Translation here.
„Apologetik des Glaubens“
oder:
„Warum mich nachts keine Alpträume plagen“
Teil 1
„Das kann’s doch nicht gewesen sein?“
Foto: Gerd Altmann/pixelio
An anderer Stelle habe ich über eine negative Art apologetischer Arbeit geschrieben, nämlich über die „Apologetik der Angst“. Heute möchte ich diesen Artikel ergänzen und aufzeigen, auf welchem biblischen Hintergrund wir eine positive Apologetik, die „Apologetik des Glaubens“ betreiben können.
In „Apologetik der Angst“ habe ich bereits darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, dass wir Apologetik betreiben, dass wir zu falschen und verführerischen Lehren innerhalb der Christenheit klar und eindeutig Stellung nehmen. Von diesem Auftrag (vgl. z.B. Epheser 5, 11) sind und werden wir nicht entbunden, er gilt immer noch. Aber da ich darüber bereits ausführlich schrieb, werde ich hier nicht noch einmal darauf eingehen.
Heute möchte ich unser Augenmerk auf die Dinge lenken, die wir aus dem Wort Gottes über eine positive, glaubensvolle, glaubensstarke Apologetik lernen können. Ich werde dies unter drei Stichworten, die sich leicht behalten lassen, tun:
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Erste Liebe
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Unkrautvernichter ohne Auftrag
„Das kann’s doch nicht gewesen sein?“
Foto: Gerd Altmann/pixelio
Erste Liebe
In Offenbarung 2, 1 – 7 lesen wir:
„Dem Engel der Gemeinde in Ephesus schreibe: Das sagt, der die sieben Sterne in seiner Rechten hält, der inmitten der sieben goldenen Leuchter wandelt:
Ich weiß deine Werke und deine Arbeit und deine Geduld, und daß du die Bösen nicht ertragen kannst, und daß du die geprüft hast, die sich Apostel nennen und es nicht sind, und hast sie als Lügner erfunden; und du hast Ausdauer, und um meines Namens willen hast du getragen und bist nicht müde geworden.
Aber ich habe wider dich, daß du deine erste Liebe verlassen hast. Bedenke nun, wovon du abgefallen bist, und tue Buße und tue die ersten Werke! Sonst komme ich über dich und werde deinen Leuchter von seiner Stelle stoßen, wenn du nicht Buße tust!
Aber das hast du, daß du die Werke der Nikolaiten hassest, welche auch ich hasse. Wer ein Ohr hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt: Wer überwindet, dem will ich zu essen geben von dem Baum des Lebens, welcher im Paradiese Gottes ist.“
Die Christen in Ephesus, an die diese Worte des Herrn Jesus ursprünglich gerichtet waren, zeichneten sich dadurch aus, dass sie falsche Apostel entlarvt und auch die so genannten Nikolaiten nicht ertragen hatten. In der Versammlung (Gemeinde/Kirche) in Ephesus hatte der Apostel Paulus drei Jahre lang gewirkt, Gottes Wort verkündigt und gelehrt (vgl. Apostelgeschichte 20, 31). Timotheus und Tychikus, zwei Mitarbeiter des Apostels Paulus, hatten ebenso dieser Versammlung (Gemeinde/Kirche) gedient. Es wird angenommen, dass auch der Apostel Johannes vor seiner Verbannung nach Patmos in Ephesus tätig war, dafür gibt es aber keinen biblischen Beleg. So war diese Versammlung (Gemeinde/Kirche) über lange Zeit durch mindestens drei Diener des Herrn geistlich gut unterrichtet und versorgt worden. Auf seinem Weg nach Jerusalem traf der Apostel Paulus in Milet auch die Ältesten der Versammlung (Gemeinde/Kirche) von Ephesus (vgl. Apostelgeschichte 20, 17 – 38). Schon bei diesem Zusammentreffen warnte der Apostel die Ältesten und damit die ganze Versammlung (Gemeinde/Kirche) in Ephesus vor geistlichen Verführer bzw. Irrlehrern:
„[Denn] ich weiß [dieses], daß nach meinem Abschiede verderbliche Wölfe zu
euch hereinkommen werden, die der Herde nicht schonen.
