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„(…) und kommen mit Freuden und bringen ihre Garben.“ * Jewish holiday Shavuot at Kibbutz Gan-Shmuel * Photographer Amos Gil [CC-BY-2.5 (http://creativecommons.org/licenses/by/2.5)%5D, via Wikimedia Commons
Für die Wortverkündigung am Mittwoch dieser Woche wurde ein Vers aus dem 126. Psalm gewählt. Zum besseren Verständnis betrachten wir dieses Wort im Zusammenhang des gesamten Psalms:
“Ein Stufenlied. Als der HERR die Gefangenen Zions zurückführte, waren wir wie Träumende. Da wurde unser Mund voll Lachen und unsere Zunge voll Jubel; da sagte man unter den Nationen: Der HERR hat Großes an ihnen getan! Der HERR hat Großes an uns getan: Wir waren fröhlich! Führe unsere Gefangenen zurück, HERR, wie Bäche im Mittagsland! Die mit Tränen säen, werden mit Jubel ernten. Er geht hin unter Weinen und trägt den Samen zur Aussaat; er kommt heim mit Jubel und trägt seine Garben.„
(Psalm 126, 1 – 6 ÜELBEDHÜ, z. Vgl. Luther’84)
Zum Hintergrund: Das 5. Buch des Psalters
Wie ich bereits in den Anmerkungen zu Psalm 147, 1 ff. (Klick!) geschrieben habe, ist es auch an dieser Stelle nicht möglich, den Hintergrund des großen und umfangreichen biblischen Buches der Psalmen in seinen Einzelheiten zu betrachten. Aus diesem Grund folgen auch hier nur einige grundlegende Informationen zum Buch der Psalmen, insbesondere zum 5. Buch des Psalters, in dem der heute zu betrachtende Psalm steht:
Das Buch der Psalmen (תְּהִלִּים bzw. תהילים, “Tehillim“ = die Preisungen/Lobpreisungen) ist das erste Buch der “Ketuvim“, d.h. der “Schriften“, also des dritten und letzten Abschnitts der jüdischen Heiligen Schrift. Der Begriff “Preisungen“ bzw. “Lobpreisungen“ ist sehr treffend gewählt für dieses biblische Buch, da jeder der 150 Psalmen, mit Ausnahme von Psalm 88, Lobpreisungen Gottes enthält.
Unser deutsches Wort “Psalm“ ist die eingedeutschte Form des griechischen Wortes “ψαλμός“ (“psalmos“) bzw. der ψαλμοί“ (“psalmoi“), womit “Worte bzw. Lieder mit instrumentaler Begleitung“ bezeichnet wurden (vgl. Lukas 20, 42; Apostelgeschichte 1, 20). Das gesamten Buches der Psalmen wurde in der griechischen Übersetzung des Alten Testaments, der Septuaginta (LXX), als “ψαλτήριον“ (“psalterion“) bezeichnet. Darauf zurückgehend entwickelte sich unser Begriff “Psalter“, mit dem auch heute noch das ganze Buch bzw. die Gesamtheit der 150 Psalmen bezeichnet wird.
Traditionell wird das Buch der Psalmen in fünf große Abschnitte bzw. Bücher unterteilt:
Buch III (Psalm 73 – Psalm 89)
Buch IV (Psalm 90 – Psalm 106)
Buch V (Psalm 107 – Psalm 150)
Auf wen diese Unterteilung zurückzuführen ist, ist genauso unbekannt, wie die Kriterien, nach denen die einzelnen Psalmen dem jeweiligen Buch zugeordnet wurden. Manche Kommentatoren sehen in dieser Aufteilung eine Parallele zu den fünf Büchern Mose, d.h. der Torah.
Im 5. und letzten Buch des Psalters befindet sich jener Psalm, den wir heute betrachten wollen. Dieses 5. Buch enthält insgesamt 44 Psalmen (Psalm 107 – Psalm 150), von denen 15 (Psalm 108 – 110; Psalm 122; Psalm 124; Psalm 131; Psalm 133 und Psalm 138 – Psalm 145) König David als ihren Autor nennen. Ein in diesem Buch enthaltener Psalm (Psalm 127) stammt von König Salomo. Die übrigen 28 Psalmen, einschließlich Psalm 126, geben uns keine Informationen zu ihrem jeweiligen Autor.
