Verschiedene Gottesbilder im Alten und im Neuen Testament? (4)


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B) Zeitalter/Haushaltungen – wie unterscheidet man sie und wie viele gibt es?

Wir haben festgestellt, dass Gott zu unterschiedlichen Zeiten auf verschiedene Weise mit den Menschen handelt. Die Art und Weise Seines Handelns in den jeweiligen Zeitaltern wird auch als „Haushaltung“ bezeichnet.

Wir kennen aus der Politik den Begriff der „Ära“. So sprechen wir z.B. von der „Ära Kohl“, der „Ära Schröder“ oder der „Ära Merkel“. Dieser Begriff bezeichnet nicht nur den Zeitraum, in dem die jeweilige Person das Amt des Bundeskanzlers/der Bundeskanzlerin inne hatte bzw. hat, sondern vielmehr die Art und Weise der Regierungsführung und die politische Richtung, die von der  jeweilige Regierung verfolgt wurde bzw. wird.

William MacDonald schreibt¹:

„Die Handlungsweise Gottes in jedem Zeitabschnitt der Menschheitsgeschichte wollen wir deshalb ‚Haushaltung‘ nennen. Gottes Handeln in einer ‚Haushaltung‘ könnte mit einem wirklichen Haushalt verglichen werden. Sind hier nur Mann und Frau vorhanden, so folgt daraus eine bestimmte Verhaltensweise. Diese wird aber völlig anders, wenn erst einmal mehrere kleine Kinder vorhanden sind. Reifen die Kinder heran, so werden die Familienangelegenheiten erneut in anderer Weise gehandhabt. Das gleiche Muster finden wir in der Verfahrensweise Gottes mit der Menschheit (Galater 4, 1 – 5)²:

„Ich sage aber: Solange der Erbe unmündig ist, so ist zwischen ihm und einem Knecht kein Unterschied, ob er wohl ein Herr ist aller Güter; sondern er ist unter den Vormündern und Pflegern bis auf die Zeit, die der Vater bestimmt hat. Also auch wir, da wir unmündig waren, waren wir gefangen unter den äußerlichen Satzungen. Da aber die Zeit erfüllet ward, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einem Weibe und unter das Gesetz getan, auf dass er die, so unter dem Gesetz waren, erlöste, dass wir die Kindschaft empfingen.“

Bezüglich der Anzahl der Zeitalter bzw. Haushaltungen führt William Mac Donald aus³:

„Über die Zahl der Haushaltungen oder ihre Bezeichnungen sind sich nicht alle Christen einig. Ja, es ist sogar so, dass nicht einmal alle Christen akzeptieren, dass es überhaupt Haushaltungen gibt. Wir möchten aber ihre Existenz wie folgt beweisen:

Erstens gibt es mindestens zwei Haushaltungen – Gesetz und Gnade (Johannes 1, 17):

‚Das Gesetz wurde durch Mose gegeben, die Gnade und die Wahrheit ist durch Jesus Christus geworden.‘

Die Tatsache, dass unsere Bibel in Altes und Neues Testament geteilt ist, zeigt an, dass ein Wechsel in der Verwaltung stattgefunden hat. Einen weiteren Beweis finden wir darin, dass Gläubige unserer Zeit nicht aufgefordert werden, tierische Schlachtopfer zu bringen; auch das zeigt, dass Gott eine neue Ordnung eingeführt hat.

Wenn wir aber darin übereinstimmen, dass es zwei Haushaltungen gibt, sind wir auch zur Annahme gezwungen, dass es drei gibt, denn die Zeit des Gesetzes fing nicht vor 2. Mose 19 an, Jahrhunderte nach der Schöpfung. So muss mindestens eine Haushaltung vor dem Gesetz existiert haben (siehe auch: Römer 5, 14). Damit wären es drei. Wir sollten uns dann auch auf eine vierte Haushaltung einigen können, denn die Bibel spricht von „dem kommenden Zeitalter“ (Hebräer 6, 5). Natürlich ist das die Zeit, wenn der Herr Jesus Christus zurückkommen wird, um auf der Erde zu herrschen, auch bekannt als das Tausendjährige Reich. Der Apostel Paulus unterscheidet ebenfalls zwischen dem ‚gegenwärtigen‘ und dem ‚kommenden‘ Zeitalter. Erst spricht er von der Haushaltung, die ihm anvertraut wurde in Verbindung mit der Wahrheit des Evangeliums und der Gemeinde (1. Korinther 9, 17; Epheser 3, 2; Kolosser 1, 25). Das ist das gegenwärtige Zeitalter. Aber er weist dann auch auf ein zukünftiges, wenn er sich in Epheser 1, 10 auf die ‚Verwaltung der Fülle der Zeiten‘ bezieht. Von dieser Beschreibung her ist klar, dass diese Zeit noch nicht gekommen ist. Daher wissen wir, dass wir nicht in der absolut letzten Zeit der Weltgeschichte leben. Dr. C. I. Scofield, der Herausgeber der Scofield Reference Bible³ª , listet folgende Haushaltungen auf:

