzen, der treu ist und unser Vertrauen nicht enttäuschen wird (1. Korinther 1, 9; 1. Korinther 10, 13; 2. Korinther 1, 18; 1. Johannes 1, 9; Offenbarung 1, 5; Offenbarung 3, 14; Offenbarung 19, 11 u.a.m.). Mit dieser Aufforderung weist uns der Herr Jesus Christus zudem darauf hin, dass wir unser Vertrauen in genau derselben Weise in Ihn setzen können, wie wir es auch in Gott, den Vater, tun. Denn Er ist Gott (siehe: Klick!).
* “In dem Haus meines Vaters sind viele Wohnungen; wenn es nicht so wäre, hätte ich es euch gesagt; denn ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten.“ – Johannes 14, 2 – Gleich im Anschluss an diese Aufforderung erläutert der Herr, warum die Gläubigen sich entscheiden sollen, das, was sie beunruhigt durch Vertrauen in Gott und Seinen Sohn zu ersetzen. Er würde sie nicht grundlos verlassen, sondern Sein Weggang würde zu ihren Gunsten geschehen. Er versichert ihnen mit diesen Worten, dass Er die Gläubigen nur verlassen würde, um nun in einer ganz besonderen Weise für sie tätig zu sein. Und Er verhieß gleichzeitig, dass Er, wenn diese Tätigkeit vollendet wäre, wiederkommen und sie alle zu sich nehmen würde (vgl. Johannes 14, 3; Johannes 14, 28). Auf die Art und Weise dieser Tätigkeit werden wir später noch genauer eingehen.
Das in diesen Versen vorgestellt “Haus meines Vaters“ findet nirgendwo sonst in der Heiligen Schrift des Alten und Neuen Testaments Erwähnung. Es kommt nur in diesen Versen vor. Was haben wir unter diesem “Haus meines Vaters“ zu verstehen? Ein Kommentator hat es wie folgt beschrieben:
“Das Vaterhaus: Das ist der ewige, unerschaffene Himmel, der Wohnort des Vaters und des Sohnes, wo der Sohn nun auch als Mensch weilt und wohin Er uns, die Versammlung, einführen wird (Johannes 14, 1 ‑ 3). Die Gläubigen des Alten Testaments und die Gläubigen, die nach der Entrückung der Versammlung auferstehen, werden nie dorthin kommen, denn obwohl sie wiedergeboren sind, haben sie kein ewiges Leben in der Bedeutung, die ihm Johannes gibt; die Wiedergeburt ist ja eine irdische Sache, aber das ewige Leben ist eine himmlische Sache, das nur die bekommen, die durch den Geist dem ewigen Sohn Gottes glauben und Ihn bekennen (Johannes 3, 5 ‑ 16 + 36).“¹
In diesem himmlischen Bereich werden die Gläubigen die vollkommene Erfüllung jener Reichtümer erleben, von denen Paulus vielfach in seinen Briefen spricht (Epheser 1, 18; Epheser 3, 8 u.a.) und die sie dann in der absolut ungetrübten Gemeinschaft mit Christus genießen werden. Wir dürfen das Vaterhaus nicht mit dem Bereich verwechseln, der uns in Offenbarung 4 gezeigt und oft als “Thronsaal Gottes“ bezeichnet wird. Denn dort haben, wie wir Hiob 1; Hiob 2 und Sacharja 3 wissen, auch viele andere Wesen Zutritt. Genau das aber wird von dem Vaterhaus nicht gesagt. Das Vaterhaus ist jener Ort, von den Paulus als den “dritten Himmel“ spricht (vgl. 2. Korinther 12, 2). Das Vaterhaus ist der Ort, zu dem der himmlische Bräutigam dereinst Seine Braut bringen wird (vgl. Matthäus 25, 1 – 13) und zwar dann, wenn Er Seiner Versammlung (= Gemeinde/Kirche) in den Wolken begegnet und sie entrückt (vgl. 1. Thessalonicher 4, 13 – 18).
