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Exkurs I: Die Gottheit Jesu in der Offenbarung
Auf sehr deutliche Weise zeigt uns die Offenbarung (in Verbindung mit den Aussagen des Alten Testaments) die Gottheit des Herrn Jesus Christus:
Alpha und Omega
In Offenbarung 1, 8 finden wir folgendes Selbstzeugnis unseres Herrn:
“Ich bin das Alpha und das Omega, spricht der Herr, Gott, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige. „
Diese Aussage über sich selbst wiederholt Er in ähnlicher Weise in
Offenbarung 21, 6:
“Und er sprach zu mir: Es ist geschehen. Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende. Ich will dem Dürstenden aus der Quelle des Wassers des Lebens geben umsonst.“¹
und in Offenbarung 22, 13:
“Ich bin das Alpha und das Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende.“
Wie ich bereits in den früheren Betrachtungen zur Offenbarung ausgeführt habe, stehen Alpha und Omega für den ersten und den letzten Buchstaben des griechischen Alphabets. Wenn Christus sich als “Alpha und Omega“ bezeichnet, dann kommen in diesem Titel Sein ewiges Wesen und Seine Allmacht, aber auch Seine umfassende Herrschaft über alle Dinge zum Ausdruck. Er ist der Anfänger und der Vollender aller Dinge:
“Jesus Christus ist derselbe gestern und heute und in Ewigkeit.“
(Hebräer 13, 8; vgl. Hebräer 12, 2)
Genauso stellt sich auch Gott, der Vater und Schöpfer, Seinem Bundesvolk Israel vor:
“Wer hat es gewirkt und getan? Der die Geschlechter ruft von Anbeginn. Ich, Jahwe, bin der Erste, und bei den Letzten bin ich derselbe.“
“So spricht Jahwe, der König Israels und sein Erlöser, Jahwe der Heerscharen: Ich bin der Erste und bin der Letzte, und außer mir ist kein Gott.„
“Höre auf mich, Jakob, und Israel, mein Berufener! Ich bin, der da ist, ich der Erste, ich auch der Letzte.„
Derjenige, der sich dem Apostel Johannes in Offenbarung 1, 8 mit folgenden Worten vorstellt:
“Ich bin das Alpha und das Omega, spricht der Herr, Gott, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige. „
ist also kein anderer, als der, der sich dem Mose als “Jahwe“ – “Ich bin, der Ich bin“ – der “Ewigseiende“ geoffenbart hat.
Der große „Ich bin“
In dem “Ich bin … das Alpha und Omega“, mit dem der Herr Jesus Christus sich selbst bezeichnet, klingt das “Ich bin, der Ich bin“ an, mit dem Gott, der Vater und Schöpfer, sich Seinem Knecht Mose offenbart²:
“Da sprach Gott zu Mose: Ich bin, der ich bin. Und er sprach: Also sollst du zu den Kindern Israel sagen: »Ich bin« hat mich zu euch gesandt. Und Gott sprach weiter zu Mose: Also sollst du zu den Kindern Israel sagen: Jahwe, der Gott eurer Väter, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt. Das ist mein Name in Ewigkeit, und das ist mein Gedächtnis von Geschlecht zu Geschlecht.“
Jahwe – “Ich bin der ich bin“ – der Ewigseiende, der Allmächtige. Er tritt hier in der Person Seines Sohnes, der ebenso Gott von Ewigkeit her ist, vor uns. Insgesamt bezeichnet Johannes Gott neunmal als den “Allmächtigen“: Offenbarung 1, 8; Offenbarung 4, 8; Offenbarung 11, 17; Offenbarung 15, 3; Offenbarung 16, 7 + 14; Offenbarung 19, 6 + 15; Offenbarung 21, 22. Liest man diese Stellen, so wird deutlich, dass sich Offenbarung 4, 8, Offenbarung 19, 15 und Offenbarung 21, 22 ganz offensichtlich auf Gott, den Vater und Schöpfer beziehen, wohingegen sich Offenbarung 1, 8; Offenbarung 11, 17; Offenbarung 16, 7 + 14 auch auf Gott, den Sohn, bezogen werden können. Beide – der Vater wie der Sohn werden also als “der Allmächtige“ bezeichnet!
