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“Und als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen nieder wie tot. Und er legte seine Rechte auf mich und sprach: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige, und ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und des Hades. Schreibe nun das, was du gesehen hast und was ist und was nach diesem geschehen wird. Das Geheimnis der sieben Sterne, die du in meiner Rechten gesehen hast, und die sieben goldenen Leuchter: Die sieben Sterne sind Engel der sieben Versammlungen, und die sieben Leuchter sind sieben Versammlungen.“
* “Und als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen nieder wie tot (…)“ Ein Vergleich der Erfahrung, die der Apostel Johannes hier schildert, mit der anderer, wahrer Propheten Gottes lässt wichtige Ähnlichkeiten erkennen:
– bei dem Propheten Jesaja:
“Im Todesjahre des Königs Ussija sah ich den Herrn sitzen auf einem hohen und erhabenen Throne, und seine Säume füllten den Tempel. Seraphim standen oben über ihm, ein jeder von ihnen hatte sechs Flügel; mit zweien deckten sie ihre Angesichter, mit zweien deckten sie ihre Füße und mit zweien flogen sie. Und einer rief dem andern zu und sprach: Heilig, heilig, heilig ist der HERR der Heerscharen; die ganze Erde ist voll seiner Herrlichkeit. Da erbebten die Pfosten der Schwellen von der Stimme ihres Rufens, und das Haus ward mit Rauch erfüllt. Da sprach ich: Wehe mir, ich vergehe! Denn ich bin ein Mann von unreinen Lippen und wohne unter einem Volk, das auch unreine Lippen hat; denn meine Augen haben den König, den HERRN der Heerscharen, gesehen!„
– bei dem Propheten Hesekiel:
“Und über dem Himmelsgewölbe, das über ihren Häuptern war, sah es aus wie ein Saphirstein, wie die Gestalt eines Thrones. Auf dem Gebilde des Thrones aber saß eine Gestalt, anzusehen wie ein Mensch, oben darauf. Ich sah auch wie den Schimmer von Golderz, wie das Aussehen eines Feuers inwendig ringsum; von der Gestalt seiner Lenden nach oben hin und von der Gestalt seiner Lenden nach unten hin sah ich wie die Gestalt des Feuers, und ein Glanz war rings um ihn her. Wie der Bogen aussieht, der an einem Regentag in den Wolken erscheint, also war auch der Glanz ringsum anzusehen. So war das Aussehen der Erscheinung der Herrlichkeit des HERRN. Als ich sie sah, fiel ich auf mein Angesicht und hörte eine Stimme reden.„
“Und die Hand des Herrn kam daselbst über mich, und er sprach zu mir: Stehe auf, gehe in das Tal hinaus, damit ich dort mit dir rede! Als ich mich nun aufgemacht hatte und in das Tal hinausgegangen war, siehe, da stand daselbst die Herrlichkeit des HERRN, gleich der Herrlichkeit, welche ich bei dem Flusse Kebar gesehen hatte. Da fiel ich auf mein Angesicht nieder; und der Geist kam in mich und stellte mich auf meine Füße und redete mit mir und sprach zu mir: Gehe hin und verschließe dich in dein Haus!„
“Und er führte mich zum Tor, zu dem Tor, welches nach Osten liegt. Und siehe, da kam die Herrlichkeit des Gottes Israels von Osten her, und seine Stimme war wie das Rauschen großer Wasser, und die Erde ward von seiner Herrlichkeit erleuchtet. Und sein Anblick war wie der Anblick, welchen ich sah, als ich kam, da die Stadt zerstört wurde. Die Erscheinung glich derjenigen, welche ich am Flusse Kebar gesehen hatte. Und ich fiel nieder auf mein Angesicht.„
“Darnach führte er mich durch das nördlich Tor, vor das Haus. Da schaute ich, und siehe, die Herrlichkeit des HERRN erfüllte das Haus des HERRN! Da fiel ich nieder auf mein Angesicht.„
– bei dem Propheten Daniel:
“Es begab sich aber, als ich, Daniel, das Gesicht sah und es zu verstehen suchte, siehe, da stand es vor mir wie die Gestalt eines Mannes. Und ich hörte vom Ulai her eine Menschenstimme, welche rief und sprach: Gabriel, erkläre diesem das Gesicht! Da kam er neben mich zu stehen; als er aber kam, erschrak ich so sehr, daß ich auf mein Angesicht fiel. Und er sprach zu mir: Wisse, Menschensohn, daß das Gesicht auf die Zeit des Endes geht! Als er aber mit mir redete, sank ich ohnmächtig zur Erde auf mein Angesicht. Er aber rührte mich an und stellte mich wieder auf meinen Standort.“
