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Im Buch des Propheten Jesaja findet sich eine Aussage, die Grundlage für mehrere Lieder, u. a. auch für eine Kantate von Philipp Heinrich Erlebach geworden ist:
“Siehe, um Trost war mir sehr bange. Du aber hast dich meiner Seele herzlich angenommen, dass sie nicht verdürbe; denn du wirfst alle meine Sünden hinter dich zurück.“
Der Kontext unseres heutigen Textwortes 2. Korinther 1, 5 (zum Hintergrund des 2. Korintherbriefes siehe: Klick!) gibt uns Hinweise darauf, wie wir Trost empfangen können und zwar nicht nur dann, wenn wir gesündigt haben, sondern in allen Situationen unseres Lebens:
“Gepriesen sei der Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, der Vater der Erbarmungen und Gott allen Trostes, der uns tröstet in all unserer Bedrängnis, damit wir die trösten können, die in allerlei Bedrängnis sind, durch den Trost, mit dem wir selbst von Gott getröstet werden; denn so wie die Leiden des Christus uns gegenüber überreichlich sind, so ist auch durch den Christus unser Trost überreichlich. Sei es aber, dass wir bedrängt werden, so ist es eures Trostes und Heils wegen; sei es, dass wir getröstet werden, so ist es eures Trostes wegen, der im Ausharren in denselben Leiden wirksam ist, die auch wir erleiden. Und unsere Hoffnung für euch ist fest, da wir wissen, dass, wie ihr der Leiden teilhaftig seid, so auch des Trostes.“
Der Vater der Erbarmungen – Gott allen Trostes
Der Apostel Paulus beginnt die Belehrungen dieses Kapitels, indem er Gott preist. Das hier von Paulus gebrauchte griechische Wort für “gepriesen“ (“εὐλογητός“ = “eulogetos“) bedeutet auch “anbetungswürdig“ bzw. „gesegnet“ im Sinne von “Gutes über eine Person aussagen“. Dieser Ausdruck, der achtmal im Neuen Testament vorkommt (Markus 14, 61; Lukas 1, 68; Römer 1, 25; 9, 5; 2. Korinther 1, 3; 11, 31; Epheser 1, 3; 1. Petrus 1, 3) und hauptsächlich von Paulus gebraucht wird, bringt gleichermaßen Dankbarkeit und Anbetung zum Ausdruck. Er wird im Neuen Testament immer nur in Verbindung mit der Person Gottes genannt. Dass Paulus seinen nachfolgenden Belehrungen die Aufforderung, Gott zu preisen, voran stellt, ist, wie wir noch sehen werden, kein Zufall.
Der Gott, der unseres Lobpreises würdig ist, wird uns in den weiteren Versen als der „Vater aller Erbarmungen“ (andere übersetzen „Vater der Barmherzigkeit“) und „Gott allen Trostes“ vorgestellt. Wenn der Apostel Paulus Gott hier als “Vater aller Erbarmungen“ bezeichnet, dass macht er damit zum einen deutlich, dass alle Barmherzigkeiten, alle Gnadenerweisungen, alle Segnungen, die wir als Christen erfahren, ihre Quelle einzig und allein in Ihm haben. Er allein ist ihr Ursprung. Ihm allein verdanken wir all‘ das Gute das uns je in unserem Leben widerfahren ist. Darum bezeichnet der Apostel Petrus Ihn auch als den “Gott aller Gnade“ (1. Petrus 5, 10). Aber der griechische Text lässt noch eine andere Möglichkeit zu. Gott ist nicht nur der “Gott aller Erbarmungen“ in dem Sinne, dass Er der Ursprung aller Barmherzigkeit ist, nein, Barmherzigkeit ist Teil Seines innersten Wesens. Er ist ein barmherziger Vater, ein barmherziger Gott. So stellte Er sich bereits Mose vor:
“Und als der HERR vor seinem Angesicht vorüberging, rief er: Der HERR, der HERR, der starke Gott, der barmherzig und gnädig ist, langsam zum Zorn und von großer Gnade und Treue (…)“
(2. Mose 34, 6; vgl. 2. Mose 33, 19)
Daran hat sich bis heute nichts geändert (Maleachi 3, 6; Epheser 2, 4)
Der Tröster
Dieser “Vater aller Erbarmungen“, dieser “Gott aller Gnade“ ist auch der “Gott allen Trostes“ (2. Korinther 1, 3).