Die Absicht von Offenbarung 1, 1 – 20
Haben Sie sich schon einmal Gedanken darüber gemacht, warum sich der Herr Jesus Christus uns im ersten Kapitel der Offenbarung in dieser Weise – als der Ewigseiende, allmächtige Gott und Schöpfer³ – vorstellt? Ein Blick in das Alte Testament hilft uns, die Zusammenhänge zu verstehen. Im Buch Josua, Kapitel 5, 13 – Kapitel 6, 5 lesen wir:
“Es begab sich aber, als Josua bei Jericho war, daß er seine Augen erhob und sich umsah; und siehe, ein Mann stand ihm gegenüber, der hatte ein bloßes Schwert in seiner Hand. Und Josua ging zu ihm und sprach zu ihm: Gehörst du uns an oder unsern Feinden? Er sprach: Nein, sondern ich bin der Fürst über das Heer des HERRN und jetzt bin ich gekommen! Da fiel Josua auf sein Angesicht zur Erde und betete an und sprach zu ihm: Was sagt mein Herr seinem Knechte? Und der Fürst über das Herr des HERRN sprach zu Josua: Ziehe deine Schuhe aus von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehst, ist heilig! Und Josua tat also. Jericho aber war verschlossen und verriegelt vor den Kindern Israel; so daß niemand heraus oder hineingehen konnte. Und der HERR sprach zu Josua: Siehe da, ich habe Jericho samt seinem Könige und den streitbaren Männern in deine Hand gegeben. Darum lasse alle eure Kriegsleute rings um die Stadt marschieren, so daß sie die Stadt einmal umziehen, und tue sechs Tage also. Und sieben Priester sollen sieben Jubeljahrsposaunen vor der Lade tragen; und am siebenten Tage sollt ihr siebenmal um die Stadt ziehen, und die Priester sollen die Posaunen blasen. Und wenn man das Horn des Jubeljahres bläst und ihr den Ton der Posaune hört, so soll das ganze Volk ein großes Feldgeschrei erheben; so werden die Stadtmauern in sich zusammenstürzen, und das Volk soll sie ersteigen, ein jeder stracks vor sich hin! „
Das entscheidende Wort in diesem Text ist das kleine Wort “jetzt“. Josua steht vor einer der schwierigsten Aufgaben seines Lebens. Zwar hat er schon viele kriegerische Auseinandersetzungen führen müssen, doch noch nie zuvor musste er eine befestigte Stadt angreifen. Während er auf Jericho blickt und darüber nachdenkt, was er tun kann, erscheint der “Fürst über das Heer des Herrn“ mit einer Botschaft von Gott für Josua. Als Josua die Aufforderung vernimmt, dass er seine Schuhe ausziehen soll, weil der Ort heilig sei, wird ihm bewusst, wer da zu ihm redet. Es ist Derselbe, der zu seinem Mentor Mose am brennenden Dornbusch sprach:
“Mose aber hütete die Schafe Jethros, seines Schwiegervaters, des Priesters in Midian, und trieb die Schafe hinten in die Wüste und kam an den Berg Gottes Horeb. Und der Engel des HERRN erschien ihm in einer Feuerflamme mitten aus dem Dornbusch. Und als er sich umsah, siehe, da brannte der Dornbusch im Feuer, und der Dornbusch ward doch nicht verzehrt. Da sprach Mose: Ich will doch hinzutreten und diese große Erscheinung besehen, warum der Dornbusch nicht verbrennt! Als aber der HERR sah, daß er hinzutrat, um zu sehen, rief ihm Gott mitten aus dem Dornbusch und sprach: Mose, Mose! Er antwortete: Hier bin ich! Da sprach er: Komm nicht näher herzu! Ziehe deine Schuhe aus von deinen Füßen; denn der Ort, darauf du stehest, ist heiliges Land! Und er sprach: Ich bin der Gott deines Vaters, der Gott Abrahams, der Gott Isaaks und der Gott Jakobs! Da verdeckte Mose sein Angesicht; denn er fürchtete sich, Gott anzuschauen.“
