Wachsam und bereit – Anmerkungen zu Matthäus 24, 32 – 44

Gyeonbokgung-Gate-Guards-03

Die traditionelle königliche Garde (Wache) in Gyeongbokgung (einem der königlichen Paläste) one of the royal palaces) in Seoul, Südkorea * Foto: By yarra64 (a flickr user) (http://flickr.com/photos/yarra64/239092150/) [CC BY 2.0 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.0)%5D, via Wikimedia Commons

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Für die Wortverkündigung am Mittwoch dieser Woche wurde ein Vers aus dem 24. Kapitel des Matthäusevangelium (zum Hintergrund des Matthäusevangeliums siehe: Klick!) vorgesehen. Wir betrachten diesen Vers in seinem Kontext:

“Von dem Feigenbaum aber lernt das Gleichnis: Wenn sein Zweig schon weich wird und die Blätter hervortreibt, so erkennt ihr, dass der Sommer nahe ist. Ebenso auch ihr, wenn ihr dies alles seht, so erkennt, dass es nahe an der Tür ist. Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschehen ist. Der Himmel und die Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen. Von jenem Tag aber und jener Stunde weiß niemand, auch nicht die Engel der Himmel, sondern der Vater allein. Denn wie die Tage Noahs waren, so wird die Ankunft des Sohnes des Menschen sein. Denn wie sie in jenen Tagen vor der Flut waren: Sie aßen und tranken, sie heirateten und verheirateten – bis zu dem Tag, als Noah in die Arche ging und sie es nicht erkannten, bis die Flut kam und alle wegraffte, so wird auch die Ankunft des Sohnes des Menschen sein. Dann werden zwei auf dem Feld sein, einer wird genommen und einer gelassen; zwei Frauen werden am Mühlstein mahlen, eine wird genommen und eine gelassen. Wacht also, denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt. Das aber erkennt: Wenn der Hausherr gewusst hätte, in welcher Wache der Dieb kommen würde, so hätte er wohl gewacht und nicht erlaubt, dass sein Haus durchgraben würde. Deshalb auch ihr, seid bereit! Denn in einer Stunde, in der ihr es nicht meint, kommt der Sohn des Menschen.

(Matthäus 24, 32 – 44 ELBEDHÜ; z. Vgl. LUTH’84)


Einige grundlegende Anmerkungen zu Matthäus 24, 32 – 44

Mit Matthäus 24, 31 endet der prophetische Exkurs des Herrn, in dem Er über jene Ereignisse sprach, die im Zusammenhang mit Seinem zweiten Kommen für diese Welt als Richter stehen. Mit Matthäus 24, 32 beginnt nun ein längerer Abschnitt (Matthäus 24, 32 bis Matthäus 25, 30), in dem es um die Pflichten der Jünger geht. Dabei steht besonders die Pflicht, wachsam zu sein, im Fokus. Darauf weisen alle in diesem Abschnitt behandelten Gleichnisse (das Gleichnis vom Feigenbaum, das Gleichnis von den Tagen Noahs, das Gleichnis von den Feldarbeitern und das Gleichnis von den Frauen, die Getreide mahlen) hin.

Anmerkungen zu Matthäus 24, 32 – 44

* “Von dem Feigenbaum aber lernt das Gleichnis: Wenn sein Zweig schon weich wird und die Blätter hervortreibt, so erkennt ihr, dass der Sommer nahe ist. Ebenso auch ihr, wenn ihr dies alles seht, so erkennt, dass es nahe an der Tür ist.“Matthäus 24, 32 – 33 – Der Feigenbaum ist bereits im Alten Testament ein bekanntes Symbol für Israel (Hosea 9, 10; Richter 9, 10, Joel 1, 7; Jeremia 24, 1 – 8; Jeremia 29, 17). Aus diesem Grund deuten viele Ausleger das Gleichnis des Feigenbaums auf Israel. Nach fast 2000 Jahren der Vertreibung aus dem ihnen von Gott verheißenen Land, kehrten die Juden ab 1882 verstärkt wieder in ihre Heimat zurück und 1948, nach dem unter dem NS-Regime Hitlers 6 Millionen Juden ermordet wurden, wurde der Staat Israel neu gegründet. Seitdem treibt der Feigenbaum neue Blätter.

