Der Tag des Herrn


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Ich bin immer wieder etwas verwundert, wenn ich Christen sagen höre, sie erwarteten den Tag des Herrn. Sollten Christen wirklich primär Zerstörung und Trübsal erwarten? Oder handelt es sich „nur“ um eine Begriffsverwechslung? Die Heilige Schrift nennt uns drei zu unterscheidende Begriffe, nämlich den „Tag des Herrn“, den „Tag Christi“ und den „Tag Gottes“. Mit dem Wort „Tag“ ist hierbei jeweils nicht ein normaler 24-Stunden-Tag gemeint, sondern eine Zeitperiode. Das wird deutlich, wenn man die Bibelstellen, die den jeweiligen Tag beschreiben, untersucht. Jeder dieser drei Begriffe wird in der Bibel mit unterschiedlichen Zeiten und Geschehnissen in Verbindung gebracht. Betrachten wir nachfolgend die Stellen, die vom „Tag des Herrn“ sprechen (und fragen Sie sich beim Lesen bitte ob Sie diesen „Tag“ wirklich erwarten):

Der Tag des Herrn im Alten Testament:

Jesaja 2, 12 – 21:

„Denn es kommt ein Tag vom HERRN der Heerscharen über alles Stolze und Hohe und über alles Erhabene, daß es erniedrigt werde; über alle hohen und erhabenen Zedern Libanons und über alle Eichen Basans; über alle hohen Berge und über alle erhabenen Höhen; über alle hohen Türme und über alle festen Mauern; über alle Tarsisschiffe und über alle köstlichen Kleinodien; und der menschliche Hochmut wird gebeugt und der Männerstolz gedemütigt werden, der HERR allein aber wird erhaben sein an jenem Tage. Und die Götzen werden gänzlich verschwinden. Und man wird sich in Felshöhlen und Erdlöcher verkriechen aus Furcht vor dem HERRN und vor seiner majestätischen Pracht, wenn er sich aufmachen wird, die Erde zu schrecken. An jenem Tage wird der Mensch seine silbernen und goldenen Götzen, die er sich gemacht hatte, um sie zu verehren, den Maulwürfen und Fledermäusen hinwerfen, um hineinzukriechen in die Felsspalten und Steinklüfte aus Furcht vor dem HERRN und seiner prachtvollen Majestät, wenn er sich aufmachen wird, die Erde zu schrecken.“

Jesaja 13, 5 – 13:

 „Heulet! Denn der Tag des HERRN ist nahe; er kommt wie eine Verwüstung von dem Allmächtigen! Darob werden alle Hände schlaff und die Herzen aller Sterblichen verzagt. Sie sind bestürzt; Krämpfe und Wehen ergreifen sie, sie winden sich wie eine Gebärende; einer starrt den andern an, ihre Angesichter sind feuerrot. Siehe, der Tag des HERRN kommt, unbarmherziger, überfließender und glühender Zorn, das Land zur Wüste zu machen und die Sünder daraus zu vertilgen. Ja, die Sterne des Himmels und seine Sternbilder werden nicht mehr glänzen; die Sonne wird sich bei ihrem Aufgang verfinstern und der Mond sein Licht nicht leuchten lassen. Und ich werde heimsuchen an der Welt ihre Bosheit und an den Gottlosen ihr Unrecht und will die Prahlerei der Übermütigen zum Schweigen bringen und den Hochmut der Gefürchteten erniedrigen. Einen Mann will ich seltener machen als Gold und einen Menschen teurer als Schätze vom Ophir. Darum will ich den Himmel erschüttern, und die Erde soll von ihrer Stelle rücken vor dem Zorn des HERRN der Heerscharen und am Tage der Glut seines Zorns.“

Jesaja 22, 5 – 7:

„Denn es ist ein Tag des Getümmels, der Zertretung und Verwirrung vom Herrn, dem HERRN der Heerscharen, im Tal der Gesichte; die Mauer wird bestürmt, und Geschrei hallt gegen den Berg. Elam trägt den Köcher, neben bemannten Wagen kommen Reiter daher, Kir entblößt den Schild. Deine schönen Täler werden voller Wagen, und die Reiter nehmen Stellung ein gegen das Tor.“


vgl. dazu auch: Jesaja 34, 1 ff., besonders Vers 8 (bis Vers 17), Jesaja 61, 2b.

