Anlässlich des Selbstmordes eines bekannten deutschen Industriellen ist Selbstmord bzw. die Frage, wie ein solcher aus christlicher Perspektive zu betrachten ist, ein aktuelles Diskussionsthema in Foren und Blogs geworden. Sagt die Bibel überhaupt etwas zu diesem Thema und wenn ja, was? Dieser Frage möchte ich in diesem und einem folgenden Artikel in drei Einzelabschnitten nachgehen:
A) Der biblische Befund: Selbstmord
B) Der biblische Befunde: Selbstmordversuch
C) Einige Gedanken zum Thema Selbstmord
„Einsamkeit“
Foto: roloplan/pixelio
Meines Wissens finden wir in der Heiligen Schrift sechs Berichte über Selbstmorde und einen Bericht über einen versuchten Selbstmord:
A) Der biblische Befund: Selbstmord
1. Der Richter Simson (mit Einschränkung)
(Richter 16, 25 – 30)
2. Der König Saul (1. Samuel 31, 4 – 7)
3. Der Schwertträger Sauls (1. Samuel 31, 4 – 7)
4. Ahitophel, einer der Ratgeber des Königs David
(2. Samuel 17, 23)
5. Simri, der israelitische 7-Tage-König des geteilten
Reiches (1. Könige 16, 15 – 20)
6. Judas, einer der Jünger Jesu (Matthäus 27, 3 – 5)
Einige Ausleger zählen auch noch den Tod des Richters Abimelech (Richter 9, 52 – 54) zur Liste der Selbstmorde hinzu, was m. E. jedoch nicht gerechtfertigt ist, da er letztendlich durch seinen Schwertträger getötet wurde – wenn auch auf eigenen Befehl hin. In seinem Fall könnte man von einer Art „Sterbehilfe“ sprechen. Andere Kommentatoren wiederum streichen Simson aus dieser Liste und vertreten die Meinung, dass er keinen Selbstmord begangen habe, sondern in seinem letzten Kampf mit den Feinden Israels fiel. Die Tatsache, dass Simson in dem bekannten Hebräerbrief-Kapitel über die Glaubenshelden genannt wird, unterstützt diesen Gedanken (vgl. Hebräer 11, 32).
B) Der biblische Befund: Selbstmordversuch
Den einen biblischen Bericht über versuchten Selbstmord finden wir in Apostelgeschichte 16, 27:
„Da erwachte der Kerkermeister aus dem Schlaf, und als er die Türen des Gefängnisses geöffnet sah, zog er das Schwert und wollte sich töten, weil er meinte, die Gefangenen seien entflohen.“
Hintergrund dieses versuchten Selbstmordes war die römische Praxis, Wärter, die Gefangene entkommen ließen, selbst mit dem Tode zu bestrafen (vgl. z.B. Apostelgeschichte 12, 19). Der Kerkermeister blickte auf die geöffneten Gefängnistüren und schlussfolgerte, dass alle Gefangenen entflohen wären. Erst das Eingreifen des Apostels Paulus und dessen Hinweis darauf, dass keiner der Gefangenen geflohen war, hinderte ihn am Selbstmord. Die Begebenheit ist ein eindrückliches Beispiel dafür, dass Menschen manchmal von ganz falschen Voraussetzungen ausgehend Selbstmord begehen. Mir selbst ist der Fall eines Mannes bekannt, der sich umbrachte, weil er an seinem Körper eine großflächige Hautwucherung feststellte und (ohne je einen Arzt aufgesucht zu haben) fest davon überzeugt war, dies sei ein tödlicher Krebs. Da er keinen langwierigen, schmerzhaften Tod erleiden wollte, brachte er sich um. Später stellte sich heraus, dass die Hautwucherung völlig ungefährlich war und von jedem Hautarzt innerhalb kürzester Zeit problemlos hätte entfernt werden können.
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