* “Wahrlich, ich sage euch: Dieses Geschlecht wird nicht vergehen, bis dies alles geschehen ist.“Matthäus 24, 34 – An diesem Vers haben sich viele unbiblische Spekulationen entzündet. Da ich darauf ausführlich in einem anderen Artikel eingegangen bin, möchte ich das dort Gesagte nicht wiederholen, sondern nur darauf verweisen: Klick!

* “Der Himmel und die Erde werden vergehen, meine Worte aber werden nicht vergehen.“Matthäus 24, 35 – Diese Aussage gilt für alles, was der Herr gesagt hat, aber insbesondere auch für das bis hierher von Ihm Dargelegte. Damit nimmt der Herr Jesus Christus für Seine Worte dieselbe Autorität in Anspruch, die für Gottes Wort allgemein gilt: es ist ewig, unfehlbar und wird darum mit Sicherheit eintreffen (vgl. Psalm 119, 89 – 90; Jesaja  40, 6 – 8; Hebräer 1, 11). Der Hebräerbrief greift diesen Gedanken auf, wenn er in Kapitel 12, 25 – 29 seine Leser ermahnt:

“Seht zu, dass ihr den nicht abweist, der da redet. Denn wenn jene nicht entronnen sind, die den abwiesen, der auf Erden redete, wie viel weniger werden wir entrinnen, wenn wir den abweisen, der vom Himmel redet. Seine Stimme hat zu jener Zeit die Erde erschüttert, jetzt aber verheißt er und spricht (Haggai 2,6): »Noch einmal will ich erschüttern nicht allein die Erde, sondern auch den Himmel. Dieses »Noch einmal« aber zeigt an, dass das, was erschüttert werden kann, weil es geschaffen ist, verwandelt werden soll, damit allein das bleibe, was nicht erschüttert werden kann. Darum, weil wir ein unerschütterliches Reich empfangen, lasst uns dankbar sein und so Gott dienen mit Scheu und Furcht, wie es ihm gefällt; denn unser Gott ist ein verzehrendes Feuer.“

* “Von jenem Tag aber und jener Stunde weiß niemand, auch nicht die Engel der Himmel, sondern der Vater allein.“Matthäus 24, 36 – Der Herr fügt Seinen Worten nun eine Warnung hinzu: Aus der Tatsache, dass die Erfüllung Seiner Worte mit Sicherheit eintreffen wird, sollten Seine Jünger jedoch nicht den Schluss ziehen, sie selbst seien dazu in der Lage, den Tag, den Gott allein für dieses Ereignis vorherbestimmt hat, berechnen oder anderweitig festzulegen. Was für die Jünger des Herrn damals galt, gilt auch für die Gläubigen aller Zeiten. Niemandem von uns ist es gestattet, ein Datum für die Wiederkunft des Herrn festzulegen. Wer es dennoch tut, verstößt damit gegen den ausdrücklichen Willen Gottes. Die Festlegung dieses Termins auf ein bestimmtes Datum könnte sich auch kontraproduktiv auf die Wachsamkeit, zu der der Herr die Jünger (und mit ihnen die Gläubigen zu allen Zeiten) in diesem Abschnitt aufruft, auswirken. Wachsamkeit und Vorbereitung sind also angebracht, insbesondere weil niemand das genaue Datum dieses Ereignisses kennt.
Für manche mag die Aussage Jesu, Er selbst kenne den genauen Tag nicht, die Frage aufwerfen, wie dies sein kann, da Er doch Gott (und daher auch allwissend) ist. Wir müssen dabei bedenken, dass der Herr diese Aussagen während Seines Dienstes auf Erden, also nach Seiner Menschwerdung, traf. Die Einschränkung Seines Wissens war ein Teil Seiner Selbsterniedrigung während dieser Zeit (vgl. Lukas 2, 52; Philipper 2, 7; 2. Korinther 8, 9).

