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Religion oder Evangelium
Der größte Feind des Evangeliums und eines lebendigen christlichen Glaubens ist die Religion. Religion ist der menschliche Versuch, durch eigene Werke mit Gott wieder „ins Reine“ bzw. in eine Beziehung zu kommen. Sie ist der menschliche Versuch, durch eigenen Taten und Anstrengungen gerecht, d.h. „richtig vor Gott“, zu werden. Bei der Religion geht es immer darum, was der Mensch tut, was er leistet. Dieses Denken und Handeln steht in völligem Widerspruch zu dem Evangelium, das der Herr Jesus Christus und Seine Apostel verkündet haben. Im Römerbrief gibt es einen Satz, der das ganze Evangelium so zusammenfasst:
„Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus, da wir noch Sünder waren, für uns gestorben ist.“
(Römer 5, 8 )
Das ist die eindeutige Aussage des Evangeliums: Bevor der Mensch auch nur irgendetwas tun konnte, handelte Gott! Das ist das Evangelium, die gute Nachricht. Wir werden diese gute Nachricht besser begreifen, wenn wir uns klar machen, in welchem Zustand sich der Mensch ohne Gott befindet.
Tot in Sünden und Vergehungen
Im Epheserbrief wird uns erklärt, dass der von Gott getrennte Mensch „tot in Sünden und Vergehungen“ ist. (Epheser 2, 1 + 5). Gemäß 1. Thessalonicher 5, 23 ist der Mensch eine Dreieinheit aus Körper, Seele und Geist. Durch unseren Körper können wir mit unserer Umwelt in Kontakt treten. Durch ihn haben wir ein Umweltbewußtsein. Unsere Seele umfasst die Bereiche Gefühl, Wille und Verstand. Durch sie haben wir ein Selbstbewusstsein. Der Geist, den wir nicht mit unserem Verstand oder Gehirn verwechseln dürfen, ist der Teil des Menschen, durch den eine Beziehung zu Gott ermöglicht wird¹ (vgl. Römer 8, 16). Bei dem von Gott getrennten Menschen sind Körper und Seele zwar lebendig und funktionstüchtig, aber der Geist ist tot, also völlig unfähig eine Beziehung zu Gott einzugehen. Der von Gott getrennte Mensch ist daher nicht fähig, auch nur ein einziges, Gott wohlgefälliges Werk zu tun. Von diesem göttlichen Urteil ist kein Mensch ausgenommen:
„… denn alle haben gesündigt und erreichen nicht die Herrlichkeit Gottes“
(Römer 3, 23)
„Alle haben sie den rechten Weg verlassen und sind unbrauchbar geworden.
Niemand ist da, der Gutes tut, kein Einziger.“
(Römer 3, 12, NeÜ)
Durch den Sündenfall haben nicht nur die ersten Sünder, sondern auch alle ihre Nachkommen die Herrlichkeit Gottes verloren. Kein menschliches Werk und sei es noch so selbstlos, kann daher in den Augen Gottes „gut“ sein. Denn alles, was ein Mensch „nicht aus Glauben“, d.h. außerhalb einer Lebensbeziehung zu Gott, tut, ist Sünde, grch. „ἁμαρτία“ (harmatia), d.h. Zielverfehlung (Römer 14, 23). Es kann nicht dem Maßstab Gottes entsprechen.
