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General Allenby marschiert in Jerusalem ein (1917) * Foto: public domain, via Wikimedia Commons (http://en.wikipedia.org/wiki/File:Detail_of_Allenby_Entering_Jerusalem.jpg)
“Dein König kommt“ – Anmerkungen zu Sacharja 9, 9
Das Bibelwort, das für die Wortverkündigung am kommenden Sonntag ausgewählt wurde, stammt aus dem Buch des Propheten Sacharja (zum Hintergrund des Buches Sacharja siehe: Klick!):
„Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze! Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin.“
Eine messianische Verheißung
Sowohl nach jüdischem als auch nach christlichem Verständnis handelt es sich bei Sacharja 9, 9 um eine Stelle, die eine messianische Verheißung enthält. Gott lässt durch Seinen Propheten das kommen des Messias, des Erlösers, ankündigen. Während man jedoch im Judentum diese Stelle als noch unerfüllte Prophetie bzgl. des kommenden messianischen Herrschers und des Beginns seiner Friedensherrschaft deutet, versteht das Neue Testament – und damit das Christentum – diesen Vers so, dass diese Prophetie in dem triumphalen Einzug Jesus Christi in Jerusalem im Jahr 33. n. Chr. bereits ihre Erfüllung gefunden hat. In jedem der vier Evangelien wird uns diese Sicht der Jünger und des frühen Christentums bezeugt:
“Und als sie sich Jerusalem näherten und nach Bethphage an den Ölberg kamen, sandte Jesus zwei Jünger und sprach zu ihnen: Gehet in den Flecken, der vor euch liegt, und alsbald werdet ihr eine Eselin angebunden finden und ein Füllen bei ihr, die bindet los und führet sie zu mir! Und wenn euch jemand etwas sagt, so sprechet: Der Herr bedarf ihrer; dann wird er sie alsbald senden. Das ist aber geschehen, damit erfüllt würde, was durch den Propheten gesagt ist, der da spricht: ‚Saget der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir, sanftmütig und reitend auf einer Eselin und auf einem Füllen, dem Jungen des Lasttiers.‘ Die Jünger aber gingen hin und taten, wie Jesus ihnen befohlen hatte, und brachten die Eselin und das Füllen und legten ihre Kleider auf sie und setzten ihn darauf. Aber die meisten unter dem Volk breiteten ihre Kleider auf den Weg; andere hieben Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. Und das Volk, das vorausging, und die, welche nachfolgten, schrieen und sprachen: Hosianna dem Sohne Davids! Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn! Hosianna in der Höhe! Und als er in Jerusalem einzog, kam die ganze Stadt in Bewegung und sprach: Wer ist der? Das Volk aber sagte: Das ist Jesus, der Prophet von Nazareth in Galiläa!“
“Und als sie sich Jerusalem näherten und gegen Bethphage und Bethanien an den Ölberg kamen, sandte er zwei seiner Jünger und sprach zu ihnen: Gehet in das Dorf, das vor euch liegt, und sobald ihr dort hineinkommt, werdet ihr ein Füllen angebunden finden, auf welchem noch kein Mensch gesessen hat; bindet es los und führet es her. Und wenn jemand zu euch spricht: Warum tut ihr das? so saget: Der Herr bedarf seiner; so wird er es alsbald hierher schicken. Da gingen sie hin und fanden ein Füllen angebunden an einer Tür draußen am Scheidewege und lösten es ab. Und etliche der Umstehenden sprachen zu ihnen: Was machet ihr da, daß ihr das Füllen losbindet? Sie aber sagten zu ihnen, wie Jesus befohlen hatte, und sie ließen es ihnen. Und sie führten das Füllen zu Jesus und legten ihre Kleider darauf, und er setzte sich auf dasselbe. Und viele breiteten ihre Kleider auf den Weg, andere aber hieben Zweige von den Bäumen und streuten sie auf den Weg. Und die vorangingen und die nachfolgten, schrieen und sprachen: Hosianna! Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn! Gepriesen sei das kommende Reich unsres Vaters David! Hosianna in der Höhe! Und Jesus zog in Jerusalem ein und in den Tempel, und, nachdem er alles besichtigt hatte, ging er, da die Stunde schon vorgerückt war, mit den Zwölfen hinaus nach Bethanien.
