Hintergrund 7: Das Buch des Propheten Micha

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Kingdoms of Israel and Judah - Quelle: Wikipedia/Richardprins

Kingdoms of Israel and Judah – Quelle: Wikipedia/Richardprins

Zum Hintergrund

Der Name „Micha“ ist die Kurzform von „Michaja“ und bedeutet „Wer ist wie Jahwe?“ Wie die Bücher der Propheten Maleachi und Zephania, die wir in den vergangenen Wochen betrachtet haben, gehört Micha zu den so genannten “kleinen Propheten“, d.h. zu den zwölf Propheten (Hosea, Joel, Amos, Obadja, Jona, Micha, Nahum, Habakuk, Zephania, Haggai, Sacharja und Maleachi), deren Bücher auf die der “großen Propheten“ (Jesaja, Jeremia, Hesekiel und Daniel) folgen.
Der Prophet wirkte in der Zeit des geteilten Reiches: Nach dem Tod Salomos (931/926 v. Chr.) kam es zum Zerfall des Reiches. Dies war von Gott durch den Propheten Ahija angekündigt worden (1. Könige 11, 30 – 33) und zwar als Folge des Götzendienstes, dem Salomo in seinen späteren Jahren anhing. Seit 931/926 v. Chr. war das Reich zweigeteilt: Es entstand das Südreich Juda, die zwei Stämme Juda und Benjamin umfassend, mit Jerusalem als Hauptstadt. Die übrigen 10 Stämme bildeten das Nordreich Israel und machten Samaria zu ihrer Hauptstadt.
Micha lebte und wirkte im Südreich während der Regierungszeit dreier Könige von Juda: Jotham (751 – 735 v. Chr.), Ahas (735 – 726 v. Chr.) und Hiskia (726 – 697 v. Chr.) und war ein Zeitgenosse des Propheten Jesaja, der ebenfalls im Südreich Juda, wirkte (vgl. Jesaja 1, 1). Im Nordreich Israel waren zeitgleich der Prophet Amos, ebenfalls aus Juda stammend, und der Prophet Hosea tätig (Amos 1, 1; Hosea 1, 1). Wir dürfen den Propheten Micha, dessen Buch wir heute betrachten, nicht mit dem anderen Propheten gleichen Namens verwechseln, der uns in 1. Könige 22, 1 ff. (bzw. parallel in 2. Chronika 18, 1 ff.) begegnet. Dieser wirkte im Nordreich Israel und zwar zur Zeit des Königs Ahab (874 – 853 v. Chr.), also über 100 Jahre vor dem heute zu betrachtenden Propheten Micha.
Dieser stammte aus Moreschet-Gat (Micha 1, 1), einem Ort, der südwestlich von Jerusalem lag. Er trug den Zusatz „Gat“ weil er sich nahe der Philisterstadt Gat befand (Micha 1, 14). Wenige Kilometer von Moreschet-Gat entfernt lag auch die Stadt Lachisch. Sie war eine der größten und wohlhabendsten Städte Judas, die davon profitierte, dass eine wichtige Handelsstraße von der Küste nach Hebron durch sie führte. Auch die Heimatstadt des Propheten Amos, Tekoa, war von Moreschet-Gat gut erreichbar und etliche Ausleger sehen die Möglichkeit, dass Amos und Micha einander kannten. Kommentatoren beschreiben die Zeit, in der der Prophet wirkte, als eine Zeit wirtschaftlichen Aufschwungs und politischen Friedens. Gleichzeitig war jedoch ein starker geistlicher Niedergang in beiden Reichen, besonders aber im Nordreich Israel, festzustellen. Im Nord- wie im Südreich hatte das Volk den Bund Gottes gebrochen. Die Folge war ein sich ausbreitender Götzendienst, eine Schwemme von falschen Propheten (Micha 2, 6 – 11), auf die die Regierenden hörten und die Unterdrückung der sozial Schwachen (Micha 2, 1; Micha 2, 8 – 9; Micha 3, 11; Micha 6, 11).

Das Buch

Grob kann man das Buch des Propheten Micha in drei bzw. vier große Abschnitte eingeteilt werden: Nach den einleitenden Worten bzgl. der Berufung des Propheten, des Zeitpunkts und der Empfänger der göttlichen Botschaft (Micha 1,1) folgt in Teil 2 (Micha 1, 2Micha 2, 13) die erste Weissagung mit der Ankündigung des göttlichen Gerichts über Israel (Micha 1, 2 – 7), der Klage des Propheten (Micha 1, 8 – 9) und dem Aufruf des Propheten an das Volk, auf die Gerichtsandrohung in der rechten Weise zu reagieren (Micha 1, 10 – 16). Anschließend hält der Prophet dem Volk seine Sünden vor. In Micha 2, 1 – 5 werden die Sünden der Reichen und Regierenden angesprochen, in Micha 2, 6 – 11 werden die falschen Propheten und Habgierigen angeklagt. Darauf folgt ein Ausblick, der weit über die Zeit des Propheten hinaus geht. Der Prophet verkündet die zukünftige Sammlung und Wiederherstellung des Volkes unter dem Messias (Micha 2, 12 – 13).
In Teil 3 (Micha 3, 4 und 5) findet sich die zweite Weissagung. Dabei spricht der Prophet die Schuld der politischen Leiter (Micha 3, 1 – 4) und die Schuld der religiösen Leiter an (Micha 3, 5 – 8) um diese anschließend gemeinsam anzuklagen (Micha 3, 9 – 12). Kapitel 4 und 5 enthalten ebenfalls einen Ausblick in die Zukunft. Der Prophet kündigt die Wiederherstellung, Reinigung und den zukünftigen Frieden Zions, also des gesamten Reiches, unter der Herrschaft des Messias an.
Teil 4 enthält die dritte Weissagung (Micha 67). Darin geht es um noch einmal um die Sünden des Volkes und um den Triumph des zukünftigen Reiches Gottes: In Micha 6, 1 – 16 geht es um die Anklage Gottes gegen das Volk, seine Sünden und seine Strafe. Micha 7, 1 – 6 schildert uns die Klage des Propheten über den geistlichen Niedergang seines Volkes. Seinen Abschluss findet das Buch in Worten, in denen der Prophet seine Zuversicht und sein Vertrauen zu Gott zum Ausdruck bringt (Micha 7, 7 – 20).

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