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Anmerkungen zu Jakobus 1, 1 – 18
Als Bibeltext für die Wortverkündigung am Mittwoch dieser Woche ist ein Vers aus dem 1. Kapitel des Jakobusbriefes (zum Hintergrund des Jakobusbriefes siehe hier: Klick!) vorgesehen. Wir betrachten diesen Vers in dem Zusammenhang, in dem er steht:
“Jakobus, Knecht Gottes und des Herrn Jesus Christus, den zwölf Stämmen, die in der Zerstreuung sind, seinen Gruß! Haltet es für lauter Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Prüfungen fallt, da ihr wisst, dass die Bewährung eures Glaubens Ausharren bewirkt. Das Ausharren aber habe ein vollkommenes Werk, damit ihr vollkommen und vollendet seid und in nichts Mangel habt. Wenn aber jemand von euch Weisheit mangelt, so erbitte er sie von Gott, der allen willig gibt und nichts vorwirft, und sie wird ihm gegeben werden. Er bitte aber im Glauben, ohne irgend zu zweifeln; denn der Zweifelnde gleicht einer Meereswoge, die vom Wind bewegt und hin und her getrieben wird. Denn jener Mensch denke nicht, dass er etwas von dem Herrn empfangen wird; er ist ein wankelmütiger Mann, unstet in allen seinen Wegen. Der niedrige Bruder aber rühme sich seiner Hoheit, der reiche aber seiner Erniedrigung; denn wie des Grases Blume wird er vergehen. Denn die Sonne ist aufgegangen mit ihrer Glut und hat das Gras verdorren lassen, und seine Blume ist abgefallen, und die Zierde seines Ansehens ist verdorben; so wird auch der Reiche in seinen Wegen verwelken.
Glückselig der Mann, der die Prüfung erduldet! Denn nachdem er bewährt ist, wird er die Krone des Lebens empfangen, die er denen verheißen hat, die ihn lieben.
Niemand sage, wenn er versucht wird: Ich werde von Gott versucht; denn Gott kann nicht versucht werden vom Bösen, er selbst aber versucht niemand. Jeder aber wird versucht, wenn er von seiner eigenen Begierde fortgezogen und gelockt wird. Danach, wenn die Begierde empfangen hat, gebiert sie die Sünde; die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebiert den Tod. Irrt euch nicht, meine geliebten Brüder! Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben herab, von dem Vater der Lichter, bei dem keine Veränderung ist noch der Schatten eines Wechsels. Nach seinem eigenen Willen hat er uns durch das Wort der Wahrheit gezeugt, damit wir eine gewisse Erstlingsfrucht seiner Geschöpfe seien.„(Jakobus 1, 1 – 18 ÜELBEDHÜ, z. Vgl. Luther’84)
Glaubensprüfung …
* “Jakobus, Knecht Gottes und des Herrn Jesus Christus, den zwölf Stämmen, die in der Zerstreuung sind, seinen Gruß!“ – Jakobus 1, 1 – Der Absender des Briefes stellt sich seinen Lesern namentlich vor. Bei seiner Person handelt es sich um den Halbbruder des Herrn Jesus Christus, der erst gegen Ende des irdischen Dienstes Christi zum Glauben fand (vgl. Galater 1, 19; Markus 6, 3; Johannes 7, 3 – 5; Apostelgeschichte 1, 14; 1. Korinther 15, 7). In der Anfangszeit der Versammlung (= Gemeinde / Kirche) in Jerusalem versah er dort einen bedeutenden Dienst (Galater 2, 9; Apostelgeschichte 15, 13 – 21). Dennoch wählt er keinen besonderen Titel, um sich vorzustellen, sondern bezeichnet sich selbst als “Knecht Gottes und des Herrn Jesus Christus“. Damit deutet er das große Thema seines Briefes – so wird es von vielen Kommentatoren gesehen – bereits an: Wie leben wir als Diener Christi?
