Das gute Werk – Anmerkungen zu Philipper 1, 3 – 8

Kurz bevor die totale Mondfinstenis am 3. 3. 07 einsetzt.

Kurz vor der Vollendung * Foto: Samy13/pixelio.de

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Der Bibeltext, der in der Wortverkündigung am Mittwoch dieser Woche  betrachtet werden soll, wurde dem 1. Kapitel des Philipperbriefes  (zum Hintergrund des Philipperbriefes siehe: Klick!) entnommen. Wir betrachten ihn in seinem Zusammenhang:

“Ich danke meinem Gott bei all meiner Erinnerung an euch allezeit in jedem meiner Gebete, indem ich für euch alle das Gebet mit Freuden tue, wegen eurer Teilnahme an dem Evangelium vom ersten Tag an bis jetzt, indem ich eben darin guter Zuversicht bin, dass der, der ein gutes Werk in euch angefangen hat, es vollenden wird bis auf den Tag Jesu Christi; wie es für mich recht ist, dass ich dies über euch alle denke, weil ihr mich im Herzen habt und sowohl in meinen Fesseln als auch in der Verteidigung und Bestätigung des Evangeliums ihr alle meine Mitteilnehmer der Gnade seid. Denn Gott ist mein Zeuge, wie ich mich nach euch allen sehne mit dem Herzen Christi Jesu.“

(Philipper 1, 3 – 8 ELBEDHÜ; z. Vgl.  LUTH’84)

Einige grundsätzliche Bemerkungen

Von allen Briefen, die der Apostel Paulus an die von ihm besuchten Versammlungen (= Gemeinden) schrieb, ist der Philipperbrief der Brief mit der persönlichsten Note. Die enge Beziehung der Philipper zu Paulus drückte sich u.a. darin aus, dass Philippi die erste Versammlung (= Gemeinde) war, die seinen Dienst mit freiwilligen Gaben unterstützte (vgl. Philipper 4, 15 – 16). Dadurch setzte sie ihn für die vermehrte Verkündigung des Evangeliums frei und so verbanden sich die Philipper auf eine ganz praktische Weise mit dem zentralen Herzensanliegen des Paulus. Was hätte ihn mehr mit einer Versammlung (= Gemeinde) verbinden können, als der gemeinsame Dienst am Evangelium? Zur Zeit der Abfassung dieses Briefes hatten die Philipper also bereits bewiesen, dass ihr Glaube sich nicht allein in Worten erschöpfte, sondern sie auch zu Werken des Glaubens befähigte. Die praktische Verwirklichung der Lehre Christi in allen Lebensumständen in der Kraft der Gnade Gottes (Philipper 4, 13) ist daher auch ein  Gedanke, der sich durch den ganzen den Philipperbrief zieht. Wo der Herr Jesus Christus aber so in allen Dingen des Lebens der erste Platz eingeräumt wird (Philipper 1, 21), da empfangen der einzelne Gläubige und die ganze Gemeinschaft der Gläubigen eine Freude, die nur Gott schenken kann und die alle Freuden dieser Welt weit übersteigt. Christus selbst, Seine Namen und Titel, werden in diesem Brief  51-mal genannt und in 12 Versen des Briefes wird die Freude des Gläubigen thematisiert (Philipper 1, 4; 1, 8; 1, 20 – 21; 1, 25; 2, 22, 17; 2, 28; 2, 29; 3, 1; 4, 1; 4, 4; 4, 10). So wird in diesem Brief die untrennbare Verbindung, die zwischen der Zentralität der Person Christi und der Freude des Gläubigen besteht, besonders deutlich zum Ausdruck gebracht.