1. Die Zeit der Unschuld (1. Mose 1, 28) von der Schöpfung Adams bis zum Sündenfall.
2. Die Zeit des Bewusstseins der moralischen Verantwortung oder: die Zeit des Gewissens (1. Mose 3, 7): vom Sündenfall bis zum Ende der Flut.
3. Die Zeit unter der Verwaltung des Menschen (1. Mose 8, 15): vom Ende der Flut bis zu Abrahams Berufung.
4. Die Zeit der Verheißung oder: die Zeit der Patriarchen (1. Mose 12, 1): von Abrahams Berufung bis zur Gesetzgebung.
5. Die Zeit des Gesetzes (2. Mose 19, 1): von der Gesetzgebung bis Pfingsten.
6. Die Zeit der Gemeinde oder: die Zeit der Gnade (Apostelgeschichte 2, 1): von Pfingsten bis zur Entrückung.
7. Die Zeit des Königreichs (Offenbarung 20, 4): die tausendjährige Regierung Christi auf der Erde.

(…) Während es nicht so wichtig ist, mit den kleinsten Einzelheiten der Einteilung einverstanden zu sein, ist es doch sehr wichtig zu sehen, dass es verschiedene Haushaltungen gibt. Die Unterscheidung zwischen Gesetz und Gnade ist besonders wichtig. Sonst werden wir Schriftaussagen, die andere Zeiten betreffen, auf uns selbst beziehen. Sind auch alle Bibelstellen nützlich für uns (2. Timotheus 3, 16), so sind sie dich nicht alle direkt an uns gerichtet. Abschnitte, die andere Zeitabschnitte behandeln, können auf uns zwar angewandt werden, haben ihre Bedeutung aber in erster Linie für die Zeit, für die sie geschrieben wurden. Es war z.B. den unter dem Gesetz lebenden Juden verboten, Fleisch von irgendeinem unreinen Tier zu essen, d.h. von einem mit gespaltenen Hufen, das nicht wiederkäut (3. Mose 11, 3 f). Dieses Verbot gilt für heutige Christen nicht mehr (Markus 7, 18 – 19), aber das dahinterstehende Prinzip ist geblieben – dass wir nämlich moralische und geistliche Unreinheit vermeiden sollen. Gott versprach dem Volk Israel materiellen Wohlstand, wenn es ihm gehorchen würde (5. Mose 28, 1 – 6). Die Betonung lag auf dem materiellen Segen hier auf der Erde. Für uns gilt das nicht. Gott verspricht nicht, dass Er unseren Gehorsam mit finanziellem Wohlstand belohnen wird. Stattdessen sind die Segnungen der jetzigen Haushaltung geistlicher Art in himmlischen Örtern (Epheser 1, 3).“

Gott verändert sich nicht, aber Er handelt zu unterschiedlichen Zeiten der Heilsgeschichte auf unterschiedliche Weise mit den Menschen. An den wenigen Beispielen, die William MacDonald anführt, sehen wir bereits, wie wichtig es ist, dass wir die Zeitalter bzw. Haushaltungen unterscheiden. Besonders wichtig ist es, das Zeitalter des Gesetzes und das Zeitalter der Gnade zu unterscheiden. Wir könnten hier auch sagen: wir müssen zwischen Israel und der Versammlung (= Gemeinde, Kirche) unterscheiden. Es ist gerade die Vermischung der biblischen Aussagen bzgl. Israels mit denen bzgl. der Versammlung (= Gemeinde, Kirche), die maßgeblich zur Verwirrung u. a. auch im Zusammenhang mit der Frage des biblischen Gottesbildes geführt haben.

Fußnoten:

¹= William MacDonald: „Der Unterschied – Die Bibel recht verstehen“, Hänssler-Verlag Neuhausen-Stuttgart, 1985, Seite 9.

²= „Um ein Beispiel zu nennen: Als Kain seinen Bruder Abel erschlagen hatte, machte Gott ein Zeichen an seine Stirn, damit er nicht von jemandem, der ihn finden würde, getötet würde (1. Mose 4, 15). Nach der Flut jedoch führte Gott die Todesstrafe ein, mit der Anordnung: „Wer Menschenblut vergießt, durch den Menschen soll sein Blut vergossen werden“ (1. Mose 9, 6). Warum dieser Unterschied. Weil inzwischen ein Wechsel der ‚Haushaltung‘ eingetreten war. Ein anderes Beispiel. In Psalm 137, 8 – 9 ruft der Schreiber ein ernstes Gericht über Babylon aus: ‚Tochter Babel, du Verwüsterin! Glücklich, der dir vergilt dein Tun, das du uns angetan hast. Glücklich, der deine Kinder ergreift und sie am Felsen zerschmettert.‘ Dennoch lehrte der Herr Jesus später Sein Volk: ‚Liebet eure Feinde, und betet für die, die euch verfolgen.‘ Es ist klar, dass die dem Psalmisten angemessene Sprache, der unter dem Gesetz lebte, für den unter der Gnade lebenden Christen nicht länger passend ist.“ William Mac Donald, a.a.O., Seite 10

³= William MacDonald, a.a.O., Seite 11-13

³ª= Die deutsche Ausgabe ist unter dem Titel „Scofield Bibel“ mit dem Text der revidierten Elberfelder Übersetzung im R. Brockhaus-Verlag Wuppertal erschienen.

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