Immer wieder ist die Meinung vertreten worden, der Bezug auf “die 12 Stämme“ in diesem ersten Vers des Jakobusbriefes rechtfertige die Lehre, die Versammlung (= Gemeinde/Kirche) sei das ”neue” bzw. das ”geistliche Israel” und habe somit das irdische Volk Gottes abgelöst oder ersetzt (”Substitutionstheologie” bzw. ”Replacement-Theology”). Bereits an anderer Stelle bin ich auf die biblischen Gründe eingegangen, die diesen Überlegungen widersprechen (Klick!) Betrachtet man die ersten Berichte der Apostelgeschichte, so stellt man fest, dass es zu Beginn der Versammlung (= Gemeinde/Kirche) nur Gläubige gab, die aus dem Judentum zum Glauben an Jesus Christus als ihren Messias kamen (Apostelgeschichte 2, 5 – 11). Diese gläubig gewordenen Juden hielten auch nach Pfingsten für eine gewisse Übergangszeit an den überlieferten Gesetzesvorschriften fest (siehe dazu in der Apostelgeschichte die Kapitel 2 – 8 sowie Apostelgeschichte 11, 19) und sonderten sich nicht sogleich vom ungläubigen Rest des Volkes ab. Durch die Verfolgungen, denen diese Judenchristen ausgesetzt waren (ab ca. 34 n. Chr. durch Saulus und ab 44. n. Chr. durch Agrippa) zerstreuten sie sich in Israel (Apostelgeschichte 8, 1; Apostelgeschichte 11, 19) und darüber hinaus im ganzen Mittelmeerraum. An diese Christen war dieser Brief ursprünglich gerichtet.
* “Haltet es für lauter Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Prüfungen fallt, (…)“ – Jakobus 1, 2 – Das gesamte erste Kapitel des Jakobusbriefes befasst sich mit den Prüfungen, denen der Glaube des Christen in diesem Leben ausgesetzt ist. Dabei geht Jakobus in den Versen 2 – 11 zuerst auf den Wert dieser Glaubensprüfungen ein. Ihm ist es wichtig, dass seine Leser Glaubensprüfungen nicht als etwas Schlechtes oder Negatives betrachten. Denn diese Glaubensprüfungen sind nach dem Verständnis des Jakobus Mittel, mit denen Gott die Gläubigen zu einem Volk formt, das Ihn verherrlicht.
Um welche “Glaubensprüfungen“ geht es hier? Das griechische Wort, das Jakobus benutzt, ist “πειρασμός“ („peirasmos“). Es bezeichnet eine Prüfung, eine Erprobung, insbesondere der Redlichkeit, der Integrität, der Tugendhaftigkeit oder der Beständigkeit einer Person.¹ Diese Prüfungen können uns in allen Bereichen unseres Lebens begegnen. Es geht aber auch um die Verlockungen der Sünde und damit um verschiedene Versuchungen, die dazu führen sollen, dass wir vom Willen Gottes abweichen. Denn in Vers 3 spricht Jakobus ja von der “Bewährung unseres Glaubens“, die das Ziel dieser Prüfungen sein soll.
Die Art und Weise, wie Jakobus von “Prüfungen“ spricht, ist also sehr allgemein. Er unterscheidet auch nicht zwischen “inneren“ und “äußeren“ Anfechtungen, wie wir noch sehen werden. Prüfungen können die unterschiedlichsten Quellen haben und jede Prüfung kann eine Prüfung unseres Glaubens sein, d.h. ein Test, ob wir Gott auch weiterhin vertrauen und Sein Wort befolgen.