Jeremia 46, 10 – 11:

„Und dieser Tag ist für den Herrn, den HERRN der Heerscharen, ein Tag der Rache, daß er sich an seinen Feinden räche; und das Schwert wird fressen, satt und trunken werden von ihrem Blut; denn ein Schlachtopfer hält der Herr, der HERR der Heerscharen, im mitternächtlichen Lande, am Euphratstrom! Ziehe hinauf nach Gilead und hole Balsam, du Jungfrau, Tochter Ägypten! Umsonst wendest du so viele Heilmittel an; es gibt kein Pflaster für dich!“

vgl. auch Klagelieder 2, 22.

Hesekiel 7, 19:

„Sie werden ihr Silber auf die Gassen werfen, und ihr Gold wird zu Unrat werden. Ihr Silber und Gold vermag sie nicht zu retten am Tage des grimmigen Zorns des HERRN. Es wird ihre Seelen nicht sättigen und ihren Leib nicht füllen; denn es ist ihnen ein Anstoß zur Sünde geworden.“

Hesekiel 30, 3 – 8:

„Denn nahe ist der Tag. Ja, nahe ist der Tag des HERRN! Ein bewölkter Tag; die Zeit der Heiden wird es sein. Es wird ein Schwert nach Ägypten kommen; und in Äthiopien wird große Angst sein, wenn die Erschlagenen in Ägypten fallen und man seinen Reichtum wegnimmt und seine Grundfesten niederreißt. Äthiopien, Libyen, Lydien, ganz Arabien und Kub und die Söhne des Bundeslandes werden samt ihnen durchs Schwert fallen. So spricht der HERR: Die Stützen Ägyptens werden fallen, und ihre stolze Macht muß herunter! Von Migdol bis nach Syene sollen sie darin durchs Schwert fallen, spricht Gott, der HERR. Und sie sollen unter andern verwüsteten Ländern wüste sein und ihre Städte unter andern zerstörten Städten daliegen; so sollen sie erfahren, daß ich der HERR bin, wenn ich ein Feuer in Ägypten anzünde und alle ihre Helfer zerbrochen werden.“

Besonders viel Raum nimmt die Beschreibung des Tages des Herrn im Buch des Propheten Joel ein.¹

Joel 1, 15:

„Ach, was für ein Tag! Ja, der Tag des HERRN ist nahe, er kommt wie eine Verwüstung vom Allmächtigen!“


Joel 2, 1 – 3:

„Stoßt in die Posaune zu Zion und blaset Lärm auf meinem heiligen Berge, daß alle Bewohner des Landes erzittern; denn der Tag des HERRN kommt, er ist nahe,  ein finsterer und dunkler Tag, ein bewölkter und neblichter Tag. Wie Morgenrot breitet sich über die Berge aus ein großes, mächtiges Volk, desgleichen von Ewigkeit her nicht gewesen ist und auch in künftigen Zeiten nicht mehr sein wird. Fressendes Feuer geht vor ihm her und hinter ihm her eine lodernde Flamme: ist das Land wie der Garten Eden vor ihm gewesen, hinter ihm ist es eine öde Wüste; und man kann ihm nicht entrinnen!“

Joel 2, 11:

„Und der HERR läßt seine Stimme hören vor seinem Kriegsvolk her; denn sehr groß ist sein Heerlager und gewaltig sind, die seinen Befehl vollstrecken. Ja, groß ist der Tag des HERRN und sehr schrecklich; wer kann ihn ertragen?


Joel 2, 31:

„… die Sonne soll verwandelt werden in Finsternis und der Mond in Blut, ehe denn da kommt der große und schreckliche Tag des HERRN.“

Joel 3, 12 – 13:

„Leget die Sichel an, denn die Ernte ist reif; kommt und tretet, denn die Kelter ist voll; die Kufen fließen über, denn ihre Bosheit ist groß! Scharen um Scharen treffen ein im Tal der Entscheidung; denn nahe ist der Tag des HERRN im Tale der Entscheidung.“


Amos 5, 18 – 20:

Wehe denen, die den Tag des HERRN herbeiwünschen! Was soll euch der Tag des HERRN? Er wird finster sein und nicht Licht, gleich als wenn jemand vor dem Löwen flöhe und ihm ein Bär begegnete, und wenn er heimkäme und sich mit der Hand an die Wand lehnte, ihn eine Schlange bisse! Wird nicht der Tag des HERRN finster sein, und nicht Licht, dunkel und ohne Glanz?