Und aus euch selbst werden Männer aufstehen, die verkehrte Dinge reden,
um die Jünger abzuziehen hinter sich her.“
Die Erwähnung der „falschen Apostel“ und der so genannten „Nikolaiten“ im Sendschreiben an die Versammlung (Gemeinde/Kirche) in Ephesus zeigt deutlich, dass sich die prophetische Warnung des Apostels bereits wenige Jahrzehnte später erfüllt hatte. Wir wollen die zwei Strömungen, mit denen sich die Christen in Ephesus auseinander zu setzen hatten, kurz beleuchten: Da waren zum einen die falschen Apostel. Vor diesen falschen Aposteln hatte Paulus auch schon die Christen in Korinth gewarnt:
„Denn solche sind falsche Apostel, betrügerische Arbeiter, die sich in Apostel Christi verkleiden.
Und das ist kein Wunder, denn der Satan selbst verkleidet sich in einen Engel des Lichts.
Es ist also nichts Besonderes, wenn auch seine Diener sich verkleiden als Diener der Gerechtigkeit;
aber ihr Ende wird ihren Werken gemäß sein.“
An welchen Kennzeichen kann man falsche Apostel erkennen? Der Apostel Paulus warnt schon im 3. Vers desselben Kapitels vor dieser Verführung und nennt dabei einige wichtige Kennzeichen, wenn er schreibt :
„Ich fürchte aber, daß etwa, wie die Schlange Eva durch ihre List verführte, [also] auch euer Sinn verderbt und abgewandt werde von der Einfalt gegen den Christus.“
Wahre Apostel bzw. Diener Christ werden immer den Sinn der Gläubigen auf Christus hin lenken und nie auf sich selbst. Im Mittelpunkt der Verkündigung wahrer Diener Christi steht immer Christus, im Mittelpunkt der „Predigt“ falscher Apostel stehen immer sie selbst und ihr Amt, ihre angebliche Vollmacht, ihre angebliche Bedeutung. Auch verführen die falschen Apostel die Gläubigen von der Einfalt in Christus weg. Sie predigen nicht die einfache Wahrheit des Evangeliums, d.h., dass der Mensch aus Gnade mittels des einfachen Glaubens an das Erlösungswerk Christi vor Gott gerechtfertigt und erlöst wird (vgl. Römer 3, 20 – 27), sondern sie erschweren die Erlösung und machen sie von anderen Dingen abhängig, insbesondere natürlich von ihrem Dienst. Wenn der Apostel Paulus in diesem Vers auf die Verführung durch die Schlange, also Satan, im Garten Eden verweist, so macht er damit deutlich, dass falsche Apostel Gesandte eben dieses Feindes Gottes sind. Dies bestätgt er auch noch einmal in 2. Korinther 11, 13 – 15. Die Christen in Ephesus, die also mit diesen falschen Aposteln konfrontiert waren, hatten mit einer äußerst satanischen Verführung zu tun. Aber durch Gottes Gnade konnten sie ihr widerstehen. Ein weiteres Merkmal falscher Apostel war (und ist), dass sie einen anderen Jesus predigen, den Gläubigen einen anderen Geist verleihen und schlussendlich ein anderes Evangelium predigen:
„Denn wenn der, welcher kommt, einen anderen Jesus predigt, den wir nicht gepredigt haben, oder ihr einen anderen Geist empfanget, den ihr nicht empfangen habt, oder ein anderes Evangelium, das ihr nicht angenommen habt, so ertrüget ihr es gut.“