Wenn wir solchen Prüfungen in der richtigen Art und Weise begegnen, dann können wir daraus lernen. Wir müssen nicht an den Prüfungen unseres Lebens und Glaubens scheitern. Wir können lernen, uns zu bewähren und aus den Prüfungen unseres Lebens und Glaubens Nutzen ziehen. Wie dies geschehen kann, das möchte uns Jakobus in seinem Brief zeigen: Christen können sich in den Prüfungen, durch die sie in ihrem Leben gehen, freuen, weil diese Prüfungen nicht sinnlos sind, sondern dem Ziel Gottes mit dem jeweiligen Gläubigen, aber auch mit der Welt, in der er steht, dienen. Jakobus zeigt hier einen Zusammenhang auf, den der Apostel Paulus in Römer 8, 28 erwähnt:
“Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken, denen, die nach Vorsatz berufen sind.“
Weil der Gläubige um diese geistlichen Hintergründe weiß, kann er auch die feste Gewissheit haben, dass er/sie in diesen Prüfungen nicht allein ist, sondern Gott ihn/sie auf dem Weg durch die Prüfungen begleitet. Ein sehr eindrückliches Beispiel hierfür finden wir in dem Bericht über die vier (!) Männer im Feuerofen (vgl. Daniel 3, 1 ff; insbesondere Vers 25). Im Neuen Testament bezeugt der Apostel Paulus diese Wahrheit in 2. Timotheus 4, 16 – 17:
“Bei meinem ersten Verhör stand mir niemand bei, sondern sie verließen mich alle. Es sei ihnen nicht zugerechnet. Der Herr aber stand mir bei und stärkte mich, damit durch mich die Botschaft ausgebreitet würde und alle Heiden sie hörten, so wurde ich erlöst aus dem Rachen des Löwen.“
* “(…) da ihr wisst, dass die Bewährung eures Glaubens Ausharren bewirkt. Das Ausharren aber habe ein vollkommenes Werk, damit ihr vollkommen und vollendet seid und in nichts Mangel habt.“ – Jakobus 1, 3 – 4 – Wie eingangs gesagt sind diese Prüfungen Mittel, die Gott benutzt, um aus den Gläubigen ein Volk zu formen, dass Ihn in allem, was es tut, verherrlicht. So, wie jede Lebenserfahrung uns als Menschen reifen lässt, so reifen wir als Gläubige durch die Erprobung unseres Glaubens. Erst wenn etwas oder jemand “getestet“ wird, zeigt sich doch die wahre Natur des Gegenstandes oder der Person, um die es geht. Ein Bild, das die Bibel diesbezüglich immer wieder gebraucht, ist das des Läuterns von Gold. In ähnlicher Weise führt die Prüfung unseres Glaubens dazu, dass erkennbar wird, ob ein Gläubiger die Charakterzüge Gottes widerspiegelt. D.h., es zeigt sich, ob die Frucht des Geistes (Galater 5, 22) in ihm herangereift ist, wenn er geprüft wird und auf die richtige Art und Weise reagiert.
Besagte Prüfungen sollen darüber hinaus aber auch Beharrlichkeit, Ausdauer und Standfestigkeit in unserem Glaubensleben bewirken. Das griechische Wort “ὑπομονή“ (“hypomone“), das in vielen deutschen Bibelübersetzungen mit “Ausharren“ wiedergegeben wird, bezeichnet eine Eigenschaft, die einen Menschen in die Lage versetzt, während eines Sturms auf seinen eigenen Füßen stehen zu bleiben.² Wenn wir also richtig mit solchen Prüfungen umgehen, dann machen sie uns stark, lassen uns reifen und zwar in jedem Bereich unseres Lebens (“vollkommen“).
Genau darum sollten wir nicht versuchen, uns den Prüfungen unseres Lebens zu entziehen. Vielmehr sollten wir ihnen in dem Bewusstsein begegnen, dass sie Bausteine unseres Wachstums sind. Jakobus möchte seinen Lesern – und auch uns – deutlich machen: Es geht nicht darum, dass Christen solche Prüfungen passiv über sich ergehen lassen, sie “irgendwie überstehen“. Eine solche Einstellung hat nichts mit Bewährung geschweige denn überwinden zu tun. Nein, es geht darum, dass wir mit diesen Prüfungen in einer positiven Weise – aktiv! – umgehen, indem wir sie als Herausforderungen ansehen, die wir mit Gottes vielfältiger Hilfe in der richtigen Herzenshaltung bewältigen können.
* “Wenn aber jemand von euch Weisheit mangelt, so erbitte er sie von Gott, der allen willig gibt und nichts vorwirft, und sie wird ihm gegeben werden. Er bitte aber im Glauben, ohne irgend zu zweifeln; denn der Zweifelnde gleicht einer Meereswoge, die vom Wind bewegt und hin und her getrieben wird. Denn jener Mensch denke nicht, dass er etwas von dem Herrn empfangen wird; er ist ein wankelmütiger Mann, unstet in allen seinen Wegen.“ – Jakobus 1, 5 – 8 – Der bisher beschriebene Umgang mit den Prüfungen des Lebens und des Glaubens entspricht der göttlichen Perspektive dieser Dinge: Prüfungen sind nicht sinnlos, sondern wertvoll, weil Gott damit ein Ziel in unserem Leben verfolgt und weil Er uns auf unserem Weg durch jede Prüfung begleitet. Prüfungen machen uns, wenn wir richtig damit umgehen, stärker.
