Noch ist nicht aller Tage Abend


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In zwei Tagen jährt sich Luthers Thesenanschlag zu Wittenberg zum 494. Mal. Die meisten haben von der Reformation und ihrem “Vater“ Martin Luther im Geschichtsunterricht gehört. Viele Christen wissen, dass Luther sich in seinen Schriften über den christlichen Glauben auf den Apostel Paulus und dessen Aussagen in Römer 1, 17 bzw. Galater 3, 11 bezog. Paulus ist so gesehen der “Großvater“ der Reformation. Vergessen wird bei allem Reformationsgedenken jedoch häufig ihr “Urgroßvater“. Diesen möchte ich Ihnen heute näher vorstellen. Es ist der Prophet Habakuk.  Aus seinem nur 3 Kapitel umfassenden Buch zitiert Paulus einen Vers: “Der Gerechte aber wird aus Glauben leben“ (Habakuk 2, 4). 15 Jahrhunderte später wird dieser Vers für Martin Luther zum Schlüsselvers. Es ist daher sehr passend, am Sonntag vor dem Reformationstag diesen Propheten und seine Botschaft zu betrachten. Dazu lesen wir Habakuk 2, 1 – 20.

Zwei Wege – eine Entscheidung

Die Reformation hat der Botschaft des biblischen Evangeliums wieder Gehör verschafft: Gott ist der Schöpfer und Herrscher dieses Universums. Seit seiner Erschaffung war der Mensch berufen, unter Gottes Herrschaft ebenfalls zu herrschen (1. Mose 1, 26). Doch der Mensch übertrat Gottes Gebot, ja lehnte sich gegen Gott auf. Gott in Seiner Heiligkeit kann Sünde nicht tolerieren. Er musste den Menschen richten. Doch aus Liebe zu Seinen Geschöpfen sandte Gott Seinen Sohn Jesus Christus, der am Kreuz auf Golgatha für die Sünde der Welt starb und nach drei Tagen von den Toten auferstand. So hat der Sohn Gottes die Erlösung des Menschen aus der Macht der Sünde ermöglicht (Johannes 3, 16). Seitdem steht jeder Mensch vor einer Entscheidung: Entweder kann er dem Evangelium glauben, die Erlösung annehmen und wieder in die ewige Gemeinschaft mit Gott eintreten oder er kann es ablehnen, ein Leben ohne Gott führen und wird dann auch eine Ewigkeit in der Gottesferne verbringen. Eine Alternative zu diesen beiden Wegen kennt das Evangelium nicht. Es gibt nur den Weg des Gerechten, d.h., des Menschen, der durch die Erlösung für eine Beziehung mit Gott “richtig gemacht wurde“ oder den Weg des Ungerechten, d.h. des Menschen, der es ablehnt, in die richtige Beziehung zu Gott zu kommen.

Das Buch Habakuk befasst sich mit diesen beiden Wegen: Dem Weg des Gerechten und dem Weg des Ungerechten. Im ersten Kapitel dieses Buches klagt der Prophet Gott sein Leid und das seines Volkes. Was war geschehen? Die Babylonier, die bereits das mächtige Assyrien eroberten und kurz darauf die Großmacht Ägypten besiegten, waren nun auch in Juda eingefallen und unterdrücken das Volk auf brutale Weise. Habakuk weiß, dass es Gründe dafür gibt. Juda ist von Gottes guten Geboten abgewichen (Habakuk 1, 2 – 4) und steht unter Gottes Gericht. Dennoch fragt er, wie Gott es zulassen kann, dass ein Volk, das noch ungerechter ist, Juda so bedrängen darf? Und er fragt: Wann wird das enden?

Gottes Zeitpunkte

Habakuk 2, 1 – 20 ist die Antwort Gottes auf diese Fragen. In den Versen 2 – 4 spricht Gott von einer Offenbarung, die der Prophet aufzeichnen soll und Gott ruft ihn zur Geduld auf:

“Da antwortete mir der Herr und sprach: Schreibe die Offenbarung nieder und grabe sie in Tafeln ein, damit man sie geläufig lesen kann! Denn die Offenbarung wartet noch auf die bestimmte Zeit, und doch eilt sie auf das Ende zu und wird nicht trügen. Wenn sie sich verzögert, so warte auf sie, denn sie wird gewiß eintreffen und nicht ausbleiben. Siehe, der Vermessene — unaufrichtig ist seine Seele in ihm; der Gerechte aber wird durch seinen Glauben leben.“