“Und nachdem er das gesagt, zog er weiter und reiste hinauf nach Jerusalem. Und es begab sich, als er in die Nähe von Bethphage und Bethanien kam, zu dem Berge, welcher Ölberg heißt, sandte er zwei seiner Jünger und sprach: Gehet hin in den Flecken, der vor euch liegt; und wenn ihr hineinkommt, werdet ihr ein Füllen angebunden finden, auf dem noch nie ein Mensch gesessen ist; bindet es los und führet es her. Und wenn euch jemand fragt: Warum bindet ihr es los? so sprechet also: Der Herr bedarf seiner! Da gingen die Abgesandten hin und fanden es, wie er ihnen gesagt hatte. Als sie aber das Füllen losbanden, sprachen die Herren desselben zu ihnen: Warum bindet ihr das Füllen los? Sie aber sprachen: Der Herr bedarf seiner! Und sie brachten es zu Jesus und warfen ihre Kleider auf das Füllen und setzten Jesus darauf. Als er aber weiterzog, breiteten sie auf dem Wege ihre Kleider aus. Als er sich aber schon dem Abhang des Ölberges näherte, fing die ganze Menge der Jünger freudig an, Gott zu loben mit lauter Stimme wegen all der Taten, die sie gesehen hatten, und sprachen: Gepriesen sei der König, der da kommt im Namen des Herrn! Friede im Himmel und Ehre in der Höhe! Und etliche der Pharisäer unter dem Volk sprachen zu ihm: Meister, weise deine Jünger zurecht! Und er antwortete und sprach: Ich sage euch, wenn diese schweigen, so werden die Steine schreien!“
“Als am folgenden Tage die vielen Leute, welche zum Fest erschienen waren, hörten, daß Jesus nach Jerusalem komme, nahmen sie Palmzweige und gingen hinaus, ihm entgegen, und riefen: Hosianna! Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn, der König von Israel! Jesus aber fand einen jungen Esel und setzte sich darauf, wie geschrieben steht: ‚Fürchte dich nicht, Tochter Zion! Siehe, dein König kommt, sitzend auf dem Füllen einer Eselin!‘ Solches aber verstanden seine Jünger anfangs nicht, sondern als Jesus verherrlicht war, wurden sie dessen eingedenk, daß solches von ihm geschrieben stehe und daß sie ihm solches getan hatten.“
Auch wenn man im Judentum und im Christentum unterschiedlicher Meinung darüber ist, ob (und wenn ja durch wen) dieser Vers seine Erfüllung gefunden hat, so sind sich Judentum und Christentum darin einig, dass diese Prophetie von einem Nachfahren des Königs David spricht, mit dessen demütigen Einzug in Jerusalem das weltweite Friedensreich Gottes anbricht. Da dies aber noch nicht geschehen sei, so die Argumentation des Judentums, könne der hier angekündigte Messias nicht Jesus Christus gewesen sein. Auf diesen Punkt werden wir später noch ausführlicher eingehen.
Der erfüllte Teil der Verheißung
* “Du, Tochter Zion, freue dich sehr, und du, Tochter Jerusalem, jauchze!“ – Auf zweifache Weise spricht Gott Jerusalem durch den Propheten an – einmal wird der Name Stadt synonym für das ganze Volk gebraucht (Zion) und einmal werden die Bewohner der Stadt selbst angesprochen (Jerusalem). Beiden, den Bewohnern Jerusalems, aber auch dem ganzen Volk, gilt die Aufforderung, sich zu freuen, denn Gott würde seine Verheißung wahr machen und ihnen den verheißenen, gerechten König senden. Der Prophet Zephania hatte bereits ein Jahrhundert vor Sacharja dieselbe Verheißung im Auftrag Gottes verkündet:
“Jauchze, du Tochter Zion! Frohlocke, Israel! Freue dich und sei fröhlich von ganzem Herzen, du Tochter Jerusalem! Denn der HERR hat deine Strafe weggenommen und deine Feinde abgewendet. Der HERR, der König Israels, ist bei dir, dass du dich vor keinem Unheil mehr fürchten musst.“
Mit der Wiederholung dieser prophetischen Aussage machte Gott deutlich, wie ernst es Ihm damit war, dass diese Verheißung auch erfüllt werden sollte.