Das Versagen der Religion
An zahllosen weiteren Stellen verweist die Heilige Schrift darauf, dass der Mensch seit dem Sündenfall unfähig ist, Gott aus eigener Kraft zu gefallen². Trotz dieses klaren biblischen Befundes versucht uns die Religion den Gedanken zu vermitteln, dass wir uns selbst bessern könnten und dass Gott uns dann annehmen und lieben würde. „Wenn du aufhörst zu sündigen, dann wird Gott dich lieben“ (Galater 3, 11). Wer sich auf diesen Irrweg einlässt, wird feststellen, dass an seinem Ende entweder Stolz oder Verzweiflung stehen. Religiöse Menschen sind oft sehr stolze Menschen, die auf ihren Wandel, ihre Werke, ihren Einsatz etc. pp. verweisen. Dabei vergessen sie, dass Stolz die Sünde Luzifers war, um deren willen Gott ihn aus Seiner Gegenwart verbannen musste. Der überwiegende Teil der Menschen jedoch, die diesen Weg beschreiten, endet in Verzweiflung. Es sind Menschen, die wirklich von ganzem Herzen Gott gefallen möchten, aber nicht realisieren, dass sie keine Kraft dazu haben. Denn Religion ist kraftlos. Sie lehrt Gesetze und Gebote als Weg des Heils, aber sie kann keine Kraft zum Einhalten derselben vermitteln. Das Leben eines solchen Menschen gleicht einem endlosen Versuch, ein Auto ohne Benzin im Tank zu starten.
Der Sieg der Gnade Gottes
Da, wo Religion und Gesetz versagen, siegen die Gnade und Liebe Gottes. Was der Mensch braucht, ist nämlich nicht Selbstverbesserung, sondern eine ganz neue Natur. Diese Notwendigkeit sprach der Herr Jesus Christus während seiner Unterredung mit dem Pharisäer Nikodemus an:
„Es war aber ein Mensch von den Pharisäern, sein Name Nikodemus, ein Oberster der Juden. Dieser kam zu ihm bei Nacht und sprach zu ihm: Rabbi, wir wissen, dass du ein Lehrer bist, von Gott gekommen, denn niemand kann diese Zeichen tun, die du tust, wenn Gott nicht mit ihm ist. Jesus antwortete und sprach zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht von neuem geboren wird, so kann er das Reich Gottes nicht sehen. Nikodemus spricht zu ihm: Wie kann ein Mensch geboren werden, wenn er alt ist? Kann er etwa zum zweiten Mal in den Leib seiner Mutter eingehen und geboren werden? Jesus antwortete: Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, so kann er nicht in das Reich Gottes eingehen. Was aus dem Fleisch geboren ist, ist Fleisch, und was aus dem Geist geboren ist, ist Geist. Verwundere dich nicht, dass ich dir sagte: Ihr müsst von neuem geboren werden. Der Wind weht, wo er will, und du hörst sein Sausen, aber du weißt nicht, woher er kommt und wohin er geht; so ist jeder, der aus dem Geist geboren ist. Nikodemus antwortete und sprach zu ihm: Wie kann dies geschehen? Jesus antwortete und sprach zu ihm: Du bist der Lehrer Israels und weißt das nicht?“
(Johannes 3, 1 – 10)
Der Mensch braucht die Vergebung Gottes und eine neue Natur und diese ist nur durch eine neue Geburt, eine Geburt von oben, zu bekommen. Damit ist keine „Wiedergeburt“ im buddhistischen Sinne oder im Sinne der Reinkarnation gemeint. Es geht nicht um eine leibliche, sondern um eine geistliche Neugeburt. Denn: „Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Wenn jemand nicht aus Wasser und Geist geboren wird, so kann er nicht in das Reich Gottes eingehen. Was aus dem Fleisch geboren ist, ist Fleisch, und was aus dem Geist geboren ist, ist Geist.“ Um eine neue innere Natur zu erhalten, muss der Mensch „aus Wasser und Geist“ geboren werden. Viele haben diesen Ausdruck auf die Taufe bezogen, doch der biblische Befund zeigt uns, dass hier nicht die Taufe gemeint sein kann:
1) Die Taufe spricht nie von neuem Leben in Christus, sondern nur vom Gestorbensein mit Christus, sie ist ein Grab (Römer 6, 3 – 6).