Anmerkungen zu Philipper 1, 3 – 8

* “Ich danke meinem Gott bei all meiner Erinnerung an euch allezeit in jedem meiner Gebete, indem ich für euch alle das Gebet mit Freuden tue, (…)“Philipper 1, 3 – 4  – Nachdem Paulus, wie in (fast) allen seinen Briefen, den Philippern seinen Gruß der Gnade und des Friedens entboten hat, beginnt er sofort, seinem Gott für die Gläubigen in Philippi zu danken. Zum Zeitpunkt der Entstehung des Philipperbriefes befand sich der Apostel wegen seines Glaubens an Jesus Christus im Gefängnis. Es wird allgemein davon ausgegangen, dass er die Versammlung (= Gemeinde) in Philippi zu diesem Zeitpunkt bereits seit mehreren Jahren nicht mehr besucht hatte. Die Gefangenschaft hinderte ihn zwar, seinen Dienst in der bisherigen Weise fortzusetzen. Doch das machte ihn nicht mutlos. Er konnte voller Dankbarkeit und Freude sein. Der Grund dafür wird uns in Vers 5 genannt.

* “(…) wegen eurer Teilnahme an dem Evangelium vom ersten Tag an bis jetzt, (…)“Philipper 1, 5 – Was ist der Grund für die tiefe Dankbarkeit des Apostels? Waren die Philipper treue Gottesdienstbesucher? Zahlten die Philipper regelmäßig ihren Zehnten? Waren sie gut bewandert in den Lehrsätzen, die ihre Konfession systematisiert und für verbindlich erklärt hatte? Nein, von solchen – rein äußerlichen Dingen – lesen wir hier nichts. Die Gebete des Apostels fließen von Dankbarkeit gegen Gott über, weil die Christen in Philippi zu “Teilnehmern am Evangelium“ geworden waren und dieses Evangelium der Gnade und Herrlichkeit war die eine, alles bestimmende Leidenschaft des Paulus:

“Sowohl Griechen als Barbaren, sowohl Weisen als Unverständigen bin ich ein Schuldner. So bin ich denn, soviel an mir ist, bereitwillig, auch euch, die ihr in Rom seid, das Evangelium zu verkündigen. Denn ich schäme mich des Evangeliums nicht, denn es ist Gottes Kraft zum Heil jedem Glaubenden, sowohl dem Juden zuerst als auch dem Griechen.“

(Römer 1, 14 – 16 ELBEDHÜ)

Für Paulus hatte die Verkündigung des Evangeliums höchste Priorität, weil er wusste, dass er damit dem Willen Gottes entsprach:

“([Denn] dies ist gut und angenehm vor unserem Heiland-Gott,) der will, dass alle Menschen errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Denn Gott ist einer, und einer ist Mittler zwischen Gott und Menschen, der Mensch Christus Jesus, der sich selbst gab als Lösegeld für alle, wovon das Zeugnis zu seiner Zeit verkündigt werden sollte, wozu ich bestellt worden bin als Herold und Apostel (ich sage die Wahrheit, ich lüge nicht), ein Lehrer der Nationen, in Glauben und Wahrheit.“

(1. Timotheus 2, 3 – 7 ELBEDHÜ)

Die Gläubigen in Philippi hatten die Botschaft des Evangeliums mit einem echten geistlichen Verlangen aufgenommen. Doch sie blieben nicht dabei stehen. Sie machten es sich nicht auf gut gepolsterten Kirchenbänken bequem und freuten sich fortan ihrer eigenen Erlösung und der herrlichen Zukunft, die damit verbunden war. Die erfahrene Liebe des Erlösers und das neue Leben des Christus in ihnen (Kolosser 1, 27; Kolosser 3, 4) hatte in ihren Herzen das Verlangen entzündet, selbst so viele Menschen wie irgend möglich mit diesem wunderbaren Evangelium der Gnade und Herrlichkeit Gottes bekannt zu machen (vgl. Lukas 24, 13 – 35; Epheser 6, 15; 2. Korinther 5, 14).