Das Wort “Trost“ (“παράκλησις“ = “paraklesis“) kommt in diesem kurzen Text zehnmal vor, entweder als Subjekt oder als Verb. Es ist damit auch das Schlüsselwort dieses ganzen Abschnitts. “Paraklesis“ bedeutet mehr als nur „Mitgefühl haben“ oder „jemandem Trost spenden“. Der Herr Jesus Christus gebrauchte dieses Wort, als Er in Johannes 14, 16 + 26; 15, 26 und 16, 7 das Kommen des Heiligen Geistes und Seinen Dienst für die Gläubigen ankündigt. Er nennt den Heiligen Geist „parakletos“ („παράκλητος“), d.h. “Beistand“, “Anwalt“, “Vermittler“, “Fürsprecher“, “Sachwalter“. In dem Wort „paraklesis“ schwingt aber auch Ermutigung und Unterstützung mit.
Der „parakletos“ ist also eine Person, die in einer schwierigen Situation bei mir ist, mir beisteht, wenn ich diesen Beistand brauche und die mich – in dieser Situation – wie ein Freund unterstützt. So beschreibt, wie gesagt, der Herr Jesus Christus die Person und den Dienst des Heiligen Geistes. Aber auch der Herr Jesus Selbst wird uns als ein solcher “parakletos“ (1. Johannes 2, 1) und Helfer (Hebräer 2, 8) beschrieben und hier in 2. Korinther 1, 3 wird Gott, der Vater, so bezeichnet. Es ist ein Wesensmerkmal aller drei Personen der Gottheit. Trost in Person, Trost hoch drei, Trost in Vollkommenheit.
Wenn Sie Trost brauchen, dann haben Sie die Entscheidung: Sie können Gott um Tröstungen bitten, kleine Segnungen, die Ihnen Ihr Los erleichtern mögen. Oder Sie können im Gebet vor Gott treten und dieser einzigartigen, wunderbaren Person begegnen – dem Gott allen Trostes! Sie können Barmherzigkeiten, Gnadenerweise, erbeten oder Sie können gleich zur Quelle, zu dem “Vater aller Erbarmungen“ gehen. Gott wird sich Ihnen nicht aufdrängen. Aber wenn Sie Ihn bitten, Ihr Beistand in jeder Situation Ihres Lebens zu werden, dann werden Sie erleben, was Daniel erlebte: in den Feueröfen Ihres Lebens, durch die Sie vielleicht mit anderen gehen müssen, wird eine weitere unbekannte Person sichtbar werden (Daniel 3, 24 – 25). Und wenn Sie aus dem Feuer heraustreten, werden die Fesseln, mit denen man sie gebunden hat, das einzige sein, was ein Opfer der Flammen geworden ist. Beten Sie nicht um Tröstungen, beten Sie nicht um kleine Segenseinheiten. Begegnen Sie dem Gott allen Trostes und erleben Sie, was Er verheißen hat:
“Wenn du durchs Wasser gehst, so will ich bei dir sein, und wenn durch Ströme, so sollen sie dich nicht ersäufen. Wenn du durchs Feuer wandelst, sollst du nicht verbrennen, und die Flamme soll dich nicht anzünden.“
(Jesaja 43, 2; vgl. Psalm 66, 12; 2. Timotheus 4, 17; 1. Korinther 3, 15)
Der Gott, der da ist
Der “Gott allen Trostes“ ist der Gott, der da ist. Er ist Ihr Beistand, wann immer Sie Ihn brauchen. In 2. Korinther 1, 4 sagt Paulus: “der uns tröstet in all unserer Bedrängnis“. Der Apostel sagt nicht: “der uns tröstete in einigen unserer Bedrängnissen“, er sagt auch nicht: “der uns trösten wird in bestimmten zukünftigen Bedrängnissen“. Nein, der Gebrauch der Gegenwartsform macht deutlich: Gottes Beistand gilt nicht für ausgewählte, wenige, besondere Situationen, Er will und wird uns in allen Bedrängnissen zu Seite stehen, die uns betreffen. Es gibt keine Ausnahmen. Der “Gott allen Trostes“ ist der Gott, der für Sie da ist. Jetzt, immer und in jeder Not.
