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Der Tempel in Jerusalem (Model) Foto by Berthold Werner (Own work) [Public domain], via Wikimedia Commons
Zum Hintergrund
Das Buch des Propheten Haggai gehört zu den so genannten ”kleinen Propheten“, d.h. zu den zwölf Propheten (Hosea, Joel, Amos, Obadja, Jona, Micha, Nahum, Habakuk, Zephania, Haggai, Sacharja und Maleachi), deren Bücher auf die der “großen Propheten“ (Jesaja, Jeremia, Hesekiel und Daniel) folgen. Der Name des Propheten, der dem Buch auch seinen Titel gab (Haggai 1, 1), bedeutet “Fest“ oder “Fest Jahwes“. Daraus haben Kommentatoren geschlossen, dass Haggai eventuell an einem der jüdischen Feste geboren wurde.
Nirgendwo im Alten Testament erfahren wir etwas über die Herkunft, Abstammung oder sonstigen persönlichen Verhältnisse dieses Propheten. Allerdings wird er von dem Schriftgelehrten Esra (Esra 5, 1 und Esra 6, 14) im Zusammenhang mit der Vollendung des Wiederaufbaus des Tempels in Jerusalem erwähnt. Aus Esra 5, 1 wissen wir, dass der Prophet Haggai zur selben Zeit wirkte wie der Prophet Sacharja (zum Hintergrund des Buches Sacharja, siehe: Klick!). Wenn Gott im Buch des Propheten Sacharja (Sacharja 8, 9) die Bewohner Jerusalems auffordert, auf die Worte der Propheten (Plural) zu hören, so können wir davon ausgehen, dass es sich bei “den Propheten“ um Haggai und Sacharja handelte.
In Haggai 2, 2 spricht der Prophet von der Herrlichkeit des ersten Tempels, der durch die Babylonier zerstört wurde (586 v. Chr.). Man könnte aus diesem Worten ableiten, dass Haggai den ersten Tempel noch gesehen hat. Das ist dies jedoch nicht sicher. Sollte Haggai den ersten Tempel noch vor der Zerstörung gesehen haben, dann wäre er zur Zeit seines prophetischen Dienstes, dessen Beginn im Jahr 520 v. Chr. liegt und der vier Monate dauerte, bereits ein sehr alter Mann gewesen (ca. 70 Jahre).
Im Gegensatz zu den Angaben zu seiner Person, die sich im Grunde genommen auf seinen Namen reduzieren, äußert sich Haggai über den Zeitpunkt und den Ort seines Dienstes genau und detailliert. Als Zeitpunkt für den Beginn seines Dienstes gibt Haggai das “zweite Jahr des Königs Darius, im sechsten Monat, am ersten Tage des Monats“ (Haggai 1, 1) an. Bei dem erwähnten König Darius handelt es sich um den persischen König Darius I. (549 v. Chr. – 486 v. Chr.) der in Erinnerung an seinen Vater Hystaspes auch “Darius Hystaspes“ oder aufgrund seiner militärischen Erfolge “Darius der Große“ genannt wird. Sein zweites Regierungsjahr war das Jahr 520 v. Chr. Auch die Dauer von Haggais Dienst ist uns genau überliefert: vom ersten Tag des sechsten Monats (Haggai 1, 1) bis zum vierundzwanzigsten Tag des neunten Monats (Haggai 2, 20). Nach heutiger Kalenderberechnung ist dies die Zeit vom 29. August bis zum 18. Dezember des Jahres 520 v. Chr. Damit ist Haggai der erste Prophet, der sich nach der Rückkehr der Israeliten aus dem babylonischen Exil an das Volk wandte und dessen Botschaft zusätzlich schriftlich fixiert worden ist. Von dem Propheten Sacharja wissen wir, dass er seinen Dienst erst im achten Monat desselben Jahres begann (Sacharja 1,1). Die Datierung des Dienstes und der Aufzeichnungen des Propheten Haggai sind so genau, dass liberale Theologen unterstellen, dass diese Datierungen erst später in das Buch