An diesem Ort bzw. in diesem “Haus meines Vaters“ sind viele “Wohnungen“. Das hier gebrauchte griechische Wort “μονή“ (“mone“) kann einen Ort/Platz bezeichnen, an dem man wohnt, sich aufhalten, sich niederlassen oder bleiben kann. Das Bild, das der Herr den Gläubigen hier vor Augen stellt, ist das eines großen Hauses, in dem Raum für alle Erlösten sein wird. Damit versichert der Sohn Gottes den Gläubigen zugleich, dass – wenn Er kommt – kein Erlöster zurückbleiben wird. Für alle Erlösten wird in dem “Haus meines Vaters“ Platz sein und zwar dauerhaft.
Wir sollten beachten, dass der Herr Jesus Christus von den “Wohnungen“ im Haus Seines Vaters als von einer Tatsache spricht. Dieses Haus und seine Wohnungen waren also schon vorhanden, als Er darüber zu Seinen Jüngern sprach. Der Gedanke, der Herr Jesus Christus würde in den Himmel zurückkehren, um für die Gläubigen diese Wohnungen zu bauen, ist also eine unzulässige “Eisegese“ (Hineininterpretation). Der Herr Jesus Christus sagte ja nicht: “Ich gehe hin um das Haus meines Vaters zu bauen und in diesem Haus werde ich auch viele Wohnungen für euch einrichten.“ Nein, Er sagte: “In dem Haus meines Vaters sind viele Wohnungen (…)“ und dann beschrieb Er Seine Absicht bzw. die Tätigkeit, die ich oben bereits kurz angesprochen habe: “(…) ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten.“ Was haben wir darunter zu verstehen? Nun, dass in des Vaters Haus viele Wohnungen sind, ist die eine Seite. Die andere Seite ist, dass diese Wohnungen zu einer Stätte für die Gläubigen werden sollten. Wie konnte das geschehen? Einzig und allein durch das stellvertretende Leiden und Sterben des Sohnes Gottes am Kreuz von Golgatha. Darauf ging der Sohn Gottes zu, das hatte Er vor Augen. In dem der Sohn Gottes an dem Kreuz von Golgatha das Erlösungswerk vollendete, bereitete Er damit auch allen, die diese Erlösung im Glauben annehmen würden, eine Stätte in dem Haus Seines Vaters. Und selbst heute noch, während wir diese Verse betrachten, tritt der Sohn Gottes im Gebet für jedes Kind Gottes ein, damit dieses sicher an das Ziel des Glaubens gelangen wird (vgl. Hebräer 7, 25!; vgl. auch Hebräer 6, 20).
* “Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit, wo ich bin, auch ihr seiet.“ – Johannes 14, 3 – Das Erlösungswerk würde Seine Kreuzigung, Seinen Tod, Seine Auferstehung, Seine Himmelfahrt und Seine Verherrlichung einschließen. Nach einer nicht genannten Zeitdauer aber – das verheißt der Sohn Gottes den Gläubigen hier – würde Er aus dem Himmel kommen und sie zu sich nehmen, damit sie seien, wo Er ist. Die Verheißung dieses Kommens Jesu für die Seinen wurde den Jüngern dann auch nach der Himmelfahrt des Herrn von den Engeln erneut verheißen bzw. bestätigt (vgl. Apostelgeschichte 1, 11).
