Dauerhafte Freude – Anmerkungen zu Johannes 16, 16 – 24

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Wintersmily * Foto: Andreas Hermsdorf / pixelio.de


Der Bibeltext, der für die Wortverkündigung am morgigen Sonntag ausgewählt wurde, entstammt dem 16. Kapitel des Johannesevangeliums  (zum Hintergrund des Johannesevangeliums siehe: Klick!). Wir betrachten ihn in seinem Zusammenhang:

“Eine kleine Zeit, und ihr schaut mich nicht mehr, und wieder eine kleine Zeit, und ihr werdet mich sehen, [weil ich zum Vater hingehe]. Einige von seinen Jüngern sprachen nun zueinander: Was ist dies, was er zu uns sagt: Eine kleine Zeit, und ihr schaut mich nicht, und wieder eine kleine Zeit, und ihr werdet mich sehen, und: Weil ich zum Vater hingehe? Da sprachen sie: Was ist das für eine kleine Zeit, wovon er redet? Wir wissen nicht, was er sagt. Jesus erkannte, dass sie ihn fragen wollten, und sprach zu ihnen: Darüber fragt ihr euch untereinander, dass ich sagte: Eine kleine Zeit, und ihr schaut mich nicht, und wieder eine kleine Zeit, und ihr werdet mich sehen? Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, dass ihr weinen und wehklagen werdet, aber die Welt wird sich freuen; ihr werdet traurig sein, aber eure Traurigkeit wird zur Freude werden. Die Frau, wenn sie gebiert, hat Traurigkeit, weil ihre Stunde gekommen ist; wenn sie aber das Kind geboren hat, denkt sie nicht mehr an die Bedrängnis um der Freude willen, dass ein Mensch in die Welt geboren ist. Auch ihr nun habt jetzt zwar Traurigkeit; aber ich werde euch wiedersehen, und euer Herz wird sich freuen, und eure Freude nimmt niemand von euch. Und an jenem Tag werdet ihr mich nichts fragen. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Um was irgend ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, das wird er euch geben. Bis jetzt habt ihr um nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, und ihr werdet empfangen, damit eure Freude völlig sei.“

(Johannes 16, 16 – 24; ELBEDHÜ; z. Vgl.  LUTH’84)

Einige grundsätzliche Gedanken zum Hintergrund der so genannten Abschiedsreden Jesu in  Johannes 13 – 16

