Gebet (1): Kommunikation mit Gott

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Stellen Sie sich einmal folgende Situation vor:

Jemand lädt mich zu einer „Fahrt ins Grüne“ ein und auf dieser Fahrt machen meine Begleitung und ich Rast in einem schönen Landgasthof. Natürlich kommt bald eine Bedienung, reicht uns die Karte und fragt kurze Zeit später nach, was wir zu essen wünschen. Meine Begleitung hat die Antwort schnell parat: „Bitte einmal Russische Eier und ein Pils.“ Die Bedienung wendet sich mir zu und ich sage:

„Holde Frau,

ich weiß genau,

was ich will,

den Teller füll‘

mit Braten hier,

das wünsch ich mir.

So sei es!“

Die erstaunten Gesichter der Bedienung und meiner Begleitung wären mir sicher. Und wenn die Bedienung dann gegangen wäre, würde meine  Begleitung auf unnachahmliche Weise ihre Stirn runzeln, die Brille etwas nach unten ziehen, mich über den Brillenrand anschauen (wie nur sie es kann) und sagen: „Geht’s noch?!“.
Nehmen wir weiter an, die Bedienung würde mir nun den gewünschten Braten bringen und ich würde daraufhin sagen:

„Dir Frau, sei Dank vieltausendmal

für dieses gute, frische Mahl!

So sei es!“

Spätestens jetzt würden die anderen Beteiligten wohl denken, dass mit mir irgendetwas nicht in Ordnung ist, oder?

Vielleicht sprechen wir unter Freunden einmal so in Reimen, wenn wir einen Witz machen wollen. Aber normaler Weise kommunizieren wir nicht so mit anderen Menschen. Täten wir es, so würde dieses „Kommunikationsverhalten“ sicherlich als respektlos und unvernünftig abgelehnt werden und das ganz zu Recht. Darum würden wir auch mit anderen Menschen auf gar keinen Fall so sprechen, wenn wir ein ernstes Anliegen, eine dringende Bitte vorbringen wollten, weil wir ihre Hilfe nötig haben.

senden

„Senden und empfangen“
Foto: Gerd Altmann/pixelio

Ja, mit Menschen würden wir nicht so sprechen, aber viele Menschen sprechen so oder auf ähnliche Weise mit Gott. Sie nennen das „Gebet“. Nun möchte ich die Ernsthaftigkeit der so Betenden überhaupt nicht in Frage stellen. Darüber möchte ich nicht urteilen. Denn meine Erfahrung hat mir gezeigt, dass viele Menschen diese Art des Betens einfach so übernommen haben. Vielleicht wurde ihnen das so von ihren Eltern oder Großeltern gelehrt. Vor dem zu Bett gehen wurden dann die Hände gefaltet und „das Sprüchlein“, wie es einmal jemand nannte, „aufgesagt“. Es wurde ein „Ritual“ eingeübt, schnell wurde daraus Routine und am Ende, so meine eigene Kindheitserfahrung, wurden diese auswendig gelernten Sprüche dann nur noch „heruntergeleiert“. Man war froh, wenn man „es“ hinter sich hatte. Denn dann ging die Mama und man konnte heimlich unter der Decke noch ein wenig lesen …
Viele Menschen, die eigentlich gern beten würden, hören damit nach ihrer Jugendzeit auf, weil diese „Gebete“ ihnen so „hohl“ vorkommen und „ja doch nichts passiert“.

Auswendig gelernte Gebete, so genannte Gebetbuch-Gebete, Gebete in Reimform – diese Art des Betens zeigt nach meiner Erfahrung, dass zwischen dem so Betenden und Demjenigen, der gebeten werden soll, eigentlich gar keine Beziehung, kein wirklicher Kontakt besteht. Wo aber keine Beziehung, kein wirklicher Kontakt besteht, kann es auch nicht zu einer wirklichen Kommunikation kommen. Der Gebetene „ist irgendwo da oben“ oder „weit weg“ und bei den meisten Menschen, die so beten, besteht keinerlei Gewissheit, ob ihre Gebete überhaupt irgendwie Erhörung finden. Gebet ist für viele ein „beruhigendes Ritual“, mehr nicht.