* “(…) indem ich eben darin guter Zuversicht bin, dass der, der ein gutes Werk in euch angefangen hat, es vollenden wird bis auf den Tag Jesu Christi; (…)“Philipper 1, 6 – Warum konnte Paulus voller Zuversicht sein, wenn  er an die Gläubigen in Philippi dachte und für sie vor Gott im Gebet eintrat? Weil die Frucht wahren Glaubens in ihrem Leben ganz offensichtlich war. Ihr brennender, selbstloser  Einsatz für das Evangelium – und damit für den Willen Gottes – war ein untrügliches Zeichen dafür, dass sie wirklich neues Leben aus Gott empfangen hatten:

“Wer hatte in den Philippern diesen Geist der Liebe und der Hingebung für die Interessen des Evangeliums gewirkt? Es war ohne Frage der Gott der frohen Botschaft und der Liebe; und diese Tatsache bürgte dafür, dass Der, welcher das gute Werk angefangen hatte, es auch vollführen würde bis auf den Tag Christi. Ein lieblicher Gedanke für die Jetztzeit, wo wir weder den Apostel noch Aufseher und Diener mehr haben, wie die Philipper sie in jenen Tagen besaßen! Gott kann uns nicht genommen werden; die wahre und lebendige Quelle aller Segnungen bleibt uns unveränderlich, und sie ist erhaben über die Schwachheiten und selbst über die Fehler, die die Christen aller vermittelnden Hilfsquellen berauben. Der Apostel hatte Gott in den Philippern wirksam gesehen. Die Früchte gaben Zeugnis von der Quelle. Deshalb rechnete er auf die ununterbrochene Fortdauer des Segens, den sie genossen. jedoch muss Glaube vorhanden sein, um diese Schlüsse zu ziehen. Die christliche Liebe sieht klar und ist voll Vertrauen hinsichtlich ihrer Gegenstände, weil Gott Selbst und die Wirksamkeit Seiner Gnade in dieser Liebe sind.“¹

Aber was ist das “gute Werk“, von dem in diesem Vers die Rede ist und von dem Paulus voller Gewissheit sagt, dass Gott es bzgl. der Gläubigen in Philippi auch vollenden werde? Es ist ganz offensichtlich das Werk der Erlösung:

“Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Dies ist das Werk Gottes, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat.

(Johannes 6, 29)

Wenn wir uns mit dem Begriff der Erlösung oder Errettung beschäftigen, dann werden wir feststellen, dass das Neue Testament drei Bedeutungen dieses Begriffes unterscheidet:

1) Die bereits geschehene Erlösung, die für den Glaubenden in der  Vergangenheit liegt: Jeder, der dem Evangelium vertraut und den Namen des Herrn Jesus Christus anruft, empfängt Vergebung der Sünden und neues, ewiges Leben aus Gott:

“Denn wenn du mit deinem Munde bekennst, dass Jesus der Herr ist, und in deinem Herzen glaubst, dass ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet. Denn wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht; und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird man gerettet. Denn die Schrift spricht (Jesaja 28, 16): »Wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden.« Es ist hier kein Unterschied zwischen Juden und Griechen; es ist über alle derselbe Herr, reich für alle, die ihn anrufen. Denn »wer den Namen des Herrn anrufen wird, soll gerettet werden« (Joel 3, 5).“

(Römer 10, 9 -13; LUTH’84)

Jeder, der auf diese Weise Frieden mit Gott gefunden hat und ein Kind Gottes geworden ist (1. Johannes 1, 7 – 9Epheser 2, 1 – 8), der empfängt damit auch Befreiung von den Folgen der Sünde und Heilssicherheit. Dieses Heil, diese Erlösung, kann dem, der sie empfangen hat, nie wieder genommen werden. Auch er selbst kann sie nie wieder ungeschehen machen (Römer 8, 31 – 39; Johannes 10, 28 – 29).

2) Die Errettung des Gläubigen aus den Gefahren der Gegenwart: An vielen Stellen schildert uns das Wort Gottes, die Gefahren, denen der Gläubige während seines Wandels durch diese Welt begegnet (Johannes 16, 33; Matthäus 6, 34; 2. Timotheus 3, 12; 2. Korinther 11, 23 – 33; Matthäus 24, 11 + 24; Lukas 6, 26; Apostelgeschichte 13, 6; 2. Petrus 2, 1; 2. Korinther 11, 13 – 15; Galater 2, 4; Apostelgeschichte 20, 29 – 30Markus 13, 22; Galater 1, 7 – 9; 2. Korinther 11, 4). Doch für alle diese Gefahren stellt die Gnade Gottes uns eine Errettung  bereit (Psalm 34, 5 – 9; Psalm 34, 16 – 20; Psalm 46, 2Psalm 68, 20; Jesaja 28, 16; Matthäus 11, 28; Römer 9, 33; 1. Petrus 2, 6; Philipper 4, 7 u.v.a.m.)