In den synoptischen Evangelien (Matthäus, Markus und Lukas) finden wir die Berichte über den Umgang des Herrn mit Seinen Jüngern und Ihre Belehrung durch Ihn inmitten der Berichte über Seinen Dienst für die manchmal sehr großen Menschenmengen. Im Johannesevangelium hingegen sehen wir eine stärkere Trennung dieser beiden Bereiche des Dienstes Jesu (auch wenn es zeitweise Überschneidungen gibt). Besonders deutlich wird dies in den Kapiteln 1316, die sich ganz auf den letzten Dienst des Herrn an Seinen Jüngern konzentrieren.
Während Johannes den Herrn Jesus Christus im ersten großen Abschnittes seines Evangeliums als einen Lehrer zeigt, der zuerst ein Wunder tut und die Bedeutung dieses Wunders anschließend Seinen Zuhörern erklärt, ist dies im zweiten großen Abschnitt genau umgekehrt: Der Herr belehrte Seine Jünger zuerst über die Bedeutung Seines Todes, bevor Er zum Kreuz ging und anschließend auferstand.
Der Zeitpunkt, an dem der Herr diese Belehrungen gab, ist heilsgeschichtlich bedeutsam: Kurz zuvor hatte die religiösen Führer Israels den Herrn als den verheißenen Messias Gottes endgültig verworfen (Matthäus 12, 23 – 43). Das aber führte dazu, dass das Reich Gottes von ihnen genommen und seine Aufrichtung auf dieser Erde zeitlich verschoben wurde (vgl. Matthäus 8, 12; Matthäus 21, 43; Apostelgeschichte 1, 6 – 7). Anstelle der Aufrichtung Seines Reiches führt Gott nun die Versammlung (= Gemeinde/Kirche) ein (vgl. Epheser 3, 1 – 10; Römer 16, 25; Kolosser 1, 26; Kolosser 4, 3; Epheser 5, 32; Offenbarung 1, 20).
Mit den in Johannes 1316 niedergelegten Belehrungen , das wird bei ihrer Lektüre deutlich, wollte der Herr die Zwölf auch auf ihre Hirtenaufgabe innerhalb der Versammlung (= Gemeinde/Kirche) vorbereiten. Aus diesem Grund gehen die in diesen Kapiteln niedergelegten Belehrungen auch über die Erläuterung des Sterbens und der Auferstehung des Herrn hinaus. Kapitel 13 enthält – neben der Ankündigung des Verrats durch Judas und der Ankündigung der Verleugnung des Petrus – die Belehrung über die Notwendigkeit der gegenseitigen Vergebung der Gläubigen und der täglich Vergebung durch Gott, sowie das Gebot der Gottes- und Nächstenliebe.  In Johannes 14 finden wir die Verheißung des Herrn bzgl. Seines Kommens für die Gläubigen, gefolgt von der Belehrung über den einzigen Heilsweg zu Gott, dem Vater, der Verheißung des Heiligen Geistes und der Verheißung des Friedens Christi. nachdem Kapitel 14 den Blick der Zuhörer/Leser mehr auf himmlische Dinge richtete, geht es in Kapitel 15 um Dinge, die mit der Erde in Verbindung stehen: Christus tritt als der wahre Weinstock an die Stelle des Weinstocks Israel (vgl. Psalm 80, 8; Jesaja 5, 4). Er belehrt die Jünger über die Bedeutung der Liebe zu Gott und bereitet sie auf den Hass der Welt vor. Angesichts der Leiden, die Seinen Jüngern in dieser Welt bevorstehen werden, führt der Herr Jesus Christus Seine Belehrungen über den Heiligen Geist weiter aus. Der Geist Gottes, die dritte Person der Gottheit, wird nicht nur ihr Tröster, sondern auch ihr Lehrer, Sachwalter und Beistand sein. Er wird der vollkommene und einzige Stellvertreter des Herrn Jesus Christus auf Erden und  für die Gläubigen sein. Den Abschluss dieses Kapitels bilden Ausführungen des Herrn bzgl. Seiner Auferstehung und der Freude, die damit verbunden sein wird, sowie das Gebet in Seinem Namen.

Anmerkungen zu Johannes 16, 16 – 24

* “Eine kleine Zeit, und ihr schaut mich nicht mehr, und wieder eine kleine Zeit, und ihr werdet mich sehen, [weil ich zum Vater hingehe].“: – Johannes 16, 16 – Nachdem der Herr Jesus Christus Seine Jünger über den Dienst des Heiligen Geistes während Seiner Abwesenheit belehrt hat, richtet Er ihre Aufmerksamkeit noch einmal auf Seine Person. Der Herr spricht hier zweimal davon, dass Er “eine kleine Zeit“ von seinen Jüngern nicht gesehen und dann doch wieder gesehen werde. Was ist damit gemeint? Die erste “kleine Zeit“, in der die Jünger ihren Meister nicht sehen würden, war die Zeitspanne, in der Er gefangengenommen und verurteilt werden würde. Die zweite “kleine Zeit“, nach der sie Ihn erneut sehen würden, bezieht sich auf die Zeit der drei Tage im Grab, Seine Auferstehung und die anschließenden Begegnungen des Herrn mit Seinen Jüngern.

* “Einige von seinen Jüngern sprachen nun zueinander: Was ist dies, was er zu uns sagt: Eine kleine Zeit, und ihr schaut mich nicht, und wieder eine kleine Zeit, und ihr werdet mich sehen, und: Weil ich zum Vater hingehe? Da sprachen sie: Was ist das für eine kleine Zeit, wovon er redet? Wir wissen nicht, was er sagt. Jesus erkannte, dass sie ihn fragen wollten, und sprach zu ihnen: Darüber fragt ihr euch untereinander, dass ich sagte: Eine kleine Zeit, und ihr schaut mich nicht, und wieder eine kleine Zeit, und ihr werdet mich sehen? – Johannes 16, 17 – 19  – Die Jünger äußern – wie schon bei anderen Gelegenheiten (vgl. Johannes 13, 36; Johannes 14, 5 + 8 + 22) – ihr Unverständnis über die vorausgegangene Ankündigung des Herrn. Doch im Gegensatz zu den vorausgegangenen Gelegenheiten richteten sie sich mit der Frage, die sie bewegte, nicht an ihren Meistern, sondern diskutierten sie untereinander – jedoch, wie zu erwarten war,  ohne zu einem Ergebnis zu kommen.