Habakuk wünscht eine sofortige Veränderung, aber er muss lernen: Gottes Uhren gehen anders. Gott wird Seinen Plan erfüllen, doch nach seinem Zeitplan. Gottes Zusage ist klar: Das Böse wird ein Ende finden. Auch die babylonischen Unterdrücker werden dem gerechten Gericht Gottes nicht entgehen. Gottes Befreiung (NIV: Befreier) wird nicht für immer auf sich warten lassen, sondern erscheinen und eingreifen. Aber das alles wird im richtigen Moment, nach Gottes Zeitplan, geschehen. Bis dahin muss der Prophet sich gedulden. Aus der menschlichen Perspektive mag es so scheinen, als handele Gott nicht. Aber in Wirklichkeit handelt Er nur noch nicht jetzt. Die Erfüllung des göttlichen Plans wird genau zum richtigen Zeitpunkt eintreffen und bis dahin ist immer noch “Zeit der Gnade“ (vgl. 2. Petrus 3, 9 – 10).

Was in Habakuks Tagen galt, gilt auch heute: Gottes Pläne werden sich erfüllen. Er wird Sein Volk befreien und zu sich nehmen. Der Herr Jesus hat dies im Gleichnis von der bittenden Witwe deutlich gemacht (Lukas 18, 1 – 8 ). Gott wird das Böse richten und Sein Reich der Gerechtigkeit wird kommen (2. Petrus 3, 13). Aber es wird zu Gottes Zeitpunkt eintreten, es wird “nicht von Menschen Hand aufgerichtet werden“. Der Tag wird kommen, an dem Gott den Erdkreis richten wird durch den einen Mann, den Er dazu bestimmt hat (Apostelgeschichte 17, 31).  Wie Habakuk müssen auch wir uns in Geduld üben bzw. zulassen, dass der Heilige Geist diesen Aspekt seiner Frucht in unserem Leben entwickeln kann (Galater 5, 22). Auch an uns ergeht die Aufforderung, trotz all‘ der Schwierigkeiten am Guten festzuhalten. Auch wir sind aufgerufen, angesichts all‘ der Dinge, die unseren Glauben und unsere Zuversicht in den heiligen und gerechten Gott untergraben wollen, zu überwinden.

Babylons Tag wird kommen

Was ist mit Habakuks Klage, dass die Ungerechten jene unterdrücken dürfen, die gerechter sind als sie? Auch wenn Juda versagt hat, so standen sich doch immerhin in einer Beziehung zu dem wahren Gott. Jetzt unterdrückt sie eine Nation, die “Stein und Holz“ anbetet (Verse 18 – 19). Wieder ist Gottes Antwort eindeutig: Auch das wird ein Ende haben, das Böse wird nicht triumphieren. Vor Gott gibt es nur zwei Wege: den Weg des Gerechten, der aus Glauben lebt und den Weg des Ungerechten. Die Ungerechten werden nicht das letzte Wort haben, ihr Weg hat keinen Bestand (Psalm 1, 4; Psalm 115, 4 – 8). Babylons Tag wird kommen, aber es wird kein Tag des Sieges sein, sondern ein Tag des Gerichts. Die Tage des Unterdrückers sind gezählt. Gottes Überrest aus Juda wird überleben. Der Gerechte wird aufgrund seines Glaubens (über-)leben (vgl. Hebräer 10, 38 – 39!). Glaube bedeutet hier, dem Wort Gottes zu glauben, Seiner Verheißung zu vertrauen, an Gottes Treue, Seiner Glaubwürdigkeit, festzuhalten. Glaube bzw. Gottesfurcht sind eine Sache des Herzens, ein Festhalten an Gott, auch wenn man Sein Handeln nicht immer versteht, auch wenn es so scheint, dass Er nicht eingreift, nicht handelt.

Als Antwort auf Habakuks Klage stellt Gott ihm die besagten zwei Wege dar: Das Leben des Ungerechten, dessen Herz voller Stolz und nicht aufrichtig ist. Und das Leben des Gerechten, der aus Glauben lebt und an Gott festhält. Letzteres ist aus Gottes Sicht nicht die „bessere Art zu leben“, sondern die einzige. Babylons Erfolg ist nämlich nur zeitlich. Wie alle, die im Materialismus das endgültige Glück sehen, bekommen sie nie genug (Verse 6 – 8 ). Nach Assyrien und Ägypten, zwei Großreichen, muss auch noch das kleine Juda „dran glauben“. Doch Babylon übernimmt sich. Der Kollaps ist vorprogrammiert. Die Besiegten würden letztendlich in die Weherufe (Verse 6 – 19) des Propheten mit einstimmen. Der Tag würde kommen, an dem die Unterdrückten gegen ihren Unterdrücker aufstehen würden, wenn aus dem Plünderer ein Geplünderter werden würde.

