Glaube und/oder Werke? (1)


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An jedem 31. Oktober eines Jahres gedenken  Christen  in aller Welt des Reformationstages.  Zur Erinnerung: Am 31. Oktober 1517 schlug der  Augustinermönch Martin Luther 95 Thesen gegen den kirchlichen Ablass, d.h. die Möglichkeit, sich gegen Geld von so genannten „zeitlichen Sündenstrafen“ frei kaufen zu können, an die Tür der Wittenberger Schloß- und Universitätskirche.

95

Die 95 Thesen Martin Luthers (Wikipedia)

Martin Luther  hatte durch eine intensive Beschäftigung mit den Briefen des Apostels Paulus, insbesondere mit dem Römerbrief, erkannt, dass der Mensch vor Gott nicht durch „gute Werke“ gerecht, d.h. erlöst, wird, sondern allein durch den  Glauben an das Erlösungswerk Jesu Christi:

„… denn es wird darin geoffenbart die Gerechtigkeit Gottes aus Glauben zum Glauben, wie geschrieben steht: ‚Der Gerechte wird infolge von Glauben leben.'“

(Römer 1, 17)

Luther erkannte, dass das Erkaufen der Vergebung Gottes, wie es die Ablassprediger verkündigten („Sobald die Münze im Kasten klingt, die Seele vom Fegefeuer in den Himmel springt!“)  in völligem Widerspruch zu den klaren Lehren der Heiligen Schrift stand. Gott ist vollkommen heilig und vollkommen gerecht (1. Samuel 2,2; Psalm 25, 8).  Auch sein Gesetz ist heilig und gerecht (vgl.  Psalm 119, 137; Römer 7, 12). Der durch die Sünde von Gott getrennte Mensch kann diesem Maßstab Gottes nie entsprechen. Seit dem Sündenfall ist der Mensch nicht mehr gerecht vor Gott. Denn im biblischen Sinn wird „Gerechtigkeit“ als der Zustand vollkommener Übereinstimmung mit Gottes vollkommenem Gesetz und seinem heiligen Charakter verstanden. Durch die willentliche Übertretung des göttlichen Gebotes, die die Trennung zwischen Gott und dem Menschen herbeiführte, verlor der Mensch jene Herrlichkeit, die Gott ihm gegeben hatte (vgl.  Römer 3, 23). Seit diesem Augenblick wird er von der Sünde beherrscht (vgl.   Römer 5, 12Römer 6, 16) und – obwohl er das Gute möchte – tut er doch das Böse (vgl.  Römer 7, 19 – 21). Aus diesem Dilemma kann sich der Mensch nicht selbst befreien. Aber es kommt noch schlimmer: Der Sünder weiß um Gottes Gerechtigkeit und Heiligkeit, er weiß, dass ein gerechter Gott seine Taten nicht ungestraft lassen kann, nicht ungestraft lassen wird (Psalm 98, 9; Psalm 130, 3; Apostelgeschgichte 24, 25). Man mag hier nun einwenden: Aber es ist doch nicht jeder ein Mörder, ein Ehebrecher, ein Dieb oder ….. Nein, aber um sich Gottes gerechtes Gericht, Seinen gerechten Zorn, zu verdienen, muss man auch kein Mörder, Ehebrecher, Dieb oder …. sein. Wo in unseren Bibeln das deutsche Wort „Sünde“ steht, (z.B. Römer 5, 12) finden wir im  griechischen Neuen Testament  das Wort  „hamatia“ (griech.: „ἁμαρτία“). Dieses Wort bedeutet „das Ziel verfehlen“. Wir können uns das gut am Beispiel eines Bogenschützen vorstellen: Er hat den Pfeil an den Bogen gelegt, den Bogen gespannt und auf die Scheibe gezielt. Alles, was er tut, tut er unter großen Anstrengungen und mit Präzision – und doch geht der Schuss daneben, er verfehlt das Ziel. Der Prophet Jesaja hat es in kurzen, klaren Worten augesdrückt:

„Wir gingen alle im die Irre wie Schafe, ein jeder wandte sich auf seinen Weg ….“

(Jesaja 53, 6)

