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Kurze Anmerkungen zu Psalm 14, 1 – 3
Das Textwort für den kommenden Sonntag findet sich in Psalm 14, 2:
“Der HERR schaut vom Himmel auf die Menschenkinder, daß er sehe, ob jemand so verständig sei und nach Gott frage (…)“
Wir könnten diesen Vers zum Anlass nehmen, um uns über die Frage Gedanken zu machen, was bei Gott “verständig“ bzw. “klug“ sein bedeutet. Wir könnten gewisse Schlussfolgerungen ziehen und am Ende bei dem Gleichnis von den zehn Jungfrauen ankommen, von denen fünf “töricht“ und fünf “klug“ waren. Wir könnten den Unterschied zwischen den “Toren“ und den “Klugen“ herausarbeiten und uns am Ende demütig freuen, dass wir – weil ja gläubig! – zu den “Klugen“ gehören dürfen. Ende gut, alles gut!? Nein, wenn Sie solche Gedanken zu diesem Textwort suchen, dann müssen Sie jetzt leider noch einmal googeln. Damit kann und will ich Ihnen nicht dienen. Denn eine solche Art der Auslegung, die das Psalmwort quasi wie ein Sprungbrett nutz, um dann ganz woanders anzukommen, würde völlig an der Aussage dieses Textes vorbei gehen. Sie beachtet nämlich weder den Kontext dieses Verses, noch seine neutestamentarische Anwendung. Wenn Sie jedoch den Sinn dieses Verses in seinem Kontext untersuchen möchten, dann können die nachfolgenden Gedanken vielleicht den einen oder anderen Anstoß dazu liefern:
Menschen, die nach Gott fragen?
Betrachten wir zuerst den Kontext, in dem sich Psalm 14, 2 findet:
“Dem Vorsänger. Von David. Der Tor spricht in seinem Herzen: «Es ist kein Gott!» Sie begehen verderbliche und greuliche Handlungen; keiner ist, der Gutes tut. Der HERR schaut vom Himmel auf die Menschenkinder, daß er sehe, ob jemand so verständig sei und nach Gott frage; aber sie sind alle abgewichen und allesamt verdorben; keiner ist, der Gutes tut, auch nicht einer! „
Aus dem Zusammenhang der Verse 1 – 3 wird eine Grundaussage deutlich: Kein Mensch – auch nicht einer! – tut das, was aus Gottes Sicht gut ist. Menschen können natürlich “Gutes tun“ im Rahmen ihrer eigenen Maßstäbe. Doch dieses “Gute“ aus menschlicher Perspektive wird niemals dem göttlichen Maßstab genügen, weil es aus eigener Kraft und in Unabhängigkeit vom Schöpfer getan wurde. Denken wir an Kain und Abel (1. Mose 4, 1 – 16). Beide brachten Gott ein Opfer dar. Abel opferte von den Tieren seiner Herde, Kain von den Früchten seines Feldes. Das Opfer Abels nahm Gott an, das Opfer Kains verwarf Er. Warum? Abels Opfer war nicht „selbst produziert“. Natürlich musste er seine Herden hegen und pflegen, aber die Frage, ob seine Herden sich vermehrten und wuchsen, das lang nicht in seiner Hand. Das Opfer Kains hingegen war mehrheitlich das Ergebnis “seiner Hände Arbeit“. Er hatte den Samen gesammelt, er hatte den Acker bestellt und besät, er hatte die Pflanzen bewässert. Natürlich lag auch das Gedeihen dieser “Früchte des Feldes“ letztlich in Gottes Hand, aber im Gegensatz zu Abel konnte Kain schon sehr viel mehr dafür tun, dass sich bei seiner Arbeit Erfolg einstellte. Wenn Abel dem Herrn die “Erstlinge“ seiner Herde darbrachte (1. Mose 4, 4), dann legte er damit auch das zukünftige Schicksal seiner Herde und damit auch seines Lebensunterhalts, in die Hände Gottes. Mit seinem Handeln bekundete er, dass er ganz und gar abhängig von Seinem Schöpfer war. Das Wissen um diese totale Abhängigkeit von Gott und ein entsprechendes Leben und Handeln, nennt die Heilige Schrift “Glaube“. Darum bezeugt sie auch von Abel:
“Durch Glauben brachte Abel Gott ein größeres Opfer dar als Kain; durch ihn erhielt er das Zeugnis, daß er gerecht sei, indem Gott über seine Gaben Zeugnis ablegte, und durch ihn redet er noch, wiewohl er gestorben ist.“
Wenn Psalm 14, 2 deutlich macht, dass kein Mensch unabhängig von Gott “Gutes tut“, dann bedeutet das auch, dass kein Mensch – einfach so und aus eigenem Antrieb – nach Gott fragt. Psalm 53, 1 – 3 bestätigt diese Tatsache. Auch der Apostel Paulus ist sich dieser geistlichen Realität bewusst, wenn er genau diese Psalmworte im Römerbrief aufgreift:
“Ich habe ja jetzt den Beweis erbracht, dass alle schuldig sind, die Juden ebenso wie die anderen Menschen, und dass alle unter der Herrschaft der Sünde stehen, genau wie es in der Schrift heißt: »Keiner ist gerecht, auch nicht einer. Keiner ist klug, keiner fragt nach Gott. Alle sind vom richtigen Weg abgewichen, keinen Einzigen kann Gott noch gebrauchen. Keiner handelt so, wie es gut wäre, nicht ein Einziger.“
Wenn dem so ist, wie es der Apostel Paulus hier bezeugt, dann stellt sich die Frage, wie Menschen überhaupt in eine Beziehung mit Gott treten können. Ist es Zufall oder Glück, Erziehung zum Glauben oder doch eine von der Wissenschaft noch unentdeckte “Veranlagung“? Die Heilige Schrift bezeugt uns, dass nichts davon der Grund für die Entstehung einer Beziehung zwischen dem Menschen und seinem Schöpfer ist. Der einzige Grund dafür, dass Menschen, die nicht nach Gott fragen, doch in eine Beziehung zu Gott treten können, ist Liebe – Gottes Liebe.
Der redende Gott
Das Christentum wird nicht umsonst als eine “Offenbarungsreligion“ bezeichnet. Das bedeutet, dass wir nichts von Gott wissen könnten (selbst wenn wir nach Ihm fragen würden), wenn Er es uns nicht zuvor geoffenbart hätte. Der Gott, an den Christen glauben, ist ein redender Gott. Von ihren ersten (1. Mose 1, 3) bis zu ihren letzten Seiten (Offenbarung 22, 10 ff.) bezeugt uns die Heilige Schrift, dass unser Gott ein redender Gott ist. Auch wenn es um die Frage nach Gott geht, also da, wo jeder Mensch ganz stumm bleibt, da redet Gott.
Wenn wir an das Reden Gottes denken, dann denken wir vielleicht an Sein geschriebenes Wort, die Bibel oder an die sonntägliche Verkündigung Seines Wortes in der Predigt. Doch lange bevor ein Mensch die Bibel aufschlägt oder eine Predigt hört, hat Gott schon auf vielfältige Weise zu ihm geredet:
Gottes Reden in der Schöpfung
Der Apostel Paulus weist in Römer 1, 19 – 22 (NGÜ) darauf hin, dass Gott durch die Schöpfung zu allen Menschen redet:
“Dabei ist doch das, was man von Gott erkennen kann, für sie deutlich sichtbar; er selbst hat es ihnen vor Augen gestellt. Seit der Erschaffung der Welt sind seine Werke ein sichtbarer Hinweis auf ihn, den unsichtbaren Gott, auf seine ewige Macht und sein göttliches Wesen. Die Menschen haben also keine Entschuldigung, denn trotz allem, was sie über Gott wussten, erwiesen sie ihm nicht die Ehre, die ihm zukommt, und blieben ihm den Dank schuldig. Sie verloren sich in sinnlosen Gedankengängen, und in ihren Herzen, denen jede Einsicht fehlte, wurde es finster. Weil sie sich für klug hielten, sind sie zu Narren geworden.“
Der von Gott mit Verstand ausgerüstete Mensch hat die Möglichkeit, durch die Schöpfung den Schöpfer zu erkennen. Jeder Mensch weiß, dass hinter einem geschaffenen Werk ein planender, intelligenter Konstrukteur stehen muss und so sollte und kann der Mensch auch verstehen, dass hinter der wunderbaren Schöpfung, die ihn umgibt, ein Schöpfer steht und dass diesem Schöpfer unser Dank und unsere Anbetung gebührt.