Als Gott Mose am brennenden Dornbusch begegnete, stand auch dieser – wie Josua – vor einer Aufgabe, die seine menschlichen Kräfte überstieg: Er sollte nach Ägypten zurückkehren und das Volk der Israeliten aus der Gefangenschaft befreien. Aber diese Aufgabe war nicht nur sehr schwierig, sie hätte Mose auch aufgrund der Vorgeschichte (2. Mose 2, 11 – 15) sein Leben kosten können. Sicherlich fragte sich auch Josua am Vorabend der kommenden Schlacht um Jericho, ob er den folgenden Tag überleben würde. Richard S. Hess4 weist darauf hin, dass die Heilige Schrift uns noch von einer dritten, sehr ähnlichen Begebenheit berichtet, nämlich im Zusammenhang mit dem Patriarchen Jakob: Gott begegnet Jakob, kurz bevor dieser auf seinen Bruder Esau trifft (vgl. 1. Mose 32, 22 – 32). Jakob muss dieser Begegnung mit Frucht entgegengesehen haben, hatte er doch seinen Bruder um das kostbare Erstgeburtsrecht gebracht (vgl. 1. Mose 25, 29 – 34) und ihn dann auch noch um den väterlichen Erstgeburtssegen betrogen. Aus Angst vor der Rache seines Bruders Esau war er aus dem Land geflohen, um Zuflucht bei Verwandten seiner Mutter zu finden (1. Mose 27, 1 – 46). Doch nach Jahren des Exils hatte Gott selbst ihn aufgefordert, in sein Heimatland und zu seiner Familie zurückzukehren (1. Mose 31, 1 – 13). Jakob war diesem Auftrag auch gefolgt, aber je näher die Begegnung mit seinem Bruder Esau rückte, desto größer wurde die Furcht in seinem Herzen. Es war nicht unwahrscheinlich, dass Esau an Jakob, dessen Familie und der ganzen Habe, die dieser in der Fremde erworben hatte, Rache nehmen würde und es war fraglich, ob Jakob diese Begegnung überleben würde. So sandte Jakob Boten zu seinem Bruder, um diesem seine Ankunft ankündigen zu lassen. Als diese Boten zurückkehrten, musste er erfahren, dass Esau ihm bereits mit 400 Männern (!) entgegen kam. Jakob sandte abermals Boten aus, diesmal mit Geschenken für seinen Bruder. Das war ganz offensichtlich ein Versuch, Esau milde zu stimmen (1. Mose 32, 7 – 21). Außerdem teilte er den Zug seiner Tiere, seiner Bediensteten und seiner Familie so auf, dass Esau erst ganz am Ende auf die Familienmitglieder treffen konnte, die Jakob mehr als alles andere liebte: Rahel und Joseph (vgl. 1. Mose 33, 1 – 2). Doch bevor es zu dem (befürchteten) Zusammentreffen mit Esau kam, begegnete Gott dem Jakob (1. Mose 32, 22 – 32). Wie viel Kraft Jakob aus dieser Begegnung zufloss, können wir nur vermuten. Als er am Morgen darauf seinem Bruder begegnet, darf Jakob erkennen, dass Gott auch an diesem in mächtiger Weise gewirkt und ihn verändert hat (vgl. 1. Mose 33, 10b). Verwundert es da, dass Jakob wenig später Gott einen Altar errichtet und diesen Altar “der starke Gott Israels“ nennt?
Drei biblische Personen – Jakob, Mose und Josua – die vor menschlich kaum zu lösenden Problemen stehen, ja die noch dazu dem Tod ins Auge sehen müssen und jedem von ihnen begegnet kurz zuvor der allmächtige Gott. Bei Jakob und Mose offenbart Er sich als der Schöpfer und Bundesgott. Josua begegnet Er in Form einer Theophanie, d.h. einer Erscheinung Christi vor Seiner Fleischwerdung.