* “Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, dass ihr weinen und wehklagen werdet, aber die Welt wird sich freuen; ihr werdet traurig sein, aber eure Traurigkeit wird zur Freude werden.“ – Johannes 16, 20 – Der Herr gibt Seinen Jüngern keine direkte Antwort auf ihre Frage. Denn, wie wir aus Vers 12 wissen, konnten die Jünger zu diesem Zeitpunkt vieles noch nicht verstehen.  Anstelle konkreter Antworten, schenkt der Herr Seinen Jüngern in den nun folgenden Versen vielmehr Zusagen für die Zeit, die vor ihnen lag:  Der Tod Christi würde für Seine Jünger großen Schmerz und schweres Leid bedeuten. Während die Welt sich über Seinen Tod freuen würde, würden die Jünger tiefe Trauer empfinden. Doch der Herr sagt Ihnen fest zu: “Eure Traurigkeit wird zu Freude werden!“ Wie zuverlässig Seine Zusage war, erfuhren die Jünger nur wenige Tage später. Als sie dem Auferstandenen begegneten, da wurden ihre Herzen voller Freude! (Johannes 20, 20). In verschiedenen Kommentaren wird diese Aussage des Herrn nicht im Hinblick auf die Begegnung der Jünger mit ihrem auferstandenen Herrn gedeutet. Man sagt, der Herr würde an dieser Stelle Sein Kommen für die Gläubigen ankündigen. Doch dabei wird übersehen, dass der Herr Seinen Jüngern nicht erst für die Zeit nach Seinem Kommen Seine vollkommene Freude verheißen hat, sondern auch für die Zeit, die bis zu Seinem Kommen noch vergehen würde (vgl. Johannes 15, 11).

* “Die Frau, wenn sie gebiert, hat Traurigkeit, weil ihre Stunde gekommen ist; wenn sie aber das Kind geboren hat, denkt sie nicht mehr an die Bedrängnis um der Freude willen, dass ein Mensch in die Welt geboren ist. – Johannes 16, 21 – Den emotionalen Zustand der Jünger vergleicht der Herr mit einer Frau, die in Wehen ist. Eine solche Frau würde Traurigkeit empfinden, weil sie das in ihr lebende Kind nun „loslassen“ musste und der Gedanke an die mit der Geburt zusammenhängenden Schmerzen konnte sie auch sehr ängstigen. Doch danach würde die alles überragende Freude über das Neugeborene stehen.
Bereits im Alten Testament wurde dieses Bild gebraucht, um den Zustand des Volkes Gottes kurz vor dem Kommen des Messias zu beschreiben (vgl. Jesaja 21, 3 – 5; Jesaja 26, 16 – 21; Jesaja 66, 7 – 14; Jeremia 13, 21; Micha 4, 9 – 10).

* “Auch ihr nun habt jetzt zwar Traurigkeit; aber ich werde euch wiedersehen, und euer Herz wird sich freuen, und eure Freude nimmt niemand von euch.“ – Johannes 16, 22 – Schon die Ankündigung des Herrn hatte die Jünger in diesen Zustand großer Traurigkeit versetzt. Doch sie sollten Ihn wiedersehen in nur “einer kleinen Zeit“. Wie ausgeführt, erfüllte sich diese Zusage des Herrn, als die Jünger dem Auferstandenen begegneten (Johannes 20, 20; Lukas 24, 32 – 34). Diese göttliche Freude und das Feuer der daraus entstehenden Liebe, die die Begegnung mit dem Sieger über den Tod  in den Herzen der Jünger auslösen würde, konnte auch durch die kommenden Bedrängnisse und Leiden nicht ausgelöscht werden (vgl. 1. Thessalonicher 1,  6; 2. Korinther 8, 2).

