Hintergrund 38: Das 1. Buch Könige

Entire Tanakh scroll set

Das gesamte Alte Testament in Schriftrollen (Entire Tanakh Scroll Set) * Foto: By Pete unseth (Own work) [CC0], via Wikimedia Commons

Zum Hintergrund des 1. Buches der Könige

Name, Autor und Entstehungszeit des Buches

Der Name der beiden Bücher der Könige entstammt dem Thema dieser Bücher. Sie berichten über die 40 Könige des Nordreiches Israels bzw. des Südreiches Benjamin und Juda. Beide Königreiche hatten nach der Regentschaft David und Salomos und der auf diese Könige folgenden Teilung des Reiches jeweils 20 Könige, darunter auch eine Königin: Atalja. In der hebräischen Bibel waren die beiden Bücher bis ins 16. Jahrhundert ein Buch. Doch schon davor wurden die beiden Bücher als zwei einzelne Berichte betrachtet, so z. B. in der griechischen Übersetzung des Alten Testaments, der Septuaginta (LXX). Allerdings wurden diese Bücher in der Septuaginta als 3. und 4. Buch der Könige bzw. Königreiche bezeichnet, da man dort die in unseren Bibeln als 1. und 2. Buch Samuel bekannten Bücher 1. und 2. Buch der Könige (bzw. Königreiche) nannte.

Das 1. und das 2. Buch der Könige berichten von Geschehnissen in der jüdischen Geschichte, die sich über einen Zeitraum von 413 Jahren – von der Einsetzung Salomos als Mitregent seines Vaters David  (973 v. Chr.) bis zur Entlassung  des Königs Jojakin aus der Babylonischen Gefangenschaft (ca. 561 v. Chr.) – ereigneten. Die Arbeit an diesen Büchern kann also erst in der Zeit der Babylonischen Gefangenschaft beendet worden sein (vgl. 2. Könige 25, 27 – 30).

Das 1. Buch der Könige nennt uns keinen Namen seines Verfassers. Im Judentum wird Jeremia als Verfasser der beiden Bücher der Könige angesehen. Als Gründe für die Verfasserschaft des Propheten wird angeführt, dass zum einen der Text von 2. Könige 24, 18 – 2. Könige 25, 30 mit dem Text von Jeremia 52 fast vollkommen identisch ist und dass zum anderen der Name Jeremias, wie für Verfasser solcher Bücher üblich,  im Zusammenhang mit den Berichten über das Leben der Könige Jojakim und Zedekia nicht erwähnt wird, während andere Propheten namentlich genannt werden. Allerdings lebte Jeremia nicht im Babylonischen Exil, sondern blieb in Israel, bis er nach Ägypten verschleppt wurde, wo er wahrscheinlich auch starb.
Auch andere biblische Personen wurden als mögliche Verfasser genannt, so z.B. der Schriftgelehrte Esra oder der Prophet Hesekiel, da diese beiden inspirierten Autoren ebenfalls im Babylonischen Exil lebten. Konservative Ausleger datieren die Entstehung der beiden Bücher der Könige daher in das 6. Jahrhundert v. Chr.

Der thematische Schwerpunkt des 1. Buches der Könige

Wie bereits weiter oben gesagt, decken das 1. und das 2. Buch der Könige in ihrer Berichterstattung einen Zeitraum von 413 Jahren – von der Einsetzung Salomos als Mitregent seines Vaters David  (973 v. Chr.) bis zur Entlassung  des Königs Jojakin aus der Babylonischen Gefangenschaft (ca. 561 v. Chr.) – ab. Dabei liegt das Augenmerk allerdings auf der 387 Jahre umfassenden Zeitspanne, die von der Krönung Salomos bis zur Zerstörung Jerusalems im Jahr 586 v. Chr. reicht. Diese Zeitspanne beginnt mit dem Bau des Tempels und endet mit seiner Zerstörung. Sie zeigt uns den Niedergang des Reiches Israel und zwar von der größten  Ausdehnung des Landes und seinem größten Wohlstand bis zur Niederlage im Kampf gegen die Babylonier und zur Wegführung in das Babylonische Exil.
Indem die beiden Bücher der Könige den geistlichen Zustand des Volkes Israel in ihrer Zeit beleuchten, vermitteln sie uns eine Antwort auf die Frage, warum die Israeliten das Land, das sie unter der Führung Josuas in langwierigen Kämpfen einnahmen und in den folgenden Jahrhunderten mit großer Mühe kultivierten, an ihre Feinde verloren. So geben uns diese Bücher also nicht nur einen historischen Überblick, sondern auch eine geistliche Interpretation dieses Zeitabschnitts in der Geschichte Israels. Aus diesem Grund sind auch nicht alle Ereignisse in den beiden Büchern der Könige chronologisch angeordnet, sondern folgen an einigen Stellen mehr den geistlichen Schwerpunkten, die der Autor unter der Leitung des Heiligen Geistes herausstellen sollte (vgl. 2. Petrus 1, 21; 1. Korinther 10, 6 + 11).  Alle uns in diesen beiden Büchern berichteten Ereignissen wollen eines vermitteln: Wo der wahre und lebendige Gott sich geoffenbart hat, aber nicht geehrt wird, da begeben sich Menschen auf den Weg einer Abwärtsspirale. Man kann es auch mit den Worten des Propheten Jeremia beschreiben, welcher den Bewohnern Jerusalems im Auftrag Gottes sagen musste:

“Denn zweifach Böses hat mein Volk begangen: Mich, die Quelle lebendigen Wassers, haben sie verlassen, um sich Zisternen auszuhauen, geborstene Zisternen, die kein Wasser halten.“

(Jeremia 2, 13 ELBEDHÜ)

 

Inhalt und Aufteilung des Buches

Wir können das 1. Buch der Könige, das 22 Kapitel umfasst, in zwei große Blöcke einteilen::

In Block I (1. Könige 1, 1 – 1. Könige 11, 43) steht die Regierungszeit König Salomos im Fokus, die in vier Abschnitten eingehender betrachtet wird: Im ersten Abschnitt (1. Könige 1, 1 – 1. Könige 2, 12) erfahren wir von dem sich verschlechternden Gesundheitszustand des Königs David (1. Könige 1, 1 – 4), sowie von dem Aufstand und Versuch des Adonija, den Königsthron an sich zu reißen (1. Könige 1, 5 – 53). Anschließend wird uns von der Einsetzung Salomos zum Erben Davids (1. Könige 2, 1 – 9) und dem Tod Davids (1. Könige 2, 10 – 12) berichtet. In Abschnitt 2 (1. Könige 2, 13 – 1. Könige 4, 34) geht es vorrangig um die ersten Ereignisse in der Regierungszeit Salomos (1. Könige 2, 13 – 1. Könige 4, 34): Salomo handelt mit denen, die seinen Vater verraten haben (1. Könige 2, 13 – 46), er empfängt Weisheit von Gott (1. Könige 3, 1 – 28) und gewinnt politische Stärke (1. Könige 4, 1 – 20).   Die großen Taten und Erfolge Salomos stehen im Mittelpunkt des dritten Abschnitts (1. Könige 5, 1 – 1. Könige 8, 66): Seine Vorbereitungen für den Bau des Tempels (1. Könige 5, 1 – 32), der Bau des Tempels (1. Könige 6, 1 – 38), der Bau des Palastes Salomos (1. Könige 7, 1 – 12), die (Innen-)Einrichtung des Tempels (1. Könige 7, 13 – 51) und die Weihe des Tempels (1. Könige 8, 1 – 66). Im vierten und letzten Abschnitt dieses Blocks (1. Könige 9, 1 – 1. Könige 11, 43) erfahren wir von den positiven Auswirkungen der Herrschaft Salomos – Gottes Bund mit ihm (1. Könige 9, 1 – 9), Gottes Segnungen für ihn (1. Könige 9, 10 – 28), Salomos Reichtum und seiner weitreichenden Bekanntheit (1. Könige 10, 1 – 29) -, dann aber leider auch von seinem Abfall von den allein wahren und lebendigen Gott (1. Könige 11, 1 – 43).

Block II (1. Könige 12, 1 – 2. Könige 17, 41) beschreibt die Zeit des geteilten Reiches (in das 10-Stämme Nordreich Israel mit der Hauptstadt Samaria und das Südreich Juda und Benjamin mit der Hauptstadt Jerusalem). Wir können diesen Block in zwei großé Abschnitte unterteilen. Der erste Abschnitt (1. Könige 12, 1 – 1. Könige 16, 28) ist durch die Feindschaft der beiden Reiche zueinander charakterisiert. Wir erfahren zuerst von der Teilung des Reiches (1. Könige 12, 1 – 24). Anschließend berichtet uns das Buch von der Herrschaft verschiedener gottloser Könige (Jerobeam von Israel [1. Könige 12, 25 – 1. Könige 14, 20), Rehabeam von Juda [1. Könige 14, 21 – 31], Abijam von Juda [1. Könige 15, 1 – 8]). Dann folgt die Ausnahme des gottesfürchtigen Königs Asa von Juda (1. Könige 15, 9 – 24). Anschließend berichtet uns das Buch über vier weitere gottlose Könige des Nordreiches: Nadab (1. Könige 15, 25 – 32), Baesa (1. Könige 15, 33 – 1. Könige 16, 7), Ela (1. Könige 16, 8 – 14), Simri (1. Könige 16, 15 – 20) und Omri (1. Könige 16, 21 – 28). Im zweiten Abschnitt dieses Blocks (1. Könige 16, 29 – 2. Könige 9, 29) wandelt sich die Beziehung der beiden Königreiche zueinander und ist nun mehr von Verbindungen untereinander geprägt. In diesem letzten Abschnitt wird die gottlose Herrschaft des Königs Ahab über Israel (1. Könige 16, 29 – 1. Könige 22, 40), die Regentschaft des gottesfürchtigen Josaphats in Juda (1. Könige 22, 41 – 50) und der Herrschaft des gottlosen Ahasja über Israel (1. Könige 22, 51 – 2. Könige 1, 18).

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