“Aber am vierundzwanzigsten Tage des ersten Monats befand ich mich am Ufer des großen Stromes Hiddekel. Und ich hob meine Augen auf und schaute und siehe, da stand ein Mann, in Leinwand gekleidet und die Lenden mit Gold von Uphas umgürtet. Und sein Leib war wie ein Tarsisstein, und sein Angesicht strahlte wie der Blitz und seine Augen wie Feuerfackeln; seine Arme aber und seine Füße sahen aus wie poliertes Erz, und die Stimme seiner Rede war wie das Tosen einer Volksmenge. Und ich, Daniel, sah die Erscheinung allein; die Männer aber, die bei mir waren, sahen sie nicht; doch befiel sie ein so großer Schrecken, daß sie flohen und sich verbargen. Und ich blieb allein zurück und sah diese große Erscheinung. Es blieb aber keine Kraft in mir, und mein Aussehen ward sehr schlecht, und ich behielt keine Kraft. Und ich hörte die Stimme seiner Worte; als ich aber die Stimme seiner Worte hörte, sank ich ohnmächtig auf mein Angesicht zur Erde nieder. Und siehe, eine Hand rührte mich an und half mir, daß ich mich auf meine Knie und Hände stützen konnte.„
“Da er nun also zu mir redete, schlug ich meine Augen zur Erde nieder und blieb stumm. Und siehe, da rührte einer, der den Menschenkindern ähnlich sah, meine Lippen an; und ich öffnete meinen Mund, redete und sprach zu dem, der vor mir stand: Mein Herr, wegen dieser Erscheinung haben mich Wehen überfallen, und ich habe keine Kraft mehr! Und wie könnte ein Knecht dieses meines Herrn mit diesem meinem Herrn reden? Und nun ist keine Kraft mehr in mir, und der Atem ist mir ausgegangen. Da rührte mich der, welcher einem Menschen glich, nochmals an und stärkte mich.“
Wenn uns in der Heiligen Schrift von der Begegnung eines wahren Propheten mit Gott bzw. dem Herrn Jesus Christus berichtet wird, dann wird auch immer von der überwältigenden Ehrfurcht berichtet, die diese Menschen im Zusammenhang mit dieser Gottesbegegnung bzw. dem Reden Gottes befiel. Diese Ehrfurcht ist ein wichtiges Merkmal, anhand dessen wir wahre und falsche Propheten, wie sie heute vermehrt auftreten, voneinander unterscheiden können. Diese Ehrfurcht vor dem lebendigen Gott ist heute innerhalb der Christenheit weitgehend verloren gegangen. Betont wird die Rolle des Herrn Jesus als Erlöser, als Retter, als Demjenigen, der uns liebt und vergibt. Es ist wahr, dass der Herr auch all‘ dies ist. Aber Er ist und bleibt auch der Herr und Richter – und zwar nicht nur der Richter der Welt, sondern auch der Richter der Gläubigen. Dessen waren sich die Apostel im Neuen Testament absolut bewusst. So schreibt z.B. der Apostel Paulus:
“Ich habe den guten Kampf gekämpft, den Lauf vollendet, den Glauben bewahrt; hinfort liegt für mich die Krone der Gerechtigkeit bereit, welche mir der Herr, der gerechte Richter, an jenem Tage zuerkennen wird, nicht aber mir allein, sondern auch allen, die seine Erscheinung liebgewonnen haben.“
“Das wird an dem Tage offenbar werden, da Gott das Verborgene der Menschen richten wird, laut meinem Evangelium, durch Jesus Christus.„
“Ich beschwöre dich vor Gott und Christus Jesus, der Lebendige und Tote richten wird bei seiner Erscheinung und bei seinem Reich: (…)“
Auch der Apostel Jakobus weißt darauf hin, wenn er sagt:
“Seufzet nicht widereinander, Brüder, damit ihr nicht gerichtet werdet; siehe, der Richter steht vor der Tür!“
Und im Hebräerbrief finden wir die eindrückliche Mahnung:
“(…) sondern ihr seid gekommen zu dem Berge Zion und zu der Stadt des lebendigen Gottes, dem himmlischen Jerusalem, und zu Zehntausenden von Engeln, zur Festversammlung und Gemeinde der Erstgeborenen, die im Himmel angeschrieben sind, und zu Gott, dem Richter über alle, und zu den Geistern der vollendeten Gerechten und zu Jesus, dem Mittler des neuen Bundes, und zu dem Blut der Besprengung, das Besseres redet als Abels Blut. Sehet zu, daß ihr den nicht abweiset, der da redet! Denn wenn jene nicht entflohen sind, die es sich verbaten, als er auf Erden redete, wieviel weniger wir, wenn wir uns von dem abwenden, der es vom Himmel herab tut, dessen Stimme damals die Erde bewegte; nun aber hat er verheißen: «Noch einmal will ich bewegen, nicht allein die Erde, sondern auch den Himmel!» Dieses «noch einmal» deutet hin auf die Veränderung des Beweglichen, weil Erschaffenen, damit das Unbewegliche bleibe. Darum, weil wir ein unbewegliches Reich empfangen, lasset uns Dank beweisen, durch welchen wir Gott wohlgefällig dienen wollen mit Scheu und Furcht! Denn auch unser Gott ist ein verzehrendes Feuer.„
“Denn auch unser Gott ist ein verzehrendes Feuer.“ – Ob diese Tatsache vielen Christen heute noch bewusst ist? Ganz offensichtlich nicht, denn das, was man im Internet oder auch in Büchern lesen kann, spricht eine andere Sprache. Da wird der Herr Jesus Christus als „Bruder“ oder „Freund“, manchmal gar als “Kumpel“ bezeichnet. Man meint, durch diese Art der Anrede eine größere Nähe zu dem Herrn bzw. innigere Liebe zu Ihm besser ausdrücken zu können. Doch ist das wirklich Liebe, wenn ich im Umgang mit einer geliebten Person den Respekt ihr gegenüber vermissen lasse? Es ist wahr, der Herr Jesus Christus nennt Seine Jünger “Freunde“ (Johannes 15, 15) und es ist auch wahr, dass Er sie “Brüder“ nennt (Hebräer 2, 12 – 13). Aber haben wir deswegen ebenfalls das Recht, Ihn “Freund“ oder “Bruder“ zu nennen? Der englische Bibelkommentator William J. Hocking hat in einer Fragenbeantwortung darauf hingewiesen, dass der Name “Jesus“ in den Evangelien ca. 588mal, in der Apostelgeschichte 17mal und in den apostolischen Briefen 30mal benutzt wird. Die Bezeichnung “Herr“ im Zusammenhang mit dem Herrn Jesus Christus wird in den Evangelien ca. 26mal, in der Apostelgeschichte 38mal und in den apostolischen Briefen 178mal gebraucht. Die Anrede “Herr Jesus“ kommt nach Hockings Ausführungen in den Evangelien 1mal, in der Apostelgeschichte 6mal und in den apostolischen Briefen 18mal vor. Die ganze Anrede “Herr Jesus Christus“ o. ä. findet sich so weder in den Evangelien noch in der Apostelgeschichte, dafür aber 90mal in den apostolischen Briefen. Hocking weist auch darauf hin, dass, obwohl die Evangelien den Namen “Jesus“ so häufig für sich allein gestellt benutzten, wir den Gebrauch Seines Namens bei den Jüngern/Aposteln niemals ohne den Titel “Herr“ finden. Das beginnt bereits in den ersten Worten, die der Apostel Petrus an die fragenden Israeliten am Pfingsttag richtet (vgl. Apostelgeschichte 2, 36).¹
Wir sollten bedenken, dass die Evangelien uns überwiegend die Zeit des irdischen Dienstes des Herrn Jesus Christus schildern, also jene Zeit, in der Er “die Gestalt eines Knechtes annahm und den Menschen ähnlich wurde“ (Philipper 2, 5 – 11). Heute leben wir in der Zeit nach Seinem wunderbaren Werk von Golgatha und Seiner siegreichen Auferstehung. Wir haben es jetzt mit dem verherrlichten und erhöhten Herrn zu tun (Apostelgeschichte 2, 33a; Apostelgeschichte 5, 31; Philipper 2, 9). Diesem verherrlichten und erhöhten Herrn sollten wir mit entsprechender Ehrfurcht, mit Dankbarkeit und Liebe begegnen und auch die Art unseres Redens über Ihn bzw. von Ihm sollte Seiner erhabenen Stellung entsprechen. Dabei ist zu beachten, dass wir hier nicht in irgendeine Gesetzlichkeit oder einen Formalismus verfallen. Echte Ehrfurcht kommt nicht dadurch, dass wir ab sofort unsere Wortwahl umstellen oder bestimmte neue Worte gebrauchen. Sie entspringt – wie wir bei den Propheten des Alten und den Aposteln des Neuen Testaments gesehen haben – der Begegnung mit Gott. Diese Begegnung mit Gott in Seinem Wort und im Gebet zu suchen, dass ist unsere Aufgabe. Nur aus der täglich neuen Begegnung mit Gott wird wahre Ehrfurcht gespeist und dadurch auch – wie wir es ebenfalls am Beispiel der Apostel sehen – ein Zeugnis für den Herrn Jesus Christus, das wirkliche Strahlkraft besitzt. So wird das neue Leben auch in unserem Reden und Zeugnis zu Ausdruck kommen, denn wir wurden errettet, weil wir “den Namen des Herrn“ angerufen haben (Römer 10, 9).