Gottes Reden in den Geschehnissen unseres Lebens
Der Bericht über das Leben Hiobs verdeutlicht uns, wie Gott durch die Geschehnisse unseres Lebens zu uns sprechen kann. Am Ende all‘ dessen, was Hiob erlebt, bekennt er, dass er dadurch Gott erst wirklich kennengelernt hat:
“Da antwortete Hiob dem HERRN und sprach: Ich erkenne, daß du alles kannst und kein Plan dir unausführbar ist. Wer ist’s, der den Ratschluß Gottes verdunkelt mit seinem Unverstand? Fürwahr, ich habe geredet, was ich nicht verstehe, was mir zu wunderbar ist und ich nicht begreifen kann! «Höre nun, ich will reden; ich will dich fragen, lehre mich!» Vom Hörensagen hatte ich von dir gehört, aber nun sehe ich dich mit meinen Augen; darum widerrufe ich und will im Staube und in der Asche Buße tun.„
Sehr vielen Menschen geht es ähnlich. Erst wenn alle Stützen unserem Leben entzogen sind, erinnern wir uns, dass es “da doch vielleicht einen Gott gibt“. Mir selbst ging es nicht anders. Meine Konfirmation sollte eigentlich der Abschluss meiner Beziehung zu allem, was den Namen Kirche trug, sein. Gott, nun vielleicht gab es Ihn ja, aber interessieren tat Er mich nicht. Mein Herz schlug für zwei Wissenschaften, die ich studieren wollte und denen ich aus diesem Grund jeden Augenblick meiner freien Zeit widmete. Doch dann entzog Gott meinem Leben alle irdischen Stützen. Ein geliebter Mensch befand sich ganz überraschend in einer existentiell bedrohlichen Situation. Die Liste der “Experten“, die ich befragte, wurde immer länger, doch niemand konnte mir sagen, wie diese Sache ausgehen würde. Als ich es schon fast aufgegeben hatte, in dieser Sache Rat und Hilfe zu suchen, wurde mir ein weiterer “Experte“ empfohlen. Ich entschied mich, es noch ein letztes Mal zu versuchen und wandte mich an diesen Mann. Wie überrascht war ich, als er, nachdem er mir seine fachliche Einschätzung der Situation dargelegt hatte, plötzlich fragte: “Haben Sie schon einmal gebetet?“ Beten? Nun, das war aus meiner Sicht etwas, das “fromme Menschen“, vielleicht alte Omas, tun. Ja klar, man betete mit Kindern, wenn man sie ins Bett brachte, weil es ein Ritual war, dass ihnen beim Einschlafen half. Aber seit wann beteten denn erwachsene, aufgeklärte Menschen? Gott wusste genau, wo Er bei mir ansetzen musste. Für diesen geliebten Menschen war ich bereit, mich sogar der Lächerlichkeit des Betens auszusetzen. Trotzdem tat ich es heimlich, dreimal am Tag und genauso, wie es mir dieser Mann vorgeschlagen hatte. Ich erwartete nichts. Ich wusste ja noch nicht einmal, ob es diesen Gott, an den ich meine Bitten richtete, überhaupt gab.
Als dieser Gott, mit dem ich nicht rechnete, meine Gebete innerhalb kurzer Zeit und auf eindeutige Weise beantwortet, da wusste ich, dass ich eine Entscheidung treffen musste. Ich hätte mein Leben so weiterleben könne, wie bisher, also ohne Gott. Ich hätte all‘ das, was ich erlebt hatte, als Zufall abtun können. Aber ich wusste, dass ich mich so nur selbst belügen würde. Ich hatte nicht nach Gott gefragt, aber Gott hatte zur mir gesprochen und dieses Reden Gottes konnte ich einfach nicht mehr leugnen. Also machte ich mich auf, um mehr über diesen Gott zu erfahren und begann Sein Wort zu lesen. Die Botschaft des Evangeliums führte mir die ganze Verlorenheit meines gottlosen, weil von Gott losgelösten, Daseins vor Augen, aber sie zeigte mir auch die unendlich große Liebe, mit der Gott mein Herz zu erreichen versuchte. Das Evangelium stellte mich erneut vor eine Entscheidung: Ich konnte mich von Gottes Heilsangebot abwenden und weiterhin meinen selbst gewählten Weg gehen oder ich konnte das Geschenk des neuen Lebens in Jesus Christus und einer daraus entstehenden ewigen Lebensbeziehung zu Gott annehmen. Ich entschied mich für Gottes Liebe. Mit Jeremia kann ich sprechen:
“HERR, du hast mich überredet, und ich habe mich überreden lassen; du bist mir zu stark geworden und hast mich überwunden!“
In den 30 Jahren, die seit jenem Tag im Hochsommer 1982 vergangen sind, habe ich es nie bereut, dass Gottes Liebe mich überwunden hat.
