Das Gleichnis von der königlichen Hochzeit – Anmerkungen zu Matthäus 22, 1 – 14

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Hochzeitstafel * Foto: Huskyherz / pixelio.de

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Am morgigen Mittwoch sollen Verse aus dem 22. Kapitel des Matthäusevangeliums (zum Hintergrund des Matthäusevangeliums siehe: Klick!) der Wortverkündigung zugrunde liegen. Wir betrachten diese Verse in ihrem Kontext:

“Und Jesus hob an und redete wieder in Gleichnissen zu ihnen und sprach: Das Reich der Himmel ist einem König gleich geworden, der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete.
Und er sandte seine Knechte aus, die Geladenen zur Hochzeit zu rufen; und sie wollten nicht kommen. Wiederum sandte er andere Knechte aus und sprach: Sagt den Geladenen: Siehe, mein Mahl habe ich bereitet, meine Ochsen und das Mastvieh sind geschlachtet, und alles ist bereit; kommt zur Hochzeit. Sie aber kümmerten sich nicht darum und gingen hin, der eine auf seinen Acker, der andere an seinen Handel. Die Übrigen aber ergriffen seine Knechte, misshandelten und töteten sie. Der König aber wurde zornig und sandte seine Heere aus, brachte jene Mörder um und setzte ihre Stadt in Brand. Dann sagt er zu seinen Knechten: Die Hochzeit ist zwar bereit, aber die Geladenen waren nicht würdig; so geht nun hin auf die Kreuzwege der Landstraßen, und so viele irgend ihr findet, ladet zur Hochzeit. Und jene Knechte gingen hinaus auf die Landstraßen und brachten alle zusammen, die sie fanden, sowohl Böse als Gute. Und der Hochzeitssaal füllte sich mit Gästen. Als aber der König hereinkam, um sich die Gäste anzusehen, sah er dort einen Menschen, der nicht mit einem Hochzeitskleid bekleidet war.
Und er spricht zu ihm: Freund, wie bist du hier hereingekommen, da du kein Hochzeitskleid anhast? Er aber verstummte. Da sprach der König zu den Dienern: Bindet ihm Füße und Hände und werft ihn hinaus in die äußerste Finsternis: Dort wird das Weinen und das Zähneknirschen sein. Denn viele sind Berufene, wenige aber Auserwählte.

(Matthäus 22, 1  – 14  ELBEDHÜ; (z. Vgl. LUTH’84)

Zu den Besonderheiten bei der Auslegung biblischer Gleichnisse

Die Auslegung der Gleichnisse des Neuen Testaments stellt den Verkündiger vor besondere Herausforderungen. Es ist hier nicht Zeit und Raum, um die Auslegung von Gleichnissen ausführlich zu besprechen. Einige grundlegende Hinweise sollen jedoch zum Verständnis, was ein Gleichnis überhaupt ist und welche Besonderheiten bei der Auslegung von Gleichnissen zu beachten sind, beitragen:

Kurzgefasst können wir sagen, dass in einem Gleichnis ein natürlicher, irdischer Vorgang beschrieben und dann mit einer geistlichen Wahrheit verglichen wird. Denken wir zum Beispiel an das Gleichnis vom “vierfachen Ackerfeld“ (Markus 4, 1 – 20). Darin beschreibt der Herr Jesus Christus einen Sämann, der guten Samen sät. Dieser Same fällt auf vier unterschiedliche Arten von Ackerboden. Anschließend erläutert der Herr Seinen Jüngern dieses Gleichnis: Er Selbst ist der Sämann, der den guten Samen, das Wort Gottes, aussät. Bei einigen Menschen fällt der Same des Wortes Gottes auf “guten Boden“, sie nehmen das Wort Gottes glaubend an und werden errettet. Auch andere Menschen sind in gewisser Weise am Wort Gottes interessiert. Aber sie lassen ihr Leben dann doch von anderen Dingen bestimmen. Der Glaube an Gott und Sein Wort hat in ihrem Leben keine Priorität und so kommt es, dass ihr Interesse bald schwindet. Als Folge davon kann der gute Same des Wortes Gottes in ihrem Leben keine Wurzeln schlagen, geschweigedenn sich entfalten oder gar zu einer starken Pflanze ausreifen.
Alle Dinge, die der Herr in diesem Gleichnis erwähnt – der Sämann, der gute Same, die vier verschiedenen Arten des Ackerfeldes – waren Seinen Zuhörern aus ihrem täglichen Leben bekannt. Darum konnten sie auch die geistliche Wahrheit, mit der der Herr dieses Geschehen verglich, nachvollziehen.
Während Märchen und/oder Fabeln ausgedachte Geschichten benutzen, um den Zuhörern oder Lesern eine moralische Belehrung zu erteilen und zur Illustration derselben auch unnatürliche Verhaltensweisen oder Geschehnisse einsetzen, bezieht sich ein Gleichnis immer auf einen realen, irdischen Vorgang, durch den eine ebenso reale, geistliche Wahrheit zum Ausdruck gebracht wird. Aus diesem Grund sind Kenntnisse über die Lebenswelt der Menschen in der Zeit des Neuen Testaments, d.h. der ersten Adressaten dieser Gleichnisse, eine wichtige Hilfe bei ihrem Verständnis.¹