* “ Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel, auf einem Füllen der Eselin.“ – Im Altertum war das Reiten eines Herrschers auf einem Esel im Nahen Osten ein bekanntes Zeichen dafür, dass dieser in Frieden zu einer Stadt oder einem Volk kam (vgl. dazu Richter 5, 10; Richter 10, 4; Richter 12, 14; 2. Samuel 16, 2; 1. Könige 1, 33). Im Gegensatz dazu zogen diese Herrscher auf Pferden in den Krieg. Während das Erscheinen von fremden Herrschern auf hohen Rossen, wie z.B. Nebukadnezars II., Furcht und Erschrecken bei der Bevölkerung eines Landes oder einer Stadt auslöste, sollte das Erscheinen des Messias auf einem Esel bei den Israeliten und den Bewohnern Jerusalems Freude auslösen. Genau das geschah, als der Herr Jesus Christus am später so genannten “Palmsonntag“ in Jerusalem auf einem Esel eintraf. Wie gut die Menschen dieses Zeichen verstanden und wie sehr sie es mit der Erfüllung der Prophetie aus Sacharja 9, 9 in Verbindung brachten, zeigen insbesondere Berichte in Markus 11, 7 – 10 und in Lukas 19, 35 – 38. Diejenigen, die das göttliche Zeichen verstanden, reagierten – ganz im Sinne der Prophetie in Sacharja 9, 9 – mit Freude und Jubel – und sie sangen einen Psalm. Dabei handelt es sich nicht um irgendeinen Psalm, sondern um Psalm 118, der eindeutig als messianischer Psalm verstanden wurde.
Der noch ausstehende Teil der Verheißung
Doch wie ist es nun zu verstehen, dass nach dem Einzug Jesu in Jerusalem, sich nicht auch die Verheißung der Aufrichtung Seines Friedensreiches erfüllte? Die Verheißung, dass Gott einen Erlöser (Messias) zu Seinem Volk Israel senden würde, bestand seit der Zeit der Patriarchen. Ihre erste Erwähnung finden wir in 1. Mose 49, 10. Durch die Jahrhunderte hindurch hatte Gott diese Verheißung immer wieder erneuert. So war die Sehnsucht nach der Erfüllung dieser Verheißung auch immer – zumindest bei einem Teil des Volkes – lebendig geblieben. Johannes der Täufer war dann der Erste, der die Erfüllung dieser Verheißung verkündete:
“Tut Buße, denn das Reich der Himmel ist nahe gekommen”
Aber die Erwartungshaltung des Volkes Israel hatte sich unter der Fremdherrschaft durch verschiedene Völker und letztlich unter der Besatzung durch der Römer von der Erwartung eines Erlösers, der sein Volk von den Sünden befreien (Matthäus 1, 21; Lukas 1, 76 – 77) und in eine neue Beziehung zu Gott führen würde, zu der Erwartung eines politischen Befreiers hin verschoben (Lukas 24, 13 – 21¹). Von einem solchen politischen Befreier erwartete man primär, dass er der Besatzung ein Ende bereiten würde. Ein siegreicher König, am besten einer wie David, sollte das Land befreien und ihm erneut Wohlstand und Ansehen verschaffen. Das Verständnis dafür, dass Gott ein Reich unter Seiner Herrschaft aufrichten wollte, in dem Seine – geistlichen – Gesetze galten, war Israel abhanden gekommen. Genauso abhanden gekommen war ihnen das Verständnis dafür, dass sie so, wie sie waren – abgewichen von Gottes Geboten und in Sünden – für ein solches Reich Gottes nicht “kompatibel”, nicht passend waren. Immer schon hatten die Propheten des Alten Testaments daher das Volk als Ganzes zur Buße, zur Umkehr zu Gott, aufgerufen. Aber diese Aufrufe waren mehr oder weniger immer verhallt. Das Volk hatte sich immer wieder von Gottes Geboten ab- und dem Götzendienst zugewandt. In der Folge davon ließ Gott sie 597 v. Chr. in die Babylonische Gefangenschaft gehen. Doch auch danach kam es zu keiner nationalen Buße, obwohl Gott dies durch Seine Propheten immer wieder verkünden und fordern ließ. Dass eine innere Veränderung des Volkes der äußeren Veränderung der Umstände (Ende der Besatzungen durch fremde politische Mächte, Wohlstand, direkte Regierung Gottes) vorausgehen musste, hatten auch die Propheten immer wieder betont (siehe z.B. Hesekiel 36, Hesekiel 37). So war es dann auch ganz folgerichtig, dass Johannes der Täufer als letzter Prophet des Alten Bundes (Matthäus 3, 2), der Herr Jesus selbst (Matthäus 4, 17 + 23) und auch seine Jünger (Matthäus 10, 1 – 7) dem Volk Buße und Umkehr zu Gott