des Propheten eingefügt wurden. Dabei wird jedoch außer Acht gelassen, dass Haggai (wie auch Sacharja, Esra und Nehemia) im babylonischen Exil die herausragende chronologische Art der Geschichtsschreibung kennengelernt haben, die zu jener Zeit in der Verwaltung des neubabylonischen und persischen Reiches vorherrschte¹. Verschiedene Kommentatoren verweisen darauf, dass bei den Propheten Daniel (605 – 536 v. Chr.) und Hesekiel (593 v. Chr. – 571 v. Chr.), die eine Zeit vor Haggai und ebenfalls im babylonischen Exil lebten, die Übernahme dieser exakten historischen Geschichtsschreibung, die in Babylon und Persien üblich war, erkennbar wird. Diese Art der Geschichtsschreibung wurde dann auch von den anderen Propheten, sowie von dem Schriftgelehrten Esra und dem Stadthalter Nehemia fortgeführt. Mit der Wegführung in das babylonische Exil tritt das Volk Israel aus seinem abgeschotteten kleinen jüdischen Landstrich heraus, ja es verlässt sogar den Einflussbereich der es in der Levante umgebenden Völker und kommt – wenn auch ungewollt und notgedrungen – in Kontakt zu den Weltmächten dieser Zeit. Plötzlich gab es in Juda keine Könige mehr, mit deren Regierungszeiten die Propheten ihre Botschaft datieren können. Judas Geschichte ist jetzt mit den dominierenden geopolitischen Mächten seiner Zeit verbunden. Aus diesem Grund verbinden die Propheten die Datierung ihrer Botschaften und ihres Dienstes mit den Regierungszeiten jener Herrscher und sie benutzen dazu die exakte Geschichtsschreibung, die sie im Exil unter diesen Herrschern kennengelernt haben.
Haggai versah seinen Dienst ganz offensichtlich in Jerusalem. Darauf deuten nach Meinung vieler Kommentatoren nicht nur die Erwähnung des Tempels (Haggai 1, 2 + 14; Haggai 2, 15 + 18), sondern auch der Hinweis auf die Berge (Haggai 1, 8 + 11) hin. Während wir im Gebiet der historischen Stadt Babylon keine Berge finden, ist Jerusalem nicht nur auf einem Berg erbaut worden, die Stadt wird auch von den Bergen der judäischen Bergkette umgeben.
Was vor Haggais Auftreten geschah: 1. Die Wegführung nach Babylon
Im Jahr 605 v. Chr. schlug Nebukadnezar II.² als Heerführer der Armee seines Vaters, des babylonischen Königs Nabopolassar, die vereinigten Streitkräfte der Assyrer und Ägypter nahe der Stadt Karkemisch. Die Stadt, die zum Einflussgebiet zweier Völker – der Hethiter und der Mittani – gehörte, liegt heute auf türkischem Gebiet unmittelbar an der Grenze zu Syrien und trägt den türkischen Namen ”Karkemiš”. Mit seinem Sieg über die Assyrer und Ägypter sicherte Nebukadnezar II. für Jahrzehnte die babylonische Vorherrschaft über den gesamten damaligen Nahen Osten. Für die Vasallenstaaten der Assyrer und Ägypter war die Schlacht bei Karkemisch ebenfalls ein historischer Wendepunkt, denn auch sie mussten sich nun genauso der Macht Babylons unterwerfen wie jene Staaten, von denen sie bisher abhängig gewesen waren.
Das Südreich Juda, aus den beiden Stämmen Juda und Benjamin bestehend und bisher ein Vasallenstaat Ägyptens, geriet so unter die Herrschaft der Babylonier. (Das 10-Stämme- bzw. Nordreich Israel war bereits 722/721 v. Chr. von den Assyrern besiegt und ein großer Teil seiner Bevölkerung in die Gefangenschaft nach Assur und in weitere nordmesopotamische Städte deportiert worden [2. Könige 17, 6]).