Bei der Auslegung eines Gleichnisses gelten dieselben Grundsätze, die auch bei der Auslegung anderer Stellen der Heiligen Schrift zu beachten sind:

Niemals dürfen wir eine einzelne Lehre ausschließlich auf ein Gleichnis allein gründen. Alle Lehren, die wir – ausgehend von einem Gleichnis – weitergeben, müssen sich auch durch andere Stellen der Heiligen Schrift belegen lassen. Der in Matthäus 18, 16 und 2. Korinther 13, 1 verankerte Grundsatz gilt auch hier.

Ferner ist zu beachten, dass jedes Gleichnis eine Grundaussage vermittelt. Diese gilt es zu erkennen. Nicht die menschliche Phantasie, die gern in jedem Detail eines Gleichnisses eine Bedeutung sehen möchte, ist der Maßstab der Auslegung, sondern das Wort Gottes. Nur aus der Heilige Schrift selbst dürfen wir die in den Gleichnissen benutzen Symbole erklären. Beachten wir diesen Grundsatz nicht, dann öffnen wir damit allen möglichen falschen Lehren die Tür. Ein bekanntes Beispiel für eine solche Fehlentwicklung in der Lehre ist die Aussage, das “Gleichnis vom Sauerteig“  würde uns dahingehend belehren, dass Christen mit dem Evangelium die ganze Welt “durchsäuern“ sollten. Hier haben wir es eindeutig mit einer “Auslegung“ zu tun, die auf rein menschlichen Gedankenschlüssen und nicht auf den Aussagen des ganzen Wortes Gottes beruht. Denn das Neue Testament lehrt in allen Stellen, in denen es Sauerteig erwähnt, eindeutig, dass Sauerteig ein Symbol des Bösen ist, von dem wir uns fern zu halten haben. Dementsprechend kann Sauerteig in dem erwähnten Gleichnis keinen positiven Charakter haben (vgl. den Artikel “Guter Sauerteig?“: Klick!)