Der große Abschnitt der Psalmen 113 – 118 trägt in der jüdischen Tradition auch die Bezeichnung Hallel-Psalmen, Passah-Hallel oder Ägyptischer Hallel. Dieser Psalmabschnitt nimmt Bezug auf den Auszug der Israeliten aus Ägypten und das erste Passah-Fest, das dem Exodus voraus ging. Um an dieses Geschehen zu erinnern, sind diese Psalmen fester Bestandteil der Gebete/Lieder an den großen jüdischen Feiertagen, insbesondere während des Passah-Festes. In den Evangelien finden wir Belege dafür, dass der Herr Jesus Christus mit seinen Jüngern das letzte Passah-Fest ebenfalls so feierte (vgl. Matthäus 26, 30 – 35; Markus 14, 26 – 31). Bei fünfzehn Psalmen in diesem Buch (Psalm 120 – Psalm 134) handelt es sich um so genannte “Wallfahrtspsalmen“, die auf dem Weg zum Tempel nach Jerusalem gesungen wurden. Die letzten fünf Psalmen in diesem Buch (Psalm 146 – Psalm 150) werden als Halleluja-Psalmen bezeichnet, da sie sich ganz dem Lob Gottes widmen.
Einige grundsätzliche Hinweis zu Psalm 126, 1 – 6
Psalm 126 ist ein Wallfahrtspsalm, der in der Zeit nach der Rückkehr der Israeliten aus dem Babylonischen Exil unter dem Schriftgelehrten Esra und dem Statthalter Nehemia, also nach 538 v.Chr., entstanden ist. Es gib Kommentatoren, die diesen Psalm mit der Befreiung Jerusalems von der assyrischen Belagerung während der Herrschaft Hiskias (Jesaja 36 – 37) in Verbindung bringen. Doch das hebräische Verb “שׁוּב“, das in Psalm 126, 1 mit “zurückführte“ und in Psalm 126, 4 mit “wende“ übersetzt wird, wird in der alttestamentarischen Literatur auch benutzt, wenn die Rückkehr der Juden aus dem Babylonischen Exil beschrieben wird (vgl. Esra 2, 1; Nehemia 7, 6; Jesaja 10, 22; Jeremia 22, 10).
(Da in Psalm 126 ein bereits eingetroffenes Geschehen beschrieben wird, ist die in die Zukunft verweisende Übersetzung [“Wenn der HERR die Gefangenen Zions erlösen wird, …] in der Lutherbibel von 1984 nicht sehr hilfreich. Alle anderen bekannten deutschen Bibelübersetzungen [Elberfelder Bibel 1905/1985/2006, Einheitsübersetzung, Herder Bibel 2005, Schlachter-Übersetzung 1951/2000, Genfer Neue Übersetzung, Menge-Bibel, Zürcher-Bibel, Überarbeitete Elberfelder Übersetzung Edition Hückeswagen u.a] übersetzen “Als der Herr die Gefangenen Zions zurückbrachte, …“)
Nach der Eroberung Babylons im Jahr 538 v. Chr. durch König Kyrus II., erließ dieser ein Dekret, durch das den in Babylon gefangenen gehaltenen Israeliten erlaubt wurde, in ihr Heimatland zurückzukehren. Damit erfüllte sich eine Verheißung Gottes, die Er Seinem Volk durch den Propheten Jesaja gegeben hatte (Jesaja 44, 24 – Jesaja 45, 7). Derselbe Prophet hatte auch die große Freude der Israeliten über ihre Befreiung angekündigt (Jesaja 48, 20; Jesaja 49, 8 – 13; Jesaja 51, 11; Jesaja 54, 1; Jesaja 55, 10 – 12) und vorhergesagt, dass die Nationen Zeuge dieses wunderbaren Ereignisses sein würden (Jesaja 43, 10- 21; Jesaja 44, 8 + 23; Jesaja 52, 7 – 10).
Doch nachdem die aus Babylon befreiten Israeliten wieder in ihr Land zurückgekehrt waren, verflüchtigte sich ihre Freude. 70 Jahre lang war das durch Krieg und Plünderung verwüstete Land nicht bestellt, geschweigedenn gepflegt worden. Der Tempel in Jerusalem war dem Erdboden gleich gemacht worden, so dass an die sofortige Aufnahme des Gottesdienstes nicht zu denken war. Die Tatsache, dass die einst schützenden Mauern der Stadt ebenfalls darniederlagen, verstärkte das Gefühl des Ausgeliefertseins. Die Rückkehrer standen in allem vor einem totalen Neuanfang. Alles musste von Grund auf, ganz neu aufgebaut werden. stand.