* “Denn wie die Tage Noahs waren, so wird die Ankunft des Sohnes des Menschen sein. Denn wie sie in jenen Tagen vor der Flut waren: Sie aßen und tranken, sie heirateten und verheirateten – bis zu dem Tag, als Noah in die Arche ging und sie es nicht erkannten , bis die Flut kam und alle wegraffte, so wird auch die Ankunft des Sohnes des Menschen sein.“Matthäus 24, 37 – 39 – Indem Er dieses Gleichnis mit einem “denn“ einleitet, macht der Herr deutlich, dass sich das nun Folgende auf das vorher Gesagte bezieht. Während uns im Gleichnis vom Feigenbaum ein ganz konkretes Zeichen für die nahe Ankunft des Herrn gegeben wird, wird das Leben dieser Welt dennoch so weiter laufen, wie es bisher immer der Fall war. In diesem Sinn wird die Zeit vor der Wiederkunft des Herrn der Zeit Noahs ähneln: Obwohl dieser das herannahende Gericht verkündete und jeder Mensch im Bau der Arche das Zeichen dafür erkennen konnte, bewirkte dies bei den meisten Menschen keinen Sinneswandel. Dabei sollten wir beachten, dass keine der hier genannten Tätigkeiten (essen, trinken, heiraten) böse oder sündig ist. Sie beschreiben das ganz normale Alltagsleben der Menschen. Doch genau darin lag das Problem: Diese Menschen ließen sich durch nichts – noch nicht einmal durch eine Warnung Gottes – in ihrem gewohnten Alltagsrhythmus stören. Der Alltagstrott hatte sie so sehr eingelullt, dass sie gar nicht mehr glauben konnten, dass ihre Welt vor einem gewaltigen Umbruch stand. Vor genau dieser Art der Verführung sollten sich die Jünger des Herrn (und mit ihnen alle Gläubigen) warnen lassen. Gegen den durch Gewohnheit lähmenden Alltagstrott, gegen die Gefahren der Gleichgültigkeit und der Nachlässigkeit kann uns nur stete Wachsamkeit helfen.

* “Dann werden zwei auf dem Feld sein, einer wird genommen und einer gelassen; zwei Frauen werden am Mühlstein mahlen, eine wird genommen und eine gelassen.“Matthäus 24, 40 – 41 – Nachdem der Herr Jesus Christus Seine Jünger  über die Zeichen, die Seiner Wiederkunft vorausgehen werden, informiert hatte und nachdem Er sie anschließend auch darüber belehrte, wie wichtig eine wachsame Haltung diesen Dingen gegenüber ist, fuhr der Herr fort, indem Er die Konsequenzen aufzeigte, die eine wachsame bzw. eine nichtwachsame Haltung der Jünger bzw. der Gläubigen nach sich ziehen würde. Diese Konsequenzen verdeutlichte der Herr an zwei Feldarbeitern bzw. an zwei Frauen, die Getreide mahlen. Von jedem dieser Paare wird einer “angenommen“, der andere aber “gelassen“.  Da es in Matthäus 24 um das zweite Kommen Christi zum Gericht geht und nicht um die – davon zu unterscheidende – Entrückung der Gläubigen (1. Thessalonicher 5, 13 – 18), können sich diese Verse nicht auf die Entrückung beziehen. Hier geht es vielmehr um das Gerichtshandeln Gottes. Soziale Unterschiede (etwa des Geschlechts oder der Tätigkeit) werden bei diesem Gericht keine Rolle spielen, sondern allein die Haltung, die der Mensch Gott und Seinem Wort gegenüber eingenommen hat.

* “Wacht also, denn ihr wisst nicht, an welchem Tag euer Herr kommt.“Matthäus 24, 42 – Weil die Konsequenzen von so eindeutiger und dauerhafter Natur sind, wiederholt der Herr Jesus anschließend noch einmal die Warnung aus Matthäus 24, 32, um dann Seine Ausführungen zum Thema “Wachsamkeit“ mit einem letzten Gleichnis abzuschließen:

* “Das aber erkennt: Wenn der Hausherr gewusst hätte, in welcher Wache der Dieb kommen würde, so hätte er wohl gewacht und nicht erlaubt, dass sein Haus durchgraben würde. Deshalb auch ihr, seid bereit! Denn in einer Stunde, in der ihr es nicht meint, kommt der Sohn des Menschen.“Matthäus 24, 43 – 44 – Dieses Gleichnis schließt an die vorausgegangenen Gleichnisse an, betont aber noch einmal besonders das, was den entscheidenden Unterschied zwischen den angesprochenen Personengruppen ausmacht: die Wachsamkeit. Ein Hausbesitzer, der wirklich um die Sicherheit seines Besitzes besorgt ist, wird entsprechende Vorkehrungen treffen und selbst wachsam sein.  Die Zeichen während der Trübsalszeit, die der Herr Jesus Christus in Matthäus 24, 5 – 22  offenbart, werden die Gläubigen dieser Zeit in die Lage versetzen, die Zeit richtig einzuordnen und sich entsprechend vorzubereiten.

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