Zur Bedeutung des Begriffs “Himmelreich“

Es ist wichtig, dass wir den Begriff “Reich der Himmel“ nicht falsch verstehen. Luthers Übersetzung der griechischen Bezeichnung (“της βασιλειας των ουρανων“ / “tes basileias ton ouranon“) hat leider der falschen Vorstellung Vorschub geleistet, dieses Reich würde sich “im Himmel“ bzw. “in den Himmeln“ befinden. Doch der Begriff besagt nicht, dass es sich dabei um ein “Reich im Himmel/in den Himmeln“ handelt, sondern, dass dieses Reich vom Himmel aus regiert wird. Wir finden diesen Begriff bereits im Alten Testament: In Daniel 7 lesen wir von dem Kommen des Sohnes des Menschen und dem weltweiten Reich, das Er empfangen wird (Daniel 7, 13 – 14). Fünf Kapitel davor, in Daniel 2, 44, ist die Rede davon, dass “der Gott des Himmels“ dieses Reich regieren wird. Und in Daniel 4, 26 wird sogar explizit gesagt, dass “die Himmel herrschen“, womit natürlich nichts anderes gemeint ist, als das die Herrschaft über dieses Reich von Gott im Himmel ausgehen wird. Das Reich selbst aber wird auf der (dann erneuerten) Erde aufgerichtet werden (vgl. Daniel 2, 34 – 35 & 44 – 45 [man beachte, dass der “Stein“ aus dem Himmel herab kommt und zwar “ohne Zutun von Menschenhänden“ {!}]; Offenbarung 20, 1 – 6).
Wie wir aus vorausgegangenen Betrachtungen wissen, richtete Matthäus  sich mit seinem Evangelium insbesondere an jüdische Leser (zur Zielgruppe des Matthäusevangeliums siehe: Klick!) Sein Wunsch ist es, diesen Lesern Jesus Christus als den von Gott verheißenen und vom jüdischen Volk erwarteten Messias, Erlöser, vorzustellen. Aus diesem Grund konzentriert er sich auch ganz auf die Geschehnisse im Leben Jesu, in denen Seine Messianität deutlich hervortritt. Ereignisse im Leben des Herrn, die von den drei anderen Evangelisten berichtet werden, diesem Ziel aber nicht dienen, lässt Matthäus deshalb auch bewusst aus. Neben vielen Belegen für die Messianität Jesu Christi, berichtet dieser Evangelist auch von einer Vielzahl von Gesprächen, die der Herr Jesus Christus mit unterschiedlichsten Gruppen des Judentums führte (vgl. dazu z. B. Matthäus 2223). Die Juden vermieden es, den Namen Gottes auszusprechen, weil sie nicht gegen das 3. Gebot (das sich gegen den Missbrauch des Namens Gottes richtet) verstoßen wollten. Aus diesem Grund benutzt Matthäus ebenfalls weder den Namen Gottes noch den Begriff “Gott“, sondern das im Judentum (insbesondere aus dem Buch des Propheten Daniel) bekannte Synonym “Himmel“. So meinen also die Evangelisten, wenn sie vom “Reich Gottes“ (Markus, Lukas, Johannes) bzw. dem “Himmelreich“ / “Reich der Himmel“ (Matthäus) sprechen, ein und dasselbe Reich.
Desweiteren ist es wichtig, dass wir das “Reich der Himmel“ bzw. “Reich Gottes“ nicht mit der Versammlung (= Gemeinde/Kirche) gleichsetzen. Diese beiden Bereiche des Handelns Gottes gilt es zu unterscheiden, weil die Heilige Schrift sie deutlich voneinander abgrenzt. Die zehn auffälligsten Unterscheidungsmerkmale zwischen dem Reich Gottes und der Versammlung (= Gemeinde/Kirche) habe ich in einem gesonderten Artikel dargelegt: Klick!

 

Anmerkungen zu Matthäus 22, 1 – 14

* “Und Jesus hob an und redete wieder in Gleichnissen zu ihnen und sprach: (…)“  Matthäus 22, 1 – Dieses Gleichnis gehört zu einem längerem Textabschnitt, der von Matthäus 21, 18 bis Matthäus 22, 46 reicht. Die in diesem Textabschnitt beschriebenen Ereignisse finden in der so genannten “Passionswoche“ (also direkt vor der Kreuzigung und Auferstehung Christi) statt. Auf sehr eindrückliche Weise beschreiben sie die sich immer mehr steigernde Konfrontation, die dann zur endgültigen Verwerfung des von Gott verheißenen und gesandten Messias durch das Volk Gottes (vertreten durch die geistlichen Autoritäten) führte. Dies wird besonders in den fünf Gesprächen deutlich, die wir in dem Abschnitt Matthäus 21, 23 bis Matthäus 22, 46 finden:

  1. Die Ablehnung des Messias durch die Hohenpriester und Ältesten “des Volkes“ (Matthäus  21, 23Matthäus 22, 14).
  2. Die Ablehnung des Messias durch die (politisch einflussreiche Partei der) Herodianer und die ihnen nahestehenden Pharisäer (Matthäus 22, 15 – 22).
  3. Die Ablehnung des Messias durch die Sadduzäer (Matthäus 22, 23 – 33).
  4. Die Ablehnung des Messias durch die Pharisäer (Matthäus 22, 34 – 46).

Der Abschnitt, der heute von uns betrachtet werden soll, ist Teil der Gespräche des Herrn mit den Hohenpriestern und Ältesten “des Volkes“. Er ist zugleich das letzte Gleichnis in einer Folge von drei Gleichnissen, die in der Art konzentrischer Kreise  immer direkter das Problem der religiös verbrämten Gottesferne Israels aufgreifen:

  • Das Gleichnis von den beiden Söhnen (Matthäus 21, 28 – 32) hat die religiöse Selbstgenügsamkeit der geistlichen Führer des Volkes zum Thema, die dem Bußruf Johannes des Täufers meinten nicht Folge leisten zu müssen.
  • Das Gleichnis von den bösen Weingärtnern (Matthäus 21, 33 – 46) greift die lange Geschichte der Ablehnung der Gnade Gottes – primär überbracht durch die Propheten des Alten Testaments – durch die geistlichen Führer des Volkes auf und verdeutlicht zugleich, wie sie auch dem Volk diese Gnade vorenthalten.