Wenn wir uns im Zusammenhang mit unserer Betrachtung von Offenbarung 1, 17 – 20 auf unseres Herrn Jesus Christus als den kommenden Richter besinnen, so ist natürlich klar, dass es bei dem Gericht, dass der Herr über die Gläubigen ausüben wird, nicht mehr um die Entscheidung zwischen ewigem Leben und ewigem Tod gehen wird. Der Gläubige, der eine wirkliche Neugeburt aus dem Heiligen Geist (Johannes 3, 1 – 6) und Vergebung seiner Sünden (1. Johannes 1, 7 – 9) erfahren hat, weil er an den Herrn Jesus Christus glaubt, für den gilt die Zusage aus Johannes 5, 24:
“Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, wer mein Wort hört und dem glaubt, der mich gesandt hat, der hat ewiges Leben und kommt nicht ins Gericht, sondern er ist vom Tode zum Leben hindurchgedrungen.„
Der Gläubige selbst muss kein Gericht über seine ewige Zukunft mehr fürchten, denn:
“Wer an ihn glaubt, wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, weil er nicht geglaubt hat an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes.“
Aber alle Werke der Gläubigen werden durch den Herrn Jesus Christus gerichtet und beurteilt werden. Dieses Gericht wird darüber entscheiden, ob wir für unsere Werke Lohn empfangen oder Schaden leiden:
“Wir werden alle vor dem Richterstuhl Christi erscheinen; denn es steht geschrieben: «So wahr ich lebe, spricht der Herr, mir soll sich beugen jedes Knie, und jede Zunge wird Gott bekennen.» So wird also ein jeglicher für sich selbst Gott Rechenschaft geben.„
“Denn wir alle müssen vor dem Richterstuhl Christi offenbar werden, damit ein jeglicher empfange, was er vermittels des Leibes gewirkt hat, es sei gut oder böse. In diesem Bewußtsein nun, daß der Herr zu fürchten sei, suchen wir die Menschen zu überzeugen, Gott aber sind wir offenbar; ich hoffe aber auch in eurem Gewissen offenbar zu sein.“
“Denn einen andern Grund kann niemand legen, außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. Wenn aber jemand auf diesen Grund Gold, Silber, kostbare Steine, Holz, Heu, Stroh baut, so wird eines jeden Werk offenbar werden; der Tag wird es klar machen, weil es durchs Feuer offenbar wird. Und welcher Art eines jeden Werk ist, wird das Feuer erproben. Wird jemandes Werk, das er darauf gebaut hat, bleiben, so wird er Lohn empfangen; wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden leiden, er selbst aber wird gerettet werden, doch so, wie durchs Feuer hindurch.„
Aus diesem Grund fordert uns der Apostel Johannes auch auf:
“Geliebte, wir sind nun Gottes Kinder, und noch ist nicht offenbar geworden, was wir sein werden; wir wissen aber, daß, wenn Er offenbar werden wird, wir Ihm ähnlich sein werden; denn wir werden Ihn sehen, wie er ist. Und ein jeglicher, der diese Hoffnung auf ihn hat, reinigt sich, gleichwie auch Er rein ist.„
Fußnoten:
¹= vgl. W. J. Hocking: “Fragen und Antworten“ in “Ermunterung und Ermahnung“, Jahrgang 1987, Seite 149, CSV-Verlag Hückeswagen