Auf diesem Hintergrund bringt der Dichter des 126. Psalms nicht allein seine Freude über die Rückkehr der Israeliten in das verheißene Land zum Ausdruck, er richtet auch die Bitte an Gott, Sein Volk vollkommen wiederherzustellen.
Anmerkungen zu Psalm 126, 1 – 6
* “Ein Stufenlied. Als der HERR die Gefangenen Zions zurückführte, waren wir wie Träumende. Da wurde unser Mund voll Lachen und unsere Zunge voll Jubel; da sagte man unter den Nationen: Der HERR hat Großes an ihnen getan! Der HERR hat Großes an uns getan: Wir waren fröhlich!“ – Psalm 126, 1 – 3 – Zu Beginn des Psalms schildert der Dichter die Empfindungen der Isareliten, die aus der Gefangenschaft in das verheißene Land zurückkehrten. Offensichtlich hatten sie das – entgegen aller Verheißungen Gottes! – nie für möglich gehalten. Es erschien ihnen “wie ein Traum“. Nachdem sie 70 Jahre im wahrsten Sinne des Wortes “nichts zu lachen hatten“, brachen sich nun mit Betreten der heimatlichen Erde Freude und Jubel Bahn. Diese Freude fand ihren Ausdruck in der Dankbarkeit gegenüber Gott. 70 Jahre lang hatten sie einem Volk Sklavendienst leisten müssen, dass das Gebiet des gesamten Nahen Ostens mit einer unvergleichbaren Militärmaschinerie beherrscht hatte. Der Zusammenbruch der babylonischen Weltmacht und die damit verbundene Befreiung, das war diesen Menschen bewusst, war kein Zufall. Allein dem Eingreifen Gottes hatten sie ihre Befreiung zu verdanken. Das bezeugten die Israeliten auch anderen Nationen, die Augenzeugen dieses historischen Geschehens wurden.
* “Führe unsere Gefangenen zurück, HERR, wie Bäche im Mittagsland!“ – Psalm 126, 4 – Im Süden Israels, dem “Mittagsland“, gab und gibt es so genannte Wadis, die im Sommer völlig austrocknen, mit Beginn der Regenzeit dann aber zu reißenden Strömen wurden bzw. werden können. Der Psalmist bittet Gott nun, auch die letzten noch in Babylon zurückgebliebenen Glieder Seines Volkes in das Land der Verheißung zurückzubringen. Dabei vergleicht er den Weg von Babylon nach Jerusalem mit einem solchen Wadi. Übertragen sagt er nichts anderes, als: “Herr, lass diese Straße wie ein reißender, über seine Ufer tretender Fluss werden, lass die noch in Babylon verbliebenen Israeliten schnell und in einem großen Schub in das verheißene Land zurückkehren!“
* “Die mit Tränen säen, werden mit Jubel ernten. Er geht hin unter Weinen und trägt den Samen zur Aussaat; er kommt heim mit Jubel und trägt seine Garben.“ – Psalm 126, 5 – 6 – In den letzten beiden Versen ermutigt Gott die Zurückgekehrten, indem Er ihnen einen Ausblick auf die Zukunft schenkt. Da das Land während der 70jährigen Gefangenschaft in Babylon nicht kultiviert und bestellt worden war, stießen die Rückkehrer auf einen harten Boden, eine wüste, verödete Landschaft. Alles musste hier neu aufgebaut werden. Um hier überleben zu können, war harte Arbeit notwendig und zwar über einen langen Zeitraum.