predigen. Der Aufruf zur Umkehr (Buße) und die Verkündigung des kommenden Reiches Gottes werden im Neuen Testament als das “Evangelium des Reiches” bezeichnet (vgl. Markus 1, 14)². Hätten die Israeliten dieser Verkündigung Folge geleistet und Buße getan, dann hätte das Reich Gottes anbrechen und sich von Israel über die ganze Erde ausbreiten können. Doch die Mehrheit der Israeliten verwarf unter der Führung ihrer religiösen Autoritäten den von Gott gesandten Messias, ja sie überantworteten Ihn sogar in die Hände der ungläubigen Römer, damit diese Ihn kreuzigten. In diesem Zusammenhang sollten wir zwei Dinge beachten:
1. Der Herr Jesus Christus hatte genau diese Entwicklung in dem bekannten “Gleichnis vom Weinberg“ bzw. “Gleichnis von den bösen Weinbauern“ bereits prophetisch angekündigt:
“Höret ein anderes Gleichnis: Es war ein Hausherr, der pflanzte einen Weinberg, zog einen Zaun darum, grub eine Kelter darin, baute einen Wachtturm, verpachtete ihn an Weingärtner und reiste ab. Als nun die Zeit der Früchte nahte, sandte er seine Knechte zu den Weingärtnern, um seine Früchte in Empfang zu nehmen. Aber die Weingärtner ergriffen seine Knechte und schlugen den einen, den andern töteten sie, den dritten steinigten sie. Da sandte er wieder andere Knechte, mehr denn zuvor; und sie behandelten sie ebenso. Zuletzt sandte er seinen Sohn zu ihnen und sprach: Sie werden sich vor meinem Sohne scheuen. Als aber die Weingärtner den Sohn sahen, sprachen sie untereinander: Das ist der Erbe; kommt, laßt uns ihn töten und sein Erbgut behalten! Und sie nahmen ihn, stießen ihn zum Weinberg hinaus und töteten ihn. Wenn nun der Herr des Weinbergs kommt, was wird er mit diesen Weingärtnern tun? Sie sprachen zu ihm: Er wird die Übeltäter übel umbringen und den Weinberg andern Weingärtnern verpachten, welche ihm die Früchte zu ihrer Zeit abliefern werden. Jesus spricht zu ihnen: Habt ihr noch nie gelesen in der Schrift: ‚Der Stein, den die Bauleute verworfen haben, ist zum Eckstein geworden. Das ist vom Herrn geschehen, und es ist wunderbar in unsern Augen‘? Darum sage ich euch: Das Reich Gottes wird von euch genommen und einem Volke gegeben werden, das dessen Früchte bringt. Und als die Hohenpriester und die Pharisäer seine Gleichnisse hörten, merkten sie, daß er von ihnen redete. Und sie suchten ihn zu ergreifen, fürchteten aber das Volk, weil es ihn für einen Propheten hielt.“
Mit diesem Gleichnis hatte der Herr den Hohenpriestern und Pharisäern deutlich gezeigt, dass durch den Plan, den sie ausführen würden, das Kommen des Reiches Gottes für Israel in naher Zukunft verhindert werden würde. Vielmehr würde der Herr dieses Reich unter jenen aufrichten, die die “Früchte dieses Reiches“, also “Früchte der Buße“ (vgl. Lukas 3, 8) bringen würden.
In Erfüllung dieser prophetischen Worte erstreckt sich das Reich Gottes seit der Himmelfahrt Christi über alle Menschen, die Ihn als Herrn und Erlöser bekennen. Es wird aber auch buchstäblich anbrechen, wenn der Sohn Gottes ein zweites Mal, dann zum Gericht über die Nationen, erscheinen wird (Matthäus 24, 30).
2. Auch die Evangelisten verstanden das erste Kommen Christi in genau der Weise, dass Er bei seinem ersten Kommen zum Volk Israel nur den ersten Teil dieser Verheißung erfüllen würde. Dies wird besonders in jenen Evangelien deutlich, die die Prophetie Sacharjas zitieren – besser gesagt, es wird daran deutlich, was sie nicht zitieren:
”Und als sie sich Jerusalem näherten und nach Bethphage an den Ölberg kamen, sandte Jesus zwei Jünger und sprach zu ihnen: Gehet in den Flecken, der vor euch liegt, und alsbald werdet ihr eine Eselin angebunden finden und ein Füllen bei ihr, die bindet los und führet sie zu mir! Und wenn euch jemand etwas sagt, so sprechet: Der Herr bedarf ihrer; dann wird er sie alsbald senden. Das ist aber geschehen, damit erfüllt würde, was durch den Propheten gesagt ist, der da spricht: ‘Saget der Tochter Zion: Siehe, dein König kommt zu dir, sanftmütig und reitend auf einer Eselin und auf einem Füllen, dem Jungen des Lasttiers.’”