Die von Gott losgelöste Welt hingegen kann in diesen Dingen nichts Gutes für sich entdecken. Sie sieht nur Leid und Verlust darin und tut darum alles, um solchen Prüfungen zu entgehen. Auch der Gläubige, der ja noch immer “in der Welt“ ist, kann von dieser Sicht vereinnahmt werden. Darum ermutigt Jakobus den Gläubigen, der sich unsicher ist, der sich fragt, warum seine Lebensumstände so sind, wie sie sind und der nicht weiß, wie er damit umgehen kann/soll, zum anhaltenden (Präsens Aktiv Imperativ) Gebet. Ein solcher Gläubiger soll Gott (immer wieder) um Weisheit bitten, damit er/sie weiß, wie er/sie in der jeweiligen Situation reagieren soll.
Wie empfängt der Gläubige Gottes Weisheit? Kommentatoren weisen darauf hin, dass der Gebrauch des Begriffs “Weisheit“ durch Jakobus dem Gebrauch dieses Wortes in der Weisheitsliteratur des Alten Testaments (u.a. Prediger, Sprüche, Psalmen) entspricht. Diese Bücher verstehen unter Weisheit den geoffenbarten Willen Gottes, also Sein geschriebenes Wort. Weise ist ein Mensch demnach, wenn er diesen geoffenbarten Willen Gottes annimmt und sein Leben danach ausrichtet (vgl. Sprüche 1, 2 – 6). Der Gläubige, der Gott um Weisheit bittet, bitte also darum, dass er/sie das Wort Gottes in seiner individuellen Lebenssituation richtig anwenden kann.
Jakobus betont, dass die Erhörung eines solchen Gebetes Glauben voraussetzt. Glauben bedeutet, darauf zu vertrauen, dass Gott Sein Wort hält und Seine Verheißungen erfüllt. Ein Zweifler ähnelt nach den Worten des Jakobus einer Meereswoge, die vom Wind hin- und her getrieben wird. Was bedeutet das? Meereswogen bestimmen nicht selbst ihren Weg, sie werden vom Wind angetrieben. Das Leben eines Zweiflers wird – wie die Meereswogen – weder von Gott noch von ihm selbst, sondern von den äußeren Lebensumständen getrieben und bestimmt. Weil er sein Leben durch die äußeren Umstände bestimmen lässt, kann ein solcher Mensch auch keine Gewissheit darüber haben, dass Gott diese Prüfungen zu seinem Besten dienen lässt, noch dass Gott ihn auf dem Weg durch diese Prüfungen begleitet. Darum ist ein solches Leben auch “unstet“, d.h. unbeständig. Jakobus bezeichnet eine solche Person als “wankelmütig“. Ein wankelmütiger Mensch ist ein Mensch, der unentschlossen zwischen zwei oder mehr Möglichkeiten hin- und her schwankt. Es st ein Mensch, der sich nicht auf Gottes Willen festlegt, sondern gleichzeitig auch noch die Möglichkeiten in Betracht zieht, die die Welt ihm anbietet. Das von Jakobus gebrauchte griechische Wort “δίψυχος“ (“dipsychos“) bedeutet genau das: ein Mensch mit zwei Seelen, d.h. schwankend.
Stabilität, Beständigkeit und Festigkeit werden sich dagegen im Leben eines Gläubigen zeigen, der sich grundsätzlich entschieden hat, mit Gottes Hilfe Seinen Willen Gottes zu tun und Seinen Weg zu gehen.