Nicht der 1500 Kilometer lange Weg von Babylon nach Jerusalem war der eigentliche “Marathon“, den die Israeliten zu bewältigen hatten. Nein, im verheißenen Land angekommen, mussten sie sich erst recht einer Art “Triathlon“ stellen: Es galt den Tempel wieder aufzubauen, damit Gott in der von Ihm verordneten Weise angebetet werden konnte. Es mussten die Stadtmauern Jerusalems wieder aufgebaut werden, damit die Stadt nicht weiterhin schutzlos den verschiedensten Feinden ausgeliefert war. Und parallel zu diesen beiden Aufgaben mussten Häuser für die Rückkehrer gebaut, Felder kultiviert und bestellt werden. Um sich dieser schwierigen und vor allem langwierigen Aufgabe stellen zu können, bedurfte es großer Kraft. Es ist nachvollziehbar, dass bei den Rückkehrern nach der ersten Phase der Freude und des Jubels über die Befreiung nun auch eine Phase der zeitweiligen Entmutigung eintrat. Bei den Opfern an Kraft, Zeit, Material u.v.a.m., die der Wiederaufbau des Landes kostete, werden auch viele Tränen geflossen sein. Emotionen, insbesondere Glücksgefühle im Zusammenhang mit besonderen Ereignissen, vermögen uns nur für eine begrenzte Zeit Kraft zu schenken. In der Konfrontation mit den Realitäten des Alltags sind sie nicht auf Dauer tragfähig. Hier müssen wir auf ein anderes Fundament bauen: die Treue Gottes und die Zuverlässigkeit Seiner Verheißungen. Genau darauf weist Gott die Rückkehrer durch den Psalmisten hin.
Als Gott der Menschheit nach der Sintflut mit Noah und seiner Familie einen Neuanfang schenkte, hatte Er versprochen:
“Solange die Erde steht, soll nicht aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht!“
Wenn Gott dieses Versprechen nach dem Neuanfang mit der ganzen Menschheit erfüllen konnte, warum sollte Er das dann nicht auch gegenüber einem einzelnen Volk, Seinem Volk, tun können?
Bereits im 5. Buch Mose, Kapitel 27 – 29 hatte Gott u.a. auch Sein Gericht (in Form der Wegführung) über die Sünde Israels angekündigt. Doch in 5. Mose 30, 1 – 10 lesen wir:
“Und es wird geschehen, wenn alle diese Worte über dich kommen, der Segen und der Fluch, die ich dir vorgelegt habe, und du es zu Herzen nimmst unter all den Nationen, wohin der HERR, dein Gott, dich vertrieben hat, und umkehrst zu dem HERRN, deinem Gott, und seiner Stimme gehorchst nach allem, was ich dir heute gebiete, du und deine Kinder, mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele so wird der HERR, dein Gott, deine Gefangenschaft wenden und sich deiner erbarmen; und er wird dich wieder sammeln aus allen Völkern, wohin der HERR, dein Gott, dich zerstreut hat. Wenn deine Vertriebenen am Ende des Himmels wären, so wird der HERR, dein Gott, dich von dort sammeln und dich von dort holen; und der HERR, dein Gott, wird dich in das Land bringen, das deine Väter besessen haben, und du wirst es besitzen; und er wird dir Gutes tun und dich mehren über deine Väter hinaus. (…) Und du wirst umkehren und der Stimme des HERRN gehorchen und wirst alle seine Gebote tun, die ich dir heute gebiete. Und der HERR, dein Gott, wird dir Überfluss geben bei allem Werk deiner Hand, an der Frucht deines Leibes und an der Frucht deines Viehs und an der Frucht deines Landes, zum Wohlergehen; denn der HERR wird sich wieder über dich freuen zum Guten, so wie er sich über deine Väter gefreut hat wenn du der Stimme des HERRN, deines Gottes, gehorchst, um seine Gebote und seine Satzungen zu halten, die in diesem Buch des Gesetzes geschrieben sind, wenn du umkehrst zu dem HERRN, deinem Gott, mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele.“
Warum sollte Gott, der Seine Gerichtsandrohung hatte eintreffen lassen, nun nicht auch Seine Segensverheißung erfüllen? Nein, Zweifel an der Treue Gottes waren jetzt nicht angebracht. In dieser schwierigen Situation würden sie sich als völlig kontraproduktiv erweisen. Sie würden Kraft rauben, nicht Kraft schenken. Die nach Israel zurückgekehrten Juden sollten sich daran erinnern, dass sich ihr Gott – seitdem Er Sein Volk aus der Gefangenschaft in Ägypten befreit hatte -, ihnen immer wieder als der Gott vorgestellt und erwiesen hatte, der Seine Zusagen hält. Selbst ein Mensch wie Bileam musste bekennen:
”Gott ist nicht ein Mensch, daß er lüge, noch ein Menschenkind, daß ihn etwas gereue. Sollte er etwas sagen und nicht tun? Sollte er etwas reden und es nicht halten?“
Genau daran erinnert Gott Sein Volk, wenn Er ihm durch den Psalmisten ankündigen lässt: “(…) er kommt heim mit Jubel und trägt seine Garben.“ (Psalm 126, 6). Und die Geschichte Israels bezeugt diese Treue auch für die Zeit nach der Rückkehr der Israeliten aus Babylon.