Keines dieser Gespräche hatte bei den Angesprochenen ein Umdenken, also Buße, bewirkt. Im Gegenteil. Hätten die Hohenpriester und Ältesten nicht Furcht vor dem Volk gehabt, sie hätten den Messias schon zu diesem Zeitpunkt ergriffen und zu Tode gebracht:

“Und als die Hohenpriester und Pharisäer seine Gleichnisse hörten, erkannten sie, dass er von ihnen redete. Und sie trachteten danach, ihn zu ergreifen; aber sie fürchteten sich vor dem Volk, denn es hielt ihn für einen Propheten.“

(Matthäus 21, 45 – 46)

Und so spricht der Herr in einem dritten Gleichnis zu Ihnen. In diesem dritten Gleichnis  bietet Er ihnen erneut die Gnade Gotte an, stellt zugleich aber auch das göttliche Gericht in Aussicht, das sie ereilen wird, wenn sie nicht umkehren und Buße tun würden.

* “Das Reich der Himmel ist einem König gleich geworden, der seinem Sohn die Hochzeit ausrichtete. Und er sandte seine Knechte aus, die Geladenen zur Hochzeit zu rufen; und sie wollten nicht kommen.“  Matthäus 22, 2 – 3 – Das Reich Gottes war dem Volk Israel seit der Zeit der Patriarchen verheißen worden (vgl. 1. Mose 49, 10). Aus diesem Grund betrachtete sich das Volk – ganz zu Recht – als Erbe dieses Reiches (vgl. auch den Begriff “Söhne des Reiches“ in  Matthäus 8, 12).
Wenn der Herr hier also von dem Reich Gottes sprach, dann war klar, wer der Adressat dieser Gleichnisrede gemeint war. Es waren nicht die Nationen außerhalb Israels, sondern das Volk Gottes selbst. In den zwei vorausgehenden Gleichnissen hatte der Herr klar gemacht, dass das Volk Gottes – vertreten durch die geistlichen Führer dieses Volkes – über viele Jahrhunderte das Angebot der Gnade Gottes durch “seine Knechte“ abgelehnt hatte. Diese “Knechte“, das wird aus dem “Gleichnis von den bösen Weingärtnern“ deutlich, waren die alttestamentarischen Propheten. Nach allem, was das Volk Gottes diesen Knechten Gottes – und damit Gott selbst – angetan hatte, könnte man meinen, dass Gott nun einen Schlussstrich unter Seine Geschichte mit diesem Volk zieht. Doch was geschieht? Gott bietet seinem Volk ein weiteres, ein drittes Mal Gnade an. Dieses Handeln Gottes steht ganz in Übereinstimmung mit Seinem Wesen:

“(…) er hat meine Seele erlöst, daß sie nicht ins Verderben hinabgefahren ist, so daß mein Leben das Licht wieder sieht! Siehe, dies alles tut Gott zwei- oder dreimal mit dem Menschen, um seine Seele vom Verderben zurückzuholen, damit sie erleuchtet werde mit dem Licht der Lebendigen.“

(Hiob 33, 28 – 30 SCHL’2000)