Wie sieht dies in der Praxis aus? „Einen anderen Jesus predigen“ kann u.a. bedeuten, einen „Jesus“ zu predigen, der weit weg ist und der nicht mehr selbst an den Gläubigen handelt, sondern nur noch „durch seine (angeblichen) Apostel“. „Einen anderen Geist verleihen“ stellt sich in der Regel so das, dass der Empfang des Heiligen Geistes von diesen Personen, den angeblichen Aposteln abhängig gemacht wird und nicht, wie es uns die Heilige Schrift lehrt, von Jesus Christus allein (vgl. Apostelgeschichte 1, 8; Galater 3, 5; Galater 3, 2; Apostelgeschichte 5, 32 [!]). Das alles ist in sich selbst schon ein verfälschtes Evangelium, aber hinzu kommt, dass diese „falschen Apostel“ i.d.R. den Herr Jesus Christus als alleinigen Mittler zwischen Gott und den Menschen (vgl. 1. Timotheus 2, 5) ersetzen und sich selbst ein „Mittleramt“ zuschreiben, welches sie gar nicht besitzen. Menschen werden so auf vielerlei Weise von der Einfachheit der Hingabe an Jesus Christus abgezogen und an sterbliche Menschen gebunden, die ihnen so nicht den Weg des Heils, sondern den Weg der Verdammnis weisen (vgl. Sprüche 16, 25). Auch heute gibt es viele religiöse Gemeinschaften, die behaupten, dass sie „Apostel“ besitzen oder solche zu ihren Gliedern zählen. Dies aber ist ein eindeutiger Trugschluss, denn die Apostel und Propheten des Neuen Testaments bildeten das Fundament der Versammlung (Gemeinde/Kirche), wie Epheser 2, 20 eindeutig lehrt. Ein Fundament aber, wird nur einmal gelegt, dann wird darauf aufgebaut. Genauso ist es geschehen. Nachdem die Apostel und Propheten des Neuen Testaments das Fundament gelegt hatten, hörten diese Dienste auf und wurden auch nicht wiederbelebt. Für die Endzeit jedoch warnt die Schrift klar vor dem Auftreten neuer, d.h. falscher Propheten und Apostel (vgl. Matthäus 24, 11; Matthäus 24, 24; Markus 13, 22; 1. Johannes 4, 1; Offenbarung 2, 2; 2. Korinther 11, 13)
Was haben wir nun unter dem Begriff „Nikolaiten“ zu verstehen? Dr. Emil Dönges schreibt in seinem Buch „Was bald geschehen muss …“:
„Der Name ist hier, wie so oft in den Sendschreiben, der Schlüssel zum Verständnis der Sache; er bedeutet ‚Volksbesieger‘ [griech.: νíκη = der Sieg, λαóς = das Volk] und auch ‚Volksbeherrscher‘. Mit anderen Worten: Wir finden hier die Anfänge der unbiblischen und unglückseligen Scheidung der Gläubigen in Geistliche (Klerus) und Laien, welch‘ letzteres Wort in ‚Nikolaiten‘ enthalten sein mag. Gott wollte diese Scheidung nie. Christus sagt zu den Seinen: ‚Einer ist euer Lehrer, Christus, ihr alle aber seid Brüder!“ (Matthäus 23, 8 ) Und wir wissen, wie Gottes Heiliger Geist gleichfalls in allen Briefen fest darauf besteht, dass alle Gläubigen Brüder sind, ein Leib in Christus; dass sie alle nur Glieder voneinander und allesamt ein königliches Priestertum bilden (1. Petrus 2, 9; Offenbarung 1, 5 – 6). Kein besonderer Priesterstand (Hierarchie) – auch nicht im Sinne oder in der Art des israelischen Priester- oder Levitentums – solle in der Kirche Jesu Christi gefunden werden. Als aber unter den Gläubigen die erste Liebe verloren ging und die ursprüngliche geistliche Frische und Kraft und das Leben schwand, da lag es nahe, dass die ‚Werke der Nikolaiten‘ aufkamen, und dass man einen Unterschied machte zwischen Priestern und Laien. Später (in ‚Pergamus‘, Offenbarung 2, 12 ff.) sehen wir sogar, wie diese ‚Werke‘ schon durch die ‚Lehre der Nikolaiten‘ gutgeheißen und gefördert wurden. So ist es immer gewesen, zuerst schlich sich eine böse Praxis ein, und später wurde diese zu einem Glaubensartikel (Dogma) erhoben. – Wir wissen, wie Luther in der ersten Zeit und später vor allem Spener wieder diesen Unterschied von Priestern und Laien, diese ‚Werke‘ und ‚Lehre der Nikolaiten‘ aufgehoben haben wollten. Sie forderten beide, dass mit der biblischen Wahrheit vom ‚allgemeinen Priestertum aller Gläubigen‘ Ernst gemacht werde. Aber auch sie sind nicht durchgedrungen mit ihrer Forderung.“¹
