Nachdem ich im gestrigen Artikel die Abschnitte
A) Biblischer Befund: Selbstmord
B) Biblischer Befund: Selbstmord
behandelt habe, möchte ich heute einige Gedanken zum Thema Selbstmord aus christlicher Perspektive anschließen:
„Alternativen“
Foto: Gerd Altmann /pixelio
C) Einige Gedanken zum Thema Selbstmord
Lassen Sie mich eines ganz zu Anfang klar stellen: Selbstmord ist nie eine wirkliche Lösung. Wer sein Leben ohne Beziehung zu Gott lebt – also losgelöst von Gott/Gott los – und seinem Leben ein Ende setzt, mag damit seinen Problemen in dieser Welt entgangen sein. Aber natürlich muss dieser Menschen dann doch vor Gott (als seinen Richter) treten (Hebräer 9, 27). Vor dieser Begegnung gibt es kein Entfliehen. Die Folgen des göttlichen Gerichts werden für einen Menschen, der unerlöst in die Ewigkeit gegangen ist (ob durch Selbstmord oder einen natürlichen Tod), schwerwiegend und dauerhaft sein (vgl. Offenbarung 20, 12 – 15 und Offenbarung 21, 1 – 27).
„Kein Vorbeikommen“
Foto: frau nachtmann/pixelio
Ganz abgesehen davon bleiben bei einem Suizid i. d. R. traumatisierte Angehörige zurück, die mit dem Todesfall aber u. U. auch noch mit den materiellen Hintergründen des Selbstmordes fertig werden müssen. Das Leid, die Probleme, die Sorgen und Nöte, die inneren Qualen enden also ebenfalls keineswegs mit der Beerdigung des Selbstmörders.
Es ist jedoch festzustellen, dass – jedenfalls nach meinem derzeitigen Wissenstand – bei keinem der beschriebenen Selbstmorde in der Bibel eine Verurteilung der Tat erfolgt oder wir eine Verurteilung der Person finden. Einige Ausleger haben darauf hingewiesen, dass dies auch gar nicht nötig sei, denn die jeweilige Lebensbeschreibung der erwähnten Selbstmörder würde für sich sprechen und verdeutlichen, dass ein gottloses Leben dem Suizid vorausgegangen sei. Ich stimme der Beobachtung zu, dass es sich bei den in der Heiligen Schrift erwähnten Selbstmördern nicht um treue Gläubige gehandelt hat. Dennoch bleibt festzuhalten, dass keine explizite Verurteilung der Tat an sich erfolgt. Und da, wo die Heilige Schrift schweigt, sollten auch wir schweigen. Dies gilt umso mehr, da die Gründe für einen Selbstmord vielfältig sein können (Depressionen, körperliche oder psychische Erkrankungen etc).
Aussagen wie „Selbstmörder gehen grundsätzlich verloren“ oder „Selbstmörder sind immer Gotteslästerer, denn sie erheben sich in ihrem Tun zum Herrn über Leben und Tod“ sind m. E. völlig unangebracht und biblisch nicht zu belegen. Natürlich ist Gott allein der Herr über Leben und Tod und weil Er der Schöpfer des Lebens ist, hat auch nur Er das Recht, ein Leben zu beenden. In diesem Sinne ist Suizid, also die eigenmächtige, frühzeitige Beendigung des Lebens, „Zielverfehlung“ (griech „harmatia“ = Sünde). Aber glauben wir wirklich, dass ein Mensch in tiefen inneren Nöten über theologische Zusammenhänge nachdenkt? Glauben wir wirklich, dass jemand Selbstmord mit dem Hintergedanken begeht, damit „Gott gleich sein zu wollen“, sich „zum Herrn über Leben und Tod zu machen zu wollen“? Wer auch nur einmal Menschen seelsorgerisch begleitet hat, die suizidgefährdet waren oder einen Suizidversuch überlebt haben, weiß, dass diese Gedanken keine Rolle in den Überlegungen der Betroffenen spielen. Solche pseudotheologischen Ableitungen sind m. E. mit christlicher Nächstenliebe unvereinbar.
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