Wenn Jesus Christus vorüber geht, sollte man 2 & 2 zusammenzählen – Anmerkungen zu Markus 6, 45 – 52

Sea of Galiliee P5310015

Das Galiläische Meer (der See Genezareth) von der Altstadt Tiberias aus gesehen * Foto: By Deror Avi (Own work) [Attribution], via Wikimedia Commons

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Das Bibelwort, das der Wortverkündigung am morgigen Sonntag zugrunde liegen soll, entstammt dem Markusevangelium  (zum Hintergrund des Markusevangeliums siehe: Klick!). Zum besseren Verständnis soll dieses Wort in seinem Kontext betrachtet werden:

Und alsbald trieb er seine Jünger, in das Boot zu steigen und vor ihm hinüberzufahren nach Betsaida, bis er das Volk gehen ließe. Und als er sie fortgeschickt hatte, ging er hin auf einen Berg, um zu beten.Und am Abend war das Boot mitten auf dem See und er auf dem Land allein.Und er sah, dass sie sich abplagten beim Rudern, denn der Wind stand ihnen entgegen. Um die vierte Nachtwache kam er zu ihnen und ging auf dem See und wollte an ihnen vorübergehen. Und als sie ihn sahen auf dem See gehen, meinten sie, es wäre ein Gespenst, und schrien;denn sie sahen ihn alle und erschraken. Aber sogleich redete er mit ihnen und sprach zu ihnen: Seid getrost, ich bin’s; fürchtet euch nicht!,und trat zu ihnen ins Boot, und der Wind legte sich. Und sie entsetzten sich über die Maßen;denn sie waren um nichts verständiger geworden angesichts der Brote, sondern ihr Herz war verhärtet.

(Markus 6, 45 – 52; LUTH’84)

 

Der Evangelist Markus schildert uns in diesem Abschnitt, wie der Herr Jesus Christus Seinen Jüngern während des Sturms auf dem See Genezareth begegnet (vgl. auch Matthäus 14, 22 – 33; Johannes  6, 14 – 21). Dieses Wunder folgte direkt auf ein anderes, bekanntes Wunder Jesu – die Speisung der 5.000.  Bereits in Markus 4, 35 – 41 schilderte der Evangelist ein ähnliches Wunder am See Genezareth. Bei jener Gelegenheit stillte der Herr allein durch sein Wort den Sturm. Alle diese Wunder hatten ein Ziel: Die Jünger sollten dadurch in ihrem Glauben wachsen, Ihm vertrauen und mit Seinem Eingreifen auch in Zukunft rechnen.

Anmerkungen zu Markus 6, 45 – 52

* “Und alsbald trieb er seine Jünger, in das Boot zu steigen und vor ihm hinüberzufahren nach Betsaida, bis er das Volk gehen ließe.“Markus 6, 45 –  Auffällig in diesem Vers ist der Hinweis, dass der Herr Seine Jünger dazu “trieb“ in das Boot einzusteigen. Andere Übersetzungen schreiben, dass Er die Jünger “nötigte“. Es war anscheinend so, dass sie von sich aus keine Initiative zum Aufbruch ergriffen hätten. Gerade war ein großes Wunder geschehen, Tausende waren durch den Herrn gesättigt worden. Vielleicht dachten die Jünger, dass damit die Aufgaben des Tages erledigt wären und sie sich jetzt endlich einmal ausruhen könnten (vgl. Matthäus 17, 1 – 4). Doch nun schickt der Herr sie nicht nur eine Ortschaft weiter, sondern nötigte sie, den See zu überqueren, um nach Bethsaida zu fahren (vgl. Lukas 17, 7 – 9). Mit dem erwähnten Boot waren sie bereits früher an diesem Tag unterwegs gewesen (vgl. Markus 6, 32).

Ginosar BW 7

Ein am See Genezareth gefundenes, ca. 2000 Jahre altes Boot, das heute im Kibbuz Ginnossar, Yigal Allon Center, ausgestellt wird. Foto: By Berthold Werner (Own work) [Public domain], via Wikimedia Commons