Obadja 1, 15:

„Denn nahe ist der Tag des HERRN über alle Nationen; wie du getan hast, so soll dir getan werden; dein Tun fällt auf deinen Kopf zurück.“

Zephania 1, 7 – 9:

„Seid stille vor dem Angesicht Gottes, des HERRN! Denn nahe ist der Tag des HERRN; denn der HERR hat ein Schlachtopfer zugerichtet, er hat seine Geladenen geheiligt. Und es wird geschehen am Tage des Schlachtopfers des HERRN, daß ich strafen werde die Fürsten und des Königs Söhne und alle, die sich in ausländische Gewänder hüllen; auch werde ich an jenem Tage alle diejenigen strafen, welche über die Schwelle hüpfen, die das Haus ihres Herrn mit gewalttätig und betrügerisch erworbenem Gute füllen.“


Zephania 1, 14 – 18:

„Nahe ist der große Tag des HERRN; nahe ist er und eilend kommt er herbei! Die Stimme des Tages des HERRN! Bitter schreit auf auch der Held. Ein Tag des Zorns ist dieser Tag, ein Tag der Angst und der Bedrängnis, ein Tag des Ruins und der Zerstörung, ein Tag der Finsternis und des Dunkels, ein bewölkter und finsterer Tag, ein Tag des Posaunen und Trompetenklangs wider die festen Städte und die hohen Zinnen. Da will ich die Menschen ängstigen, daß sie herumtappen wie die Blinden; denn am HERRN haben sie sich versündigt; darum soll ihr Blut hingeschüttet werden wie Staub und ihr Fleisch wie Mist! Weder ihr Silber noch ihr Gold wird sie zu retten vermögen am Tage des Zornes des HERRN, sondern durch das Feuer seines Eifers soll die ganze Erde verzehrt werden; denn einen plötzlichen Untergang wird er allen Bewohnern der Erde bereiten.“

Zephania 2, 2 – 3:

 „… ehe der Ratschluß sich erfüllt (wie Spreu geht der Tag vorüber!), ehe der grimmige Zorn des HERRN über euch kommt, ehe der Tag des Zornes des HERRN euch ereilt! Suchet den HERRN, alle ihr Demütigen im Lande, die ihr sein Recht übet! Suchet Gerechtigkeit, befleißiget euch der Demut; vielleicht werdet ihr Bergung finden am Tage des Zornes des HERRN!


Sacharja 14, 1 – 2:

„Siehe, es kommt ein Tag des HERRN, da man deine Beute in deiner Mitte verteilen wird!  Da werde ich alle Nationen bei Jerusalem zum Kriege versammeln; und die Stadt wird erobert, die Häuser werden geplündert und die Frauen geschändet werden; und die Hälfte der Stadt muß in die Gefangenschaft wandern, der Rest aber soll nicht aus der Stadt ausgerottet werden.“

Maleachi 4,5:

 „Siehe, ich sende euch den Propheten Elia, ehe denn da komme der große und furchtbare Tag des HERRN …“

Die bisher betrachteten Fundstellen aus dem Alten Testament machen eines deutlich: Der Tag des Herrn ist ein Tag des Gerichts und zwar über Israel, die es umgebenden Nationen, ja  über die ganze Erde. Er ist verbunden mit dem „Zorn Gottes“ (Jesaja 13, 5 f.Hesekiel 7, 19Zephania 1, 14 f. u. a . m.).  Allein dieses Kennzeichen des „Tages des Herrn“ sollte uns  aufhorchen lassen, denn die  Gläubigen sind bzw. werden nach Römer 5, 9  und 1. Thessalonicher 1, 9 – 10 vor dem Zorn Gottes errettet. Auf dem Hintergrund dieser Feststellungen müssen wir auch die Aussagen des Neuen Testaments über den „Tag des Herrn“ betrachten:

Der Tag des Herrn im Neuen Testament²:

Apostelgeschichte 2, 20:

„… die Sonne soll sich verkehren in Finsternis und der Mond in Blut, ehe denn der große und offenbare Tag des Herrn kommt.“


1. Thessalonicher 5, 1 – 5:

„Von den Zeiten aber und Stunden, liebe Brüder, ist nicht not euch zu schreiben; denn ihr selbst wisset gewiss, dass der Tag des Herrn wird kommen wie ein Dieb in der Nacht. Denn sie werden sagen: Es ist Friede, es hat keine Gefahr, so wird sie das Verderben schnell überfallen, gleichwie der Schmerz ein schwangeres Weib, und werden nicht entfliehen.  Ihr aber, liebe Brüder, seid nicht in der Finsternis, dass euch der Tag wie ein Dieb ergreife. Ihr seid allzumal Kinder des Lichtes und Kinder des Tages; wir sind nicht von der Nacht noch von der Finsternis.“