Paulus macht aber auch deutlich, dass der Trost, die Hilfe, ja alles, was uns von Gott in unseren Bedrängnissen zuteil wird, nicht nur dazu dienen soll, dass wir ermutigt und gestärkt werden. Wir dürfen all‘ dies auch an andere weiter geben und sie auf den einzigen, wahren Tröster hinweisen: “ (…) damit wir die trösten können, die in allerlei Bedrängnis sind, durch den Trost, mit dem wir selbst von Gott getröstet werden (…)“ (Vers 4)
Die Leiden Christi
Wenn Paulus in 2. Korinther 1, 5 von den “Leiden Christi“ spricht, die wir erdulden müssen, dann sind damit die Leiden gemeint, die wir aufgrund unseres Glaubens – also um Christi willen – erfahren. In kaum einer Zeit in der Kirchengeschichte zuvor, haben Christen weltweit um ihres Glaubens soviel Verfolgung erlitten, wie im 20. und 21. Jahrhundert. Es bist hier nicht Raum, dieses Thema weiter zu vertiefen. Wer es möchte, kann sich auf der Homepage des internationalen Hilfswerks “Open Doors“ eingehend informieren: Klick! In Europa erleben wir gegenwärtig (noch?) Glaubensfreiheit und keine öffentlichen Einschränkungen oder gar Verfolgungen um unseres Glaubens willen. Aber Leiden entstehen nicht erst dann, wenn es zu einem offiziellen Religionsverbot oder einer Verfolgung um des Glaubens willen kommt. Leiden entsteht dann, wenn der Erlöser, den ich liebe, in den Schmutz gezogen wird. Wenn man unter dem Deckmantel der künstlerischen Freiheit Sein Kreuz, Sein Wesen, Sein Werk von Golgatha lächerlich macht. Leiden entsteht, wenn ein Ehepartner zum Glauben an Jesus Christus kommt, der andere Ehepartner mit “diesem frommen Mist“ nichts anfangen kann und die Ehe beendet. Leiden entsteht, wenn Kinder nicht nur das Haus ihrer Eltern sondern gleichzeitig auch Gott verlassen bzw. hinter sich lassen. Leiden entsteht, wenn man aus Glaubens- und Gewissensgründen am Arbeitsplatz Dinge nicht mitmachen kann und als Folge davon gekündigt wird. Es gibt auch bei uns viele Formen des Leidens für Christus. Doch Paulus versichert uns, dass wo immer wir um Christi willen leiden, Christus Selbst unser Beistand und Trost sein wird. Der Apostel wusste, wovon er sprach. Als er – damals noch als Saulus – auf dem Weg nach Damaskus war, um die junge christliche Versammlung (= Gemeinde) zu verfolgen, wurde er mit der Macht Christi konfrontiert:
“Und als er zur Erde fiel, hörte er eine Stimme, die zu ihm sprach: Saul, Saul, was verfolgst du mich? Er aber sagte: Wer bist du, Herr? Der aber sprach: Ich bin Jesus, den du verfolgst.“
Beachten wir: Christus fragt: „Was verfolgst du mich?“ und Er sagt: „Ich bin Jesus, den du verfolgst.“ Würden wir hier nicht erwarten, dass der Herr sagt: “Was verfolgst du meine Versammlung (= Gemeinde)?“ Aber der Herr, das Haupt des Leibes (Kolosser 1, 18) lässt sich nicht trennen von Seiner Versammlung (= Gemeinde). Wer sie verfolgt, verfolgt Ihn. Wer ihr Leiden zufügt, greift Ihn an. Er identifiziert sich ganz und gar mit Seinen Kindern. Er ist ganz und gar eins mit ihnen. Kann es einen stärkeren Ausdruck des Beistandes, Seines Mitgefühls, Seines Trostes geben?
Gott möchte uns nicht nur mit kleinen Segnungen beschenken, wenn wir Trost brauchen. Er Selbst will unser Trost in Person sein. Der “Vater aller Erbarmungen“ möchte uns nicht mit wenigen Tropfen abspeisen, Er möchte, dass wir an der Quelle trinken. Der Gott aller Gnade wünscht nichts mehr, als dass wir immer wieder neu aus Seiner Fülle nehmen: Gnade um Gnade (Johannes 1, 16). So ist der Gott, dem wir glauben. Und weil Er so ist, darum ist Er allein würdig, gepriesen zu werden. Jetzt – und in alle Ewigkeit.