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Amazing Grace
Kein anderes Lied, das die Gnade Gottes preist, ist so bekannt und wird weltweit so oft gesungen/gespielt, wie das bekannte “Amazing Grace“:
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Der Titel “Amazing Grace“ kann als “Bewundernswerte Gnade“ oder “Bestaunenswerte Gnade“ übersetzt werden. Und es ist tatsächlich so: Je mehr wir von dem Reichtum der Gnade Gottes erkennen, desto mehr werden wir darüber staunen, ja Gott angesichts des Reichtums Seiner Gnade, mit der Er uns begnadigt hat, anbeten. Der Gott, an den Christen glauben, ist der “Gott aller Gnade“ (1. Petrus 5, 10). Es gibt keinen besseren Weg, diesen einzigartigen Gott kennen zu lernen, als sich intensiv mit der Gnade zu beschäftigen, mit der Er uns begegnet:
Die Gnade, die uns das Heil (= Erlösung) bringt
Nach der Lehre der Heiligen Schrift ist kein Mensch aus sich allein heraus fähig, in eine Beziehung zu Gott zu treten. Durch keine Tat oder Leistung kann der von Gott durch die Sünde getrennte Mensch gerecht und damit passend für eine Beziehung zu Gott werden (Römer 3, 9 – 20). Aber Gott hat sich den Menschen in Seiner Gnade zugewandt, damit sie nicht in diesem Zustand ewig verloren gehen. Die erste bzw. grundlegende Gnade empfängt ein Mensch, wenn er zum Glauben an Jesus Christus kommt, wenn er erlöst/errettet/von Neuem geboren wird. Es ist die Gnade, die uns das Heil/die Erlösung bringt und das Neue Testament bezeichnet sie darum auch als die „heilbringende Gnade“:
“Denn die Gnade Gottes ist erschienen, heilbringend für alle Menschen (…)“
“Er hat uns ja errettet und berufen mit einem heiligen Ruf, nicht aufgrund unserer Werke, sondern aufgrund seines eigenen Vorsatzes und der Gnade, die uns in Christus Jesus vor ewigen Zeiten gegeben wurde, die jetzt aber offenbar geworden ist durch die Erscheinung unseres Retters Jesus Christus, der dem Tod die Macht genommen hat und Leben und Unvergänglichkeit ans Licht gebracht hat durch das Evangelium, (…)“
Diese „heilbringende Gnade“ hat ihren Grund allein in der Person Jesu Christi. Wir sind begnadigt „in dem Geliebten“, d.h. in dem Sohn Gottes:
“(…) zum Preise der Herrlichkeit seiner Gnade, worin er uns begnadigt hat in dem Geliebten, (…)“
Denn die Gnade “ist erschienen“ in der Person unseres Erlösers Jesus Christus:
“Er hat uns ja errettet und berufen mit einem heiligen Ruf, nicht aufgrund unserer Werke, sondern aufgrund seines eigenen Vorsatzes und der Gnade, die uns in Christus Jesus vor ewigen Zeiten gegeben wurde, die jetzt aber offenbar geworden ist durch die Erscheinung unseres Retters Jesus Christus, der dem Tod die Macht genommen hat und Leben und Unvergänglichkeit ans Licht gebracht hat durch das Evangelium, (…)“
Durch die Verkündigung des „Evangeliums der Gnade und Herrlichkeit“ wird diese heilbringende Gnade allen Menschen angeboten:
“Aber ich nehme keine Rücksicht auf mein Leben, als teuer für mich selbst, auf daß ich meinen Lauf vollende und den Dienst, den ich von dem Herrn Jesus empfangen habe, zu bezeugen das Evangelium der Gnade Gottes.“
“(…) nach dem Evangelium der Herrlichkeit des seligen Gottes, welches mir anvertraut worden ist.“
“Nachdem nun Gott die Zeiten der Unwissenheit übersehen hat, gebietet er jetzt den Menschen, daß sie alle allenthalben Buße tun sollen (…)“
Die Reaktion des Menschen auf dieses Angebot Gottes muss zu seinen Lebzeiten erfolgen und sie entscheidet über seine ewige Zukunft. Denn auf den Tod des Menschen folgt das Gericht Gottes und keine zweite Möglichkeit der Annahme des Evangeliums:
“Und ebenso wie es den Menschen gesetzt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht (…)“
Nimmt ein Mensch dieses Angebot Gottes an, indem er Buße tut und sich zu Gott bekehrt, so werden seine Sünden „ausgetilgt“:
“So tut nun Buße und bekehret euch, daß eure Sünden ausgetilgt werden (…)“
“Wenn wir aber in dem Lichte wandeln, wie er in dem Lichte ist, so haben wir Gemeinschaft miteinander, und das Blut Jesu Christi, seines Sohnes, reinigt uns von aller Sünde. Wenn wir sagen, daß wir keine Sünde haben, so betrügen wir uns selbst, und die Wahrheit ist nicht in uns. Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, daß er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit.“
Auf diesem Menschen lastet fortan nicht mehr der Zorn Gottes:
“Denn sie selbst verkündigen von uns, welchen Eingang wir bei euch hatten, und wie ihr euch von den Götzenbildern zu Gott bekehrt habt, dem lebendigen und wahren Gott zu dienen und seinen Sohn aus den Himmeln zu erwarten, den er aus den Toten auferweckt hat, Jesus, der uns errettet von dem kommenden Zorn.“
Er hat nun “Frieden mit Gott“:
“Da wir nun gerechtfertigt worden sind aus Glauben, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus (…)“
Durch den Glauben an das vollbrachte Werk Christi wird dieser Mensch von neuem geboren. Damit geht eine „ungeheuerliche“ Veränderung einher: Aus dem (ehemaligen) Sünder
„Gott aber erweist seine Liebe gegen uns darin, daß Christus, da wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist.“
wird
–> eine neue Schöpfung in Christus:
“Daher, wenn jemand in Christus ist, da ist eine neue Schöpfung; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden.“
–> ein (geborenes, nicht nur adoptiertes) Kind Gottes:
“(…) so viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben, die nicht aus Geblüt noch aus dem Willen des Fleisches, noch aus dem Willen des Mannes, sondern aus Gott geboren sind.“
“Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der nach seiner großen Barmherzigkeit uns wiedergezeugt hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi aus den Toten (…)“
–> und darum auch ein Teilhaber der göttlichen Natur:
“Alles, was zum Leben und zur Frömmigkeit dient, hat uns seine göttliche Kraft geschenkt durch die Erkenntnis dessen, der uns berufen hat durch seine Herrlichkeit und Kraft. Durch sie sind uns die teuren und allergrößten Verheißungen geschenkt, damit ihr dadurch Anteil bekommt an der göttlichen Natur, die ihr entronnen seid der verderblichen Begierde in der Welt.„
–> ein Heiliger/eine Heilige:
“(…) den Geheiligten in Christo Jesu, den berufenen Heiligen, (…)“
Der so Glaubende empfängt damit auch
–> die Gabe des ewigen Lebens:
“Denn der Lohn der Sünde ist der Tod, die Gnadengabe Gottes aber ewiges Leben in Christus Jesus, unserem Herrn.“
–> und damit Christus Selbst, dessen Wohnung der Gläubige fortan ist:
“(…) denen Gott kundtun wollte, welches der Reichtum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses ist unter den Nationen, das ist: Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit (…)“
Wo aber Christus in einem Gläubigen lebt, da tut Er das mit dem ganzen „Reichtum Seiner Gnade“:
“(…) in welchem wir die Erlösung haben durch sein Blut, die Vergebung der Vergehungen, nach dem Reichtum seiner Gnade, (…)“
“(…) auf daß er in den kommenden Zeitaltern den überschwenglichen Reichtum seiner Gnade in Güte gegen uns erwiese in Christo Jesu.“
Diese “heilbringende Gnade“, diese Gnade durch die wir Erlösung empfangen, ist „die Gnade, in der wir stehen“ (Römer 5, 1 – 2) und es wichtig, dass wir “fest in ihr stehen“, weil Christen viel zu schnell wieder unter das Gesetz zurück fallen und damit große Probleme im Glaubensleben einhergehen (Galater 5, 1). Diese “heilbringende Gnade“ ist das Fundament unseres christlichen Lebens. Eine christliche Existenz ohne sie ist nicht möglich.
Gottes Gnade erleben wir jedoch täglich in vielfältiger Weise, z.B. indem uns Gott immer wieder vergibt.