* “Und als er sie fortgeschickt hatte, ging er hin auf einen Berg, um zu beten.“Markus 6, 46 – Vielleicht nötigte der Herr die Jünger aber auch zur Abfahrt, damit Er nach den Geschehnissen dieses Tages allein sein konnte zum Gebet. Dies ist die zweite von drei Stellen, in der Markus uns in seinem Evangelium davon berichtet, dass der Herr Jesus Christus sich zum Gebet zurück zog (vgl. Markus 1, 35; Markus 14, 32 – 36). Jede dieser drei Erwähnungen einer besonderen Gebetszeit steht im Zusammenhang mit einer besonderen Herausforderung. In Markus 6, 15 lesen wir von dem Drängen des Volkes, den Herrn zu ihrem König zu machen. Diese Versuchung, nämlich ohne das Kreuz der Herrscher Israels zu werden, begegnete dem Herrn während Seines Dienstes immer wieder. Er reagierte darauf jedes Mal mit strikter Ablehnung dieses Ansinnens und mit Gebet. Ein weiterer Grund dafür, dass der Herr an diesem Abend die Einsamkeit suchte, um zu beten, kann darin gesehen werden, dass sich Sein öffentlicher Dienst nun dem Ende zuneigte, die Ablehnung durch das Volk größer wurde und Er sich zeitlich näher auf dem direkten Weg zum Kreuz befand.

* “Und am Abend war das Boot mitten auf dem See und er auf dem Land allein. Und er sah, dass sie sich abplagten beim Rudern, denn der Wind stand ihnen entgegen. Um die vierte Nachtwache kam er zu ihnen und ging auf dem See und wollte an ihnen vorübergehen.“ Markus 6, 47 – 48 – Auf der Überfahrt nach Bethsaida werden die Jünger mit einem starken Gegenwind konfrontiert. Es scheint, dass sie ihr Ziel nicht erreichen können. Obwohl sie dem Auftrag ihres Herrn gehorsam Folge leisten, obwohl sie sich nicht auf einem falschen Weg befinden, geraten sie in eine nahezu lebensbedrohliche Bedrängnis. Die Tatsache, dass man sich mit dem, was man tut, im Willen Gottes befindet, schließt also Bedrängnisse, Schwierigkeiten und Widerstand nicht aus. Der Herr ließ diese Erfahrungen im Leben Seiner Jünger zu und Er lässt sie auch in unserem Leben zu. Das Ziel, das Er damit verfolgt,  ist, dass wir Ihn inmitten dieser Dinge besser kennenlernen und so unser Glaube gestärkt wird. Wir sollen lernen, unser Augenmerk auf Ihn und nicht auf unsere Umstände zu richten (vgl. 1. Petrus 1, 21).
Wenn der Evangelist hier von der vierten Nachtwache spricht, so benutzt er dabei die römische Stundenzählung. Diese Nachtwache lag ungefähr zwischen 3.00 Uhr und 6.00 Uhr am Morgen. Zahlreiche Kommentatoren verweisen darauf, dass uns hier zwei Kämpfe parallel geschildert werden: Während der Herr Jesus Christus auf dem Berg im Gebet ringt, ringen Seine Jünger auf dem See mit dem Wind. Beide Kämpfe spielen sich mitten in der Nacht ab, also zu einer Zeit, in der man normalerweise schlafen und damit ausruhen würde. Wir dürfen sicher sein, dass der Herr, von dem uns berichtet wird, dass Er den Kampf der Jünger sah, auch für diese gebetet hat. Und wir dürfen aufgrund von Hebräer 7, 25 sicher sein, dass der Herr Jesus Christus auch uns in unseren Bedrängnissen sieht und jetzt für uns betet.
William L. Lane zeigt in seinem Kommentar zum Markusevangelium¹ auf, dass sich die Jünger, wann immer der Herr abwesend ist oder abwesend erscheint, in Bedrängnis, Not oder Verzweiflung befinden (vgl. z. B. Markus 4, 35 – 40). Bei jeder dieser Gelegenheiten werden die Jünger von Angst geplagt und jedes Mal geben uns die Evangelien ihren Mangel an Glauben als Grund dafür an (vgl. Markus 4, 35 ff.; Markus 6, 45 ff. und Markus 9, 14 ff.). So ist es, wie wir noch sehen werden, auch bei dieser Überfahrt nach Bethsaida.
Dann berichtet der Evangelist, dass der Herr auf dem See erschien und an den Jüngern vorüber gehen wollte. In unserem Sprachgebraucht ist es leicht, diese Worte falsch zu verstehen. Wenn wir hier lesen, dass der Herr an ihnen vorüber gehen wollte, dann denken wir vielleicht,  dass Er an ihnen vorbei gehen, ihnen nicht direkt begegnen wollte. Wer jedoch mit dem biblischen Schriften des Alten und des Neuen Testaments vertraut ist, der wird durch diesen Sprachgebrauch an 2. Mose 33, 19 + 22 und in  1. Könige 19, 11 ff. erinnert. Gottes Vorübergehen an den Seinen war bzw.  ist nie ein „links liegen lassen“, sondern steht immer im Zusammenhang mit einer besonderen Offenbarung Seines Wesens und damit auch immer im Zusammenhang mit einer Vergewisserung Seiner Gegenwart, Seiner liebenden Zuwendung und Seiner Hilfe.
Während die Jünger auf dem See gegen den Wind und die Wellen ankämpften waren sie – wie so oft – völlig auf sich und ihre Probleme fixiert. Vielleicht erinnerten sie sich an jenen anderen Sturm, den sie erst kürzlich auf diesem See erlebt hatten (Markus 4, 35 – 41). Damals hatte der Herr zwar geschlafen, aber Er war wenigstens bei ihnen im Boot gewesen. Jetzt aber waren sie ganz allein. In ihrer Vorstellung war der Herr auf dem Berg und betete dort, sie hingegen waren auf dem See und mussten nun zusehen, wie sie allein mit ihren Problemen fertig wurden. Aber war das wirklich so?