Um Gottes Ziel für unser Leben zu verfehlen, um also ein Sünder zu sein, müssen wir nicht einen Mord begehen,  unseren Ehepartner betrügen oder stehlen. Um ein Sünder zu sein müssen wir „nur“ unseren eigenen Weg gehen, einen Weg ohne Gott. Da können wir ganz fromm  am Sonntag auf der Kirchenbank sitzen und dann doch von Montag bis Samstag „den lieben Gott einen guten Mann“ sein lassen.  Jemand drückte es einmal so aus: „Um Atheist zu sein, muss man sich nicht auf den roten Platz in Moskau stellen, die Faust ballen und rufen:  ‚Es gibt keinen Gott!‘ – Man muss nur leben, als gäbe es keinen Gott.“ Viele Menschen verweisen, wenn sie auf dieses Thema angesprochen werden, auf ihre „Konfessionszugehörigkeit“. Das Wort „Konfession“, welches heute mit „Kirchenzugehörigkeit“ gleichgesetzt wird, stammt vom lateinischen Wort „confessio“ ab, was  „Bekenntnis“ bedeutet. Viele Menschen bekennen sich zu dieser oder jener kirchlichen Konfession, zu diesem oder jenem kirchlichen Bekenntnis. Aber seien wir ehrlich: Sein  eigentliche Glaubensbekenntnis legt der Mensch im Alltag ab. Was wir wirklich glauben, zeigt sich in unserem täglichen Leben und bestimmt  unser  tägliches Leben.  Genau hier entsteht der große Graben zwischen „Traum und Wirklichkeit“. Wir mögen am Sonntag mit allen anderen in der Kirche das Glaubensbeknntnis aufsagen, in dem es u.a heißt: „Ich glaube an Jesus Christus …. aufgefahren in den Himmel. Von dort wird er kommen, zu richten die Toten und die Lebenden.“  Und wie steht es am Montag? Ist uns da bei allen unseren Taten auch noch bewußt, dass wir eines Tages dem Herrn Jesus Christus darüber Rechenschaft geben werden?  Nicht das schriftliche Glaubensbekenntnis im Anhang unseres Gesangbuches ist entscheidend, sondern das  alltägliches Lebensbekenntnis in Wort und Tat:

„Man wird dich richten nach deinem Wandel und nach deinen Taten, spricht Gott, der Herr.“

(Hesekiel 24, 14)

Oder, um es mit den Worten des Neuen Testaments zu sagen:

„Wer da sagt: Ich kenne ihn [Gott, JNj.] und hält seine Gebote nicht, der ist ein Lügner und in einem solchen ist keine Wahrheit.“

(1. Johannes 2, 4)

Für einen jeden Menschen, der einsieht, dass er seinen Lebensweg –  und sei es mit Zugehörigkeit zu einer Kirche – in Wirklichkeit ohne Lebensbeziehung zu Gott gelebt hat, gibt es eine gute Nachricht: Das Evangelium. Das Evangelium ist die gute Nachricht von der Erlösung durch Jesus Christus. Jesus Christus, der Sohn Gottes, hat am Kreuz von Golgatha die Sünden und die dadurch ausgelöste Trennung von Gott, auf Sich genommen. Ein jeder Mensch, der seine Sünde ehrlich bereut und dieses Erlösungswerk Christi für sich persönlich im Glauben in Anspruch nimmt, findet Vergebung und Annahme bei Gott (vgl. Johannes 3, 16; Johannes 6, 37). Reue und Buße sind erste Schritte in eine Beziehung mit Gott (Apostelgeschichte 2, 38; Apostelgeschichte 3, 19), aber sie sind keine Werke, durch die wir uns diese Gemeinschaft mit Gott, ja die Erlösung, „erarbeiten“ könnten. Buße (Erläuterung hier unter „B“) ist das aufrichtige Eingestehen der Sünde (= Zielverfehlung) eines Lebens ohne Gott und der ernste Wunsch nach Veränderung (Jesaja 55, 7). In Verbindung mit dem Glauben an Jesus Christus (Apostelgeschichte 20, 21) ist sie der Weg zurück zur Gemeinschaft mit Gott. Wenn  Sie sich nach solch‘ einer lebendigen Beziehung zu Gott, dem  Vater, sehnen, dann treten Sie noch heute in Kontakt mit Ihm. Er ist immer nur ein Gebet von Ihnen entfernt und wird einem jeden aufrichtig umkehrenden Menschen Seine Tür weit öffnen:

„Alles, was mir der Vater gibt, wird zu mir kommen; und wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.“

(Johannes 6, 37)

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