
Blick vom Berg der Seligpreisungen zum See Genezareth * Foto: By israeltourism from Israel (VIEW FROM THE MOUNT OF BEATITUDES) [CC BY-SA 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.0)%5D, via Wikimedia Commons
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Für die Wortverkündigung am Mittwoch dieser Woche ist ein Vers aus dem 5. Kapitel des Matthäusevangelium (zum Hintergrund des Matthäusevangeliums siehe: Klick!) zur Betrachtung vorgesehen:
“Glückselig die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes heißen.„
(Matthäus 5, 9 ELBEDHÜ; z. Vgl. LUTH’84)
Zum Hintergrund der so genannten “Seligpreisungen“ etc.
In meinen Ausführungen zu Matthäus 5, 3 (“Glückselig die geistlich Armen – Anmerkungen zu Matthäus 5, 3″) habe ich auf wichtige Hintergründe und Zusammenhänge verwiesen, die wir bei der Beschäftigung mit den Seligpreisungen unbedingt beachten sollten (Zum Hintergrund der so genannten Seligpreisungen; Zum Begriff „Himmelreich“; Unterscheidung: Das Reich Gottes und die Versammlung (= Gemeinde / Kirche); Einige Hinweise zu den “Seligpreisungen“). Ich möchte diese Ausführungen hier nicht noch einmal wiederholen, bitte jedoch die Leser, denen diese Hintergründe und Zusammenhänge nicht (mehr) bekannt sind, dort noch einmal nachzulesen: Klick!
Matthäus 5, 9 – Glückselig die Friedensstifter
* Friedfertige oder Friedensstifter? – Im Gegensatz zur Lutherübersetzung von 1984 wird Matthäus 5, 9 in genaueren Bibelübersetzungen (Revidierte Elberfelder Übersetzung, Elberfelder Übersetzung Ed. Hückeswagen u.a.) so wiedergegeben:
“Glückselig die Friedensstifter, denn sie werden Söhne Gottes heißen“
Das im griechischen Text gebrauchte Wort “ειρηνοποιος“ (“eirenopoios“) bezeichnet diejenigen, die Frieden machen bzw. Frieden bringen und nicht nur solche, die friedfertig sind. Dieses aus den Worten “Frieden“ und “machen“ zusammengesetzte Wort findet sich nur in diesem Vers im Neuen Testament. Es bezieht sich auf die Wiederherstellung der Beziehung zwischen Gott und den Menschen (“Frieden mit Gott“, vgl. Römer 5, 1), die schlussendlich auch zum Frieden der Menschen untereinander führen wird (vgl. Jesaja 9, 7).
* Vom Friedensempfänger zum Friedensstifter: Wie ich bereits in meinen Ausführungen zu Matthäus 5, 3 (s.o.) sagte, müssen wir die in den ”Seligpreisungen” charakterisierten Personen nicht als ”Anwärter” auf das Reich Gottes verstehen, sondern als solche, die bereits die Gnade Gottes und damit auch die Teilhabe am Reich Gottes empfangen haben. Dementsprechend haben sie auch bereits durch Jesus Christus “Frieden mit Gott“ (Römer 5, 1) empfangen. Dieser wurde ihnen durch den Glauben an den Friedefürsten Jesus Christus (Jesaja 9, 5 f.; Epheser 2, 14 – 17) zuteil. Nun ist es die Aufgabe aller Gläubigen, diesen – durch den Friedefürsten Jesus Christus empfangenen Frieden – weiterzugeben:
“Darum, ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, es ist alles neu geworden! Das alles aber von Gott, der uns durch Christus mit sich selbst versöhnt und uns den Dienst der Versöhnung gegeben hat; weil nämlich Gott in Christus war und die Welt mit sich selbst versöhnte, indem er ihnen ihre Sünden nicht zurechnete und das Wort der Versöhnung in uns legte. So sind wir nun Botschafter an Christi Statt, und zwar so, daß Gott selbst durch uns ermahnt; so bitten wir nun an Christi Statt: Lasset euch versöhnen mit Gott!“
In der Lutherübersetzung 1984 ist in 2. Korinther 5, 18 die Rede von dem “Amt der Versöhnung“, doch im griechischen Grundtext des Neuen Testaments wird das Wort “διακονία“ (“diakonia“) gebraucht, was besser mit “Dienst“ zu übersetzen ist. Die Verkündigung des Evangeliums, der Botschaft der Versöhnung, die Gott den Menschen anbietet, ist also nicht nur die Aufgabe bestimmter “Amtspersonen“, sondern der Dienst eines jedes Christen. Dies wird auch aus dem Zusammenhang von 2. Korinther 5, 17 ff. deutlich: “ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur“ – Wer immer „in Christus“ ist, ist eine “neue Kreatur“, hat neues Leben aus Gott empfangen, ist mit Gott versöhnt worden. Und jeder nun, der selbst mit Gott versöhnt wurde, empfängt damit gleichzeitig die Aufgabe, die Botschaft dieses “Evangeliums des Friedens“ (Römer 10, 15) weiterzutragen. Damit wird die Weissagung des Propheten Jesaja erfüllt:
“Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Boten, die da Frieden verkündigen, Gutes predigen, Heil verkündigen, die da sagen zu Zion: Dein Gott ist König!“
Dass die ersten Christen die Weitergabe des Evangeliums als Auftrag eines jeden Gläubigen betrachteten, wird aus Apostelgeschichte 8, 4 deutlich. Dort heißt es:
“Die nun, welche sich zerstreut hatten, zogen umher und verkündigten das Wort des Evangeliums.“
Die Zerstreuung, von der hier die Rede ist, geschah aufgrund der Verfolgung der Gläubigen in Jerusalem, die nach der Steinigung des Stephanus ausgebrochen war (vgl. Apostelgeschichte 7, 54 ff.). Dabei waren, wie wir aus Apostelgeschichte 8, 1 erfahren, die Apostel gerade nicht unter diesen Zerstreuten.
Halten wir also fest: Es ist die Aufgabe eines jeden Christen, der durch das Evangelium und den Glauben an Jesus Christus Frieden mit Gott empfangen hat, die Botschaft des Evangeliums des Friedens weiterzugeben, um auf diese Weise wahren und dauerhaften Frieden zwischen Gott und den Menschen und damit auch zwischen Menschen untereinander zu stiften.
* Söhne Gottes: Der Begriff “Söhne Gottes“ kommt an verschiedenen Stellen des Neuen Testaments vor und hat nicht immer dieselbe Bedeutung. Zum einen sind die Gläubigen natürlich “Söhne“ bzw. „Kinder Gottes“, weil sie von neuem geboren wurden und neues Leben aus Gott empfangen haben (Johannes 1, 12 – 13; Galater 3, 26; Römer 8, 14 + 16 – 17; Epheser 5, 1) Hier werden Christen in Erfüllung von Jesaja 52, 7 (vgl. Römer 10, 15) aber auch als Nachahmer des Sohnes Gottes in seinem Dienst als Friedensstifter gesehen.