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Die Fundamente – Einleitung
Historischer Hintergrund und Definition
Der Begriff „Fundamentalismus“ ist in den vergangenen Jahren, insbesondere seit den Geschehnissen des 11. September 2001, verstärkt durch die Medien in das Bewußtsein der Menschen gedrungen. Im Gespräch wird jedoch schnell deutlich, dass oft jeder Gesprächsteilnehmer unter dem Begriff „Fundamentalismus“ etwas anderes versteht. Treffend beschreibt die freie Internet-Enzylopädie Wikipedia diesen Zustand:
„Im populären Sprachgebrauch werden unter dem Begriff Fundamentalismus zuweilen unterschiedslos konservative religiöse Gruppen, gewalttätige Mitglieder einiger Volksgruppen mit mehr oder weniger religiöser Motivation, oder Terroristen zusammengefasst, was diesen Begriff heute problematisch macht. So schreibt der Historiker Hartmut Lehmann: „Bisher ist offen, ob der Begriff Fundamentalismus zu mehr taugt als zu Polemik“. Obwohl es unter den genannten Gruppentypen Überschneidungen gibt, lassen sie sich nicht prinzipiell gleichsetzen; auch büßt der Begriff an Bedeutung ein, wenn nicht auf die jeweiligen Fundamente Bezug genommen wird. Fundamentalisten charakterisiert man im allgemeinen dadurch, dass sie sich auf bestimmte konkrete Grundlagen (oder das, was sie darunter verstehen) ihrer Religion (oder gelegentlich auch im weiteren Sinne verwendet: ihrer Partei, Ideologie) beziehen und darüber keine Diskussion zulassen, mit dem Begriff sollen Intoleranz, Radikalismus und auch daraus entstehende Gewaltbereitschaft suggeriert werden, wobei dies teilweise dem selbst geäußerten Selbstverständnis der Gruppe entspricht, teilweise nicht. Abweichend von seiner eigentlichen Bedeutung wird der Begriff auch als abwertendes politisches Schlagwort gebraucht, wie z. B. bei Fundi oder Marktfundamentalismus.“¹
Ebenso zutreffend ist der Hinweis bei Wikipedia auch darauf, was mit diesem Begriff ursprünglich bezeichnet wurde:
„Das Wort Fundamentalismus trat erstmals auf im Zusammenhang mit einer von Reuben Archer Torrey herausgegebenen Schriftenreihe „The Fundamentals – A Testimony to the Truth“, die sich gegen liberale Theologie und insbesondere die historisch-kritische Methode wandte. Zu den Autoren gehörten namhafte konservative Theologen wie Benjamin Breckinridge Warfield. Die fünf wesentlichen Punkte ihrer Haltung wurden 1910 von der Generalkonferenz der presbyterianischen Kirche zusammengefasst:
* die Irrtumslosigkeit und Autorität der Bibel
* die Gottheit von Jesus Christus
* seine jungfräuliche Geburt und Wunder
* sein Tod für die Sünden der Menschen
* seine leibliche Auferstehung und persönliche Wiederkehr“²
Dieser historische Hintergrund – „Fundamentalismus“ als Rückbesinnung auf die grundlegenden christlichen Glaubenswahrheiten und eben nicht als gewaltsame Durchsetzung einer Glaubenslehre verstanden – ist im deutschen Sprachbereich kaum bekannt. Ebenso wenig bekannt sind die theologischen Schriften, die in der Zeit von 1910 – 1915 entstanden sind und zusammen die 12 Bände der „Fundamentals“ ergeben. Aus diesem Grund möchte ich in einer mit diesem Beitrag beginnenden Artikelreihe die „Fundamentals“ als Ganzes und die einzelnen Beiträge darin sukzessive vorstellen und besprechen.
¹= Wikipedia: „Fundamentalismus“: Aktuelle umgangssprachliche Bedeutung: http://de.wikipedia.org/wiki/Fundamentalismus#Aktuelle_umgangssprachliche_Bedeutung
²= Wikipedia: „Fundamentalismus“: Ursprung des Begriffs: http://de.wikipedia.org/wiki/Fundamentalismus#Ursprung_des_Begriffs