Zum dritten Mal ergeht also die Einladung der Gnade Gottes an das Volk Israel. Im Gleichnis von dem König, der für seinen Sohn das Hochzeitsfest ausrichtet (Matthäus 22, 1 – 14), liegt der erste Schwerpunkt auf der Verherrlichung des Sohnes Gottes. Für Ihn richtet Gott, der Vater (1. Timotheus 1, 17) diese Hochzeit aus. Und bei diesem Fest möchte Gott Seinen Sohn in der Mitte vielen Menschen verherrlichen, die durch das Opfer Jesu erlöst und dadurch würdig für die Gemeinschaft mit Gott wurden.
Diese Hochzeit ist nicht gleichbedeutend mit dem Reich Gottes, sondern läutet sozusagen den Beginn des Reiches Gottes auf Erden ein (vgl. Offenbarung 19, 9). Alle die an diesem Hochzeitsmahl teilhaben werden, werden auch an dem dann aufgerichteten Reich Gottes teilhaben.
Die Einladung, an diesem Hochzeitsfest teilzuhaben, wurde den Geladenen zuerst durch den Herold des Messias, also durch Johannes den Täufer (Matthäus 3, 2), später dann aber auch durch den Sohn Gottes selbst (Matthäus 4, 17) überbracht:
Seit dem Beginn Seines irdischen Dienstes, rief der Herr Jesus Christus – und damit auch Gott der Vater (vgl. 2. Korinther 5, 19!) – die Menschen zur Umkehr (Buße). Umkehr zu Gott, Buße, ist die Voraussetzung dafür, dass durch die Sünde von Gott getrennte Menschen, wieder mit Gott in Beziehung treten und an Seinen Segnungen teilhaben können. Sie ist auch die Voraussetzung für die Teilnahme an der  Hochzeit, die der König für Seinen Sohn ausrichten und die den Beginn des Reiches Gottes auf Erden markieren würde.
Während des irdischen Dienstes des Herrn Jesus Christus erging diese Einladung an das Volk Israel durch Johannes den Täufer, Ihn Selbst und Seine Jünger (”seine Knechte”). Doch, wie uns Matthäus 22, 3 sagt, wollten die Geladenen nicht zur Hochzeit kommen. Sie maßen ihren eigenen Plänen mehr Bedeutung bei als der königlichen Einladung, die eine Ehre für sie, zugleich aber auch ein Gebot war (Johannes 1, 11 – 14). Zwar glaubten auch aus dem Volk Israel Menschen an den Herrn, doch die Mehrheit des Volkes lehnte den verheißenen Messias ab und ließ sich schlussendlich darauf ein, Ihn den römischen Heiden zur Kreuzigung zu überantworten (vgl. Apostelgeschichte 3, 14 – 15).

* “Wiederum sandte er andere Knechte aus und sprach: Sagt den Geladenen: Siehe, mein Mahl habe ich bereitet, meine Ochsen und das Mastvieh sind geschlachtet, und alles ist bereit; kommt zur Hochzeit. Sie aber kümmerten sich nicht darum und gingen hin, der eine auf seinen Acker, der andere an seinen Handel.“Matthäus 22, 4 – 5 – Diese Verse markieren bereits die Zeit nach dem Tod, der Auferstehung und Himmelfahrt Jesu. Das wird daran deutlich, dass der einladende König in diesen Versen davon spricht, dass “alles (…) bereit (ist)“. Denn heilsgeschichtlich hat diese Aussage erst seit dem Tod Jesu und Seinem “Es ist vollbracht!“-Ruf am Kreuz (Johannes 19, 30) Gültigkeit.
Wie im Gleichnis von den bösen Weingärtnern angekündigt, brachten diese den Sohn des Weinbergbesitzers um (Matthäus 21, 39; Matthäus 26, 3). Dennoch ließ Gott am Tag der Pfingsten erneut Seinem Volk Israel durch Seine Knechte diese Einladung verkünden: Der Apostel Petrus rief (ausschließlich) die Juden in Jerusalem an diesem Tag auf: ”So tut nun Buße und bekehrt euch, dass eure Sünden ausgetilgt werden, damit Zeiten der Erquickung kommen vom Angesicht des Herrn” (Apostelgeschichte 3, 19 – 20). Wie wir aus Apostelgeschichte 2 wissen, kamen an diesem Tag ungefähr 3000 Menschen zum Glauben an den Herrn Jesus Christus und wurden anschließend getauft.