Tägliche Gnade durch den Dienst des himmlischen Sachwalters empfangen
Diese “heilbringende Gnade“, die die Grundlage unseres christlichen Lebens ist, hat die Frage unserer Erlösung ein für allemal geklärt. Der Wiedergeborene bedarf insofern keiner weiteren Gnade, als es um seine Erlösung geht:
„Denn mit einem Opfer hat er in Ewigkeit vollendet die geheiligt werden.“
Das eine, vollkommene Opfer Jesu Christi vollendet jeden Gläubigen in Ewigkeit. Darum kommt der Wiedergeborene, wenn er stirbt, zu Gott, selbst wenn er gerade in der Minute davor noch gesündigt hat. Denn Sünde kann an der Stellung des Wiedergeborenen nichts mehr ändern:
“Denn ich bin überzeugt, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes, noch irgend ein anderes Geschöpf uns zu scheiden vermag von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unsrem Herrn! „
“Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir nach. Und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie werden in Ewigkeit nicht umkommen, und niemand wird sie aus meiner Hand reißen. Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alle, und niemand kann sie aus meines Vaters Hand reißen.“
Der Wiedergeborene kann nicht mehr verloren gehen. Das Neue Testament lehrt eindeutig nicht nur Heilsgewissheit, sondern auch Heilssicherheit.
Wir müssen jedoch zwischen der Stellung des Gläubigen und seinem Zustand (der täglichen Glaubenspraxis) unterscheiden. Unter der Stellung des Gläubigen versteht man den Stand, in den der Gläubige durch die Erlösung hinein versetzt wurde (Kind Gottes, Erlöster, Neue Schöpfung etc.). Unter dem praktischen Zustand des Gläubigen ist der Zustand seines geistlichen Lebens zu verstehen. Die Stellung, in die wir durch die Erlösung versetzt wurden, soll in unserem Alltag mehr und mehr verwirklicht werden. Leider fehlen wir hier oft. Obwohl das Neue Testament den Gläubigen nicht mehr als Sünder bezeichnet, kann der Gläubige auch weiterhin sündigen. Doch wenn der Gläubige sündigt (Hebräer 12, 1; 1. Timotheus 5, 20; Römer 14, 23b; u.a.m.), dann tangiert dies nicht seine Stellung in Christus. Die Sünde, die ein Gläubiger tut, wirft ihn nicht in den Zustand vor seiner Erlösung zurück. Wäre dem so, dann wäre die Erlösung nämlich wieder von Werken abhängig und kein Gnadengeschenk. Sünde trennt den Erlösten nicht mehr von Gott. Aber sie beeinträchtigt den Genuss unserer Gemeinschaft mit dem himmlischen Vater.
Für den Fall, dass ein Gläubiger sündigt, gibt es eine klare apostolische Aussage:
„Meine Kinder, ich schreibe euch dies, damit ihr nicht sündigt; und wenn jemand gesündigt hat – wir haben einen Sachwalter bei dem Vater, Jesus Christus, den Gerechten.“
Es gibt Menschen, die lesen diese Stelle leider so: „Meine Kinder, ich schreibe euch dies, damit ihr nicht sündigt; und wenn jemand gesündigt hat – wir haben Sakramente, die werden euch im Gottesdienst zuteil – zweimal pro Woche! Und wenn ihr da nicht erscheint und teilnehmt, dann ladet ihr weitere Sünde auf euch!“
Andere Menschen lesen diese Aussage so, als würde dort stehen: „Meine Kinder, ich schreibe euch dies, damit ihr nicht sündigt; und wenn jemand gesündigt hat – wir haben Beichtväter/Seelsorger, denen müsst ihr die Sünden bekennen, dann werden sie euch die Vergebung zusprechen/Absolution erteilen.“
Aber all‘ das sagt der Apostel Johannes nicht. Er sagt: “Wir haben einen Sachwalter bei dem Vater.“ Ist es nicht tröstlich, dass der Apostel Johannes sich hier mit in die Gemeinschaft derer einschließt, die einen “Sachwalter“ brauchen? Er sagt: “Wir haben einen Sachwalter“ und nicht: “Ihr habt einen Sachwalter.“ Das griechische Wort, das in vielen deutschen Bibeln mit “Sachwalter“ wiedergegeben wird, ist “παράκλητος“ (“parakletos“) und bezeichnet eine Person, die einem anderen Menschen zur Seite steht, eine Person, die einem anderen Menschen zu Hilfe kommt, eine Person, die für einen anderen Menschen eintritt. Wir können anstelle des etwas veralteten deutschen Wortes “Sachwalter“ auch von einem “Fürsprecher“, “Tröster“, “Helfer“ oder “Verteidiger“ sprechen. Dieser Fürsprecher/Verteidiger ist bei dem Vater