Gott sieht tiefer

Wer nach Babylon kam, der betrat eine blühende Stadt, sah die berühmten „Hängenden Gärten“ und eine herrschaftliche Burg (Verse 12 – 14). Aber Gott sah und sieht hinter Äußerlichkeiten. Er sah das Blutvergießen, auf dem die Pracht und der Reichtum Babylons aufgebaut waren. Das, was der eine Herrscher aufgebaut hatte, würde unter dem nächsten Herrscher vergehen. Wahrlich, „wenn nicht der Herr das Haus (die Nation) baut, so arbeiten umsonst, die daran bauen“ (Psalm 127,  1). Alle Reiche, die so aufgebaut wurden und werden, werden untergehen und dem Reich Gottes Platz machen müssen (Daniel 2, 44; Daniel 7, 14; Offenbarung 11, 15). Gottes Herrlichkeit wird die Erde erfüllen und Babylons Herrlichkeit wird in der Bedeutungslosigkeit, ja in Schande versinken. Babylon wird für seine Taten zur Rechenschaft gezogen werden, selbst für die ökologische Verwüstung, die es angerichtet hat (Vers 17). Auch der Götzendienst Babylons wird von Gott gerichtet werden, denn er ist die Wurzel seiner Übel. Babylons Götzen werden es nicht vor dem gerechten Gericht Gottes bewahren können. Was kann man auch von leblosen Götzen erwarten? So beeindruckend die Götterstatuen Babylons auch aussahen, so waren sie doch nichts anderes, als ein bearbeitetes Stück Stein, Holz oder Metall. Babylons Götter würden, wie Babylon selbst, am Ende versagen (Verse 18 – 19).

Gott ist in Seinem heiligen Tempel

Die stummen Götzen der Nationen versuchte man durch viel „Tamtam“ dazu bewegen, ihre Stimme hören zu lassen (1. Könige 18, 26 – 28):

“So nahmen sie den Stier, den man ihnen überlassen hatte, und richteten ihn zu. Darauf riefen sie vom Morgen bis zum Mittag den Namen des Baal an: Baal, antworte uns! Aber da war kein Laut, keine Antwort. Und sie hüpften um den Altar, den man gemacht hatte. Da riefen sie mit lauter Stimme und ritzten sich, wie es bei ihnen Brauch war, mit Messern und mit Spießen, bis das Blut an ihnen herabfloss. Und es geschah, als der Mittag vorüber war, da weissagten sie bis zur Zeit, da man das Speisopfer opfert; aber da war kein Laut, keine Antwort, kein Aufhorchen.

Der wahre Gott redet – und wir schweigen. Denn Gott hat für Habakuk –  und für uns – eine Botschaft: Die Mächte der Bosheit mögen ihre Triumphe feiern. Es mag scheinen, dass sie gewinnen, es mag scheinen, dass das Böse über das Gute triumphiert, als habe Gott die Kontrolle verloren. Aber: Noch ist nicht aller Tage Abend!  Täuschen wir uns nicht. Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein. Denn: Gott ist in Seinem heiligen Tempel – Er sitzt immer noch auf dem Thron und Er hat alles in Seiner Hand.  Die Tage der Mächte der Bosheit sind gezählt. Einen finalen Triumph wird es für sie nicht geben. Die Weissagung an Habakuk hat sich erfüllt. Das historische Babylon ist schon lange Vergangenheit. Das Volk der Juden besteht trotz Jahrhunderten der Verfolgung und trotz des schrecklichen Holocausts immer noch. Ja, es ist sogar – wie Gott es angekündigt hat (Hesekiel 36, 24 – 27) – in das Land seiner Väter zurückgekehrt.  Genauso wird Gott auch alle Seine anderen Verheißungen erfüllen. Gott ist in Seinem heiligen Tempel. Wer seinen Blick dahin wendet, der erkennt, welches Ende die Mächte der Bosheit erwartet (Psalm 73, 16 – 20). Wer seinen Blick dorthin richtet, der weiß:

Gott ist in Seinem heiligen Tempel und Er hat verheißen, dass der Gerechte aufgrund seines Glaubens leben wird.

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