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Verraten und verkauft
Viele Leser werden die Lebensgeschichte Josephs kennen. Sie wird uns im Alten Testament geschildert (vgl. 1. Mose 30, 22 – 1. Mose 50, 26): Joseph war einer der zwölf Söhne des Patriarchen Jakob und zugleich auch dessen Lieblingssohn. Aus diesem Grund schenkte ihm sein Vater auch einen kostbaren, bunten Rock. Dies – und die Tatsache, dass Gott durch prophetische Träume zu Joseph sprach, erweckte den Neid seiner Brüder. Als diese fern von zu Hause die Herden hüteten und er sie im Auftrag des Vaters aufsuchte, nutzen sie die Gelegenheit und nahmen Joseph gefangen. Die Brüder überlegten, ihn zu töten. Doch dann entschlossen sie sich, Joseph als Sklaven an eine gerade des Weges kommende Handelskarawane zu verkaufen. Ihrem Vater zeigten sie später den bunten Rock, den sie in Tierblut getaucht hatten. So täuschten sie dem Vater vor, ein wildes Tier hätte Joseph getötet.
„Kamelkaravane“
© tokamuwi/Pixelio
Mit der Handelskarawane gelangte Joseph nach Ägypten, wo er auf dem Sklavenmarkt weiterverkauft wurde. So kam er in das Haus des Potifar, eines Oberaufsehers des ägyptischen Pharaos. Später führte eine falsche Beschuldigung der Frau des Potifar dazu, dass Joseph unschuldig ins Gefängnis kam. Dort musste er Jahre seines Lebens zubringen. Durch Gottes wunderbares Eingreifen wurde Joseph nicht nur aus dem Gefängnis entlassen, sondern stieg auch zum Berater des ägyptischen Pharaos auf. – Ende gut, alles gut – so könnte man meinen. Doch was mag Joseph in all‘ der Zeit als Sklave und dann erst recht während der Jahre seiner unschuldigen Gefangenschaft gedacht und empfunden haben? Wie sehr muss ihn die Verstoßung seiner Brüder verletzt und geschmerzt haben. All‘ die offensichtlich verlorenen Jahre, all‘ die offensichtlich verlorenen Chancen – hatte er das nicht ihnen – seinen Brüdern! – zu „verdanken“?
„Ihre Kündigung“
© pauline/Pixelio
Und heute?
Seit einigen Monaten erleben wir eine Finanz- und Wirtschaftskrise, wie sie die Welt wohl noch nicht gesehen hat. Im bisherigen Verlauf dieser Krise, die durch das Platzen der amerikanischen Immobilienblase entstand, haben weltweit hunderttausende von Firmen Insolvenz angemeldet, Millionen von Menschen haben und werden noch ihre Arbeit verlieren. Können wir uns überhaupt vorstellen, was das bedeutet? Millionen von Leben werden – von jetzt auf nun – völlig durcheinander gebracht, die Betroffenen (und ihre Angehörigen!) verlieren nicht nur ihre finanzielle Sicherheit, sie sehen auch ihre Lebensplanungen schwinden. Pläne, Hoffnungen, Wünsche, Chancen – alles ist von einem Tag auf den anderen zerstört. Und warum das alles? Wegen einer vergleichsweise kleinen Zahl von Spekulanten, die nie genug bekommen konnten. Wie viele der Betroffenen werden sich so (von ihren „Menschenbrüdern“) „verraten und verkauft“ vorkommen, wie einst Joseph? Verraten, wenn die Arbeitsstelle, die fest zugesagt war und für die man sich mit vielen , vielleicht unbezahlten, Überstunden eingesetzt hat, nun doch nicht mehr verlängert wird. Verkauft, wenn einem gesagt wird, dass man gern wieder eingestellt wird – dann aber als Zeitarbeitskraft und: jederzeit kündbar. Verraten und verkauft – nicht weil man Papas Lieblingssohn ist, nicht weil man mit göttlichen Träumen unweise umgegangen ist – sondern ganz einfach deswegen, weil man auf dem Schachbrett der internationalen Hochfinanz nur ein Bauer ist, der auf dem Altar der Gier dem Shareholdervalue geopfert wird.
„Durchblick“
© Stefanie Junker/Pixelio
Und heute?