* “Und an jenem Tag werdet ihr mich nichts fragen. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Um was irgend ihr den Vater bitten werdet in meinem Namen, das wird er euch geben.“ – Johannes 16, 23 – Der Tag, von dem der Herr hier sprach und an dem die Freude der Jünger vollkommen werden sollte, war der Tag Seiner Auferstehung (Lukas 24, 50 – 52). Im Anschluss an diese Begegnung und Seine darauffolgende Himmelfahrt, würden die Jünger den Herrn nichts mehr fragen können, der dann würde Er nicht mehr bei Ihnen sein. Doch für diese Zeit gab der Herr Seinen Jüngern eine weitere Zusage: Nun könnten sie sich – in Seinem Namen – direkt an Gott, den Vater wenden. Denn der Weg dahin war durch Sein Erlösungswerk nun frei (vgl.  Hebräer 4, 14 – 16). In der Apostelgeschichte können wir sehen, wie  die Jünger diese Zusage ihres Herrn schon kurze Zeit später im Glauben umzusetzen begannen (Apostelgeschichte 1, 14).

* “Bis jetzt habt ihr um nichts gebeten in meinem Namen. Bittet, und ihr werdet empfangen, damit eure Freude völlig sei.“ – Johannes 16, 24 – Bisher hatten sich die Jünger noch nie im Namen ihres Herrn an Gott, den Vater gewandt (vgl. Johannes 11, 22). Auch im Alten Testament war diese Art Gott anzusprechen, unbekannt. Zwar hatten sich die Jünger – wie alle Gläubigen unter dem Alten Bund – im Vertrauen auf Seine Verheißungen an Gott gewandt. Vor dem vollbrachten Werk der Erlösung war dies jedoch nie in dieser direkten Weiser und schon gar nicht in der Weise einer Beziehung von geistlichen Kindern zu ihrem himmlischen Vater möglich gewesen. Diese neue, durch die am Kreuz vollbrachte Erlösung ermöglichte Art der Beziehung bewirkte auch eine neue, viel vertrautere Weise der geistlichen Kommunikation. Mit Nachdruck ermutigt der Herr Seine Jünger,  den Vater in Seinem Namen zu bitten (vgl. 1. Johannes 5, 14 – 15). Doch Sein Fokus liegt nicht auf dem Gehorsam der Jünger. Vielmehr hat Er ihre vollkommene Freude im Blick. Die Begegnung mit dem Auferstandenen würde sie mit Freude erfüllen und zwar mit einer Freude, die niemand jemals wieder von ihnen nehmen konnte. Denn diese Freude hatte ihren Grund in Seiner Person und in Seinem Sieg über den Tod und damit über alle menschenfeindlichen Mächte. Was konnte es Größeres geben, als mit diesem Erlöser in einer Lebensbeziehung zu stehen? Was konnte größere Freude auslösen, als die Tatsache, dass Er nicht im Tod geblieben, sondern auferstanden war und Er nun all jenen, die Ihm glaubten, ebenfalls neues, ewiges Leben gab?
Doch der Herr blickte, wie wir in Vers 23 gesehen haben, auf die Zeit nach Seiner Himmelfahrt und für diese Zeit trug Er Vorsorge. Er forderte Seine Jünger nachdrücklich dazu auf,  in Seinem Namen ihre Gebete an Gott den Vater zu richten und Er sagte ihnen auch die Erhörung der Gebete zu. Auf diese Weise – durch jedes erhörte Gebet –  würden sie, auch wenn er dann nicht mehr in der bisherigen Weise anwesend war, beständig daran erinnert werden, dass Er lebt, dass Er für sie sorgt und für sie eintritt. Jedes erhörte Gebet würde ihnen neu die Tatsache Seines vollbrachten Sieges vor Augen führen. Auf diese Weise würde die ursprüngliche Freude, die sie durch die erste Begegnung mit dem Auferstandenen empfingen, durch ihr ganzes Leben hindurch andauern.

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