”Als am folgenden Tage die vielen Leute, welche zum Fest erschienen waren, hörten, daß Jesus nach Jerusalem komme, nahmen sie Palmzweige und gingen hinaus, ihm entgegen, und riefen: Hosianna! Gepriesen sei, der da kommt im Namen des Herrn, der König von Israel! Jesus aber fand einen jungen Esel und setzte sich darauf, wie geschrieben steht: ‘Fürchte dich nicht, Tochter Zion! Siehe, dein König kommt, sitzend auf dem Füllen einer Eselin!’”
Beide Evangelisten – Matthäus und Johannes – zitieren ausschließlich jenen Teil der Verheißung – das Kommen des Königs -, der mit dem ersten Kommen Jesu in Erfüllung ging. Beide lassen jedoch den Hinweis aus, dass dieser König “ein Gerechter und Helfer“ ist. Damit machen sie auch deutlich, dass die Erfüllung des zweiten Teils dieser Verheißung, nämlich die Zeit, in der die Aufrichtung einer allgemeinen Herrschaft der göttlichen Gerechtigkeit und die Hilfe dieses Königs Seinem Volk gegen seine Feinde buchstäblich zuteil werden wird, noch aussteht.
Das “Gesetz der doppelten Bezugnahme“
Bereits in dem Artikel “’Bereitet dem Herrn den Weg‘ – Anmerkungen zu Jesaja 40, 3″ habe ich auf das “Gesetz der doppelten Bezugnahme“ bzw. “Gesetz der doppelten Erwähnung“ verwiesen, welches man bei der Auslegung biblischer Prophetie unbedingt beachten sollte. Der amerikanische Theologe J. D. Pentecost schreibt bezüglich dieses Auslegungsgrundsatzes, dass Gott die Verbindung von zwei zeitlich weit auseinanderliegenden Prophetien in einer prophetischen Aussage dazu benutzt, um auf diese Weise ”einen Blick in die nahe und ferne Zukunft zu ermöglichen, (und) um mit dem Eintritt des ersten Ereignisses die Gewähr für die Erfüllung des zweiten zu geben”³. Dies trifft auch auf Sacharja 9, 9 zu: Zwei zeitlich weit auseinanderliegende, prophetisch angekündigte Ereignisse – das erste und das zweite Kommen Christi – werden in einer Prophetie verbunden. Wie wir aus den Evangelien ersehen können, hat sich der erste Teil dieser Prophetie mit dem Einzug Jesu Christi in Jerusalem im Jahr 33. n. Chr. bereits erfüllt. Darum dürfen wir sicher sein, dass sich auch der zweite, bisher noch nicht eingetroffene Teil dieser Verheißung erfüllen und der Herr Jesus Christus zur Aufrichtung Seines Friedensreiches erscheinen wird.
Herunter vom hohen Ross, aber voller Freude
Innerhalb von zwanzig Jahren kamen zwei international prominente Personen des 19. und 20. Jahrhunderts nach Jerusalem. Beide betraten die Stadt durch das bekannte Jaffa-Tor: Als der deutsche Kaiser Wilhelm II. am 29. Oktober 1898 Jerusalem besuchte, ritten er uns seine Frau auf weißen Schimmeln und mit einem großen Gefolge durch dieses Tor in die Stadt ein. Sie gaben damit das Bild von Eroberern ab. Ganz anders verhielt sich der britische Feldmarschall Edmund Allenby. Obwohl er große Teile des damaligen “Palästinas“ erobert hatte, stieg er, am 11. Dezember 1917 am Jaffa-Tor angekommen, von seinem Pferd ab und betrat Jerusalem zu Fuß4. Weder Fanfarenklänge noch Salutschüsse waren zu hören. In seiner offiziellen Verlautbarung hieß es, dass Allenby dies aus Respekt vor der “Heiligen Stadt“ getan habe. Aus anderen Quellen geht hervor, dass Allenby, ein bekennender Christ, gesagt habe, niemand solle als Eroberer nach Jerusalem einreiten, bis es der (wieder-)kommende Messias getan habe. Im Gegensatz zu Wilhelm II., war sich Edmund Allenby offensichtlich bewusst, dass der erste Teil der Prophetie von Sacharja 9, 9 bereits in Erfüllung gegangen war und die Erfüllung des zweiten Teils dieser Prophetie noch ausstand. Indem er Jerusalem zu Fuß wie ein Pilger und nicht “hoch zu Ross“ wie ein Eroberer betrat, gab Edmund Allenby ein deutliches Beispiel christlicher Demut.