Noch im selben Jahr, kurze Zeit nach dem Sieg von Karkemisch, starb Nabopolassar und Nebukadnezar II. folgte ihm als König des babylonischen Großreiches. Schon bald nach seiner Thronbesteigung führte er die babylonischen Truppen gegen das Südreich Juda und eroberte es. Viele hochrangige Judäer wurden als Gefangene nach Babylon deportiert (Daniel 1, 1 – 3). Unter ihnen war auch Daniel mit seinen Freunden (Daniel 1, 1 – 2; 2. Könige 24, 1; 2. Chronika 36, 6 – 7). Damit erfüllte sich die Weissagung des Propheten Jesaja, in der dieser dem König Hiskia angekündigt hatte, dass seine Nachkommen zu Untertanen des Königs von Babylon werden würden (Jesaja 39, 5 – 7). Bei dieser ersten Eroberung Jerusalems durch Nebukadnezar II. entwendeten die babylonischen Truppen auch einige der heiligen Gefäße aus dem salomonischen Tempel. Auf diese erste Eroberung und Wegführung sollten noch zwei weitere folgen. Der zu dieser Zeit in Juda herrschende König war Jojakim (2. Könige 24, 1 – 4). Sein Sohn Jojakin (der in den biblischen Berichten auch unter den Namen Jojachin, Jechonja oder unter der Kurzform Konja bekannt ist) folgte ihm im Jahr 598 v. Chr. auf dem Thron. Doch ihm war nur eine Regierungszeit von drei Monaten und zehn Tagen beschieden (2. Chronika 36, 9).
Dann brach Nebukadnezar II. erneut mit der babylonischen Armee in Juda ein und zum Jahreswechsel 597 v. Chr. wurde Jojakin gemeinsam mit der überwiegenden Anzahl der führenden Judäer und den restlichen Schätzen des Landes, einschließlich der heiligen Gefäße des Tempels, nach Babylon gebracht. Unter den Weggeführten war diesmal auch der junge Prophet Hesekiel (2. Könige 24, 10 – 17; 2. Chronika 36, 10). Aus Hesekiel 14, 14 + 20 und Hesekiel 28, 3 wird deutlich, dass Hesekiel und Daniel miteinander bekannt waren.
Die dritte und letzte kriegerische Auseinandersetzung zwischen den Babyloniern und dem Südreich Juda und die damit verbundene dritte Deportation fand ca. 11 Jahre später, im Jahr 586 v. Chr., statt. Zu dieser Zeit herrschte Mattanja über das Land. Er war ein jüngerer Bruder Jojakims und dadurch Onkel seines Vorgängers Jojakin (2. Könige 24, 17 – 2. Könige 25, 7). Nebukadnezar hatte ihm den Namen ”Zedekia” gegeben, unter welchem er auch in den biblischen Berichten erwähnt wird. Im elften Jahr seiner Regentschaft lehnte sich Zedekia gegen die babylonische Herrschaft auf und schloss ein geheimes Abkommen mit dem ägyptischen Pharao Hophra (Jeremia 37 — 38). Als Reaktion auf diesen Treuebruch (vgl. 2. Chronik 36, 13; Hesekiel 17, 13 ff.) belagerten die babylonischen Armeen 18 Monate lang Jerusalem, bis die Stadt dann endgültig in ihre Hände fiel. Nebukadnezzar II. wollte an der Stadt ein warnendes Exempel für die anderen Vasallenstaaten Babylons statuieren und ließ den Tempel niederbrennen, die Stadtmauern einreißen und alle restlichen Bewohner, außer den allerärmsten, als Gefangene nach Babylon deportieren. Damit begann für das Volk das babylonische Exil, das nach Gottes prophetischer Ankündigung 70 Jahre dauern sollte (vgl. Jeremia 25). Auch Zedekia musste nach Babylon in die Gefangenschaft gehen. Zuvor jedoch ließ Nebukadnezzar II. die Söhne Zedekias vor den Augen ihres Vaters töten, um diesen anschließend blenden zu lassen (2. Könige 24, 18 — 2. Könige 25, 24). Das Letzte, was Zedekia in seinem Leben sah, war der grausame Tod seiner Söhne.