* “Die Übrigen aber ergriffen seine Knechte, misshandelten und töteten sie. Der König aber wurde zornig und sandte seine Heere aus, brachte jene Mörder um und setzte ihre Stadt in Brand.“Matthäus 22, 6 – 7 – Doch auch diese Einladung wurde, wie uns Matthäus 22, 5 – 6 zeigt, von der Mehrheit der Eingeladenen nicht angenommen. Sie wandten sich wieder ihren Alltagsgeschäften, ihren Äckern und ihren Handelsgeschäften, zu. Andere begannen nach dieser Einladung sogar, die Knechte des Königs, also die Verkündiger des Evangeliums, zu verfolgen (Matthäus 22, 6). Wie diese prophetische Ankündigung des Herrn Jesus Christus Wahrheit wurde, davon berichtet uns die gesamte Apostelgeschichte. An den meisten Orten, an denen die Nachfolger Jesu das Evangelium verkündeten, schlug ihnen nicht nur Sympathie, sondern oft auch offene Ablehnung entgegen. Aus Letzterer entwickelten sich zeitweise lebensbedrohliche Verfolgungen, die nicht selten in der Ermordung von Gläubigen endeten (vgl. Stephanus in Apostelgeschichte 7, 1 – 60 und Jakobus in Apostelgeschichte 12, 1 – 2).
Das Ausschlagen eines göttlichen Gnadenangebotes bringt immer Gericht mit sich und dies gilt für alle Menschen, egal zu welchem Volk sie gehören (vgl. 1. Mose 6, 11. Mose 7, 23). Durch die mehrfache Ablehnung der Gnade Gottes zogen die zu der Hochzeit des Königs Geladenen das Gericht Gottes auf sich, wie der Herr es in Matthäus 22, 7 angekündigt hatte. Die Vernichtung einer Stadt durch einen König war, wie das Alte Testament belegt, die Strafe, die Empörer und Rebellen auf sich zogen (vgl. auch 2. Chronika 36, 19; Nahum 3, 14 – 15). Im Jahr 70 n. Chr. nahmen die Römer ganz Israel ein und zerstörten Jerusalem mitsamt des Tempels. Dabei erfüllte sich die Prophetie Jesu in Matthäus 22, 7 buchstäblich: Trotz anderslautenden Befehls des Kaisers Titus und seines persönlichen Einsatzes, geriet der Tempel bei den Kämpfen um Jerusalem in Brand und wurde in der Folge dieses Brandes völlig zerstört². Die überlebenden Israeliten wurden gefangenen genommen, Unzählige wurden als Sklaven verkauft. So wurde das Volk unter die Nationen der Erde zerstreut, wie Mose es schon dem Volk angekündigt hatte (vgl. 5. Mose 28, 1 – 69)
Wie sehr den Sohn Gottes die Ablehnung durch die Geladenen und das Schicksal, dass sie damit auf sich zogen, bewegte, sehen wir in Lukas 19, 41 – 44:

”Als er näher kam und die Stadt sah, weinte er über sie und sagte: Wenn doch auch du an diesem Tag erkannt hättest, was dir Frieden bringt. Jetzt aber bleibt es vor deinen Augen verborgen. Es wird eine Zeit für dich kommen, in der deine Feinde rings um dich einen Wall aufwerfen, dich einschließen und von allen Seiten bedrängen. Sie werden dich und deine Kinder zerschmettern und keinen Stein auf dem andern lassen; denn du hast die Zeit der Gnade nicht erkannt.”

Auf diesem Hintergrund ist es nur zu verständlich, dass der Apostel Paulus, wenn er von der zukünftigen Annahme des Messias durch Israel und der Wiedereinsetzung des Volkes Gottes in Seine Pläne spricht (Römer 9, Römer 10 & Römer 11) dieses Geschehen ebenfalls als eine “Auferstehung aus den Toten“ (Römer 11, 15!) bezeichnet? Ihr Versagen war gewaltig, aber durch Gottes Gnade wird ihre Zukunft noch viel herrlicher sein:

“Wo aber die Sünde mächtig geworden ist, da ist doch die Gnade noch viel mächtiger geworden, (..)“

(Römer 5, 20)

* “Dann sagt er zu seinen Knechten: Die Hochzeit ist zwar bereit, aber die Geladenen waren nicht würdig; so geht nun hin auf die Kreuzwege der Landstraßen, und so viele irgend ihr findet, ladet zur Hochzeit. Und jene Knechte gingen hinaus auf die Landstraßen und brachten alle zusammen, die sie fanden, sowohl Böse als Gute. Und der Hochzeitssaal füllte sich mit Gästen.“ Matthäus 22, 8 – 10 -Nachdem Gott zuerst Seinem irdischen Volk das Evangelium – und damit die Einladung zur Hochzeit Seines Sohnes – hatte verkünden lassen, wandte Er sich nach der Ablehnung Israels mit dieser Einladung nun an die Menschen aus den Nationen (vgl. Matthäus 22, 8 – 10; Römer 1, 16; Epheser 2, 12).
Diese Einladung ergeht seitdem an alle Menschen – unabhängig von Geschlecht, Rasse, Hautfarbe, sozialem Status oder Religion –  und zwar so lange, wie die gegenwärtige Gnadenzeit noch andauert. Dann wird Gott sich erneut dem Volk Israel zuwenden und auch dieses Volk wird den Sohn Gottes als seinen Messias erkennen (vgl. Römer 11, 25 – 27). Wir, die wir heute leben, sind eingeladen und aufgefordert, der Einladung Gottes jetzt Folge zu leisten.
Das Gleichnis zeigt uns – und die Kirchengeschichte bestätigt dies -, dass unter den Menschen in Nationen diese Einladung zur Zeit viel Zuspruch findet. Sehr viele Menschen lassen sich einladen und so wird ”der Hochzeitssaal voll mit Gästen” (Matthäus 22, 10).