* “Der niedrige Bruder aber rühme sich seiner Hoheit, der reiche aber seiner Erniedrigung; denn wie des Grases Blume wird er vergehen. Denn die Sonne ist aufgegangen mit ihrer Glut und hat das Gras verdorren lassen, und seine Blume ist abgefallen, und die Zierde seines Ansehens ist verdorben; so wird auch der Reiche in seinen Wegen verwelken.“ – Jakobus 1, 9 – 11 – Nachdem Jakobus in den Versen zuvor auf die grundsätzlichen Zusammenhänge bzgl. der Prüfungen im Leben des Gläubigen eingegangen ist, wendet er das Gesagte nun auf die aktuelle Situation der Briefempfänger an: Gläubige, die an materiellen Dingen arm sind, sollten bedenken, dass der geistliche Reichtum und die Würde, die ihnen durch die Erlösung zuteil geworden ist, allen materiellen Reichtum überdauern wird. Gleicherweise sollten Gläubige, die über materiellen Reichtum verfügen, sich immer seiner Vergänglichkeit bewusst sein und dementsprechend demütig bleiben. Dieser Vers macht auch deutlich, dass materieller Reichtum im Neuen Testament nicht mehr als Zeichen göttlichen Segens per se angesehen wird. Im Gegenteil: Reiche bedürfen der besonderen Erinnerung, dass ihr Reichtum vergänglich ist, damit sie nicht – verführt von ihrem materiellen Besitz (vgl. 1. Timotheus 6, 9 – 10; 1. Timotheus 6, 17 – 19) – der Überheblichkeit verfallen.
… und Glaubensbewährung
* “Glückselig der Mann, der die Prüfung erduldet! Denn nachdem er bewährt ist, wird er die Krone des Lebens empfangen, die er denen verheißen hat, die ihn lieben.“ – Jakobus 1, 12 – Nachdem Jakobus den Wert der Prüfungen im Leben des Gläubigen aufgezeigt und dargelegt hat, wie Gott diese Prüfungen zur Reife des Christen gebraucht, erklärte der Apostel, wie sich der Gläubige Gottes Sicht bzgl. dieser Prüfungen aneignen kann, auch wenn dies schwierig ist. Nun erläutert er die Folgen von Gehorsam bzw. Ungehorsam, sowie die Quelle der Versuchungen, damit die Gläubigen in der richtigen Weise mit diesen Prüfungen umgehen können.
Der Christ, der in den Prüfungen ausharrt, der den Versuchungen nicht nachgibt und sich nicht vom Willen Gottes abwendet, zeigt damit seine Liebe zu Gott:
“Liebt ihr mich, so werdet ihr meine Gebote halten. (…) Wer meine Gebote hat und hält sie, der ist’s, der mich liebt. Wer mich aber liebt, der wird von meinem Vater geliebt werden, und ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren. (…) Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wer mich liebt, der wird mein Wort halten; und mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm nehmen. Wer aber mich nicht liebt, der hält meine Worte nicht. Und das Wort, das ihr hört, ist nicht mein Wort, sondern das des Vaters, der mich gesandt hat.“
(Johannes 14, 15; 21; 23 – 24)
Liebe zu Gott und Seinem Sohn zeigt nicht in frommen Worten, sondern im Gehorsam Seinem Wort gegenüber und in daraus resultierenden Taten. Dem Gläubigen, der in Prüfungen aus Liebe zu Gott ausharrt, d.h., der an Seinem Wort trotz allem Widerstand festhält, wird die Krone des Lebens verheißen. Die Verheißung dieses Segens gilt nur jenen, die in Treue zu Gott ausharren (Offenbarung 2, 10).
Hier dürfen wir allerdings nicht den fatalen Fehler begehen und die “Krone des Lebens“ mit dem ewigen Leben an sich verwechseln. Das griechische Wort, dass in der Lutherübersetzung mit “Krone“ wiedergegeben wird, ist “στέφανος“ (“stephanos“) und bezeichnete im Altertum einen Siegeskranz wie er oben im Bild zu sehen ist. Dieser Siegeskranz bestand aus grünen, geflochtenen Lorbeerblättern oder aber aus einer goldenen Nachbildung desselben. Ein solcher Kranz war ein Symbol des Sieges und wurde im römischen Reich an erfolgreiche Feldherren nach dem Sieg über einen Feind verliehen. Wir dürfen nicht den Fehler machen und denken, weil der Herr hier von ”Krone (Siegeskranz) des Lebens“ spricht, müssten wir uns das ewige Leben erarbeiten. Das ewige Leben ist die Gnadengabe Gottes, ein Geschenk, das kein Mensch sich erarbeiten kann (vgl. Römer 6, 23; Epheser 2, 8). Aber vor dem Richterstuhl des Christus werden dereinst alle Gläubigen Lohn für ihren Dienst erhalten (vgl. 2. Korinther 5, 10; Römer 14, 10) und um diesen Lohn geht es hier. Das Neue Testament nennt uns insgesamt fünf dieser Siegeskränze als Lohn für die Gläubigen:
1) Der unvergängliche Siegeskranz:
“Jeder aber, der kämpft, enthält sich aller Dinge; jene nun, damit sie einen vergänglichen Kranz empfangen, wir aber einen unvergänglichen.“
2) Der Kranz des Ruhmes:
“Denn wer ist unsre Hoffnung oder Freude oder unser Ruhmeskranz – seid nicht auch ihr es vor unserm Herrn Jesus, wenn er kommt?“
3) Der Siegeskranz der Gerechtigkeit:
“(…) hinfort liegt für mich bereit die Krone der Gerechtigkeit, die mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tag geben wird, nicht aber mir allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung lieb haben.“
4) Der Siegeskranz des Lebens:
“Glückselig der Mann, der die Prüfung erduldet! Denn nachdem er bewährt ist, wird er die Krone des Lebens empfangen, die er denen verheißen hat, die ihn lieben.“
“Fürchte dich nicht vor dem, was du leiden wirst! Siehe, der Teufel wird einige von euch ins Gefängnis werfen, damit ihr versucht werdet, und ihr werdet in Bedrängnis sein zehn Tage. Sei getreu bis an den Tod, so will ich dir die Krone des Lebens geben.“
5) Der Siegeskranz der Herrlichkeit:
“Weidet die Herde Gottes, die euch anbefohlen ist; achtet auf sie, nicht gezwungen, sondern freiwillig, wie es Gott gefällt; nicht um schändlichen Gewinns willen, sondern von Herzensgrund; nicht als Herren über die Gemeinde, sondern als Vorbilder der Herde. So werdet ihr, wenn erscheinen wird der Erzhirte, die unvergängliche Krone der Herrlichkeit empfangen.“
Es fällt auf, dass Jakobus diesen Vers mit einer “Seligpreisung“ beginnt, wie wir sie in ähnlicher Weise auch in Matthäus 5, 11 – 12 finden:
“Selig seid ihr, wenn euch die Menschen um meinetwillen schmähen und verfolgen und reden allerlei Übles gegen euch, wenn sie damit lügen. Seid fröhlich und getrost; es wird euch im Himmel reichlich belohnt werden. Denn ebenso haben sie verfolgt die Propheten, die vor euch gewesen sind.“
Damit bestätigt Jakobus auch noch einmal, welchen Wert Gott der Liebe beimisst, die im Leben derer zum Ausdruck kommt, die sich in dieser Zeit auf die Seite des von der Welt verworfenen Erlösers, Seines Sohnes stellen und dort ausharren. Gott wird ihre Liebe und ihren Dienst nicht unbelohnt lassen.
Indem Jakobus uns – nach allem anderen, was den Prüfungen unseres Glaubens Wert verleiht – diese Verheißung vor Augen stellt, ermutigt er uns auch, unsere Augen auf das Ziel aller Prüfungen zu richten. Die Prüfungen unseres Glaubens sind zeitlich begrenzt, aber der Lohn für diese Prüfungen wird von ewigem Bestand sein. Darauf dürfen wir uns heute schon freuen und diese Freude kann uns zu einem Leben motivieren, das Gott verherrlicht.
* “Niemand sage, wenn er versucht wird: Ich werde von Gott versucht; denn Gott kann nicht versucht werden vom Bösen, er selbst aber versucht niemand. Jeder aber wird versucht, wenn er von seiner eigenen Begierde fortgezogen und gelockt wird.“ – Jakobus 1, 13 – 14 – In diesen Versen geht Jakobus nun auf Quelle der Versuchung ein. Während die Welt, das Fleisch und der Widersacher Gottes den Menschen zum Bösen, also zur Sünde, versuchen, versucht/prüft Gott den Menschen niemals in dieser Weise. Gott selbst ist völlig von der Sünde und dem Bösen getrennt. Er wird nicht vom Bösen versucht und Er selbst versucht auch niemanden zum Bösen, auch wenn dies immer wieder Menschen behaupten, um sich ihrer eigenen Verantwortung zu entziehen.