a. „für mich“:
„Denn der Christus ist nicht eingegangen in das mit Händen gemachte Heiligtum, ein Gegenbild des wahrhaftigen, sondern in den Himmel selbst, um jetzt vor dem Angesicht Gottes für uns zu erscheinen“
b. „um sich für mich zu verwenden“:
„(…) wer ist, der verdamme? Christus ist es, der gestorben, ja noch mehr, der auch auferweckt, der auch zur Rechten Gottes ist, der sich auch für uns verwendet.“
Von diesem Sachwalter (Fürsprecher, Verteidiger) werden uns zwei Dinge gesagt:
1) es ist „Jesus Christus, der Gerechte“
2) Er ist „bei dem Vater“
Die erste Aussage (“Jesus Christus, der Gerechte“) erinnert uns an 1. Petrus 3, 18:
“Denn es hat ja Christus einmal für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, damit er uns zu Gott führe (…)“
Dieser Gerechte ist für mich Ungerechten gestorben und Er hat alle meine Sünde bereits getragen. Genau daran erinnert (bildlich und mit allem Respekt vor der Heiligkeit Gottes gesprochen) Er den Vater, wenn Er sich für mich verwendet. Mein Verteidiger beantragt meinen Freispruch und zwar nicht wegen Geringfügigkeit meiner Schuld, sondern weil Er, der Gerechte, bereits für diese Sünde mit Seinem Leben bezahlt hat. Jede meiner Sünden ist schwerwiegend und für jede einzelne hätte ich den ewigen Tod verdient. Aber weil ich meine Zuflucht zu dem einzig existierenden „Gnadenstuhl“ genommen habe (Römer 3, 25) wird mir die Gerechtigkeit dieses Gerechten zugerechnet und ich darf frei sein. Gott straft keine Sünde zweimal. Christus aber ist für mich am Kreuz durch das Feuer des göttlichen Zorns gegangen und hat meine Strafe auf sich genommen. Das gilt für die Sünden, die ich tat, bevor ich zum Glauben an den Sohn Gottes kam, für die Sünden, die ich seitdem getan habe und auch für die Sünden, die ich noch tun werde. Sein vollkommenes Erlösungswerk ist die Grundlage, auf der mein Fürsprecher meinen Freispruch beantragt und auf dieser Grundlage wird Seinem Antrag stattgegeben, mir wird vergeben. Praktisch sieht das so aus, dass der Herr mich durch Seinen Geist und Sein Wort von meiner Sünde überführt (Johannes 16, 8), so dass ich meine Sünde bereue und bekenne (1. Johannes 1, 7 – 9). Wenn ich das tue, steht mein Sachwalter beim Vater bereits bereit.
Das Erleben diese Vergebungsgnade, die mir durch den Dienst meines Sachwalters beim Vater zugänglich wird, ist völlig unabhängig von Gottesdiensten und/oder so genannten Sakramenten. Wäre dem nicht so, dann wäre es nicht Gnade. Wer lehrt, dass Vergebung oder Lebensgemeinschaft mit Christus von der Teilnahme an den sog. Sakramenten abhängig sei, der hat die Gnade schon wieder mit Werken ersetzt. Lebensgemeinschaft mit Christus hat der Gläubige, weil der Auferstandene durch den Glauben in ihm lebt:
“(…) denen Gott kundtun wollte, welches der Reichtum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses ist unter den Nationen, das ist: Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit (…)“
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Sünde wird nicht durch Gesetz besiegt/überwunden, sondern durch Gnade. Je mehr wir von dem Reichtum der Gnade Gottes erkennen und uns praktisch aneignen, desto mehr werden wir Gott lieben. Je mehr wir aber Gott lieben, desto weniger anziehend wird die Sünde für uns sein. Der Reichtum Seiner Gnade lässt uns die Armut der Sünde erkennen. Sie war und ist immer ein Defizitgeschäft, bei dem wir nur “draufzahlen“.
Zur zweiten Aussage (“einen Sachwalter bei dem Vater„): Die Tatsache, dass der Apostel Johannes hier von dem Vater redet, macht deutlich, dass wir, auch wenn wir sündigen und der Vergebung bedürfen, nicht aus dem Stand des Kindes fallen, also unsere grundsätzliche Erlösung nicht einbüßen:
“Denn Gott nimmt seine Gnadengeschenke nicht zurück, und eine einmal ausgesprochene Berufung widerruft er nicht.“
Das ist wahrhaft bestaunenswerte, anbetungswürdige Gnade! Amazing Grace.