Es sind diese Umstände, die u.a. auch den späteren Propheten Daniel im Alter von 15 bis 20 Jahren zusammen mit seinen Freunden nach Babylon führte. Das Leben in dieser Stadt, die mit ihrem Götzendienst der totale Gegenentwurf zur Herrschaft Gottes und Seinen Geboten war, wurde für ihn und seine Freunde zu einer ständigen geistlichen Auseinandersetzung, in der er nur durch die Gnade Gottes bestehen konnte. Diese Gnade Gottes war es auch, die Daniel die Kraft verlieh, fast 70 Jahre lang (bis ca. 538 v. Chr., vgl. Daniel 1, 21) seinen Dienst in dieser antigöttlichen Umgebung zu versehen.
In dieser langen Zeit, die fast die gesamte Zeit der babylonischen Gefangenschaft umfasste, sah Daniel eine ganze Reihe von babylonischen Königen kommen und gehen. Auf Nebukadnezar II. folgt dessen Sohn Amel-Marduk. Dieser regierte jedoch nur für die kurze Zeit von 561 v. Chr. – 560 v. Chr. Auf ihn folgte ein Schwiegersohn Nebukadnezars II., Nergal-šarra-usur. Er regierte von 559 v. Chr. – 556 v. Chr. Ihm folgte sein Sohn Lā-abāši-Marduk, dessen Herrschaft noch im Jahr seiner Thronbesteigung (556 v. Chr.) durch einen Mordanschlag beendet wurde. Mit dem auf ihn folgenden Nabonid begann dann wieder eine Phase von dauerhafter Regentschaft und damit auch politischer Stabilität im babylonischen Reich. Er herrschte von 555 v. Chr. bis 539 v. Chr. In der Zeit von ca. 552 v. Chr. bis 542 v. Chr. setzte Nabonid seinen Sohn Bel-šarru-usur, den uns aus der Bibel bekannten Belsazar, als seinen Stellvertreter ein und zog es vor, außerhalb von Babylon an verschiedenen Orten auf der arabischen Halbinsel zu residieren.
539 v. Chr. beendet die Einnahme der Hauptstadt Babylon durch den persischen König Kyros II. nicht nur die Dynastie Nabonids, sondern auch das babylonische Reich, das nun von dem neu errichteten medo-persischen Großreich abgelöst wurde.
Was vor Haggais Auftreten geschah: 2. Rückführung nach Israel und Beginn des Wiederaufbaus des Tempels
Mit der Einnahme Babylons durch Kyros II. wird auch die Befreiung des jüdischen Volkes eingeleitet, zu der Gott den persischen König selbst berufen hatte (vgl. Jesaja 44, 24 – Jesaja 45, 7; 2. Chronika 36, 22 – 23; Esra 1, 1 – 4). Im Jahr 538 v. Chr. erließ Kyros II. ein Dekret, das den Juden erlaubte, in ihre Heimat zurückzukehren und die Stadt Jerusalem sowie den Tempel wieder aufzubauen. Die Rückkehr der nach Babylon weggeführten Juden erfolgte in drei Wellen. Die erste Rückkehrbewegung wurde von Serubbabel, einem Nachkommen des Königs Davids und von Josua, einem Nachkommen des Hohenpriesters Aaron angeführt. Sie erfolgte im Jahr 536 v. Chr. Das Buch Esra beschreibt uns diese Rückkehrbewegung in Esra 1 – 6: In Esra 1 wird berichtet, wie Kyros II. das erwähnte Dekret erlässt und welche Folgen es hat. Das Kapitel 2 des Buches Esra ist ein Verzeichnis der zurückkehrenden Einzelpersonen und Familien. Esra 3 berichtet dann davon, wie die Heimgekehrten zuerst den Altar Gottes wieder aufbauen und anschließend mit dem Wiederaufbau des (ganzen) Tempels beginnen. Auch das Laubhüttenfest wurde von den Juden zu dieser Zeit zum ersten Mal wieder in ihrer Heimat gefeiert. In Esra 4 lesen wir dann jedoch davon, dass Feinde des jüdischen Volkes aufstehen und massiv den Fortgang des Tempelbaus durch entmutigende Propaganda und durch politische Manipulation behindern, ja schlussendlich sogar zum Erliegen bringen.