* “Und als sie ihn sahen auf dem See gehen, meinten sie, es wäre ein Gespenst, und schrien; denn sie sahen ihn alle und erschraken. Aber sogleich redete er mit ihnen und sprach zu ihnen: Seid getrost, ich bin’s; fürchtet euch nicht!“Markus 6, 49 – 50 – Weil die Jünger so auf sich und ihre Probleme fixiert waren, darum erwarteten sie weder das wunderbare Eingreifen des Herrn, noch Seine Erscheinung. Genau aus diesem Grund steigerte sich dann ihre schon vorhandene Angst noch mehr, als der Herr ihnen plötzlich auf dem See begegnete. Als sie Ihn nun sahen, da konnten sie nicht glauben, dass Er es war. “Ihr“ Jesus war doch auf dem Berg und betete dort. Wie sollte Er ihnen hier mitten auf dem See begegnen? In ihrer begrenzten Vorstellung war nur Platz für einen ebenso begrenzten “Jesus“ und dementsprechend konnte es sich bei der Person, die ihnen jetzt begegnete nur um ein  “Gespenst“ (Luther-Übersetzung) bzw. eine Täuschung  (im griechischen Text wird das Wort “φάντασμα“ [“phantasma“], das Erscheinung, aber auch Lichtspiegelung bedeuten kann, benutzt) handeln.  Obwohl sie zahlreiche wunderbare Erfahrungen mit Ihrem Herrn gemacht hatten, die eindeutig darauf hinwiesen, wer Er war, hatten die Jünger noch immer nicht begriffen, dass ihr Meister nicht ein weiterer, wundertätiger Rabbi in einer langen Reihe jüdischer Schriftgelehrter, sondern Gott Selbst war! Wenige Stunden vorher hatte Er, wie einst Gott Sein Volk in der Wüste, Tausende mit Brot gespeist. Doch sie hatten Ihn noch immer nicht erkannt, als den, der Er war. Wie viel Grund hätte der Herr gehabt, seine Jünger zu tadeln. Doch Er tut es nicht. Nun begegnet Er ihnen auf dem See und spricht ihnen Mut zu. Er versichert sie Seiner helfenden Gegenwart. Auch diese Reaktion ihres Herrn hätte Ihnen deutlich machen können, mit wem sie es hier zu tun haben (vgl. Jesaja 41, 10; Jesaja 41, 13 – 14; Jesaja 43, 1; Jesaja 44, 2 u.a.m). Verschiedene Kommentatoren gehen davon aus, dass es sich bei der Aussage Jesu in Vers 50: “Ich bin (es)“ im Zusammenhang mit dem “Vorübergehen“ des Herrn um eine Offenbarung Seiner Gottheit gehandelt hat (vgl. auch 2. Mose 3, 14; 2. Mose 33, 19 + 22; 1. Könige 19, 11 ff.; Jesaja 41, 4; Jesaja 43, 10; Jesaja 51, 12; Jesaja 52, 6 u.a.m). “Ich bin“ – hebr.  אֶהְיֶה אֲשֶר אֶהְיֶה“ (ehyeh aser ehyeh) – mit diesem Namen stellte sich Gott Seinem Volk vor. In der griechischen Übersetzung des Alten Testaments, der Septuaginta, wurde diese  Aussage mit den Worten ἐγώ εἰμι ὁ ὤν“ (“ego eimi ho on“) wiedergegeben. Genau diese zwei ersten griechischen Worte ἐγώ εἰμιleiten nicht nur jedes der so genannten  sieben “Ich-bin-Worte“ Jesu ein, sondern sie begleiten in Markus 6, 50 den Zuspruch des Herrn an Seine Jünger. Neben diesen Worten wird die Gottheit Jesu deutlich durch Seine Taten offenbart:

“Hiob antwortete und sprach: Ja, ich weiß gar wohl, daß es also ist und daß ein Mensch nicht recht behalten mag gegen Gott. (…) Er spricht zur Sonne, so geht sie nicht auf, und versiegelt die Sterne. Er breitet den Himmel aus allein und geht auf den Wogen des Meeres. Er macht den Wagen am Himmel und Orion und die Plejaden und die Sterne gegen Mittag. Er tut große Dinge, die nicht zu erforschen sind, und Wunder, deren keine Zahl ist.“

(Hiob 9, 1 – 10)

“Dein Weg führte mitten durch das Meer, deine Pfade verliefen durch die Wassermassen. Doch Fußspuren von dir sah man nicht.

(Psalm 77, 20; NGÜ)

So spricht der HERR, der im Meer einen Weg und in starken Wassern Bahn macht, (…)“

(Jesaja 43, 16)

Indem der Herr Jesus Christus Seinen Fuß dorthin setzt, wo nur Gott wandeln kann, wird deutlich, wer Er ist – Gott ins Fleisch gekommen – Gott mit uns. Indem der Herr Jesus Christus “vorübergeht“ und die Worte “Ich bin (es)“ spricht, wird deutlich, wer Er ist – der allmächtige Gott, der Sein Volk durch alle Jahrhunderte begleitete, der allmächtige Gott, der als Schöpfer der Himmel und der Erde auch Macht über alle Naturgewalten hat.

* “(..) und trat zu ihnen ins Boot, und der Wind legte sich. Und sie entsetzten sich über die Maßen denn sie waren um nichts verständiger geworden angesichts der Brote, sondern ihr Herz war verhärtet.“Markus 6, 51 – 52 – Es ist interessant, dass Markus, der ja ein enger Vertrauter des Apostels Petrus war, in diesem Zusammenhang nicht den Wandel dieses Jüngers über das Wasser erwähnt. Ich bin davon überzeugt, dass der Heilige Geist hier ganz unseren Fokus auf die göttliche Person des Herrn Jesus Christus ausrichten wollte. Darum wird alles, was das menschliche Augenmerk ablenken könnte, ausgelassen.
Während der Herr Jesus bei dem ersten Wunder auf dem See Genezareth den Sturm mit einem Wort bedrohte und so stillte, kamen die Wasser in Markus 6, 45 – 52 sogleich zur Ruhe, als der Herr zu den Jüngern in das Boot stieg (Markus 6, 51). Darüber erstaunten die Jünger. “Staunen oder Verwunderung“ wird in der Wikipedia definiert als  “ein emotionaler Zustand, als Reaktion auf das Erleben von etwas Unerwartetem, das nicht den Erwartungen bzw. Schemata entspricht.“²  Die Reaktion der Jünger zeigt einmal mehr, dass sie trotz aller Zeichen und Wunder Jesu, deren Zeugen sie in der Vergangenheit bereits gewesen waren, ein solches Eingreifen, einen solchen Machterweis ihres Herrn, nicht erwartet hatten. Es brauchte nicht einmal ein Wort von Ihm und der Sturm, der eben noch ihr Leben bedroht hatte, legte sich.
In Vers 52 wird uns dann auch explizit der Grund genannt, warum die Jünger so reagierten, wie sie es taten: “(…)
denn sie waren um nichts verständiger geworden angesichts der Brote, sondern ihr Herz war verhärtet.“ Sie waren nicht verständiger geworden angesichts der Brote (….) Mit diesen Worten spielt der Evangelist auf die Speisung der 5.000 an, die erst wenige Stunden vor dieser gefährlichen Bootsfahrt stattgefunden hatte. Markus benutzt hier ein interessantes Wort, wenn er sagt, dass die nicht “verständiger“ geworden seien: “συνίημι“ (“suniemi“). Die grundlegende Bedeutung dieses Wortes ist “etwas zusammensetzen“, um es zu verstehen. In unserer deutschen Sprache würden wir sagen: “Die Jünger hätten verstanden, mit wem sie es zu tun hatten, hätten sie nur zwei und zwei zusammengezählt!“  “Zwei und zwei zusammenzählen“ ist unsere Umschreibung dafür, dass man Dinge verbinden und aus den Zusammenhängen die richtigen Schlüsse ziehen muss. Die Jünger hätten aus allem, was sie bisher in der Gemeinschaft mit dem Herrn Jesus Christus erlebt hatten, lernen, die richtigen Schlüsse ziehen sollen. Doch wie die Israeliten, die zahllose Wunder Gottes mit eigenen Augen gesehen hatten, vergaßen sie angesichts der gegenwärtigen Not alles, was Gott bisher für sie getan hatte:

“Und sie vergaßen seine Taten und seine Wunder, die er ihnen erzeigt. Vor ihren Vätern hatte er Wunder getan im Lande Ägypten, im Gefilde Zoan. Er spaltete das Meer und führte sie hindurch und türmte die Wasser auf wie einen Damm, und leitete sie bei Tag mit einer Wolke und während der ganzen Nacht mit einem hellen Feuer.  Er spaltete Felsen in der Wüste und tränkte sie wie mit großen Fluten, und ließ Bäche aus dem Felsen hervorspringen und Wasser herabfließen in Strömen. Dennoch fuhren sie fort, wider ihn zu sündigen und den Höchsten zu erzürnen in der Wüste. Und sie versuchten Gott in ihrem Herzen, indem sie Speise forderten nach ihrem Gelüste. Und sie redeten wider Gott und sprachen: «Kann Gott einen Tisch bereiten in der Wüste? Siehe, er hat den Felsen geschlagen, daß Wasser flossen und Bäche sich ergossen. Kann er aber auch Brot geben? Wird er seinem Volke Fleisch verschaffen?» Darum, als der HERR das hörte, ward er entrüstet, und Feuer entbrannte wider Jakob, ja, Zorn stieg auf über Israel, weil sie Gott nicht glaubten und nicht auf seine Hilfe vertrauten. Und er gebot den Wolken droben und öffnete die Türen des Himmels;  und er ließ Manna auf sie regnen zum Essen und gab ihnen Himmelskorn. Der Mensch aß Engelsbrot; er sandte ihnen Speise genug.“

(Psalm 78, 11 – 25)

Um die  richtigen Schlüsse aus mit Gott Erlebtem und von Gott Gehörtem ziehen zu können, ist es notwendig, dass wir nicht von “Augenblick zu Augenblick“ leben, sondern das Erlebte und Gehörte in unseren Herzen bewegen (vgl. Lukas 2, 19), es reflektierten, darüber nachsinnen. Praktisch gesehen kann uns dabei ein Tagebuch eine unschätzbare Hilfe sein. Geistlich gesehen ist dieses Nachsinnen jedoch nur möglich, wenn man ein Herz hat, das offen und belehrbar ist. Ein verhärtetes, nur auf die eigenen Probleme fixiertes Herz, ist dazu nicht in der Lage. Ein verhärtetes Herz ist ein versteinertes und damit ein unbewegliches Herz. Ein solches Herz lässt sich nicht mehr von Gott bewegen oder formen. Es ist erstarrt in den Dingen, die ihm Sorgen machen. Aus dem Parallelbericht im Matthäusevangelium (Matthäus 14, 33), erfahren wir, dass die Jünger nicht in dieser Herzenshaltung verharrten. Dort wird uns berichtet:

“Da kamen, die in dem Schiffe waren, fielen vor ihm nieder und sprachen: Wahrhaftig, du bist Gottes Sohn!“

Spät, aber nicht zu spät, werden sie wieder “beweglich“ und zwar in ihren Herzen und mit ihren Knien. Spät, aber nicht zu spät, zählen sie “2 und 2 zusammen“ und erkennen, mit wem sie es hier zu tun haben, wer hier an ihnen “vorübergegangen“ ist. Es wird uns in diesem Zusammenhang nicht explizit gesagt, dass die Jünger  ihren Unglauben bereuten. Aber ich bin sicher, dass dieses überführende Werk des Heiligen Geistes in ihren Herzen ihrem Bekenntnis und ihrer Anbetung voraus ging.
Es steht uns nicht zu, das Verhalten der Jünger zu kritisieren. Jeder Gläubige kann in den vielfältigen Anforderungen des Lebens in die Situation geraten, dass er den Blick auf Gott verliert und nur noch mit den drängenden, vielleicht sogar existenzbedrohenden Problemen des Lebens beschäftigt ist. Fromme Tipps oder Sprüche helfen niemandem in einer solchen Situation wirklich weiter. Wenn wir selbst oder andere in einer solchen Situation stehen, dann sollten wir vielmehr um eine neue, frische Begegnung mit dem Auferstandenen beten, die die Verhärtungen aufbricht und in den Herzen den tiefen Wunsch entfacht, “2 und 2 zusammen zu zählen“, um so diesen einzigartigen Gott besser kennen zu lernen.

Fußnoten:

¹= siehe William L. Lane: “The Gospel According to Mark“,  New International Commentary on the
New Testament series, W. B. Eerdmans Publishing Co., Grand Rapids 1974, Seite 235

²= siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Erstaunen

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