2) Markus 16, 16 macht deutlich, dass die Taufe nicht zur Errettung notwendig ist, ebenso Lukas 23, 39 – 43 (Schächer am Kreuz), Apostelgeschichte 10, 44 – 48 (hier empfingen Menschen zuerst den Heiligen Geist, also neues Leben aus Gott, und wurden dann getauft). Außerdem zeigt Apostelgeschichte 8, 9 – 21 (Zauberer Simeon), dass man getauft sein kann ohne neues Leben, eine neue Natur, empfangen zu haben.
Wenn die christliche Taufe nicht die „Geburt aus Wasser und Geist“ ist, was ist hier dann gemeint? Zwei Verse aus dem Neuen Testament geben uns die Antwort:
„… reinigend durch die Waschung mit Wasser durch das Wort …“
(Epheser 5, 26)
„… die ihr nicht wiedergeboren seid aus verweslichem Samen, sondern aus unverweslichem, durch das lebendige und bleibende Wort Gottes …“
(1. Petrus 1, 23)
Das Wasser in Johannes 3, 1 – 6 spricht von dem Wort Gottes³. Wenn ein Mensch das Wort Gottes hört oder liest, sich in diesem „Spiegel“ (Jakobus 1, 23) als ein verlorener Sünder vor Gott erkennt und Buße tut, dann empfängt er Vergebung, Erlösung und durch den Heiligen Geist eine neue Natur (2. Petrus 1, 4; 1. Johannes 3, 2). Diese Erlösung ist nur deshalb möglich, weil der Herr Jesus Christus sie uns am Kreuz durch Sein Opfer erworben hat:
„… in ihm haben wir die Erlösung durch sein Blut, die Vergebung der Sünden nach dem Reichtum seiner Gnade …“
(Epheser 1, 7)
und dies geschah, wie wir aus Römer 5, 8 sehen, lange bevor wir auch nur einen einzigen Handschlag dazu tun konnten. Religion fordert, Gottes Gnade beschenkt. Religion knechtet, Gottes Liebe befreit. Religion verdammt, Gottes Evangelium erlöst. Religion ist freudlos, das Evangelium lässt uns fröhlich unsere Straße ziehen. Religion ist kraftlos, aber Gottes Gnade ist die Kraft eines neuen Lebens. Gott tat all‘ dies aus Liebe zu uns und die Gnade, mit der Er uns begnadigt hat ist die Kraft, durch die wir auf diese neue Weise leben können. Die Folge dieser Erfahrung ist, dass wir
* Frieden mit Gott (Römer 5, 1) und
* Hunger nach Seinem Wort (Jeremia 15, 16; 1. Petrus 2, 2) haben,
* Gott und unsere Mitchristen lieben (1. Johannes 3, 14; 4, 7) und
* Gottes Gebote halten – aus Liebe und Dankbarkeit zu Gott, nicht aus Zwang oder um unserer Erlösung willen (1. Johannes 2, 3; 5, 3).
Sehen Sie diese Kennzeichen der neuen geistlichen Natur in Ihrem Leben? Wenn ja, dann dürfen Sie Gott dafür danken und preisen. Wenn aber nein, dann können Sie heute diese Erlösung, dieses neue Leben empfangen., das Gott in Seiner Liebe für Sie bereit hält. Denken Sie daran: Gott ist immer nur ein Gebet von ihnen entfernt.
„Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid,
so will ich euch erquicken! Nehmet auf euch mein Joch und lernet von mir;
denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig;
so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen;
denn mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht!“
(Matthäus 11, 28 – 30)
Fußnoten:
¹= vgl. Dr. Rene Pache: „L’au – Delà“, Editions Emmaüs, Vennes sur Lausanne, 1957, Kap. 2.
²= vgl. z.B. 1. Mose 6, 5; Psalm 14, 2 – 3; Jesaja 1, 5 – 6; Jeremia 17, 9; Römer 8, 7 – 8, u.v.a.m.
³= vgl. dazu auch: Johannes 15, 3; Johannes 5, 24; Johannes 6, 47; Johannes 20, 31; Titus 5, 3 – 7; Johannes 3, 36;