Während wir als Gläubige auf das Eintreffen des zweitens Teils der Verheißung in Sacharja 9, 9 warten, sollten auch wir in einer solchen Gesinnung der Demut leben und handeln, denn sie entspricht dem Vorbild, das unser Herr Jesus Christus uns hinterlassen hat (Philipper 2, 2 – 5; 1. Petrus 2, 1 – 21). Gleichzeitig dürfen wir unser Leben aber auch in großer Freude führen. Zum einen dürfen wir uns freuen, dass Gott den ersten Teil seiner Verheißung bereits erfüllt hat: Gott sandte Seinen Sohn Jesus Christus, um uns zu erlösen und jeder Mensch, der im Glauben Zuflucht zu Ihm nimmt, wird dieser Erlösung teilhaftig:
“Denn Gott hat die Welt so geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, damit jeder, der an ihn glaubt, nicht verloren gehe, sondern ewiges Leben habe. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, daß er die Welt richte, sondern daß die Welt durch ihn gerettet werde. Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, weil er nicht geglaubt hat an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes.“
“Denn das ist der Wille meines Vaters, daß jeder, der den Sohn sieht und an ihn glaubt, ewiges Leben habe; und ich werde ihn auferwecken am letzten Tage.“
Zum anderen dürfen wir mit großer Freude und Gewissheit erwarten, dass Gott auch den zweiten Teil Seiner Verheißung erfüllen und den Herrn Jesus Christus zur Aufrichtung Seines Friedensreiches senden wird:
“Ihr habt also allen Grund, euch zu freuen und zu jubeln, auch wenn ihr jetzt ´nach Gottes Plan` für eine kurze Zeit Prüfungen verschiedenster Art durchmachen müsst und manches Schwere erleidet. Denn diese Prüfungen geben euch Gelegenheit, euch in eurem Glauben zu bewähren. Genauso, wie das vergängliche Gold im Feuer des Schmelzofens gereinigt wird, muss auch euer Glaube, der ja unvergleichlich viel wertvoller ist, auf seine Echtheit geprüft werden. Und wenn dann Jesus Christus ´in seiner Herrlichkeit` erscheint, wird ´eure Standhaftigkeit` euch Lob, Ruhm und Ehre einbringen“
Fußnoten:
¹= Beachten Sie, dass es in Vers 21 heißt: “Wir aber hofften, er sei der, welcher Israel erlösen sollte.” – Ihr Gedanke war, der Messias würde >Israel<, also das Land, von der Besatzung erlösen, nicht aber die Bewohner von ihren Sünden. Siehe dazu auch Apostelgeschichte 1, 6: “Die nun zusammengekommen waren, fragten ihn und sprachen: Herr, gibst du in dieser Zeit >Israel< die Königsherrschaft wieder?”
²= Diese Verkündigung muss unterschieden werden von dem “Evangelium der Gnade und Herrlichkeit Gottes” (Apostelgeschichte 20, 24; 1. Timotheus 1, 11), welches allen Menschen heute die Erlösung in Jesus Christus verkündet. Sie muss auch unterschieden werden von dem “ewigen Evangelium”, d.h., der Botschaft, die seit Anbeginn der Welt durch die Schöpfung verkündigt wird (vgl. Römer 1, 18 ff.; Psalm 19, 1 – 6; Offenbarung 14, 6 – 7). Das “ewige Evangelium” offenbart Gott als Schöpfer, das “Evangelium des Reiches” offenbart Gott als den König Israels, ja der ganzen Erde und das “Evangelium der Gnade und Herrlichkeit Gottes” offenbart Ihn als den Erlöser der Menschheit.
³= Zum “Gesetz der doppelten Erwähnung“ / “Gesetz der doppelten Bezugnahme“ siehe die ausführliche Fußnote 1 im Artikel “’Bereitet dem Herrn den Weg‘ – Anmerkungen zu Jesaja 40, 3″: Klick!
4 = Eine Stummfilm-Dokumentaraufnahme von Allenbys Einzug in Jerusalem ist hier zu sehen: Klick!