Aus Israels Geschichte lernen
In 1. Korinther 10, 11 sagt uns der Apostel Paulus, dass alle Dinge, die den Israeliten widerfuhren, aufgeschrieben wurden, damit wir daraus lernen können. Was können wir aus Psalm 126, 1 – 6 lernen?
1) In unserem Leben werden wir auch immer wieder Neuanfänge erleben. Manche dieser Neuanfänge werden für uns freudige Neuanfänge sein, weil wir sie frei wählen konnten, uns selbst dazu entschieden haben. Andere Neuanfänge werden uns traurig machen, weil sie uns durch Umstände aufgezwungen werden, über die wir keine Entscheidungsgewalt hatten. Ganz egal ob ein Neuanfang in unserem Leben selbstgewählt oder fremdbestimmt wurde, nach der anfänglichen ersten Orientierungsphase in der neuen Situation müssen wir uns den neuen Herausforderungen stellen. Und auch nach einem selbstgewählten, freudigen Neuanfang kann u.U. eine lang andauernde und schwierige Phase folgen. Doch dabei dürfen wir wissen, dass Gott bei uns ist und dass Er uns auch durch diesen Lebensabschnitt begleitet. Auch für diesen neuen Lebensabschnitt mit allen seinen Herausforderungen und Schwierigkeiten gelten Seine Verheißungen. Sie – die Verheißungen unseres treuen Gottes – bilden das tragfähige Fundament unseres Lebens, nicht unsere – negativen oder positiven – Erfahrungen und die daraus resultierenden – positiven oder negativen – Emotionen.
2) Gott steht zu Seinem Wort und zwar in jeder Beziehung. Was Er ankündigt, wird eintreffen. Hunderte von erfüllten biblischen Verheißungen in der Geschichte Israels sind dafür ein nicht zu leugnender Beweis. Dadurch unterscheidet sich der wahre Gott von den Götzen der Nationen (Jesaja 45, 20 – 25; Jesaja 46, 9 – 13 u.a.m.) Wenn wir beim täglichen Lesen der Bibel die Treue betrachten, die Gott Seinem irdischen Volk in der Vergangenheit erwiesen hat und noch heute erweist (Römer 11, 29), dann wird uns das ermutigen, Ihm zu vertrauen, dass Er Seine Verheißungen auch uns gegenüber einhalten wird.
3) Die Berufung und die Verheißungen, die Gott einem Gläubigen schenkt, sind völlig individuell. Jeder Gläubige kann sie nur aus der engen Lebensbeziehung zu dem Herrn Jesus Christus mittels Gebet und des Lesens Seines Wortes erfahren. Zu erleben, wie Gott diese persönlichen Verheißungen in meinem/Ihrem Leben erfüllt, wird meinen/Ihren Glauben an die Treue Gottes stärken. Doch mit Sicherheit wird es auch Zeiten in unserem Glaubensleben geben, in denen wir meinen, dass “der harte Boden, den wir zu beackern haben, uns niemals einen Ernteertrag geben“ wird. Dann ist es wichtig, dass wir uns auch auf die allgemein gültigen Verheißungen Gottes an uns besinnen. Zwei davon finden wir in den Briefen des Apostels Paulus:
“(…) der in euch angefangen hat das gute Werk, der wird’s auch vollenden bis an den Tag Christi Jesu.“
“Lasst uns aber Gutes tun und nicht müde werden; denn zu seiner Zeit werden wir auch ernten, wenn wir nicht nachlassen.“
Der anfängliche Enthusiasmus und die anfängliche Freude nach einem Neubeginn mögen angesichts schwieriger Verhältnisse und entmutigender Erfahrungen verfliegen. Aber aus dem Wissen um die Treue Gottes und Seine Verheißungen kann jeder Gläubige neue Kraft schöpfen um selbst treu und ausdauernd jenen Dienst zu verrichten, zu dem Gott ihn/sie berufen hat. Der Tag wird kommen, an dem jeder von uns “ernten“. d.h. Lohn empfangen wird (1. Korinther 3, 11 – 15; 2. Korinther 5, 10; Römer 14, 10).