Als der Herr Jesus Christus die Jünger über das Gebet belehrte und ihnen dabei auch gebot zu beten: “Führe uns nicht in Versuchung ….“ dann wird in dieser Bitte der Wunsch ausgedrückt, dass Gott die Jünger so führen möge, dass sie nicht in die Versuchung durch die Welt, das Fleisch oder den Widersacher Gottes fallen mögen. Es ist die Bitte darum, so wenig wie möglich mit solchen Versuchungen konfrontiert zu werden (vgl. dazu Markus 14, 38). Es liegt hier daher kein Gegensatz zwischen dem Gebet des Herrn und der Aussage des Jakobus vor.
Gott ist also niemals die Quelle der Versuchung zum Bösen. Genauso, wie ein guter Vater niemals willentlich zulässt, dass seinem Kind etwas Böses geschieht, genauso versucht Gott uns niemals zum Bösen. Aber genauso, wie ein guter Vater seinem Kind ab einem bestimmten Alter moralische Entscheidungen nicht mehr abnimmt, damit es lernt und wächst, so prüft auch Gott uns in unseren Lebensumständen.
* “Danach, wenn die Begierde empfangen hat, gebiert sie die Sünde; die Sünde aber, wenn sie vollendet ist, gebiert den Tod.“ – Jakobus 1, 15 – Ist die Versuchung zum Bösen “erfolgreich“, dann hat sie schwerwiegende Konsequenzen: Sünde und Tod. Das griechische Wort, das hier mit “Begierde“ übersetzt wird, ist “ἐπιθυμία“ (“epithymia“). Es beschreibt nicht irgendeine Begierde, sondern ein Verlangen, eine besondere Lust danach, Verbotenes zu tun. Es ist ein willentliches Verlangen, etwas zu tun oder zu besitzen, das außerhalb des Willens Gottes steht. Solch ein Verlangen führt immer zum Tod – erst geistlich, später aber auch buchstäblich – weil es den Menschen von der Quelle allen Lebens – Gott selbst, trennt (Psalm 36, 9). Versuchungen zum Bösen sind darauf angelegt, dass wir vom Willen Gottes abweichen.
* “Irrt euch nicht, meine geliebten Brüder! Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben herab, von dem Vater der Lichter, bei dem keine Veränderung ist noch der Schatten eines Wechsels. Nach seinem eigenen Willen hat er uns durch das Wort der Wahrheit gezeugt, damit wir eine gewisse Erstlingsfrucht seiner Geschöpfe seien.“ – Jakobus 1, 16 – 18 – Am Ende dieses Abschnitts macht Jakobus zuerst noch einmal deutlich, dass Gott nicht zum Bösen versucht. Die Empfänger seines Briefes und wir sollten nicht im Unklaren über den Sinn und Zweck sein, den Gott mit Prüfungen im Leben Seiner Kinder verfolgt. Gott ist gut und er verändert sich nicht. Darum dürfen wir auch sicher sein, dass Er mit allem, was in unserem Leben geschieht, einen guten, vollkommenen Plan verfolgt, auch wenn wir das nicht immer verstehen.
Wenn Jakobus hier von Gaben “von oben herab“ spricht, dann benutzt er dasselbe griechische Wort “ἄνωθεν“ (“anothen“) wie der Herr Jesus Christus in Johannes 3, 7, wo er über die neue Geburt, die Geburt “von oben“ spricht. Die guten Gaben, die Gott uns geschenkt hat und noch schenkt, begannen in unserem Leben, als wir nach Buße und Bekehrung von neuem geboren wurden. Doch das ewige Leben, das jeder an Jesus Christus Gläubige bleibend in sich hat (Johannes 5, 24; 1. Johannes 5, 12) ist und bleibt das größte Geschenk Gottes an uns. Als so Beschenkte haben wir jetzt die Aufgabe, uns in den Prüfungen des Glaubens zu bewähren. Dann werden aus beschenkten Gläubigen bewährte Gläubige und aus bewährten Gläubigen auch einmal belohnte Gläubige.
Fußnoten:
¹= Thayer, Joseph Henry: ‘Thayer’s Greek-English Lexicon of the New Testament”, New York: Harper & Brothers, 1889, Seite 498, Anmerkung zu ”πειρασμός”.
²= Thayer, Joseph Henry: ‘Thayer’s Greek-English Lexicon of the New Testament”, New York: Harper & Brothers, 1889, Seite 644, Anmerkung zu ”ὑπο-μενω”.