Wer waren diese Feinde? Im Jahr 722/721 v. Chr. wurde das 10-Stämme- bzw. Nordreich Israel durch die Assyrer eingenommen. Mit dem Beginn der Herrschaft des Assyrerkönigs Esarhaddon (680 v. Chr. – 669 v. Chr.) war es die offizielle Politik Assyriens, auf dem Gebiet des Nordreiches Israel Menschen aus Assyrien anzusiedeln (vgl. 2. Könige 17, 24). Diese assyrischen Immigranten gingen Mischehen mit der noch verbliebenen israelischen Bewohnerschaft ein. Obwohl sie ihre heidnischen Götzenkulte beibehielten, begannen sie zusätzlich auch den Gott der Israeliten zu verehren (2. Könige 17, 30 – 33). Aus den Nachkommen dieses “Volkes des Landes“ (Esra 4, 4) entstand das später das Volk der Samaritaner. Auch sie hingen einer synkretistischen Religion an. Diese Vermischung der Israeliten mit einem heidnischen Volk und ihrem Götzendienst war ein klarer Verstoß gegen die Gebote Gottes, so dass die Juden, die aus Babylon zurückkehrten, den näheren Kontakt zu diesen Menschen und später zu den Samaritanern ablehnen mussten (2. Mose 20, 3). Die Ablehnung der Samaritaner dauerte bis in die Zeit Jesu an (vgl. Johannes 4, 9). Es war diese Gruppe, die zuerst ihre Mithilfe beim Tempelbau anbot (Esra 4, 2), dann aber, als Serubbabel ihr Angebot aufgrund ihres Götzendienstes ablehnen musste, in aktiven Widerstand überging.
Dieser Widerstand gegen den Tempelbau der Juden begann noch zur Regierungszeit von Kyros II. (559 v. Chr. – 530 v. Chr.) und zog sich über die Zeit seiner Nachfolger Kambyses II. (530 v. Chr. – 522 v. Chr.), der im Alten Testament auch unter dem Namen “Ahasveros“ bekannt ist, Bardiya bzw. Smerdis (523 v. Chr. – 522 v. Chr.), der im Alten Testament auch mit dem Namen “Artasasta“ bezeichnet wird, bis in das zweite Jahr der Regentschaft des persischen Königs Darius I. ( 549 v. Chr. – 486 v. Chr.) hin und dauerte insgesamt 16 Jahre. Nach dem Tod von Kyros II. war die Herrschaft über das babylonische Großreich unter seinen Nachfolgern Kambyses II. und Bardiya bzw. Smerdis nicht immer in geordneten Bahnen verlaufen. Zweifellos führte dieser Umstand auch dazu, dass die Feinde des Tempelbaus so lange Erfolg mit ihrem Widerstand hatten. Mit Beginn der Herrschaft Daris I. änderte sich dies. Nachdem er einige Aufstände niedergeschlagen hatte, ordnete er die Verwaltung und Infrastruktur des Reiches neu. Es ist genau diese Zeit, in der der Prophet Haggai seinen Dienst beginnt, der wenige Monate später dann durch den Dienst des Propheten Sacharja ergänzt wird (Esra 5, 1). Ermutigt durch den Dienst der Propheten nehmen die Juden unter der Leitung von Serubbabel und Josua die Arbeit am Tempel Gottes wieder auf. Es dauert nicht lange, bis der babylonische Stadthalter davon erfährt und nachfragt, wer den Juden die Erlaubnis zum Wiederaufbau des Tempels gegeben hätte. Wohl auf den Einwand der jüdischen Ältesten hin, schreibt der Stadthalter einen Brief an König Darius I. und erkundigt sich nach dem Dekret Kyros II. Esra 6 berichtet davon, wie Darius I. dieses Dekret suchen lässt und, nachdem es aufgefunden wurde, seinem Stadthalter in Juda den Befehl erteilt, die Juden nicht am Tempelbau zu hindern. Der persische König stellt sogar noch finanzielle Mittel für den Bau des Tempels und den Kultus bereit. Als Folge davon lesen wir dann in Esra 6, 14 – 18:
“Und die Ältesten der Juden bauten und es ging vonstatten durch die Weissagung der Propheten Haggai und Sacharja, des Sohnes Iddos, und sie bauten und vollendeten es nach dem Befehl des Gottes Israels und nach dem Befehl des Kyrus, Darius und Artahsasta, der Könige von Persien, und sie vollendeten das Haus bis zum dritten Tag des Monats Adar im sechsten Jahr der Herrschaft des Königs Darius. Und die Israeliten, die Priester, die Leviten und die andern, die aus der Gefangenschaft zurückgekommen waren, hielten die Einweihung des Hauses Gottes mit Freuden und opferten zur Einweihung des Hauses Gottes hundert Stiere, zweihundert Widder, vierhundert Lämmer und zum Sündopfer für ganz Israel zwölf Ziegenböcke nach der Zahl der Stämme Israels und bestellten die Priester nach ihren Abteilungen und die Leviten nach ihren Ordnungen zum Dienst am Hause Gottes in Jerusalem, wie es im Buch des Mose geschrieben steht.“
Die Zeit des endgültigen Wiederaufbaus und damit auf der Niederschrift des Buches Haggai wird auf die Zeit zwischen 520 v. Chr. – 515 v. Chr. datiert. Im Gegensatz zu den meisten anderen Propheten, deren Bücher uns überliefert wurden, war die Reaktion des Volkes auf die Botschaft der Propheten Haggai und Sacharja positiv.
Aufteilung und Inhaltsübersicht des Buches Haggai
Das Buch des Propheten Haggai umfasst nur zwei Kapitel mit vier Botschaften und lässt sich grob wie folgt einteilen:
In Kapitel 1 ist der Aufruf zum Wiederaufbau des Tempels dominierend. In Haggai 1, 1 – 6 findet sich der erste Aufruf des Propheten, gefolgt von einem zweiten Aufruf in Haggai 1, 7 – 11. In Haggai 1, 12 – 15 wird uns die Reaktion auf die Ermahnungen des Propheten beschrieben.
Kapitel 2 enthält Gottes Verheißungen für den Fall, dass die Israeliten Seinem Auftrag folgen und den Tempel wiederaufbauen. Die erste Verheißung betrifft die zukünftige Herrlichkeit des Tempels (Haggai 2, 1 – 9), die mit dem Kommen des Herrn Jesus Christus erfüllt wurde (vgl. Lukas 2, 25 – 32) und sich erneut mit Seiner Herrschaft im kommenden Millennium erfüllen wird. Haggai 2, 10 – 19 enthält die zweite Verheißung, die den zukünftigen Segen Gottes über Sein Volk ankündigt. Die dritte und letzte Verheißung ist an Serubbabel persönlich gerichtet (Haggai 2, 20 – 22) und bezieht sich auf die zukünftige Stellung, die Serubbabels Nachkommen als Nachkommenden aus der Linie Davids in der Geschichte des Volkes und insbesondere im Millennium einnehmen werden.
Fußnoten:
¹= Siehe Dr. Eugene H. Merrill, “An Exegetical Commentary: Haggai, Zechariah, Malachi“, 2003 by Biblical Studies Press, L.L.C., Seite 10; siehe ferner D. J. Wiseman, “Chronicles of Chaldaean Kings (625-556 B.C.) in the British Museum“, London: Trustees of the British Museum, 1961
²= In der Geschichtsforschung sind vier babylonische Könige bekannt, die den Namen ”Nebukadnezar” (bzw. babyl. Nabu-kudurri-usur) trugen. Der in der Bibel erwähnte König ist Nebukadnezar II., der von 605 v. Chr. bis 562 v. Chr. regierte.