Johannes 14, 3 ist eine der drei Stellen im Neuen Testament, in denen uns das Kommen Jesu zur Entrückung Seiner Versammlung (= Gemeinde/Kirche) beschrieben wird. Die zwei anderen Stellen finden wir in 1. Thessalonicher 4, 13 – 18 (ELBEDHÜ):
“Wir wollen aber nicht, Brüder, dass ihr, was die Entschlafenen betrifft, unwissend seid, damit ihr nicht betrübt seid wie auch die Übrigen, die keine Hoffnung haben. Denn wenn wir glauben, dass Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird auch Gott die durch Jesus Entschlafenen mit ihm bringen. (Denn dieses sagen wir euch im Wort des Herrn, dass wir, die Lebenden, die übrig bleiben bis zur Ankunft des Herrn, den Entschlafenen keineswegs zuvorkommen werden. Denn der Herr selbst wird mit gebietendem Zuruf, mit der Stimme eines Erzengels und mit der Posaune Gottes vom Himmel herabkommen, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen; danach werden wir, die Lebenden, die übrig bleiben, zugleich mit ihnen entrückt werden in Wolken dem Herrn entgegen in die Luft; und so werden wir allezeit bei dem Herrn sein. So ermuntert nun einander mit diesen Worten.)“
und in 1. Korinther 15, 51 – 53 (ELBEDHÜ):
“Siehe, ich sage euch ein Geheimnis: Wir werden [zwar] nicht alle entschlafen, wir werden aber alle verwandelt werden, in einem Nu, in einem Augenblick, bei der letzten Posaune; denn posaunen wird es, und die Toten werden auferweckt werden unverweslich, und wir werden verwandelt werden. Denn dieses Verwesliche muss Unverweslichkeit anziehen und dieses Sterbliche Unsterblichkeit anziehen.“
Der Grund, der in diesen Stellen für das Kommen des Herrn Jesus Christus angegeben wird, ist, dass Er die Gläubigen zu sich nehmen wird. Ganz im Gegensatz dazu beschreiben die Stellen, die von der Wiederkunft Jesu Christus zum Gericht über diese Welt sprechen, von Seinem Kommen als Richter und die anschließende Aufrichtung Seines Reiches für die Dauer von 1.000 Jahren (vgl. z.B. Offenbarung 19, 11 – Offenbarung 20, 15).
Die Betonung in allen Stellen, die die Entrückung betreffen, besonders aber in Johannes 14, 3, liegt auf der Freude, die dieses Ereignis bei den Gläubigen auslösen und auf dem Trost, den dieses Ereignis für sie bedeuten wird (vgl. 1. Thessalonicher 4, 17 – 18). Der Herr Jesus Christus selbst wird erscheinen und die Seinen zu sich nehmen, damit “sie seien, wo Er ist“. Es wird in Zukunft nie mehr eine Trennung der Erlösten von ihrem Erlöser geben. Die größte Segnung, die die Gläubigen in der Zukunft also erleben werden, wird nicht das Wohnen in palastartigen Räumlichkeiten sein, sondern die vollkommene, nie endende Gemeinschaft mit ihrem Herrn und Erlöser.
In diesen Worten Jesu kommt Seine ganze Sorge um das Wohlbefinden der Seinen zum Ausdruck: Sein Kommen für sie würde genauso sicher sein, wie der – in diesen Versen noch bevorstehende – Abschied.
Die Worte “(…) damit, wo ich bin, auch ihr seiet.“ sind wie ein Schlüssel zu diesem ganzen Geschehen. Wenn die Erlösten eines Tages im Haus des Vaters sein werden, dann nur aus dem Grund, weil der Sohn Gottes, der für sie gestorben ist, der sie erkauft hat (1. Petrus 1, 17 – 21) dort ist. Er muss in dem sein, was seines Vaters ist (vgl. Lukas 2, 39). Wenn das schon für den irdischen Tempel in Jerusalem galt, der doch zerstört werden sollte (vgl. Matthäus 24, 1 – 2; Lukas 19, 44), wie viel mehr gilt dies für das Haus, das nicht mit Händen gemacht ist (vgl. Apostelgeschichte 7, 48 – 49)? Nur weil Er, ihr Erlöser, dort ist, dürfen auch sie, die Erlösten, dort sein. Denn nur weil Er sie erlöst hat, gehören sie jetzt schon (!) aufgrund der Gnade mittels des Glaubens zum “Haushalt Gottes“ (Epheser 2, 18 – 19; Epheser 3, 6).
* “Und wohin ich gehe, [wisst ihr, und] den Weg wisst ihr.“ – Johannes 14, 4 – Diese Worte, die der Herr Jesus Christus in Johannes 14, 6 – 7 dann noch einmal konkretisierte, konnte Er zu den Jüngern sprechen, denn Er hatte ihnen ja bereits geoffenbart, dass der Glaube an Ihn dieser Weg war (vgl. Johannes 3, 16 – 18).
Fußnoten:
¹= W. J. Ouweneel: “Die Zukunft der Stadt des großen Königs“, Seite 259, Ernst-Paulus-Verlag, Neustadt / Weinstraße (1989)