* ‚‚Als aber der König hereinkam, um sich die Gäste anzusehen, sah er dort einen Menschen, der nicht mit einem Hochzeitskleid bekleidet war. Und er spricht zu ihm: Freund, wie bist du hier hereingekommen, da du kein Hochzeitskleid anhast? Er aber verstummte. Da sprach der König zu den Dienern: Bindet ihm Füße und Hände und werft ihn hinaus in die äußerste Finsternis: Dort wird das Weinen und das Zähneknirschen sein.“Matthäus 22, 11 – 13 – Doch die Einladung des Königs anzunehmen, ist nur ”die eine Seite der Medaille”. Die andere Seite ist die konkrete Vorbereitung auf das Hochzeitsfest: Um an einem solchen Hochzeitfest teilnehmen zu können, musste man in dem Kleid erscheinen, das der einladende König jedem Gast mit der Einladung selbst zugehen ließ³. Nur in diesem – vom König selbst ausgewählten Kleid – durfte man auf der Feier erscheinen. Es war sozusagen die ”Einlasskarte”.
Die Heilige Schrift macht sehr deutlich, was es mit diesem ”Kleid” auf sich hat. Unsere eigene Gerechtigkeit, so bezeugt es der Prophet Jesaja, ist vor Gott wie ein ”beflecktes Kleid”:

”Nun sind wir alle wie die Unreinen und alle unsere Gerechtigkeit ist wie ein beflecktes Kleid.”

(Jesaja 64, 5)

So kann niemand vor Gott erscheinen! Wir brauchen ein neues Kleid, ein reines Kleid, dass nur Gott selbst uns geben kann. Und dies will Er gern tun.
Welches ”Kleid” stellte und stellt Gott, der ”König der Zeitalter” (1. Timotheus 1, 17), Seinen Gästen zu Verfügung?  Es ist die ”Gerechtigkeit, die aus dem Glauben an Christus” kommt (Römer 3, 22; vgl. Lukas 15, 22). Wer Buße tut, sich zu Gott bekehrt und das Opfer Jesu Christi im Glauben für sich in Anspruch nimmt, dem wird die Gerechtigkeit Christi zugerechnet. Er wird vor Gott gerecht gesprochen und ist damit passend gemacht für die ewige Gemeinschaft mit Gott:

”Durch ihn aber seid ihr in Christus Jesus, der uns von Gott gemacht ist zur Weisheit und zur Gerechtigkeit und zur Heiligung und zur Erlösung”

(1. Korinther 1, 30)

Wem auf diese Weise die Gerechtigkeit Christi zugesprochen wurde, der hat gleichsam Christus selbst angezogen, ja einen ganz neuen Menschen (Epheser 4, 24)! Diese Wahrheit war ansatzweise bereits im Alten Testament bekannt (vgl.  Sacharja 3, 4; Jesaja 61, 10).
Wer im Kleid seiner eigenen Gerechtigkeit, seiner eigenen Frömmigkeit, im Kleid eines magischen Sakramentsglaubens oder aufgrund seiner eigenen  ”guten” Werke zu Gott kommen möchte, der wird erleben, wie er nach dem richtigen, dem hochzeitlichen Kleid gefragt werden wird und anschließend die Festgemeinschaft verlassen muss. Wer hingegen weiß, dass er selbst nichts bringen kann, das ihn vor Gott angenehm macht und dies vor Gott bekennt, dem verleiht Gott dieses hochzeitliche Kleid als Geschenk.
Ein Mann, der diese biblische Wahrheit in ihrer Tiefe erfasst hatte, war Nikolaus  Ludwig Graf von Zinzendorf. Sein Lied ”Christi Blut und Gerechtigkeit”  bezeugt dies:

Christi Blut und Gerechtigkeit,
das ist mein Schmuck und Ehrenkleid;
damit will ich vor Gott bestehn,
wenn ich zum Himmel werd eingehn.

Ich glaub an Jesum, welcher spricht:
Wer glaubt, der kommt nicht ins Gericht.
Gottlob, ich bin schon frei gemacht,
und meine Schuld ist weggebracht.