Wenn sich uns der Herr Jesus Christus in Offenbarung 1, 1 – 20 also als Person der göttlichen Trinität, als Gott der Sohn und damit auch als der Ewigseiende, der Allmächtige, vorstellt, dann tut Er das, um uns zu versichern, dass alle Geschehnisse, über die die Offenbarung dann berichtet, in Seiner Hand und unter Seiner Kontrolle stehen. Er ist nicht nur der Herr über Leben und Tod (Offenbarung 1, 18), über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft (Offenbarung 1, 18), Er hat auch die Macht, die Dinge, die Er durch Seine Propheten ankündigen lässt, zur Erfüllung zu bringen und in derselben Kraft wird Er jene vor diesen Dingen bewahren, die Ihm vertrauen (1. Thessalonicher 1, 9 – 10; Offenbarung 3, 10). Insbesondere dieser letzte Aspekt wird durch die Art und Weise, wie Christus uns in Offenbarung 1, 1 – 20 vorgestellt wird, deutlich: Auch die schweren Gerichte über diese Erde, die ab Offenbarung 6 geschildert werden, stehen ganz und gar unter Seiner Kontrolle und brauchen jene nicht mit Furcht erfüllen, die in dem Erlösungstod des Sohnes Gottes Vergebung ihrer Sünden gefunden haben:
‚‚Ihm, der uns liebt und uns durch sein Blut von unsren Sünden gewaschen und uns zu einem Königreich gemacht hat, zu Priestern für seinen Gott und Vater: ihm gehört die Herrlichkeit und die Macht in alle Ewigkeit! Amen.“
In diesen Menschen, die durch Ihn – Jesus Christus – Frieden mit Gott (Römer 5, 1) und Befreiung von der Strafe des Gerichts (Johannes 3, 18; Johannes 5, 24) empfangen haben, wird sich Gott, wenn Er Sein ewiges Reich aufrichtet, selbst verherrlichen (2. Thessalonicher 1, 10). Sie sind der Lohn der Schmerzen Seines Sohnes (vgl. Jesaja 40, 10 – 11; Jesaja 53, 11 – 12). Glauben wir wirklich, dass auch unser einer davon zurückgelassen und so der Lohn Christi geschmälert werden würde? Nein. Was Er zugesagt hat, wird Er auch halten:
“Dies aber ist der Wille dessen, der mich gesandt hat, daß ich von allem, was er mir gegeben hat, nichts verliere, sondern es auferwecke am letzten Tage. Denn dies ist der Wille meines Vaters, daß jeder, der den Sohn sieht und an ihn glaubt, ewiges Leben habe; und ich werde ihn auferwecken am letzten Tage.“
“Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir; und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren ewiglich, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben. Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist größer als alles, und niemand kann sie aus der Hand meines Vaters rauben. Ich und der Vater sind eins.„
Fußnoten:
¹= vgl. zu dieser Aussage auch: Jesaja 55, 1 und Jesaja 44, 3 mit Johannes 7, 37 – 38.
²= vgl. in diesem Zusammenhang auch die sieben (!) “Ich bin“-Worte Jesu im Johannesevangelium: Johannes 6, 35 (“Ich bin das Brot des Lebens“, vgl. auch Johannes 6, 41 + 48 + 51); Johannes 8, 12 (“Ich bin das Licht der Welt“); Johannes 10, 7 + 9 (“Ich bin die Tür“), Johannes 10, 11 + 14 (“Ich bin der gute Hirte“); Johannes 11, 25 (“Ich bin die Auferstehung und das Leben“); Johannes 14, 6 (“Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben“); Johannes 15, 1 (“Ich bin der wahre Weinstock“). In allen sieben Stellen finden wir im griechischen Text des Neuen Testaments die Worte “εγω ειμι“ (“ego eimi“; “Ich bin …“), die die Entsprechung des alttestamentarischen ‚אֶֽהְיֶ֖ה אֲשֶׁ֣ר אֶֽהְיֶ֑ה‘ (“aeie ashr aeie“; “Ich bin, der Ich bin“) sind.
³= Dass der Titel “Schöpfer“ sowohl Gott, dem Vater, als auch dem Sohn Gottes zugesprochen werden und damit die Gottheit Jesu Christi ein weiteres Mal betont wird, belegen folgenden Schriftstellen: Johannes 1, 3; Kolosser 1, 16; Hebräer 1, 1 – 3.
4= Richard S. Hess: “Joshua: An Introduction and Commentary“, Tyndale Old Testament Commentaries Series. Leicester, England, and Downers Grove, Ill.: Inter-Varsity Press, 1996; Seite 126