Wie viel mehr Gebet sein kann, zeigt uns die Bibel, Gottes Wort, an vielen Stellen. Betrachten wir einmal kurz Mose, den Mann, den Gott dazu benutzte, Sein Volk Israel aus der Gefangenschaft in Ägypten zu befreien. Von Mose heißt es in 4. Mose 7, 89:

„Und wenn Mose in das Zelt der Zusammenkunft hineinging, um mit ihm zu reden, so hörte er die Stimme zu ihm reden von dem Deckel herab, der auf der Lade des Zeugnisses war, zwischen den beiden Cherubim hervor; und er redete zu ihm.“

Das „Zelt der Zusammenkunft“, auch als „Stiftshütte“ bekannt, war das transportable Heiligtum, dessen Bau Gott dem Mose geboten hatte und das die Israeliten während ihrer Wanderschaft von Ägypten ins verheißene Land mit sich führten. Der Begriff „Zelt der Zusammenkunft“, wie ihn  z.B. die Elberfelder Bibel übersetzt, macht deutlich, wozu dieses Zeltheiligtum dienen sollte: Es war ein Ort der Begegnung zwischen Gott und dem Menschen. In 4. Mose 7, 89 wird uns gesagt, dass Mose in dieses Zelt ging. Dort sprach Gott zu ihm und er antwortete Gott. Gebet ist also kein Monolog, kein „Herunterleiern“ einer kurzen oder langen Liste von Bitten bzw. anderer Anliegen. Gebet ist ein Dialog, eine wirkliche Kommunikation. Das wird auch in 2. Mose 33, 11 deutlich, wo es heißt:

„Der HERR aber redete mit Mose von Angesicht zu Angesicht, wie ein Mann mit seinem Freunde redet (…)“

pray„Pray“

Foto: Viktor Schwabenland/pixelio

Wenn die Bibel also vom Gebet spricht, so ist damit immer eine  Kommunikation auf der Basis einer engen Lebens- und Vertrauensbeziehung (hier bei Mose als „Freundschaft“ bezeichnet), gemeint.

Das wird auch deutlich, wenn wir ganz an den Anfang der Menschheitsgeschichte, in den Garten Eden, zurückgehen.  Über das Verhältnis Gottes zu den ersten Menschen heißt es u.a.:

„Und Gott der HERR bildete aus Erde alle Tiere des Feldes und alle Vögel des Himmels und brachte sie zu dem Menschen, daß er sähe, wie er sie nennen würde, und damit jedes lebendige Wesen den Namen trage, den der Mensch ihm gäbe. Da gab der Mensch einem jeglichen Vieh und Vogel und allen Tieren des Feldes Namen (…)“

(1. Mose 2, 19 – 20)

Es bestand also eine enge, vertrauensvolle Beziehung zwischen Gott und dem Menschen. Man könnte hier fast von einer Art „Teamarbeit“ sprechen. Auch 1. Mose 1, 26 – 31 macht deutlich, dass Gott  seinen Menschen an der Bewahrung Seiner Schöpfung mit beteiligen wollte. Was für ein einzigartiger Ausdruck von Vertrauen.

Aber schon wenige Kapitel später berichtet die Bibel von dem Zerbruch  dieser engen Beziehung des Menschen zu Gott (1. Mose 3, 1 – 24): Weil der Mensch der Stimme des Verführers mehr Glauben schenkte als der Liebe Gottes, die  Dieser dem Menschen gegenüber bereits vielfach unter Beweis gestellt hatte, weil der Mensch Gottes Gebot übertrat, darum zerbrach diese wundervolle Lebensbeziehung zwischen Gott und dem Menschen. In 1. Mose 4, 26 heißt es dann:

„Und auch dem Seth ward ein Sohn geboren, den hieß er Enosch. Damals fing man an, den Namen des HERRN anzurufen.“

Hier ist nicht mehr die Rede von  einem engen, vertrauensvollen Umgang miteinander. Nein, hier muss der Name des Herrn „angerufen“ werden. „Rufen“, das tut man doch nur, wenn der Angesprochene sich in einiger Entfernung befindet. Und genau das war das Ergebnis des Sündenfalls: die Trennung und Entfernung des Menschen von Gott. Hier liegt auch der Grund dafür, dass die meisten Menschen ihre Gebete als schwierig oder ineffektiv empfinden. Denn die entscheidende Grundlage für jede wirkliche Kommunikation mit Gott fehlt ihnen: eine enge, ungetrübte Lebensbeziehung mit ihrem Schöpfer. Aber Gott, der den Menschen liebt, hat für jeden, der Ihn mit aufrichtigem Herzen sucht, einen Weg zurück in diese enge Gemeinschaft geschaffen.

Fortsetzung hier

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