Beide Gefahren – die falschen Apostel und die Nikolaiten – waren von den Christen in Ephesus erkannt und abgewiesen worden. Hintergrund für diese klare, biblische Reaktion war zum einen Gottes Gnade, ohne welche kein Christ zu irgendeinem guten Werk fähig ist. Zum anderen erfahren wir aus der Heiligen Schrift, dass diese Versammlung (Gemeinde/Kirche) gründliche im Wort Gottes unterwiesen worden war. Ich wies bereits eingehend auf den dreijährigen Dienst des Apostels Paulus und auch den Dienst seiner Mitarbeiter Timotheus und Tychikus in Ephesus hin (vgl. auch Apostelgeschichte 19, 21 – 41). Wie ernst die Christen in Ephesus das Wort Gottes, das sie vernommen hatten, nahmen, zeigt uns Apostelgeschichte 19, 19 – 20:
„Viele aber, die Zauberei getrieben hatten, brachten die Bücher zusammen und verbrannten sie öffentlich und berechneten, was sie wert waren, und kamen auf fünfzigtausend Silbergroschen. So breitete sich das Wort aus durch die Kraft des Herrn und wurde mächtig.“
Die Christen in Ephesus hatten das Wort Gottes ernst genommen, sie waren dem Wort Gottes gehorsam geworden und hatten sich konsequent von allen okkulten Bräuchen und Gegenständen getrennt. Dies ist der erste Schritt zu einer positiven Apologetik: Gehorsam gegen Gottes Wort und eine klare Trennung von allem, was Gottes Wort als >böse< bezeichnet! Nur wenn wir selbst mit Gottes Wort erfüllt sind (vgl. Kolosser 3, 16) und ihm in unserem ganzen Leben gehorsam sind, werden wir auch die geistliche Kraft besitzen, um verführerischen Lehren und Verführern „in persona“ widerstehen können.
Aber das allein reicht nicht aus, denn im Sendschreiben an die Versammlung (Gemeinde/Kirche) in Ephesus spricht der Herr Jesus eine ernste Mahnung aus:
„Aber ich habe wider dich, daß du deine erste Liebe verlassen hast.“
Wir können so sehr mit der Abwehr falscher Lehren beschäftigt sein, so sehr mit dem Dienst f ü r den Herrn, dass wir dabei die erste Liebe zum Herrn verlieren. So aber wird unser – gut gemeinter – Dienst für den Herrn ausgehölt, substanzlos, eine Farce. Das Ergebnis wird eine „Apologetik der Angst“ sein, wie ich sie bereits beschrieben habe.
Die Christen in Ephesus können uns in ihrem Gehorsam gegenüber Gottes Wort ein echtes Vorbild, eine echte Herausforderung sein. Sie müssen uns aber auch eine Warnung sein, wenn es darum geht, dass der Dienst für den Herrn, unseren Herrn Selbst aus dem Mittelpunkt unseres Lebens verdrängt. Wenn unsere Liebe zum Ihm das Motiv unseres Dienstes ist, nur dann wird auch unsere Apologetik eine Apologetik des Glaubens und damit auch geistlich erfolgreich sein.
¹= Dr. Emil Dönges: „Was bald geschehen muß …“, 4. Überarbeitete Auflage, 1985, Christliche Verlagsgesellschaft Dillenburg, Seite 30 – 33.
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