Drum soll auch dieses Blut allein,
mein Trost und meine Hoffnung sein;
ich bau im Leben und im Tod
allein auf Jesu Wunden rot.

Solang ich noch hienieden bin,
so ist und bleibet das mein Sinn:
ich will die Gnad in Jesu Blut
bezeugen mit getrostem Mut.

(Text- und Audioversion: Klick!)

Wenn dem aber so ist, wie kann es überhaupt möglich sein, dass ein Mensch ohne hochzeitliches Festgewand Zugang zu der von Gott geladenen Festgemeinschaft bekommen hat? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir uns daran erinnern, dass es hier um das Reich Gottes geht. Diese Reich ist – in diesem Zeitalter  – unter allen Menschen gegenwärtig ist, die sich zu Christus bekennen. Da ein Bekenntnis wahr, aber auch falsch sein kann, gibt es in diesem Reich bis zu dem Moment, an dem die Hochzeit beginnt, beides:  Menschen, deren Bekenntnis zu Christus echt ist, aber auch Menschen, die nur eine “Form“, d.h. den Anschein “der Gottesfurcht“ haben (2. Timotheus 3, 5). In vielen Gleichnissen, die uns das Reich Gottes schildern, wird uns dieser Zustand der Vermischung, der erst am Ende des Gnadenzeitalters, d.h. mit der buchstäblichen Aufrichtung des Millenniums auf dieser Erde, ein Ende nimmt, bezeugt: Im Gleichnis vom Sämann gibt es ein vierfaches Ackerfeld (Matthäus 13, 1 – 23), m Gleichnis vom Unkraut im Acker wird das Weizenfeld vom Feind mit Scheinweizen durchsetzt (Matthäus 13, 24 – 30), im Gleichnis vom Senfkorn erwächst aus dem Korn nicht die normale 2 – 6 Meter hohe Senfstaude, sondern ein großer Baum, in dem die Vögel des Himmels (!) nisten (Matthäus 13, 31 – 32), im Gleichnis vom Sauerteig wird dieser unter das reine Mehl gemengt (Matthäus 13, 33) und im Gleichnis vom Fischnetz werden reine und unreine Fische gleichzeitig angelandet (Matthäus 13, 47 – 50).
Bevor also Gott Sein Reich aufrichtet, wird Er die Hochzeitsgäste “ansehen“, d.h. Er wird ihr Bekenntnis prüfen. Niemand, dessen Bekenntnis zu dem Sohn Gottes nicht der Wahrheit entspricht, wird dann an diesem Fest teilnehmen. Beachten Sie bitte: Hier geht es nicht darum, dass ein wirklich von neuem Geborener verloren geht. Das kann nicht sein, denn das Festkleid steht ja eindeutig mit der neuen Geburt in Zusammenhang. Hier wird jemand aus der Festgemeinschaft verwiesen, der nie Buße getan hatte!
So, wie Gott also den Ungehorsam Israels richtete, wird Er auch das Christentum richten, das nicht in Wahrhaftigkeit Ihm gegenüber lebt. Denn Gott ist durch und durch gerecht.

* “Denn viele sind Berufene, wenige aber Auserwählte.“ Matthäus 22, 14  Der Herr Jesus Christus schließt das Gleichnis mit einer Aussage, die oft missverstanden und missbraucht wurde. Doch ist dieser Vers wirklich so schwer zu verstehen? Israel war als Volk berufen, das Reich Gottes zu ererben. Doch nur die, die dem Messias glaubten und ihn aufnahmen (Johannes 1, 11 – 14), machten durch ihren Gehorsam Gott gegenüber auch ihre “Berufung und Erwählung“ fest (2. Petrus 1, 10). Dieser geistliche Grundsatz gilt auch für uns.

Fußnoten:

¹= vgl. z.B.: https://mt1820today.wordpress.com/2009/05/04/5-bucher-zum-neuen-testament/

²=vgl. Flavius Josephus: ”Geschichte des Jüdischen Krieges”, übersetzt und mit Einleitung und Anmerkungen versehen von Dr. Heinrich Clementz, Fourier Verlag Wiesbaden, 8. Auflage 1988, Seite  584  –  591.

³= vgl. Fritz Rienecker / Gerhard Maier: “Lexikon zur Bibel“,  Brockhaus-Verlag Wuppertal, 6. Auflage 2006, Seite 906

 


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