Gottes Reden in Jesus Christus
Lange bevor Gott zu uns durch Sein geschriebenes Wort oder durch die Verkündigung Seines Wortes zu uns redet, spricht Er auf vielfältige Weise zu uns und bereitet so unser Herz auf Seine wichtigste Botschaft vor:
“Nachdem Gott in vergangenen Zeiten vielfältig und auf vielerlei Weise zu den Vätern geredet hat durch die Propheten, hat er in diesen letzten Tagen zu uns geredet durch den Sohn. Ihn hat er eingesetzt zum Erben von allem, durch ihn hat er auch die Welten geschaffen; dieser ist die Ausstrahlung seiner Herrlichkeit und der Ausdruck seines Wesens und trägt alle Dinge durch das Wort seiner Kraft; er hat sich, nachdem er die Reinigung von unseren Sünden durch sich selbst vollbracht hat, zur Rechten der Majestät in der Höhe gesetzt.“
Jesus Christus ist das Fleisch gewordene, personifizierte Wort Gottes:
“Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Dieses war im Anfang bei Gott. Alles ward durch dasselbe, und ohne dasselbe ward auch nicht eines, das geworden ist. (…) Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns (und wir haben seine Herrlichkeit angeschaut, eine Herrlichkeit als eines Eingeborenen vom Vater), voller Gnade und Wahrheit (…)“
(Johannes 1, 1 – 2 + 14)
Worte – sie entstehen in unserem Inneren, unserem Herzen. Und wenn Worte unseren Mund verlassen, dann offenbaren sie, was in uns, in unserem Herzen ist (Matthäus 12, 34b). Jesus Christus ist die Offenbarung des Herzens Gottes. Wer Gott kennenlernen will, der muss Ihn betrachten:
“Jesus spricht zu ihm: So lange Zeit bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen, und wie sagst du: Zeige uns den Vater?“
(Johannes 14, 9; vgl. Johannes 6, 40 & Johannes 12, 45)
Wer Gottes Reden in Jesus Christus erst nimmt, der versteht, dass Gott am Kreuz von Golgatha alles gibt. Der Schöpfer gibt alles für Seine Schöpfung. Und Er redet. Mit ausgestreckten Armen redet Er zu einer Welt, die nicht nach Ihm fragt, ja Er schreit ihr förmlich entgegen, wie sehr Er sie liebt:
„Ich wäre zu erfragen gewesen für die, so nicht nach mir fragten; ich wäre zu finden gewesen für die, so mich nicht suchten; ich habe gesagt: «Siehe, hier bin ich, siehe, hier bin ich!» zu einem Volk, das meinen Namen nicht anrief. Ich habe meine Hände den ganzen Tag ausgestreckt nach einem widerspenstigen Volk, das seinen eigenen Gedanken nachgeht auf einem Wege, der nicht gut ist!“
Es ist wahr: Niemand ist da, der von sich aus nach Gott fragt. Keiner von uns ist in göttlichem Sinne klug und keiner von uns hätte je eine Chance, wenn Gott nicht den ersten Schritt gegangen wäre und zu uns sprechen würde. Darum bezeugt Paulus:
“Denn Christus ist schon zu der Zeit, als wir noch schwach waren, für uns Gottlose gestorben. (…) Wir sind ja mit Gott durch den Tod seines Sohnes versöhnt worden, als wir noch seine Feinde waren. „
(Römer 5, 6 + 10a)
Gott spricht zu Ihnen. Haben Sie Ihm schon geantwortet? Sie können Gottes Reden beiseite schieben, Sie können Ihre Ohren verschließen. Aber Gott wird immer wieder zu Ihnen sprechen, weil Seine Liebe Ihr Herz erreichen will. Wann immer Sie ein Kreuz sehen, werden Sie Gottes Reden vernehmen. Jedes mal, wenn Sie ein Datum mit Jahreszahl schreiben, werden Sie sich daran erinnern, dass wir unsere Jahre ab dem Zeitpunkt zählen, an dem Jesus Christus, die personifizierte Liebe und das letzte Wort Gottes diese Erde betrat. Gott redet, Seine Arme sind weit ausgestreckt. Antworten Sie Ihm?