Wie verletzt, frustriert, hoffnungslos, wie deprimiert und verbittert die so Betroffenen sind – wer kann das sagen und noch mehr: wer kann das wirklich (!) ermessen? Wie Joseph befinden sie sich in einer Situation, die sie selbst nicht verschuldet haben und die ihnen dennoch fast alles genommen hat, was ihr Leben ausmachte. Aber wie Joseph können auch heute Menschen Trost und Zuversicht in solchen Krisensituationen gewinnen, denn der Gott Josephs, der Schöpfer des Himmels und der Erde, ist immer noch der allmächtige Gott. Was wir brauchen ist der Durch-Blick, den Joseph hatte. Nach vielen Jahren des Sklavendienstes, nach endlos erscheinenden Jahren der Gefangenschaft, wird Joseph nicht nur aus dem Gefängnis bereit, nein, er kommt sogar in ein außerordentlich hohes Regierungsamt. Nur der Pharao steht noch über ihm. Genau zu diesem Zeitpunkt treibt eine Hungersnot in Kanaan seine Brüder, die er viele Jahre nicht gesehen hat, nach Ägypten, um dort Getreide zu kaufen. Hier kommt es nach einigen anderen Geschehnissen zu einer schicksalshaften Begegnung: Joseph, ägyptisch gekleidet und bis dahin auch nur in ägyptischer Sprache zu ihnen sprechend, offenbart sich seinen Brüdern. Diese, im Gedenken an ihren Verrat, schrecken vor ihm zurück und erwarten seinen Zorn. Vor ihnen steht der Vize-Herrscher Ägyptens, ein Mann, auf dessen Wink ein jeder dem Tod überliefert werden kann. Dieser Mann ist ihr Bruder, der Bruder, den sie umbringen wollten, der Bruder, den sie als Sklaven verkauften und dessen Leben sie ruinierten. Ein Wink und ihr Leben wäre beendet. Joseph hätte sie lächelnd anschauen und sagen können: „Nicht wahr, ihr Lieben – man sieht sich immer zweimal im Leben.“ Aber so reagiert Joseph nicht. Er spricht zu ihnen und seine Antwort zeigt, dass er in den Jahren, die seit ihrem Verrat vergangen sind, einen ganz besonderen Durch-Blick gewonnen hat:
„Und nun, ihr habt mich nicht hergesandt, sondern Gott; der hat mich dem Pharao zum Vater gesetzt und zum Herrn über sein ganzes Haus und zum Herrscher über ganz Ägyptenland.„
Nicht ihr – sondern Gott! Später, als ihr gemeinsamer Vater stirbt, geraten die Brüder noch einmal in Unruhe, weil sie meinen, Joseph hätte ihr Leben nur um des Vaters willen geschont und würde sich nun doch an ihnen rächen. Auch in dieser Situation versichert Joseph ihnen noch einmal:
„Ihr zwar, ihr hattet Böses wider mich im Sinne; Gott aber hatte im Sinne, es gut zu machen, auf daß er täte, wie es an diesem Tage ist, um ein großes Volk am Leben zu erhalten.“
Ihr zwar – Gott aber! Joseph hat einen ganz besonderen Durch-Blick bekommen: In all‘ den Jahren Sklaverei und Gefangenschaft hat Joseph gelernt durch die sichtbare Wirklichkeit, d.h., durch das, was mit ihm geschah, hindurch in die unsichtbare Wirklichkeit, d.h. in die Pläne Gottes mit ihm, zu blicken. Die Brüder hatten es „böse gemeint“ – ihre Taten werden nicht verniedlicht, sondern klar bei ihrem Namen genannt! – ABER selbst die Boshaftigkeit der Brüder konnte Gottes Plan für Josephs Leben nicht verhindern. Ganz im Gegenteil. Gott benutzte sogar ihre Boshaftigkeit um Seine Pläne für Joseph zu vollenden.
Heute ist es nicht anders: Wenn Sie Vergebung Ihrer Sünden durch Jesus Christus empfangen haben, wenn also Ihr Leben Gott gehört, so heißt dies nicht, dass Sie von allem Ungemach, allen Nöten und Problemen, verschont bleiben. Das hat uns der Herr Jesus Christus nie zugesagt. ABER, dass Gott es immer gut mit Ihnen meint, dass alle Dinge, auch böse Dinge, die Ihnen begegnen, dem Ziel Gottes mit Ihrem Leben dienen müssen, das ist eine Verheißung Gottes, die Bestand hat:
„Wir wissen aber, daß denen, die Gott lieben, alles zum Besten mitwirkt, denen, die nach dem Vorsatz berufen sind.“
„HERR, mein Gott, groß sind die Wunder, die du getan, und die Pläne, die du für uns gemacht; dir ist nichts gleich! Ich wollte sie verkündigen und davon sagen; – aber sie sind nicht zu zählen.“
Nicht Ihr Chef, nicht Ihre Firma, nicht Ihr Vorgesetzer, nicht die Aktionäre, nicht der Finanzmarkt – sondern Gott! Die Gier, die Bosheit anderer mag eine gewisse Rolle in den Entwicklungen spielen, durch die Sie gehen müssen, sie mag Ihnen Schaden zufügen, doch über Ihrem Leben steht das große , unveränderliche „ABER Gott!“. Es ist wichtig, dass wir uns denselben Durch-Blick aneignen, den Joseph hatte. Gott kann ihn uns schenken, wenn wir Ihn im Gebet darum bitten. Der Blick auf das verborgene Wirken Gottes in allen unseren Lebensumständen, kann unser Herz vor Frustration und Bitterkeit bewahren bzw. unser Herz davon befreien. Josephs Durch-Blick ermöglichte es ihm, seinen Brüdern aufrichtig zu vergeben. Diese Vergebung erfüllte Josephs Herz sicherlich nicht erst in dem Moment, als er seinen Brüdern wieder begegnete. Sie muss schon lange vorher sein Herz erfüllt haben. Wie anders hätte Gott Ihn sonst als Retter Ägyptens gebrauchen können? Es sind diese zwei Dinge, die uns gebrauchbar für Gottes Pläne machen: ein geistlicher Durchblick und ein vergebungsbereites Herz wie Joseph es hatte. Frustration, Sorge, Bitterkeit werden Ihnen den Blick verstellen, werden Sie lähmen, unfähig machen für das Neue, das Gott auch in solchen Krisen in Ihrem Leben schaffen möchte. Lassen Sie nicht zu, dass das geschieht. Bitten Sie Gott um geistlichen Durch-Blick und ein vergebungsbereites Herz. Vertrauen Sie Seiner Zusage, dass Er in allen Situationen Ihres Lebens gute Pläne für Sie hat und bitten Sie Ihn, Ihnen diese Pläne nicht nur zu zeigen, sondern auch zu verwirklichen. Sie werden – wie Joseph – erstaunt sein, was Gott aus Ihrem Leben machen kann.
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