2. Thessalonicher 2, 2:³

„… daß ihr nicht schnell erschüttert werdet in der Gesinnung, noch erschreckt, weder durch Geist, noch durch Wort, noch durch Brief als durch uns, als ob der Tag des Herrn da wäre.“

2. Petrus 3, 10:

„Es wird aber der Tag des Herrn kommen wie ein Dieb, an welchem die Himmel vergehen werden mit gewaltigem Geräusch, die Elemente aber im Brande werden aufgelöst und die Erde und die Werke auf ihr verbrannt werden.“

Auch aus den neutestamentarischen Belegstellen wird deutlich, dass es sich bei dem „Tag des Herrn“ um einen Gerichtstag handelt. Er kommt „wie ein Dieb in der Nacht“ (vgl. Matthäus 24, 43), d.h. er kommt unerwartet, überraschend. Im Gegensatz dazu stellt der Apostel Paulus in 1. Thessalonicher 5, 1 – 5 fest: „Ihr aber, liebe Brüder, seid nicht in der Finsternis, dass euch der Tag wie ein Dieb ergreife. Ihr seid allzumal Kinder des Lichtes und Kinder des Tages; wir sind nicht von der Nacht noch von der Finsternis.“ Während der „Tag des Herrn“ eine Zeit des Gerichts* über Israel, die es umgebenden Nationen, ja die ganze Erde, sein wird, brauchen Christen diesen Tag nicht zu fürchten. Sie sind nicht „zum Zorn bestimmt“ (1. Thessalonicher 1, 10) und stehen daher nicht in Verbindung mit dem „Tag des Herrn“. Dieser „Tag“ betrifft sie nicht. Sie erwarten den „Tag Christi“, an dem sie mit ihrem Erlöser vereint werden.

Abschließender Hinweis: In weiteren Artikel habe ich ausgeführt, was die Heilige Schrift über den “Tag Christi“  (Klick!) und den “Tag Gottes“ (Klick!) sagt und in welcher Beziehung diese Gerichtszeiten zur Hoffnung des Christen auf die Entrückung stehen. werde ich  betrachten, was die Heilige Schrift über den „Tag Christi“ und den „Tag Gottes“ aussagt.

Fußnoten:
¹= Die nachfolgend zitierten Belegstellen folgen der Zählung der Lutherübersetzung (1912).
²= Unter den Erwähnungen des „Tages des Herrn“ im Neuen Testament gibt es eine Ausnahme, die erwähnt werden muss. Wir finden sie in Offenbarung 1, 10: „Ich war an des Herrn Tage im Geiste, und ich hörte hinter mir eine laute Stimme wie die einer Posaune …“ Der hier gebrauchte Ausdruck „ἐν τῇ κυριακῇ ἡμέρᾳ“ (en te kuriake hemera) „der dem Herrn gehörende Tag“ (oder: „des Herrn Tag“) bezeichnet den ersten Tag der Woche, den Tag der Auferstehung Jesu Christi, unseren Sonntag. Dieselbe Formulierung finden wir  nur noch in 1. Korinther 11, 12, wo Paulus von „des Herrn Mahl“ spricht.
³= Die Lutherübersetzung von 1912 liest hier „Tag Christi“, die Lutherübersetzung von 1984 hat dies korrigiert und liest ebenfalls „Tag des Herrn“: Klick!
*= Eine große Anzahl Bibelkommentatoren geht davon aus, dass sich die Zeitperiode des „Tages des Herrn“ über vier Ereignisse erstreckt: 1. Die Trübsalszeit (z. T. der „Drangsal Jakobs“, d.h. der Gerichtszeit über Israel, entsprechend, gleichzeitig aber auch die ganze Erde betreffend: Daniel 9, 27; Jeremia 30, 7; Matthäus 24, 4 – 28 und Offenbarung 6, 119, 16), 2. Die Wiederkunft Christi (mit den Erlösten) zum Gericht (Maleachi 3, 19 – 21; 2. Thessalonicher 1, 7 -9), 3. Die Herrschaft Christi im Millennium (Sacharja 14, 1 + 8 – 9; Jesaja 65, 20; Offenbarung 19, 15), 4. Das Gericht Gottes über Himmel und Erde (2. Petrus 3, 7 + 10).

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