3) Die letzte Bedeutung der Errettung betrifft unsere Zukunft. Christus wird “denen, die auf ihn warten zum Heil erscheinen“ (vgl. Hebräer 9, 28).  Damit ist jedoch nicht gemeint, dass die Gläubigen erst dann Erlösung erfahren oder erst dann errettet werden. Diese zukünftige Errettung, bei der die Gläubigen aus dieser Welt herausgenommen werden, betrifft die endgültige Erlösung unseres Leibes (vgl. Römer 5, 9; Römer 8, 28 – 29; Römer 13, 11; Philipper 3, 20 – 21).

All‘ dies wirkte (bzw. würde) Gott im Leben der Gläubigen in Philippi (bewirken). Das Zeugnis ihres Glaubens war ein eindeutiges Zeichen dafür, dass Gott in ihrem Leben wirkte und Paulus war gewiss, dass Gott damit nicht aufhören würde, ehe Er Sein Werk vollendet hätte. Denn der Gott, den die Heilige Schrift bezeugt, ist kein Gott, der “halbe Sachen macht“ (1. Mose 2, 2). Darum konnte der Apostel gemeinsam mit den Gläubigen in Philippi dem kommenden Tag Christi (zum Begriff “Tag Christi“ siehe: Klick!) auch voller Zuversicht entgegensehen.

* “(..) wie es für mich recht ist, dass ich dies über euch alle denke, weil ihr mich im Herzen habt und sowohl in meinen Fesseln als auch in der Verteidigung und Bestätigung des Evangeliums ihr alle meine Mitteilnehmer der Gnade seid.“ Philipper 1, 7 – Viele Jahre lagen zwischen diesem Brief an die Gläubigen in Philippi und dem letzten Besuch  des Paulus dort. Trotzdem hatten die Philipper die Beziehung zu ihm aufrecht erhalten. Zuletzt hatten sie Epaphroditus mit einer Gabe zu ihrem gefangenen “Vater im Glauben“ gesandt und ihn dadurch ermutigt. Für die Philipper spielte es keine Rolle, ob Paulus frei oder gefangen war, ob er sie besuchen konnte oder an der Ausübung seines Dienstes gehindert war. Ihre Teilhabe am Evangelium, d.h. ihre  Gemeinschaft mit Paulus am Evangelium Gottes, war nicht einer Emotion, einem schönen Gefühl entsprungen. Wäre sie dass, dann hätten sie Philipper wohl inzwischen schon Abstand von dem Apostel genommen. Nein, im Gegensatz zu jenen, die den Apostel unter dem Druck der Verfolgung und Gefangenschaft verlassen hatten (vgl. 2. Timotheus 4, 16) war die Teilhabe dieser Gläubigen am Evangelium in einem festen Herzenzentschluss verwurzelt. Für Paulus ist diese Beständigkeit ein weiteres Zeichen dafür, dass Gott Selbst im Leben der Philipper am Werk war. Darum kann er sie auch als “Mitteilnehmer der Gnade“ bezeichnen.

* “(…) Denn Gott ist mein Zeuge, wie ich mich nach euch allen sehne mit dem Herzen Christi Jesu.“Philipper 1, 8 – Nachdem wir all‘ das Gute betrachtet haben, das Gott im Leben der Philipper und durch sie wirken konnte, ist es da verwunderlich, dass der Apostel ein starkes Verlangen danach hat, diese Mitgläubigen, die eine so große Ermutigung für ihn darstellen, endlich einmal wieder zu sehen?

Fußnoten:

¹=  “Betrachtungen über das Wort Gottes” (Synopsis) J.N. Darby, Band 6, Seite 144, Ernst-Paulus-Verlag Neustadt/Wstr.

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